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Koalition in Sicht: Was CDU und SPD für deine Finanzen planen

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Simin Heuser

26. Februar 2025

 CDU und SPD stehen nach der Bundestagswahl vor einer Koalition. Wie die Pläne der Parteien deinen Geldbeutel beeinflussen könnten.  

Die Bundestagswahl ist gelaufen, aber die politische Landschaft in Deutschland bleibt gespalten. Die Union liegt klar vorn, die SPD verliert stark, die Grünen leicht – AfD und Linke legen dagegen kräftig zu. Die FDP fliegt aus dem Bundestag, das BSW schafft den Sprung hinein knapp nicht.

Das einzig infrage kommende Bündnis scheint Schwarz-Rot zu sein. Im Falle einer Koalition bleiben die entsprechenden Verhandlungen und Verträge abzuwarten. Wir haben uns aber schon mal die Wahlprogramme von SPD und Union angeschaut und herausgefiltert, welche Punkte sich direkt auf deine Finanzen auswirken könnten. Von Steuern über Rente bis hin zu Wohnen: Hier kommt der Überblick.

Rente: Zwischen Stabilität und Eigenverantwortung

Es gibt dringenden Handlungsbedarf, das Thema muss schnellstmöglich mit neuen Ideen angepackt werden. Und trotzdem finden sich in den Programmen der Parteien keine bahnbrechenden Ansätze zur Rente. Einig sind sich SPD und Union, dass das Renteneintrittsalter unverändert bleibt – die SPD lehnt eine Erhöhung ab, die Union will es beibehalten. Unterschiede gibt es bei der Altersvorsorge: Die SPD setzt auf eine stabile gesetzliche Rente und will private Vorsorge vor allem für kleine und mittlere Einkommen fördern – unter der Bedingung transparenter und günstiger Produkte. Die CDU betont Eigenverantwortung: Kinder sollen monatlich 10 Euro in ein steuerfreies Vorsorgedepot erhalten, Erwachsene im Rentenalter bis zu 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen. Selbstständige mit hohem Schutzbedarf sollen laut SPD in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden, während die CDU die Wahl zwischen privater und gesetzlicher Vorsorge belässt.

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Steuern: Welche Erleichterungen die beiden Parteien planen

Spannend könnte es beim Thema Steuern werden. Hier gehen die Pläne von Union und SPD wie zu erwarten deutlich auseinander. Die CDU plant eine allgemeine Entlastung: Der Einkommensteuertarif soll flacher werden, der Grundfreibetrag steigen, und der Spitzensteuersatz später greifen. Zudem soll der Solidaritätszuschlag komplett wegfallen.

Die SPD hingegen will vor allem Gering- und NormalverdienerInnen entlasten – unter anderem durch eine niedrigere Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Der Solidaritätszuschlag bleibt für die meisten abgeschafft, gilt aber weiterhin für die oberen zehn Prozent. Vermögende sollen stärker zur Kasse gebeten werden: Die Vermögensteuer soll wieder eingeführt, die Erbschaft- und Schenkungsteuer erhöht und Kapitalerträge mit dem persönlichen Einkommensteuersatz besteuert werden.

Berechnungen des ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) verdeutlichen, wie die Steuerpläne der beiden Parteien Alleinverdiener-Paare mit zwei Kindern je nach Einkommen entlasten würden:
Steuerpläne Grafik

Grafik: WDR aktuell; Quelle: Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, 25.02.2025,

SPD: Die SPD will vor allem Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen entlasten. Bei 40.000 Euro jährlich spart ein Haushalt 860 Euro (2,15 %), bei 120.000 Euro sind es 1.518 Euro (1,27 %) und bei 180.000 Euro 2.203 Euro (1,22 %). Die prozentuale Entlastung nimmt mit steigendem Einkommen ab – der größte Vorteil liegt also bei den unteren und mittleren Einkommensgruppen.

Grafik Steuerentlastung

Grafik: WDR aktuell; Quelle: Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, 25.02.2025,

Union: Die Union plant vor allem Menschen mit mittleren und hohen Einkommen zu entlasten. Bei 40.000 Euro liegt die Ersparnis bei 304 Euro (0,76 %), bei 120.000 Euro bereits bei 2.765 Euro (2,30 %) und bei 180.000 Euro bei 5.840 Euro (3,24 %). Hier steigt die Entlastung sowohl absolut als auch prozentual mit dem Einkommen – je höher das Einkommen, desto größer der Vorteil.

Vermögensaufbau: Umverteilen oder Anreize setzen?

Auch in puncto Vermögensaufbau setzen die beiden Parteien auf unterschiedliche Richtungen:

Die SPD setzt auf Umverteilung, indem große Vermögenszuwächse stärker besteuert werden. Geplant sind eine europaweite Finanztransaktionssteuer und die Besteuerung von Gewinnen aus dem Verkauf nicht selbst genutzter Immobilien – auch nach Ablauf der zehnjährigen Spekulationsfrist. Gleichzeitig soll das Programm „Jung kauft Alt“ jungen Familien mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen den Kauf und die Sanierung älterer Immobilien erleichtern.

