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Smart Beta - Intelligent zusammengesetzt

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Anke Dembowski

Autorin

20. Februar 2018

Smart ist in, auch bei der Geldanlage. herMoney erklärt, was sich hinter „Smart Beta“-Strategien verbirgt.

Wir haben es gerne „smart“: Smart Phone, Smart Grids, Smart Watch.  Und nun kommen die Fondsgesellschaften daher und bieten uns auch noch „Smart-Beta“-Fonds an. Üblicherweise handelt es sich bei diesen Produkten um ETFs. Und sie haben sich in den letzten Jahren zu wahren Absatzrennern entwickelt.

Klassische ETFs haben auch Nachteile

ETFs sind passiv gemanagte Fonds, die an der Börse gehandelt werden. Sie bilden in der Regel Börsenindizes wie z.B. DAX, EuroStoxx 50, Dow Jones oder MSCI ab. Das hat Vorteile – ETFs sind deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Aber Finanzwissenschaftler haben festgestellt, dass es auch Nachteile hat, wenn man eins zu eins in klassische Indizes investiert. Ein großer Nachteil ergibt sich aus der Gewichtung der einzelnen Unternehmen im Index. „Normale“ Indizes gewichten die Titel gemäß ihres Börsenwertes, der sogenannten Marktkapitalisierung, die den Wert der frei handelbaren Aktien spiegelt.  Aktien, die besonders stark im Wert gestiegen sind und daher an der Börse hoch bewertet sind, haben deshalb auch ein hohes Gewicht am Index.

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Wenn Sie also per ETF in einen Index investieren, investieren Sie viel in die bereits „teuren“ Aktien, die gerade eine rasante Aufwärtsbewegung hingelegt haben. Doch eventuell ist das Aufwärtspotenzial bei diesen Papieren bereits ausgeschöpft, so dass sie künftig womöglich erst einmal eine Verschnaufpause an der Börse einlegen werden. Mehr Renditepotenzial könnten dagegen Unternehmen bergen, die an der Börse niedrig bewertet sind und daher noch kein so großes Gewicht im Index haben. Doch genau von diesen Unternehmen kommen per klassischem ETF nur sehr wenige Anteile in Ihr Depot. Diese Nachteile bekamen beispielsweise Anlegerinnen zu spüren, die zur Finanzkrise 2008 im europäischen Aktienindex Euro Stoxx 50 investiert waren. Bankaktien waren im Vorfeld besonders stark gestiegen und daher im Index hoch gewichtet. Als die Kurse nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers in den Keller rauschten, haben Bank-Aktien und damit auch Index-Investoren überproportional viel verloren.

Mit anderer Gewichtung

Um diesen Nachteil auszumerzen, entwickelten die Fondshäuser sogenannte Smart-Beta-Strategien. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Denn „Smart-Beta“ heißt nur, dass neue Indizes mit anderen Gewichtungen gebildet werden. Die simpelste Strategie: Alle Titel werden gleich gewichtet, wie etwa beim S&P 500 Equal Weighted. Da sich die Kurse einzelnen Werte unterschiedlich entwickeln, wird der Index periodisch angepasst, um die Gleichgewichtung wieder herzustellen. Im Fachjargon spricht man hier von „Rebalancing“.

Eine verfeinerte Methode: eine Gewichtung gemäß verschiedener Faktoren, die bei Aktien für positiv erachtet werden. Das kann beispielsweise der Faktor „niedrige Bewertung“ sein, also ein günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis. Oder man möchte Aktien ein stärkeres Gewicht geben, die besonders geringe Schwankungen aufweisen – im Ossiam ETF iStoxx Europe Minimum Variance etwa sind solche Unternehmen vertreten. Andere Indizes wie z.B. der Comstage DivDax UCITS ETF, bündeln Unternehmen mit hoher Dividende oder sie setzen – wie der Lyxor ETF MSCI EMU Small Caps – auf kleine Börsenwerte, weil sie sich hier mehr „Pep“ als von Großunternehmen versprechen. Es gibt Dutzende solcher Faktoren, die man berücksichtigen kann, und einige Smart-Beta-Fonds verwenden gleich mehrere Faktoren. In dem Zusammenhang spricht man auch von „Faktor-Investing“.

Ziel sämtlicher Smart-Beta-Strategien ist es, mehr Rendite als durch ein Investment in den klassischen Index zu erzielen. Dieses Ziel wird manchmal erreicht, und manchmal eben nicht. Als Outperformer haben sich in der Vergangenheit Smart-Beta-Strategien erwiesen, die ein Augenmerk auf niedrig bewertete Aktien legen – im Börsenjargon spricht man hier von „Value-Strategien“. Aber auch andere Faktoren haben – je nach Marktphase – ihre Berechtigung.

Wenn Sie Smart-Beta-Fonds suchen, werden Sie beispielsweise bei folgenden Anbietern fündig: db X-tracker, Lyxor, Ossiam, Robeco, UBS, Unigestion und weiteren.

herMoney-Tipp

Lassen Sie sich von tollen Marketing-Begriffen nicht blenden! Bloss weil ein Fonds das Wörtchen „Smart“ im Namen trägt muss er sich noch lange nicht gut entwickeln. Lassen Sie sich von Ihrer Beraterin oder Ihrem Berater die Strategie des Smart-Beta-Fonds genau erklären und überlegen Sie, ob die jeweilige Gewichtung für Sie einleuchtend ist. Wenn ja, investieren Sie ruhig einen kleinen Teil Ihres Geldes darin, aber vergessen Sie die wichtigste Investment-Regel nicht: Immer breit streuen!

 

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".