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Was ist der EZB-Leitzins? Und welche Auswirkungen hat er auf SparerInnen, KreditnehmerInnen und die Wirtschaft? Wir geben den Überblick.
Der Leitzins bestimmt, wie wir in einem Wirtschaftsraum agieren: Das Investitions- und Sparverhalten, die Höhe der Kredit- und Sparzinsen, die Inflationsrate und vieles mehr werden beeinflusst.
Hohe Leitzinsen sind gut für SparerInnen, die ihr Geld etwa auf Festgeldkonten anlegen. Gleichzeitig bremsen sie die Inflation.
In den kommenden Jahren erwarten ExpertInnen sinkende Zinsen.
Was bedeutet es eigentlich, wenn es in den Nachrichten um den Leitzins geht? Was ist der Leitzins und wer bestimmt diesen Leitzinssatz im Euro-Währungsgebiet? Wie hoch ist der aktuelle Hauptrefinanzierungssatz und was bedeutet eine Leitzinserhöhung? In unserem Artikel erfahren AnfängerInnen, was es damit auf sich hat. Wir geben dir eine Erklärung, welche Auswirkungen die Änderung des Leitzinses eigentlich hat.
Geschäftsbanken wie die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die HypoVereinsbank benötigen Geld, um beispielsweise Kredite an Unternehmen und Privatpersonen vergeben zu können. Dieses Geld leihen sie sich wiederum zu großen Teilen von einer übergeordneten Zentralbank. In den europäischen Staaten, die den Euro als offizielle Währung eingeführt haben, ist die Europäische Zentralbank (EZB) dafür verantwortlich.
Hier kommt der Leitzins ins Spiel: Kurz gesagt bestimmt der Leitzins die Preise, zu denen sich Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen beziehungsweise zu denen sie Geld anlegen können.
Im Euroraum werden diese Konditionen von der EZB festgelegt. Sie steht über den nationalen Banken der EU-Mitgliedstaaten, agiert unabhängig von den Regierungen der EU-Länder und ist das zentrale Organ für die Geldpolitik im Euroraum. Auch in anderen Teilen der Welt existieren Zentralbanken: In den USA ist dies die „Federal Reserve“ (Fed), in Australien übernimmt diese Rolle die „Reserve Bank of Australia“ und in Großbritannien fungiert die „Bank of England“ als Zentralbank.
Laut Definition gibt es aber nicht nur “den einen Leitzins” der EZB. Genau genommen gibt es drei Leitzinsen:
Wenn in den öffentlichen Medien oder in der Presse von „dem Leitzins“ gesprochen wird, ist in der Regel der Hauptrefinanzierungssatz gemeint. Er ist der offiziell wichtigste Zins der EZB.
Denn er legt die Konditionen beziehungsweise den Zinssatz fest, zu dem sich Geschäftsbanken für eine Laufzeit von einer Woche Geld bei der EZB leihen können. Diese Kredite sind für die Zahlungsfähigkeit der Geschäftsbanken entscheidend. Sie sichern damit ihre täglichen Geschäfte ab, wie die Vergabe von Krediten an ihre KundInnen.
Für SparerInnen ist hingegen besonders der sogenannte Einlagenzins interessant. Haben die Geschäftsbanken Geld übrig und möchten es bei der Zentralbank parken, greift dieser Zinssatz. Der Einlagenzins ist also der Zinssatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie überschüssige Gelder bei der Zentralbank anlegen. Viele Banken geben diese Konditionen direkt an ihre KundInnen weiter. Der Einlagezins bestimmt also damit auch den Zinssatz, den du auf deine Sparanlagen bei deiner Bank erhältst.
Der Spitzenrefinanzierungssatz ist der Zinssatz, den die Zentralbank für kurzfristige Übernachtkredite an Geschäftsbanken festlegt. Dabei handelt es sich also um sehr kurzfristige Kredite, welche die EZB den europäischen Banken gewährt und die lediglich bis zum nächsten Geschäftstag in Anspruch genommen werden können. Aufgrund dieses kurzfristigen Charakters liegt der Spitzenrefinanzierungssatz immer leicht über dem Hauptrefinanzierungssatz.
