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So schadet Schwarz-Weiß-Denken deiner Karriere und deinen Finanzen

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Saskia Weck

28. Juni 2023

Hast du dir schon einmal gedacht: „Ich werde es niemals schaffen“? Dann neigst du vielleicht zum Schwarz-Weiß-Denken.

Inhalt

Schwarz-Weiß-Denken: Das Wichtigste in Kürze

Schwarz-Weiß-Denkende teilen die Welt in zwei Kategorien wie „gut oder schlecht“ oder „ganz oder gar nicht“ ein. Realistisches Denken fällt ihnen schwer, die sie die Grautöne nicht sehen.

Das „Alles-oder-nichts“-Denken kann dich beruflich ausbremsen, da du Chancen womöglich übersiehst oder schnell entmutigt bist, wenn etwas nicht gleich klappt.

Auch deine Finanzen können leiden, zum Beispiel weil du denkst, dass du von Geldanlage sowieso nichts verstehst. Natürlich stimmt das nicht. Wir zeigen dir, warum!

„Für Schwarz-Weiß-Denker hört die Welt dort auf, wo sie bunt zu werden beginnt“ ist ein berühmtes Zitat des österreichischen Dichters Ernst Ferstl. Was dahinter steckt und welche Probleme mit solch einer Sichtweise einhergehen, schlüsseln wir hier auf.

Was ist Schwarz-Weiß-Denken?

Beim Schwarz-Weiß-Denken (Fachbegriff in der Psychologie: „dichotomes Denken“) gibt es keine Graustufen. Deshalb ist eines der Synonyme auch „Entweder-oder-Denken“, denn alles ist ENTWEDER schwarz ODER weiß. Das Spektrum dazwischen kennen Menschen mit einer solchen inneren Haltung nicht. Sie vereinfachen die Dinge, da sie in Extremen denken. Damit geht eine gewisse Engstirnigkeit einher, die die Betroffenen die Komplexität der Welt nicht begreifen lässt.

Warum denken Menschen in schwarz oder weiß?

Dem Schubladendenken liegen häufig zwei Ursachen zugrunde: eine falsche Vorstellung vom Sinn einer Diskussion und fehlende Offenheit für eine Änderung der eigenen Meinung.

In einer Diskussion geht es nicht ums verbale Kräftemessen und Gewinnen. Eine Diskussion ist ein lebhafter Austausch über ein Thema. Nicht die Persönlichkeit der GesprächspartnerInnen wird kritisch beäugt, sondern deren Meinung.

Aus einer Diskussion muss weder eine Gewinnerin noch eine Verliererin hervorgehen. Im Idealfall erweitern alle Beteiligten ihren Horizont und gewinnen eine neue Perspektive. Wenn du also offen dafür bist, von deiner Meinung abzurücken oder die andere Seite der Medaille zu sehen, ist das oft ein gutes Zeichen.

Bist du eine Schwarz-Weiß-Denkerin?

Schwarz-Weiß-Denkende entlarven sich oft selbst in ihrer Sprache.

Ihre Sichtweise ist häufig extrem:

  • ganz oder gar nicht
  • rechts oder links
  • gut oder schlecht
  • schön oder hässlich
  • sympathisch oder unsympathisch
  • nützlich oder unwichtig
  • interessant oder langweilig
  • Gewinner oder Verlierer
  • Freund oder Feind.

Wenn du herausfinden möchtest, ob du oder eine Bekannte zu den Schwarz-Weiß-Denkenden zählt, solltest du auf die Wortwahl achten. Häufig werden Begriffe genutzt, die alles andere ausschließen.

Zum Beispiel

  • jedes Mal
  • immer
  • total
  • alles
  • nie
  • niemals
  • nichts
  • nie wieder
  • alle
  • jede
  • niemand
  • keine

„Ein bisschen“, „manchmal“ oder einfach nur „okay“ gibt es nicht oder nur selten.

Wenn also jemand Sprüche vom Stapel lässt à la „Ich mache immer die ganze Arbeit und bekomme nie etwas zurück“, „Niemand interessiert sich für mich“ oder „Der Urlaub war eine absolute Katastrophe“, solltest du hellhörig werden. Es geht nicht darum, solche Aussagen selten oder gelegentlich zu machen – das tun wir alle manchmal – sondern um eine gewisse, vielleicht sogar themenübergreifende Einstellung.

In Diskussionen enttarnen sich Schwarz-Weiß-Denker besonders schnell. Wenn sie mit jemandem sprechen, der eine andere Meinung kundtut, reagieren sie nicht selten gereizt oder gar trotzig und bestehen auf der eigenen Meinung. Sie wollen Recht bekommen und lassen weder anderen Perspektiven noch neue Gedanken zu.

