Let's talk about money!
Unsere Kolumne handelt von Geldgeschichten, die wir Frauen erleben. Den Start macht ein Gespräch unter Freundinnen und gutgläubige Naivität.
Neulich habe ich mit einer Freundin erstmals über Geld gesprochen. Ein Finanzportal für Frauen machst Du? Sie guckt mich ungläubig an. Nun muss ich dazu sagen, dass Ulli kein Weibchen ist – sie ist Künstlerin, hat Kunst und Design studiert – und sie ist durch und durch emanzipiert. Keine also, die sich Sachen aus der Hand nehmen lässt, schon gar nicht von einem Mann. Warum sie so ungläubig guckt? Geld ist für sie einfach kein Thema, ein Non-Event, nichts, was ihre Aufmerksamkeit verdient. Sie sei bisher auch immer gut ohne über die Runden gekommen – ohne Finanzberatung und Geldanlage, wohl gemerkt. Und sie vertraue darauf, dass das auch so bleibt.
Optimismus ist eine tolle Eigenschaft. In diesem Fall aber grenzt er an Leichtsinn. Du arbeitest als selbstständige Künstlerin und hast überhaupt keine Rücklagen? Und was, wenn Du mal keinen Auftrag mehr hast? Ulli grinst. Für sie sind das irgendwie Themen aus einer fremden Welt. Klar, neulich hatte sie Stress, großen Stress sogar, als ein Auftraggeber die Rechnung viel zu spät beglichen hat – sie müsse ja schließlich ihre Miete bezahlen. Aber unter dem Strich sei ja bisher immer alles gut gegangen. Und außerdem habe eh nie soviel verdient, dass sie hätte Rücklagen bilden können. Sie sei ja schließlich nicht reich.
Ulli ist eine tolle und kreative Frau mit sehr wachem Verstand. Sie illustriert komplexe Themen, entwickelt Online-Konzepte für Medien und Unternehmen, sie baut Möbel, entwirft und verlegt Bodenbeläge, sie macht Kunst-Projekte mit Schülern und Arbeitslosen und sie ist sozial sehr engagiert. Geht nicht, gibt es bei ihr nicht – keine Herausforderung ist ihr zu groß. Nur beim Geld setzt der Verstand irgendwie aus. Kein Geld für Rücklagen? Nun bin ich es, die grinst. Ulli ist Mitte 50. Ich rechne ihr vor, dass sie heute ein hübsches Polster von gut 50.000 Euro hätte haben können, hätte sie mit 20 Jahren begonnen, jeden Monat nur 25 Euro in einen durchschnittlich guten Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland zu investieren. 25 Euro – das macht ein paar Kaffee von Starbucks oder einmal Kino mit anschließendem Bier.
In guten Zeiten hätte sie vielleicht sogar 100 Euro im Monat sparen können – über 35 Jahre in jenen Durchschnittsfonds mit deutschen Aktien investiert, hätte Ulli heute gut 200.000 Euro auf dem Konto. Ich weiß, solche Rechnungen sind gemein. Wer beschäftigt sich schon mit 20 mit Zinseszins-Rechnungen und beginnt dann auch gleich, systematisch Vermögen aufzubauen. Doch so fies das „Hätte-Hätte-Fahrradkette“ auch sein mag, es öffnet die Augen. Ulli jedenfalls kam ins Grübeln. Und fragte mich, ob ich ihr beim nächsten Treffen nicht ein paar Tipps zur Geldanlage geben könne.
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