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Carolin Kebekus spricht im Interview über die Lage der “Pussy Nation”, Machtlosigkeit und Mut und erzählt, wie sie Geld anlegt.
Carolin, Du bist eine der erfolgreichsten Frauen in unserem Showbusiness, stehst für ein modernes Frauenbild und testest in deinen Shows und Bühnenauftritten immer wieder unerschrocken die Grenzen auch unterhalb der Gürtellinie aus. Grenzüberschreitungen gibt es hierzulande und international zuhauf. Wie siehst du als Feministin und als Showbusinessgröße die Lage der “Pussy Nation”?
Wir leben in einer Zeit, in der man immer das Gefühl hat, Stellung beziehen zu müssen. Vor 20 Jahren, als ich im Fernsehen angefangen habe, hat man über ganz andere Sachen Witze gemacht – auch solche, die man heute nicht mehr machen sollte. Mittlerweile wollen die Zuschauer das Gefühl haben, dass da jemand steht, der oder die auch die Welt wahrnimmt, wie sie ist. Die weltweite Lage ist besorgniserregend: Klimakrise, Energiekrise, Krieg, Inflation. Das alles lässt einen sehr schwer werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir in der Unterhaltung einen Gegenpol haben. Mit Humor kann man solchen Situationen ganz anders begegnen und diese auch ganz anders herunterbrechen – auf eine Ebene, auf der man sich kurz etwas erhaben fühlt.
Ich habe darüber auch vor Kurzem mit FreundInnen gesprochen, die alle eigentlich ein gutes Leben und ein ausreichendes Einkommen haben und trotzdem überwältigt sind. Ein befreundetes Paar zum Beispiel – beide berufstätig, sie haben eine schöne Wohnung. Aber plötzlich kommen sie durch die steigenden Energiekosten zum ersten Mal an einen Punkt, an dem sie kein Geld mehr haben, das sie zurücklegen können.
Viele Menschen fühlen sich hilflos. Ich kann das verstehen. Mir persönlich hilft dabei immer folgender Gedanke: Wir sind nie machtlos. Uns sind niemals die Hände gebunden. Wir müssen bei all dem nicht tatenlos zuschauen, sondern können immer auch mitgestalten. Sei es, sich lokal zu engagieren oder eben vorzusorgen.
Du hast in einer deiner letzten Sendungen thematisiert, dass vor allem Frauen manchmal gar nicht mitgestalten können – schaut man zum Beispiel in den Iran. Das fand ich sehr mutig von dir. Wir leben hier in einem offenen System, können uns erheben und auf die Straße gehen. Aber was rufst du Frauen im Iran oder in Afghanistan zu, die diese Rechte nicht haben?
Unsere Aufgabe, oder sogar unsere Pflicht ist, diese Stimmen zu verstärken. Das, was im Iran passiert, sieht aus, als wäre es die erste feministisch gestartete Revolution. Mein Gefühl ist, dass das nicht mehr umzukehren ist. Gerade wir in den privilegierten Ländern müssen diese Frauen unterstützen, weil das nicht nur Frauenrechte sind, für die sie einstehen, sondern grundlegende Menschenrechte. Und diese Menschen- und auch Frauenrechte sind in der gesamten Welt ständig gefährdet. Schauen wir uns nur in Europa den Rechtsruck an, der gerade passiert: In Italien und in Frankreich war es knapp, in Schweden, in Ungarn, in Polen. Die ganzen Gesetze, die sich alle wieder zurückdrehen, zum Beispiel in den USA das Abtreibungsgesetz. Das ist alles hochalarmierend. Es ist nie wichtiger gewesen, die eigenen Privilegien zu nutzen und auch immer wieder darauf hinzuweisen, dass diese Dinge nicht selbstverständlich sind.
Ich bin in einer Generation aufgewachsen, in der alles einfach war. Am Rande habe ich den Mauerfall noch mitbekommen. Aber dann hatte ich das Gefühl, es ist normal, dass man ständig auf die Straße gehen kann und das Recht hat, zu sagen, was man will. Aber das war ein langer Kampf. Und dieses Recht gilt es, überall zu verteidigen.
Diesen Mut, den die Frauen im Iran aktuell aufbringen kann man nicht mit dem vergleichen, was wir hier machen. Denn ich höre immer von Leuten, dass ich in meiner Sendung so mutig sei. Nein. Hier mutig zu sein ist wirklich einfach. Ich habe zum Beispiel ein Video aus dem Iran gesehen, in dem Demonstrantinnen weglaufen vor diesen Milizen, die offensichtlich auf sie schießen. Auf einmal dreht sich eine Frau um, bleibt stehen und schreit ihnen entgegen: “Ihr Ehrenlosen!” Das ist wirklich mutig.