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Inspirierende Zitate und Sprüche über Schwarz-Weiß-Denken

Was Schwarz-Weiß-Denken anrichten kann, haben einige DenkerInnen und SchriftstellerInnen schön auf den Punkt gebracht. Schauen wir uns einige kluge Zitate an:

  • „Schwarz-Weiß-Denken fehlt die Wärme der Herzensfarben!“ (Helga Schäferling)
  • „Wenn Sie richtig schauen, werden Sie sehen, dass die ganze Welt ein Garten ist.“ (Frances Hodgson Burnett)
  • „Weisheit ist begreifen, dass man nicht weiß, ob etwas schwarz oder weiß ist.“ (Umberto Eco)
  • „Wenn man Worte hört, darf man sie nicht ungeprüft lassen. Wenn sie mehrfach überliefert werden, so wird aus weiß schwarz und aus schwarz weiß.“ (Lü Bu We)
  • „Das Schwarz-Weiß-Denken ist die Gelbsucht des Geistes.“ (Ernst Ferstl)
  • „Wer immer nur schwarz-weiß denkt, wird nie einen Regenbogen sehen können.“ (anonym)

Wer in Schwarz und Weiß denkt, sieht die Welt nicht wie sie ist – denn sie ist bunt. Das kann eine negative Angewohnheit sein, aber auch Indikator für ein ernstes psychisches Problem.

Zum Weiterlesen: 50 Sprüche, die Mut machen und Kraft geben

Wann ist das Schwarz-Weiß-Denken Anzeichen einer psychischen Erkrankung?

VerhaltenstherapeutInnen diagnostizieren bei Menschen, die häufig nur in zwei Kategorien denken, nicht selten eine zugrunde liegende Dichotomie. Dabei handelt es sich um ein absolutes Denkmuster und eine kognitive Verzerrung. Sie kann zum Beispiel bei depressiven Menschen auftreten, die in solch einem Fall neutrale Informationen negativ auffassen.

Auch PatientInnen mit Borderline oder einer dissoziativen Identitätsstörung kann dieses Denkmuster auftreten. Wer zum Beispiel denkt, er sei nichts wert, muss das in seinem Verhalten kompensieren, um den vermeintlichen „Mangel“ auszugleichen. So jemand muss also – so der Denkfehler – 100 Prozent geben und darf keinen Fehler machen, um zum Beispiel geliebt und gesehen zu werden.

Das Schwarz-Weiß-Denken erspart den Betroffenen den anstrengenden Weg zu einer differenzierten Entscheidung oder Meinung. Denn komplexe Abwägungen können durch das Zwei-Kategorien-Denken vermieden werden. Dichotom Denkende machen stattdessen einfach eine der ihnen bekannten Schubladen auf: die schwarze oder die weiße. Durch diese Vereinfachung rechtfertigen sie ihre Entscheidungen oder Aussagen, denn der Fall ist in ihren Augen zumeist klar.

Andere wägen dagegen mehr ab. Sie betrachten die Dinge von mehreren Seiten und schaffen es eventuell auch, objektiver zu urteilen. Statt wagen vielleicht auch öfter den Diskurs und lassen sich – durch ihre Offenheit Graustufen gegenüber – auch von einer gegenteiligen Ansicht überzeugen beziehungsweise gehen Kompromisse ein.

 

So schadet Schwarz-Weiß-Denken deiner Karriere

Nehmen wir an, du bewirbst dich auf die Stelle der Teamleitung, bekommst sie aber nicht. Wenn du Schwarz-Weiß-Denkerin bist, schmeißt du womöglich frustriert die Flinte ins Korn und bewirbst dich in Zukunft nicht mehr auf ähnliche Positionen. Denn du bist überzeugt davon, dass dir der berufliche Aufstieg nicht gelingen wird.

Die eine Absage, die du bekommen hast, dient dir als Rechtfertigungsgrund für deine innere Haltung. Dabei hätte es beim nächsten Mal klappen können und die Stelle deiner Träume wäre dein gewesen! Als Schwarz-Weiß-Denkerin bist du aber nun einmal der Ansicht, dass du entweder jetzt den Job deines Herzens bekommst oder eben niemals.

Mit einer solchen Einstellung verbaust du dir natürlich dutzende Chancen. Du wirst in deinem Leben ab und an scheitern – keine Frage. Aber versuchst du es weiter, wirst du es eines Tages schaffen. Oder aber es tun sich neue Türen, Chancen und Möglichkeiten auf, von denen du aktuell noch gar nichts ahnst.

Warum Schwarz-Weiß-Denken deine finanzielle Situation verschlechtern kann

Wer in Schubladen denkt, könnte dazu neigen zu denken, dass er entweder arm wie eine Kirchenmaus oder aber perlenbehangen auf einer Yacht vor Griechenland enden wird. Wird also eine Spar- oder Investitionsstrategie ausprobiert, die nicht über Nacht die gewünschte Million aufs Konto lockt, könnten Schwarz-Weiß-Denkende schnell die ganze Methodik infrage stellen. Sie glauben, dass ihr Schicksal besiegelt ist.