Die CDU setzt hingegen auf steuerliche Anreize für den Vermögensaufbau. Beim Kauf von selbstgenutztem Wohneigentum soll ein Freibetrag von 250.000 Euro pro Erwachsenem und 150.000 Euro pro Kind bei der Grunderwerbsteuer gelten. Eine Vermögensteuer lehnt sie ab. Außerdem sollen Erträge aus langfristig angelegten vermögenswirksamen Leistungen bis zu einem bestimmten Betrag steuerfrei sein.

Welche gemeinsame Lösung aus diesen vollkommen konträren Plänen wird, bleibt abzuwarten.

Finanzielle Unterstützung für Eltern: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Flexibilität

Einig sind sich Union und SPD zumindest in der Theorie, wenn es um die finanzielle Entlastung von Familien und der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Doch der Teufel steckt im Detail, denn die konkrete Umsetzung vieler Entlastungen sieht unterschiedliche Maßnahmen vor.

Beide Parteien wollen das Kindergeld erhöhen. Bei der Elternzeit schlägt die SPD ein Modell mit 18 Monaten Elterngeld vor – je sechs Monate pro Elternteil und sechs Monate zur freien Aufteilung. Die CDU setzt auf mehr Flexibilität, nennt jedoch keine konkrete Dauer. Beide Parteien wollen die Kinderbetreuung ausbauen: Die SPD legt den Fokus auf kostenfreie Bildung von der Kita bis zur Schule, inklusive kostenloser Verpflegung, während die CDU die steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten in den Vordergrund stellt.

Die SPD setzt auf Mieterschutz: Die Mietpreisbremse soll unbefristet gelten, Mieterhöhungen in angespannten Regionen auf 6 % in drei Jahren begrenzt und die Umlage der Grundsteuer eingeschränkt werden. Die CDU will hingegen den Wohnungsmarkt durch mehr Neubauten entspannen – mit mehr Bauland, weniger Bürokratie und vereinfachten Bauvorschriften, um die Kosten zu senken.

Einigkeit besteht beim sozialen Wohnungsbau, der stärker gefördert werden soll, und beim Wohngeld – das soll regelmäßig an die Preisentwicklung angepasst werden. Die SPD möchte es als „Wohngeld Plus“ für mehr Menschen zugänglich machen und WG-Zimmer für Studierende und Azubis auf maximal 400 Euro begrenzen, während die CDU keine Preisgrenzen nennt. Beide Parteien setzen auf schnellere Genehmigungen und digitale Bauverwaltungen.

Sozialleistungen und finanzielle Hilfen

Zu Reibereien könnte es bei den Sozialleistungen kommen. Hier könnten die Positionen unterschiedlicher kaum sein. Die SPD setzt auf soziale Absicherung und individuelle Unterstützung, während die CDU den Fokus stärker auf Eigenverantwortung und Arbeitsanreize legt. Beim Bürgergeld will die SPD das System beibehalten und die Jobcenter besser ausstatten. Die CDU plant hingegen eine „Neue Grundsicherung“ mit strengeren Sanktionen und Vermögensprüfungen ab dem ersten Tag.

Die Familienförderung der SPD umfasst einen Kinderzuschlag, ein Familienbudget für haushaltsnahe Dienstleistungen und erweiterte „Frühe Hilfen“ für Familien. Die CDU setzt auf die Bekämpfung von Sozialleistungsmissbrauch, verstärkten Datenaustausch zwischen Behörden und mehr Sachleistungen anstelle von Geld.

Beim BAföG strebt die SPD langfristig eine elternunabhängige Förderung als Vollzuschuss an. Die CDU weist nur auf eine einfachere, digitale Antragsstellung und höhere Zuverdienstgrenzen hin.

Fazit: Keine „Liebesehe“, aber eine Zweckgemeinschaft

Sollte es zu einer Koalition zwischen CDU und SPD kommen, dürften die Verhandlungen in vielen Bereichen spannend werden. Besonders bei der Rente, den Steuern und den Sozialleistungen sind die Unterschiede groß. Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedl von der Universität der Bundeswehr in München erklärt bei ZDFheute, dass man zwischen Union und SPD zwar keine „Liebesehe“ erwarten kann. Sie gehe aber dennoch davon aus, dass die beiden Parteien zusammenfinden werden. Letztlich wird sich in den Koalitionsverhandlungen zeigen, welche Kompromisse deinen Geldbeutel am meisten beeinflussen.

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Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

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Simin Heuser

Simin Heuser hat Volkswirtschaftslehre studiert und war bereits für verschiedene Fondsgesellschaften und Fintechs tätig. Sie schreibt unter anderem als freie Autorin über Finanz- und Versicherungsthemen.

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