Da hast Du recht. Ich frage mich manchmal, was ich in einer solchen Situation machen würde. Hätte ich den gleichen Mut, auf die Straße zu gehen? Wir wollen aber auch nochmal auf das Thema Geld kommen. Die Inflation treibt uns alle um. Wo hast du für dich zuletzt die Inflation mal hautnah gespürt?
Das merkt glaube ich jede und jeder schon beim Einkaufen. Man wundert sich plötzlich, dass alles so erstaunlich viel mehr kostet. Aber ich bin natürlich in einer privilegierten Situation, weil ich in meinem Leben schon viel Geld verdienen durfte. Daher ist die Auswirkung für mich eine ganz andere als für eine Familie mit drei Kindern. Und das macht dann verständlicherweise Angst. Aber ich glaube, es ist wichtig, nicht in Panik zu verfallen – besonders bei der Geldanlage.
Ich weiß noch, am Anfang der Corona-Krise, als die Börsen so nach unten gingen, wurden alle so wahnsinnig nervös. Mein Vater sagte dann: “Ne, das musst du alles so lassen. Das lässt du schön liegen, das kommt wieder.” Aber viele haben aus Panik dann verkauft und ihre Verluste dann realisiert.
Du hast ja das Glück, dass dein Vater Banker ist und Dir den richtigen Rat gegeben hat. Natürlich sind wir alle aufgeschreckt wegen der Inflation. Ich bin seit 30 Jahren in der Branche, aber jetzt fühlt man es. Wie gehst du deine Altersvorsorge an?
Ganz klassisch: Breit gestreut. Natürlich habe ich auch Aktienfonds. Ich habe einen ganz konservativen Fonds und auch einen, der ein bisschen wilder ist. Für manche ist der aber bestimmt auch noch eher konservativ. (lacht)
ETFs hast du wahrscheinlich auch im Portfolio?
Ja genau. Also ein bisschen von allem. Und irgendeine Versicherung habe ich auch noch, die mein Vater gerne erklären kann. Also breit gestreut, aber immer durch meinen Vater gecheckt.
Das heißt, du legst stetig an, bist aber jetzt auch keine aktive Traderin und kaufst wild Aktien hin und her?
Nein, das ist nichts für mich. Aber ich hab mir eine App heruntergeladen, weil ich einfach mal wissen wollte, wie das im Kleinen so ist. Ich fand das irgendwie spannend, jetzt einfach mal für 200 Euro, für Spielgeld, drei Aktien zu kaufen, und die zu beobachten. Und ich sag mal so: Was dabei rausgekommen ist, war wirklich schlecht.
Es heißt ja auch: Hin und Her macht Taschen leer. Du hast aber auch in Startups investiert. Das ist dann ja schon etwas für risikoaffinere Frauen.
Das stimmt. Ich finde die Idee dahinter wichtig. Zum Beispiel habe ich in Nevernot investiert. Die beiden Gründerinnen sind einfach toll! Ich mag die beiden persönlich, aber auch wie sie arbeiten, ihr Unternehmen angehen und wie sie immer neue Produkte entwickeln. Sie wissen, wo sie mit ihrer Marke hinwollen. Wenn man das Risiko eingehen kann, sollte man meiner Meinung nach in die Menschen hinter den Unternehmen investieren. Ich habe beispielsweise auch schon in ein Startup investiert, das die Grundidee am Ende gar nicht umgesetzt hat, weil diese nicht zu realisieren war. Die Gründer haben sich dann auf dem Weg ein zweites Feld angeeignet, das sie heute hauptsächlich bedienen. Da merkt man, wie sinnvoll es ist, in die Menschen zu investieren.
Abschließend: Was rätst du anderen Frauen in Punkto Geldanlage und Altersvorsorge?
Am Wichtigsten ist, sich überhaupt damit zu beschäftigen. Und habt keine Angst, Fragen zu stellen. Vor allem bei Geldthemen denkt man sich manchmal, das müsste man doch bestimmt wissen, und fragt deshalb nicht nach. Aber lasst euch immer alles in Ruhe erklären. Es ist ja dein Geld, deine Altersvorsorge. Da gibt es keine dummen Fragen. Und man kann auch im Alter noch damit anfangen. Gerade unter der älteren Generation sind viele, auch in meiner Familie, die sich nie gekümmert haben und im Alter davon abhängig sind, was der Mann angelegt hat.
Vielen Dank, Carolin.