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Investmentfonds: Alles unter einem Dach

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Anke Dembowski

Autorin

31. Juli 2018

Dachfonds investieren nicht in einzelne Aktien, sondern in andere Fonds. Anke Dembowski erklärt, welche Vor- und Nachteile das hat.

Eine breite Streuung bei der Geldanlage reduziert die Anlagerisiken. Das ist logisch und schnell erklärt: Ein Bauer, der ausschließlich Schweine züchtet, ist besonders stark betroffen, wenn eine Schweinepest ausbricht. Züchtet er gleichzeitig Rinder, wird er den Verlust aus dem Geschäft mit Schweinen über die dann wahrscheinlich steigende Nachfrage nach Rindern ausgleichen können. Ähnlich verhält es sich für Investoren. Investments in eine Einzelaktie sind riskant; per Investmentfonds, dessen Management gleich in mehrere Dutzend Unternehmen investiert, sind die Anlagerisiken geringer. Eine noch breitere Streuung bieten sogenannte Dachfonds. Die Besonderheit: Die Manager dieser Fonds investieren den größten Teil des Fondsvermögens  nicht in Einzelwertpapiere, sondern wiederum in andere Investmentfonds. Diese nennt man dann „Zielfonds“.

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Ein Komfort-Instrument

Die Idee dahinter ist einfach: Bei der großen Anzahl an Fonds ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Welcher Fonds gehört auf welchem Gebiet zu den besten? Und in welche Anlageklassen (Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien, Schwellenmärkte, Rohstoffe, etc. ) sollte man wieviel investieren?

Bei einem Dachfonds überlassen Sie die Gewichtung der Märkte dem Dachfondsmanager. Er sucht außerdem für jede Anlageklasse oder auch für besondere Management-Stile den „besten“ Fonds. So managt er ein Portfolio aus verschiedenen Zielfonds, das er Tag für Tag überprüft und variieren kann. Wenn Sie so wollen, ist der Dachfonds-Manager der Generalist. Die Manager der Zielfonds sind jeweils Spezialisten für den jeweiligen Markt. Wenn Sie in einen Dachfonds investiert haben, brauchen Sie nichts weiter zu tun. Sie können sich zurücklehnen und den Dachfondsmanager einfach machen lassen. Kaufen und Liegenlassen ist hier die passende Strategie.

Unterschiedliche Risikoklassen

Es liegt auf der Hand, dass die Streuung, die ein Dachfonds seinen Anlegerinnen und Anlegern bietet, besonders breit ist. Damit Sie im Bilde sind, welche Ausrichtung ein Dachfonds hat, haben die meisten Anbieter mindestens drei unterschiedliche Dachfonds im Angebot, etwa „dynamisch“, „ausbalanciert“ und „risikoarm“. Der risikoarme Fonds weist in der Regel weniger Schwankungen aus, wird aber langfristig auch eine geringere Rendite erwirtschaftet, als der Dachfonds, dessen Anlagestrategie „dynamisch“ ist. Auch bei Dachfonds gilt die Devise „no risk, no fun“!

Jeder, der Ihnen einen Dachfonds anbietet, wird auf die breite Risikostreuung verweisen. Was ein Berater aber vielleicht nicht in den Vordergrund rücken wird, ist der Nachteil der höheren Gebühren.  Das betrifft weniger den Ausgabeaufschlag, also die Gebühr, die Sie einmalig beim Kauf eines Fonds zahlen müssen. Denn im Regelfall zahlen Dachfondsmanager beim Kauf eines Zielfonds keinen Ausgabeaufschlag – diese Gebühr fällt also auch bei Ihnen nur einmalig an, nämlich dann, wenn Sie Anteile an einem Dachfonds erwerben.

Kosten auf zwei Ebenen

Anders sieht es bei den laufenden Kosten aus. Denn die fallen bei einem Dachfonds auf beiden Ebenen an: der des Dachfonds und der der Zielfonds. Jeder einzelne Fonds hat ein Fondsmanagement, eine Buchhaltung, eine Verwahrstelle; jeder muss sowohl einen Prospekt erstellen als auch einen Jahres- und Halbjahresbericht, und all das kostet Geld. Ein guter Dachfonds-Manager wird die höheren Gebühren, die insgesamt anfallen, herausholen, ein weniger guter vielleicht nicht.

Es gibt auch Dachfonds, deren Spezialität es ist, in Exchange Traded Funds (ETFs) zu investieren. Da bei ETFs die laufenden Kosten geringer sind als bei aktiv gemanagten Fonds, wird hier der Nachteil der doppelten Gebührenbelastung abgemildert, aber natürlich nicht aufgehoben.

Der Gesetzgeber hat Dachfonds ein paar Sonderregelungen gegeben: Zum einen möchte er Anleger davor schützen, über den Umweg eines Dachfonds in nicht registrierte (und möglicherweise kaum überwachte) Auslandsfonds zu investieren. Daher sind die Anlagemöglichkeiten eines deutschen Dachfonds auf in- und ausländische Fonds beschränkt, die ihre Anteile in Deutschland öffentlich anbieten dürfen.

Außerdem sollen auch die Zielfonds geschützt werden. Damit der Dachfonds z. B. bei einer Anteilsrückgabe den Zielfonds nicht in einen Liquiditäts-Engpass manövrieren kann, darf ein Dachfonds nur 10 Prozent der Anteile eines Zielfonds erwerben. Außerdem darf ein Zielfonds höchstens 20 Prozent des Dachfonds-Vermögens ausmachen; ein Dachfonds muss somit mindestens fünf verschiedene Zielfonds halten; das ist die Mindest-Risikostreuung.

Früher: Dachfonds-Verbot

Bis 1998 war die Auflage von Dachfonds in Deutschland verboten und sie galten als unseriös. Das hat seinen Grund: In den 60er Jahren hatte der amerikanische Finanzjongleur Bernie Cornfield mit seiner Firma IOS in großem Stil Dachfonds-Konstruktionen in Deutschland angeboten. Das gefährliche Schachtel-Gebilde brach aufgrund der schlechten Börsensituation und infolge von Betrügereien in sich zusammen und löste 1970 die IOS-Krise aus, bei der zahlreiche deutsche Anleger ihr Geld verloren. Als Konsequenz wurden Dachfonds in Deutschland verboten.

Erst seit April 1998 dürfen Dachfonds wieder in Deutschland aufgelegt werden und sie haben sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Angebotspalette an Fonds etabliert. Damit nicht wieder eine Gebührenkaskade entsteht – ähnlich wie bei den russischen Puppen, wo eine Puppe in der Puppe, in der Puppe ist – , darf ein Dachfonds nur in solche Zielfonds investieren, die maximal 10 Prozent ihres Vermögens in andere Fonds investieren.

herMoney-Tipp:

Dachfonds passen gut, wenn man sich nicht großartig um seine Anlagen kümmern möchte. Sie investieren einmal bzw. richten einen Sparplan ein, und dann lassen Sie die Sache laufen. Um alles andere – Gewichtung und Anpassung der Anlageklassen, Austausch von einzelnen Zielfonds – kümmert sich der Dachfondsmanager. Andererseits ist der Nachteil der doppelten Gebührenbelastung leider nicht wegzudiskutieren, auch nicht bei Dachfonds, die in ETFs investieren. Deshalb sollten Sie bei der Auswahl die Kosten im Verhältnis zur erwirtschafteten (Langfrist-)Performance eines Dachfonds beachten!

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".