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cosnova-Gründerin Christina Oster-Daum: "Ich kann Kosmetik, mein Berater kann Geldanlage"

Titelbild von cosnova-Gründerin Christina Oster-Daum: "Ich kann Kosmetik, mein Berater kann Geldanlage"

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Anne Connelly

3. November 2017

Mit dekorativer Kosmetik zum Welterfolg? Christina Oster-Daum verrät ihr Erfolgsrezept und sagt, wie sie Frauen als Chefin unterstützt.

herMoney: Ihr Unternehmen cosnova sagt unseren Leserinnen wenig. Ihr Marken „essence“, „Catrice“ und „L.O.V“ sind dafür umso bekannter. Was hat Sie 2001 dazu veranlasst, Ihren festen Job bei einem etablierten Unternehmen aufzugeben und cosnova zu gründen?

Christina Oster-Daum: Dekorative Kosmetik galt lange als Luxus. Und wenn sie erschwinglich war, dann waren sowohl Verpackung als auch Inhalt wenig ansprechend. Mein Ziel war es, dass sich alle Frauen mit Hilfe von Make up noch schöner fühlen können. Und dafür wollte ich qualitativ hochwertige und innovative Kosmetikprodukte zu einem  bestmöglichen Preis-Leistungsverhältnis anbieten.  Da mein damaliger Arbeitgeber die Einführung eines solchen Konzepts nicht unterstützt hat, habe ich mich entschlossen, diese Chance in eigener Regie zu nutzen. Wenig später ist mein Mann als Miteigentümer zu cosnova gekommen, was sich bis heute beruflich wie privat als erfolgreiche Konstellation herausgestellt hat.

herMoney: Um ein Unternehmen wie cosnova zu gründen, das Kosmetikprodukte herstellt und an den Massenmarkt verkauft, braucht man viel Startkapital. Wie haben sie das beschafft?

Christina Oster-Daum: 2001 war gerade die erste Internetblase geplatzt und Banken wie Investoren waren extrem vorsichtig mit neuen Investitionen. Glücklicherweise konnte ich unseren ersten und heute noch größten Kunden dm von der Listung unserer ersten Marke essence überzeugen. Und diese Listung wiederum hat dazu geführt, dass meine Vorlieferanten gemeinsam mit mir in Vorleistung gegangen sind. Daher konnte ich cosnova glücklicherweise ohne Fremdfinanzierung oder Investoren gründen. Das haben wir uns bis heute bewahrt: Wir finanzieren unser Wachstum mit eigenen Mitteln und cosnova befindet sich zu 100% im Familieneigentum.

herMoney: cosnova erzielte 2016 einen Nettoumsatz von € 361 Millionen mit 350 Mitarbeitern und einem weltweiten Vertriebsnetz. Das sind beeindruckende Zahlen. Was ist der Ausschlag für Ihren unternehmerischen Erfolg?

Christina Oster-Daum: Ein klarer Erfolgsfaktor ist unsere unbedingte Konsumentenorientierung, die wir von Beginn an in den Mittelpunkt unseres Handelns gestellt haben. Wir orientieren uns immer an den Bedürfnissen der Konsumenten und versuchen, Ihnen das, was sie sich wünschen, zur richtigen Zeit, in bestmöglicher Qualität und zum niedrigsten möglichen Preis anzubieten. Dazu müssen wir schneller und flexibler als unsere Wettbewerber sein und auch schon mal Risiken eingehen, was in einem familiengeführten Unternehmen sicher leichter möglich ist.

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herMoney: Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei cosnova?

Christina Oster-Daum: Sie ist für unseren Erfolg extrem wichtig. Wir sehen unsere Mitarbeiter nicht als Ressourcen sondern als Menschen, mit denen wir gemeinsam sehr viel erreicht haben und noch viel erreichen wollen. Mut und Vertrauen prägen unsere Zusammenarbeit, bei der wir viele Dinge, die in unserer Branche als gesetzt galten, erfolgreich anders machen.

