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Partner verdient weniger: Töten Einkommensunterschiede die Liebe?

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Anke Dembowski

Autorin

9. Mai 2019

Ist eine Partnerschaft gleichberechtigt, wenn der ein deutlich mehr und der andere deutlich weniger verdient?

Unsere Kolumne geht dieser Frage nach. Meine Schwester und ich sinnieren über reichere und ärmere Partner – und die Folgen der Einkommensunterschiede für die Beziehung.

Mit meiner Schwester sitze ich auf der Landungsbrücke in Alassio. Wir lassen an der Stein-Treppe die Beine ins Meer baumeln. Normalerweise verbringen wir unseren Urlaub nicht gemeinsam, aber diese Osterferien sind anders: Sie hat sich gerade von ihrem langjährigen Freund getrennt und wir Schwestern gönnen uns ein paar Tage Auszeit in Italien.

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Wenn Frau deutlich mehr verdient, hat Mann häufig ein Problem

„Weißt du, Anke, eigentlich war es immer schwierig mit Kai“, sagt sie. Zumindest in Gelddingen. „Er verdiente ja viel weniger als ich. Das hat mich am Anfang überhaupt nicht gestört, weil mein Gehalt reicht, um auch die größeren Ausgaben für uns beide zu bestreiten.“

Später aber, beklagt sie, habe er begonnen, ihre Wünsche in Frage zu stellen. Er hat sie sogar richtig schlecht gemacht, wenn sie Geld kosteten: „Du immer mit Deinem Wunsch, in teure Wellness-Hotels zu fahren! Warum Du immer in so teure Theater-Vorstellungen gehen musst! Dass Du immer so gerne in Edel-Restaurants isst! Mir reicht es, wenn wir mal in die Pizzeria nebenan gehen!“

Meine Schwester ist eine ganz normale Frau mit weitgehend normalen Wünschen. Ihr Job als Krankenhaus-Ärztin lässt ihr auch nicht wahnsinnig viel Zeit und Kraft, sich ständig fürs Theater oder Edel-Restaurant feinzumachen. Aber offenbar brauchte ihr Freund, den sie zu den wenigen extravaganten Events einlud, eine Art Entschuldigung. Nach dem Motto: „Ich bräuchte das ja nicht, aber wenn DU es willst, dann komme ich halt mit!“

Wenn beide Partner gleich viel verdienen, ist keiner der immer „Eingeladene“

Ich überlege, wie es bei uns ist: Mein Mann und ich verdienen in etwa gleich viel, was ich angenehm finde. Im Urlaub machen wir immer eine Bordkasse: Wir füllen ein Portemonnaie zu gleichen Teilen und zahlen davon alles, was im Urlaub so ansteht: Essen, Eintrittstickets oder das Geschenk für den Nachbarn, der während des Urlaubs unsere Blumen gießt. Die Flüge, das Hotel und eventuell den Mietwagen zahlen wir ebenfalls halbe-halbe.

Uns gibt das ein angenehmes Gefühl: Keiner muss danke sagen, keiner braucht sich ewig „eingeladen“ und keiner als der „immer Einladende“ vorzukommen. Da wir einen ähnlichen Geschmack haben, was Urlaubsplanung angeht, finden wir schnell ein gemeinsames Ziel und suchen dann im Internet jeder für sich das spannendste oder günstigste Angebot. Das ist ein netter kleiner Wettbewerb und wir beide haben das Gefühl, dabei der Gewinner zu sein. Wir beide profitieren ja vom besseren Preis-Leistungs-Verhältnis!

Übrigens: Wie Geld und Liebe zusammengehen können, verrät Buchautor Michael Mary hier.

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Wird die Frau bei niedrigerem Gehalt zur Bittstellerin?

Meine Freundin Isabelle verdient deutlich weniger als ihr Lebenspartner. Er lädt sie immer ein, wenn sie in den Urlaub fahren. Sie genießt zwar die schönen Reisen und die edlen Hotels, sagte mir aber einmal, dass sie sich dabei gelegentlich als „Sex-Proviant“ vorkäme. Hin und wieder habe ich das Gefühl, dass es sich nicht um eine gleichberechtigte Partnerschaft handelt.

Auf den ersten Blick schon – sie ist viel extrovertierter als er und daher bei gemeinsamen Gesprächen viel präsenter. Aber wenn beide eingeladen sind und er nach Hause möchte, kommt sie mit. Schwer zu sagen, ob sie genauso rasch einlenken würde, wenn sie ähnlich verdienen würde wie er.

Was wichtiger ist als das Gehalt

„Ach was, Anke, es muss doch nicht immer der Partner klein beigeben, der weniger verdient“, meinte meine Schwester. „Ich habe Kai immer als ebenbürtigen Partner wahrgenommen und war keineswegs immer Chefin im Ring.“ Soweit man überhaupt in andere Partnerschaften hineinsehen kann, schien mir das tatsächlich so zu sein. Die beiden haben viele tolle Ausflüge unternommen, bei denen die Finanzen keine große Rolle spielten: Sie haben wunderschöne gemeinsame Radtouren gemacht und Kai konnte bei Wanderungen die verschiedenen Pflanzen besser bestimmen als sie.

„Ich glaube, wichtiger als ein ähnliches Gehalt ist, sich gemeinsame Unternehmungen einfallen zu lassen.“ Da musste ich ihr recht geben. Wie nervig ist es, wenn man seinen Partner nach der Wochenendplanung fragt und die Standard-Antwort ist: „Weiß nicht!“

Wir Schwestern bestellen zwei Aperol Spritz und stellen fest, dass es auf das Gehalt nicht ankommt. „Wichtig ist, dass es sich um eine Partnerschaft auf Augenhöhe handelt, und dass man sich und seine Wünsche gegenseitig respektiert“, meinte meine Schwester. „Ja genau! Auf die Männer auf Augenhöhe!“, prosteten wir uns zu.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".