Vor allem wir Frauen haben von klein auf eingetrichtert bekommen, dass wir schlecht in Mathe sind und von Zahlen nichts verstehen. Aktien, Geld und die Börse gehen uns sowieso nichts an. Papa, der eigene Ehemann oder eben ein netter Bankberater werden es schon für uns richten? Auf keinen Fall! Du bestimmst, wo es lang geht!

Zum Weiterlesen: Hier erfährst du, ob du eine Hands-on-Mentalität hast

Um finanziell unabhängig zu werden und gut fürs Alter vorzusorgen, ist es wichtig, dass du dich mit deinen Finanzen beschäftigst. Du musst nicht jedes Fitzelchen verstehen, solltest dir jedoch einen realistischen Überblick über deine Situation und deine Möglichkeiten verschaffen. Fange an zu sparen und zu investieren – und sei es erst einmal mit kleinen Summen. So fällst du nicht auf fragwürdige Geldanlagen herein und weißt, was zu tun ist, um deine finanziellen Ziele zu erreichen.

Und selbst dann, wenn es mit der Million nicht klappt: Arm wie eine Kirchenmaus musst du deswegen auch nicht sterben! Die Palette zwischen diesen beiden Extremen bietet ebenfalls reizvolle Perspektiven. Denn mit 65 oder 70 Jahren 100.000, 250.000 oder 500.000 Euro auf der hohen Kante zu haben, verhilft dir zwar nicht unbedingt zur eigenen Yacht im Mittelmeer, sorgt aber für einen auskömmlichen Lebensabend.

Beginne jetzt!

Geldangelegenheiten kapierst du sowieso nicht? Das sehen wir anders. Stöbere noch ein wenig auf herMoney oder höre unsere Podcasts. Wenn du magst, eröffne ein Depot und fang einfach mal mit einem kleinen ETF-Sparplan an. Du wirst sehen – du kannst das! Je offener du den Dingen gegenübertrittst, desto weiter wird dein Horizont und desto realistischer wird dein Bild von unserer komplexen Welt.

Wie du Schwarz-Weiß-Denken überwindest

Das Grundgerüst deiner Denkweise wurde größtenteils bereits in deiner Kindheit gelegt. Dennoch können wir unser Mindset mit viel Achtsamkeit und Geduld „umprogrammieren“.

  1. Mindset ändern

Dafür ist es wichtig, dass du dir eingestehst, zu den Schwarz-Weiß-DenkerInnen zu gehören. Und deine limitierenden Glaubenssätze erkennst und auflöst. Wie das geht, erklärt Finanz-Coach Babett Mahnert im herMoney Talk:

Spüre regelmäßig in deine neuen, positiven Glaubenssätze hinein, wiederhole sie stetig und lebe nach ihnen.

  1. Wirklich zuhören

Höre deinen Mitmenschen außerdem zu, ohne vorzeitig zu urteilen. Lasse dir Sichtweisen und Sachverhalte erklären, wenn du sie nicht verstehst oder Fragen hast. Hole möglichst viele Informationen ein, bevor du ein Resümee ziehst. Und poche keinesfalls darauf, dass du allein die Weisheit mit Löffeln gefressen hast!

  1. Andere Meinungen akzeptieren

Die Lernaufgabe einer Schwarz-Weiß-Denkenden ist es, andere Gedanken und Meinungen zuzulassen. Zeige also Interesse an alternativen Ansichten und Lebensweisen. Sei offen für den Diskurs und fühle dich nicht persönlich angegriffen, wenn jemand eine andere Meinung hat als du.

Versuche es stattdessen doch einfach mal mit Sätzen wie „Spannend, danke, dass du deine Sicht der Dinge mit mir teilst! So habe ich das noch gar nicht gesehen.“ Und streiche Begriffe wie „jeder“, „nie“ oder „immer“ aus deinem alltäglichen Sprachgebrauch.

  1. Sich selbst hinterfragen

Zu vielen Bereichen deines Lebens hast du wahrscheinlich bereits deine eigenen Sichtweisen, hinter denen du voll stehst. Warum nicht noch einmal über längst gefällte Urteile nachdenken, sie hinterfragen und das Für und Wider dahinter erkennen?

Übe diesen frischen, offenen Blick auf die Dinge in deinem Alltag. Warum genau magst du deine Kollegin aus der Buchhaltung nicht? Schau sie dir noch einmal genauer an und versuche sie näher kennenzulernen. Vielleicht entwickelst du ja sogar eine gewisse Sympathie für sie? Magst du indisches Essen wirklich per se nicht? Gib ihm vielleicht noch einmal eine Chance und entdecke ein neues, schmackhaftes Gericht.

Und noch ein kleiner Tipp am Rande: Du musst dich in den meisten Fällen nicht für das eine und damit sofort gegen das andere entscheiden. Manchmal reicht auch irgendetwas dazwischen und ein gesunder Durchschnitt.

  1. