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Weltspartag 2023: Warum dein Kind kein Geld auf dem Sparbuch horten sollte

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Jessica Schwarzer

27. Oktober 2023

Kinder-Sparbücher lohnen sich kaum noch. Finanzexpertin Jessica Schwarzer verrät zum Weltspartag Alternativen.

Inhalt:

Als ich noch ein Kind war, gab es noch Zinsen. Richtig üppige sogar. Ich kann mich an Zinskupons von acht Prozent erinnern, und zwar für ziemlich sichere Anlagen. Zum Weltspartag ging es jedes Jahr Ende Oktober in die Sparkasse, Volksbank oder irgendeine andere Bank und es gab kleine Geschenke. Schließlich wollte man auch die kleinsten KundInnen früh und möglichst langfristig an sich binden. Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft.

Ist der Weltspartag ein Auslaufmodell?

Feiert der Weltspartag in Zeiten wieder steigender Zinsen nun ein Comeback? Die Notenbanken rund um den Globus haben die Zinsen wieder angehoben. Dennoch bringt Sparen wegen der gleichzeitig hohen Inflation keine nennenswerte Rendite mehr. Die lieben Kleinen bekommen auf speziellen Kinderkonten zwar auch Zinsen, doch auch die sind nicht besonders hoch und können auch meist nicht mit der Inflation mithalten. Und auch die Aktionen und Geschenke zum Weltspartag, der in diesem Jahr bereits 98 Jahre alt wird, sind rar geworden.

Ist der Weltspartag also ein Auslaufmodell? Nein. Denn natürlich ist Sparen grundsätzlich nichts Schlechtes. Im Gegenteil. Kinder lernen, Geld zurückzulegen, für größere Wünsche oder für die Ausbildung. Sie lernen Anlageformen kennen und hoffentlich lernen sie auch zu investieren. Denn das ist wichtiger denn je. Doch welche Alternativen gibt es? Welche Geldanlage ist wann die beste für die Tochter oder den Sohn? Hat das Kinder-Sparbuch ausgedient?

Tagesgeld und Girokonto: Kinder bekommen Zinsen!

Es gibt mittlerweile viele Angebote speziell für Minderjährige. Während Erwachsene auf dem Girokonto auch trotz der Zinswende keine nennenswerten Zinsen bekommen, gibt es für den Nachwuchs vor allem bei vielen Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken Zinsen. Meist sind es zwischen 0,5 und 1,5 Prozent.

In der Regel sind sie also nicht besonders üppig und es gibt sie auch oft nur bis zu einem bestimmten Betrag oder über einen bestimmten Zeitraum, aber immerhin. Bei einzelnen regionalen Banken sind es sogar bis zu drei Prozent. Es lohnt sich also, zu vergleichen. Das Girokonto ist sicherlich so eine Art Basisausstattung für das Kind und bietet maximale Flexibilität, da das Geld jederzeit verfügbar ist.

Eine Alternative sind Tagesgeldkonten. Auch hier bekommen die lieben Kleinen ein bisschen mehr Zinsen als ihre Eltern. Häufig sind es ausländische Institute, die hier gute Angebote machen. Hier sollte unbedingt auf die Einlagensicherung geachtet werden. Schließlich soll das Geld im Fall einer Pleite der Bank geschützt sein. Bei Banken mit Sitz im EU-Ausland sind laut EU-Recht bis zu 100.000 Euro pro AnlegerIn und Bank über das Sicherungssystem des jeweiligen Landes geschützt. Das ist also kein Problem. Bei deutschen Instituten ist es oft noch viel mehr.

Sowohl Girokonto als auch Tagesgeldkonto eignen sich auch für die Kinder selbst, um zu sparen. Das Taschengeld oder was davon am Monatsende übrig ist, kleinere oder größere Geldgeschenke zum Geburtstag oder zu Weihnachten, der mal eben von der Patentante zugesteckte Fünfer – all das können sie jederzeit auf ein Girokonto einzahlen, wenn nötig wieder abheben oder eben auf das Tagesgeldkonto überweisen.

Übrigens gibt es Tages- und Festgeldkonten mittlerweile auch bei nachhaltigen Banken!

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Weltspartag 2019Festgeld oder Aktien fürs Kind?

Für Geld, das in absehbarer Zeit nicht benötigt wird, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten: Festgeld, das für ein oder mehr Jahre angelegt wird – auch hier gibt es für die Kleinen ein Zinsplus – und die renditestärkste Anlageform überhaupt, nämlich Aktien. Langfristig bieten sie Renditen von sechs bis acht Prozent.

Wichtig ist die Risikostreuung. Das Geld sollte in viele einzelne Unternehmen aus vielen Branchen, Ländern und Regionen investiert werden. Das geht am einfachsten und günstigsten mit Aktienfonds oder börsengehandelten Indexfonds (ETFs). Aktienfonds werden aktiv gemanagt. Das Fondsmanagement stellt das Portfolio zusammen. ETFs bilden relativ stur einen Aktienindex wie beispielsweise den Dax ab.

Bevor du einzelne Fonds oder ETFs erwirbst, solltest du dir über die Struktur des Depots Gedanken mehr. Wie du ein Depot zusammenstellst, liest du hier.

Wichtig ist der Anlagehorizont. Soll das Geld nur für wenige Jahre angelegt werden, sind Aktien womöglich keine gute Wahl. Denn die Kurse schwanken, mitunter sogar stark. Das ist ein Risiko. Mit dem Laufe der Zeit schwindet es aber. Wer das Geld für die lieben Kleinen für zehn oder mehr Jahre anlegen will, kann getrost Aktienfonds oder ETFs wählen. Gute ETFs für Einsteigerinnen findest du hier.

Wird das Geld aber in fünf Jahren gebraucht, zum Beispiel für die erste Wohnungseinrichtung oder das erste eigene Auto, bleiben nur Zinsanlagen wie Girokonto und Tages- oder Festgeld.

So schließt du einen Sparplan fürs Kind ab

Möglich ist es auch, einen Fonds- oder ETF-Sparplan für den Nachwuchs abzuschließen. Das ist bei einigen Anbietern schon ab zehn Euro pro Monat möglich und liefert langfristig ziemlich gute Erträge. Auch ein solcher Sparplan sollte mindestens zehn Jahre lang laufen (muss er aber nicht), um mögliche Börsenschwankungen aussitzen zu können.

Voraussetzung für Einzelinvestments in Fonds und ETFs sowie für Sparpläne ist ein Wertpapierdepot. Wie die Eröffnung funktioniert, erfährst du hier.

Viele Banken bieten auch hier spezielle Angebote für Minderjährige an. Die nennen sich dann “Junior-Depot” wie bei Comdirect und Consorsbank, Startdepot wie bei der Commerzbank oder Direkt-Depot Junior wie bei der ING. Die Depotführung ist in der Regel kostenlos, allerdings fallen Gebühren für Orders und Sparplan-Ausführungen an.

Finger weg von Ausbildungsversicherungen!

Sie sind teuer, bringen wenig Rendite und sind ziemlich unflexibel. Fonds- und ETF-Sparpläne sollten für langfristige Anlegerinnen erste Wahl sein, eben weil sie die besten Renditen bringen – allen Kursschwankungen zum Trotz. Und weil Kinder einen ziemlich langen Anlagehorizont haben, kann es sich doppelt lohnen. Aber selbst die gering verzinsten Sparkonten für Kinder sind besser als teure Versicherungsprodukte.

Bei all diesen Anlageformen gilt übrigens: Geld, das auf den Namen des Kindes angelegt wird, gehört auch dem Kind. Eltern verwalten es nur.

herMoney Tipp

Nutz doch den Weltspartag 2023 dazu, gemeinsam mit deinem Nachwuchs über Geld nachzudenken. Vielleicht werden aus fleißigen kleinen SparerInnen ja auch schon bald erfolgreiche kleine InvestoreInnen. Bei mir ist das irgendwann passiert. Und das obwohl es noch üppige Zinsen gab!

Wie so ein Gespräch ablaufen kann, erfährst du in unserer Kolumne über Baby-Sparbücher.

Dieser Artikel wurde ursprünglich von Jessica Schwarzer verfasst und 2023 durch Saskia Weck aktualisiert.

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Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands und Buchautorin. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Im Juni 2019 ist ihr fünftes Buch „Damit sie sich keinen Millionär angeln muss … Erfolgreiche Finanzplanung für Frauen, die unabhängig sein und bleiben wollen.“ im Börsenbuchverlag erschienen.