Neben einer schönen Arbeitsumgebung, gutem Essen und einem Fitnessstudio bieten wir übrigens auch eine betriebliche Altersvorsorge für unsere Mitarbeiter an  – inklusive der Beratung in eigenen Vermögensangelegenheiten. Und bei einem Frauenanteil von 85 % liegt es uns sehr am Herzen, dass Mütter, die nach der Elternzeit wieder bei uns einsteigen wollen, sich eine gute Betreuung für ihre Kinder leisten können.

herMoney: Wie unterstützen Sie Frauen beim Wiedereinstieg?

Christina Oster-Daum: Wir übernehmen – je nach Dauer bis zur Rückkehr – bis zu 70 Prozent der Betreuungskosten, bis die Kinder das Grundschulalter erreicht haben. Das ist uns sehr wichtig, da Frauen sich oft eine gute Kinderbetreuung nicht leisten können und dann dem Beruf fern bleiben, obwohl sie gerne wieder einsteigen möchten. Das gilt für alle Angestellten, ungeachtet der Tätigkeit oder der Position bei cosnova.

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Bei einer Rückkehr nach 6 Monaten versuchen wir, die vorherige Stelle freizuhalten, damit unsere Mitarbeiterinnen neben der neuen privaten Situation sich nicht auch noch beruflich neu einfinden müssen. Dabei haben wir festgestellt, dass die Tatsache, wie schnell Mitarbeiterinnen wieder in den Job zurückkehren, sehr stark kulturell bedingt ist. Bei cosnova in Sulzbach beschäftigen wir Mitarbeiter aus mehr als 20 Nationen. Den größten Anteil nehmen dabei französische Kolleginnen ein. Vermutlich keine Überraschung in der Kosmetikbranche. Die Französinnen in unserem Unternehmen kehren i.d.R. nach 6 Monaten in Vollzeit zurück. Deren Freundinnen in Frankreich fragen dann, ob sie zuhause faulenzen, da eine Rückkehr in Frankreich nach 2 Monaten üblich ist. Gleichzeitig haben die deutschen Kolleginnen oft damit zu kämpfen, dass Ihnen die Frage gestellt wird, warum sie denn Kinder bekommen, wenn sie weiter arbeiten wollen.

herMoney: Nicht viele deutsche Unternehmen bieten eine solch großzügige Leistung wie cosnova an. Rechnet sich das denn?

Christina Oster-Daum: Wir sind der Meinung, dass die Investition sich lohnt! Tolle Mitarbeiterinnen kommen schnell wieder in ein für sie angenehmes Arbeitsumfeld und bereichern uns mit ihren Kenntnissen. Dann sind beide happy!

herMoney: Wenige Unternehmen bieten proaktiv ihren Angestellten eine Finanzberatung an. Wir reagieren die Frauen darauf, sagt man ihnen doch nach, dass sie sich nicht für Finanzthemen interessieren?

Christina Oster-Daum: Wir bieten eine betriebliche Altersvorsorge an und übernehmen bis zu einer bestimmten monatlichen Höhe den gleichen Betrag, den die Arbeitnehmer einzahlen. Die Beratung läuft über Finanzberater und wird sehr rege in Anspruch genommen. Wichtig ist den Frauen, dass das Gespräch auf Augenhöhe geführt wird, nicht von oben herab und schon gar nicht mit Vokabeln, die einem das Gefühl geben keine Ahnung zu haben.

herMoney: Deshalb haben wir herMoney gestartet, da wir finden, dass Frauen von der Finanzbranche und Beratern insbesondere nicht richtig angesprochen werden. Was bedeutet Geld denn für Sie?