Die Europäische Zentralbank wurde 1998 als offizielle Institution der Europäischen Union gegründet und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Sie beaufsichtigt sämtliche Banken im Euroraum, stellt Banknoten her, sorgt für funktionierende finanzielle Infrastrukturen und vieles mehr.
Ihre Hauptaufgabe besteht jedoch darin, die Preisstabilität in den Euro-Ländern zu sichern. Konkret strebt die EZB eine mittelfristige Inflationsrate von rund 2 Prozent an. Diese Stabilität ist entscheidend, um das Vertrauen in die europäische Währung zu stärken und das reibungslose Funktionieren der Wirtschaft im Euroraum zu gewährleisten. Um dieses Inflationsziel zu erreichen, nutzt die EZB verschiedene Instrumente. Das wichtigste davon ist die Anpassung der Leitzinsen.
Die Festlegung der Leitzinsen der EZB hat weitreichende Auswirkungen auf alle 20 Länder, die den Euro als offizielle Währung nutzen. Doch wer entscheidet eigentlich über den Leitzinssatz im Euro-Währungsgebiet? Diese Entscheidung trifft der sogenannte EZB-Rat, der dafür zwei Mal im Monat zusammenkommt.
Der EZB-Rat ist das oberste Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank. Ihm gehören die Präsidentin der EZB (derzeit Christine Lagarde), der Vizepräsident der EZB, die vier weiteren Mitglieder des Direktoriums sowie die Präsidenten beziehungsweise Gouverneure der nationalen Zentralbanken des Eurosystems an. Damit ist auch der Präsident der Deutschen Bundesbank (derzeit Joachim Nagel) Teil des EZB-Rats.
Der Rat beurteilt regelmäßig die wirtschaftliche Lage im Euroraum und bespricht die monetäre Entwicklung. Alle sechs Wochen werden dabei geldpolitische Beschlüsse gefasst, die sich an der aktuellen wirtschaftlichen Lage orientieren. Alle sechs Wochen wird damit auch eine neue Entscheidung über die Leitzinsen der EZB getroffen.
Die Festlegung der Leitzinsen durch den EZB-Rat basiert auf einer Vielzahl wirtschaftlicher Kriterien. Das oberste Ziel ist die Preisstabilität im Euroraum mit einer mittelfristigen Inflationsrate von unter 2 Prozent. Weicht die tatsächliche Inflationsrate von diesem Ziel ab, passt die EZB die Leitzinsen entsprechend an, indem sie diese erhöht oder senkt. Neben der Preisstabilität berücksichtigt die EZB aber auch Faktoren wie das Wirtschaftswachstum im Euroraum, die Lage am Arbeitsmarkt, globale Entwicklungen sowie Risiken für die finanzielle Stabilität.
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Die Höhe der Leitzinsen hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschaft und beeinflusst das Verhalten privater Haushalte, Unternehmen sowie der Finanzmärkte. Je nachdem, ob die Zinsen steigen oder sinken, verändern sich die Konditionen für Kredite, Investitionen und für den Konsum. Während hohe Zinsen das Wirtschaftswachstum bremsen und die Inflation dämpfen können, fördern niedrige Zinsen die Nachfrage und das Wachstum, bergen jedoch das Risiko steigender Inflation.
Eine detaillierte Übersicht über die möglichen Auswirkungen hoher und niedriger Leitzinsen findest du in der folgenden Tabelle:
Auswirkungen hoher Leitzinsen | Auswirkungen niedriger Leitzinsen | |
Kreditkosten |
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Sparen
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Aktienmärkte
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Wechselkurse |
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Arbeitsmarkt |
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Du siehst: Sowohl hohe als auch niedrige Zinsen haben ihre Berechtigung und ihre Vor- und Nachteile. Je nach wirtschaftlicher und inflationärer Situation reagiert die EZB und muss entscheiden, ob sie höhere oder niedrigere Leitzinsen veranlasst.
Interessant zu wissen: Die Leitzinsänderungen der Europäischen Zentralbank sind häufig wenig überraschend. Die Entscheidungen des EZB-Rates basieren auf öffentlich zugänglichen wirtschaftlichen Daten wie Inflationsraten, Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit. Diese Daten sind auch ExpertInnen außerhalb der EZB zugänglich. Da MarktanalystInnen diese Daten laufend interpretieren, können sie recht präzise Vorhersagen über mögliche Schritte der Zentralbank treffen.