Christina Oster-Daum: Geld bedeutet für mich nicht per se etwas. Erst in dem, was Geld ermöglicht, bekommt es einen Wert. Und dazu gehört neben der Möglichkeit, weiter in unser Unternehmen zu investieren, für mich vor allem die Möglichkeit, schöne gemeinsame Erlebnisse mit meiner Familie und Freunden zu teilen. Und auch die Möglichkeit, andere zu unterstützen, die wenige Möglichkeiten im Leben haben. Daher unterstützen wir als Unternehmen wie auch privat Initiativen, die Frauen und Mädchen Zukunftschancen ermöglichen.

herMoney: Wie legen Sie Ihr Geld privat an?

Christina Oster-Daum: Privat habe ich mein Geld hauptsächlich in zwei Häusern angelegt. Eines in Deutschland und eines in Spanien, der Heimat meines Mannes. Ein schönes Zuhause als Treffpunkt ist sehr wichtig für mich.

Insgesamt bleibt die Investitionspriorität aber weiterhin im Unternehmen, so dass die private Anlagefrage aktuell nicht akut für mich ist.

herMoney: Heißt dass, Sie trennen Ihren privaten Vermögensaufbau nicht von Ihrem Unternehmen? Ist das nicht riskant?

Christina Oster-Daum: Wir haben eine eigene Altersvorsorge und unsere Immobilien. Wichtig ist uns, dass wir keinen hohen Privatentnahmen machen, sondern wieder in das Unternehmen investieren. Das klingt nach Klumpenrisiko, was wir über eigenständige Firmen für einzelne Geschäftsbereiche minimieren. Außerdem glauben wir fest an das weitere Zukunftspotential von cosnova und sehen unsere primäre Investition in unser Unternehmen daher als gewinnbringende Option.

herMoney: Was war Ihre beste Anlage bzw. Ihre schlechteste?

Christina Oster-Daum: Die beste Anlage: Die Investition in ein schönes Zuhause und ein schönes Büro. Das gibt mir jeden Tag das Gefühl, gerne dort zu sein. Die schlechteste Anlage: Nach meinem Studium hatte ich eine kurze Erprobungsphase an der Börse. Nach anfänglichen Erfolgen bin ich am Ende mit einem Verlust ausgestiegen. Seitdem vertraue ich in Sachen Geldanlage den Spezialisten.

herMoney: Sie sind eine mutige Frau, haben Sie trotz anfänglicher Verluste den Weg zurück an die Börse gefunden?

Christina Oster-Daum: Das habe ich, allerdings mit Hilfe eines Beraters und primär über Investmentfonds. Ich habe gelernt, dass ich nicht schlauer bin als die Börse. Ich kann Kosmetik, mein Berater kann Geldanlage. Privat bin ich wenig risikofreudig bei der Geldanlage. Unternehmerisch kann ich meine Kompetenzen besser einschätzen und bin daher viel eher bereit, aus meiner Sicht kalkulierbare Risiken einzugehen.

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herMoney: Welche Rolle spielt Geld in Ihrer Ehe/Partnerschaft?

Christina Oster-Daum: Für meinen Mann und mich ist es selbstverständlich, über finanzielle Dinge zu sprechen. Das gleiche gilt für erst einmal unangenehme Themen wie ein Testament oder eine Pflegevereinbarung. Wir haben diese Themen seit einigen Jahren für uns geregelt und überprüfen die Vereinbarungen in regelmäßigen Abständen. Solche Themen und Gespräche können eine Herausforderung für eine  Beziehung sein. Aber gute Beziehungen müssen und können das aushalten!

herMoney: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Oster-Daum.

 

 

Christina Oster-Daum ist Gründerin und Geschäftsführerin der cosvnova GmbH.

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Anne Connelly

Anne Connelly ist die Gründerin von herMoney und eine Pionierin und Top-Managerin der Investmentfondsbranche. Sie wundert sich bis heute, warum sich so wenige Frauen aktiv um ihre Finanzen kümmern und möchte das mit herMoney ändern.