Im Jahr 2022 begann die EZB mit ihrer Zinswende und markierte damit den Übergang zu einer neuen Phase, nachdem die Leitzinsen über Jahre hinweg auf einem sehr niedrigen oder sogar negativen Niveau lagen.
Im Juli 2022 hob die EZB die Leitzinsen erstmals seit über sechs Jahren auf 0,5 Prozentpunkte an. Daraufhin folgten weitere Erhöhungen: Im September 2022 auf 1,25 Prozent, im November 2022 auf 2,0 Prozent und im Dezember 2022 auf 2,5 Prozent. Die Maßnahmen waren erforderlich, um der stark angestiegenen Inflation entgegenzuwirken. Sie wurde durch die erhöhten Energiepreise, die gestiegenen Erzeugerpreise infolge von Lieferkettenschwierigkeiten und die Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie verursacht.
Die Erhöhungen setzten sich auch 2023 fort, wobei der Hauptrefinanzierungssatz in mehreren Schritten auf 4,5 Prozent anstieg. Ab Oktober 2023 pausierte die EZB mit weiteren Zinserhöhungen.
Die erneute Zinswende kam schließlich im Juni 2024, als die EZB den Hauptrefinanzierungssatz um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent senkte. Ebenso senkte die EZB den Einlagezins von 4,00 Prozent auf 3,75 Prozent sowie den Spitzenrefinanzierungssatz von 4,75 Prozent auf 4,50 Prozent.
Am 12. September 2024 beschloss die EZB weitere Zinssenkungen, die Zinssätze lauteten wie folgt: Hauptrefinanzierungssatz 3,65 Prozent, Einlagezins: 3,5 Prozent, Spitzenrefinanzierungssatz 3,9 Prozent.
Am 17. Oktober 2024 folgte dann der nächste Zinsentscheid: Der Einlagenzins wurde von 3,5 Prozent auf 3,25 Prozent gesenkt.
Zum Weiterlesen: Wie sich diese Zinsen auf dein Sparguthaben auswirken, kannst du mit unserem Zinseszinsrechner herausfinden.
Die vorangegangenen Entscheidungen zeigen den vorsichtigen Ansatz der EZB, ihre geldpolitischen Maßnahmen nur schrittweise an die jeweilige wirtschaftliche Situation anzupassen. Die seit 2022 gestiegenen Leitzinsen werden aktuell Stück für Stück wieder gelockert. Aber wann wird der Leitzins weiter sinken oder wird er sogar wieder steigen?
Mit dieser Frage beschäftigen sich zahlreiche AnalystInnen. Um die Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten, ist einer der wichtigsten Indikatoren für zukünftige Zins-Entscheidungen der EZB die Inflationsrate im Euroraum. Laut der Deutschen Bundesbank erwarten AnalystInnen eine sinkende Gesamtinflation in den kommenden Jahren. In ihren Projektionen erwarten die ExpertInnen demnach eine Gesamtinflation in Höhe von 2,5 Prozent für 2024, 2,2 Prozent für das Jahr 2025 und 1,9 Prozent für 2026.
Verschiedene AnalystInnen gehen daher davon aus, dass der Leitzins bis Ende 2024 stabil bleibt oder gar weiter auf 3,25 Prozent sinken könnte. Vorausgesetzt die Inflation nimmt weiter ab und das Wirtschaftswachstum bleibt stabil. Fest steht: „Der EZB-Rat ist entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von 2 Prozent zu sorgen und wird dazu die Leitzinsen so lange wie erforderlich ausreichend restriktiv halten“, so die Einschätzung der Deutschen Bundesbank in ihrem Monatsbericht aus dem August 2024.
Wie sich die Leitzinsen tatsächlich entwickeln werden, erfahren wir an den kommenden EZB-Zinsentscheid-Terminen. Für das Jahr 2024 ist noch ein Zinsentscheid am 12. Dezember geplant.
Zum Weiterlesen: Prognosen für die Zinsentwicklung: Werden die Zinsen wieder fallen?
Nun weißt du, was der Leitzins der EZB ist. Du möchtest von der aktuellen Zinslage profitieren? Vielleicht sind Tagesgeld– oder Festgeldkonten spannend für dich.
Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.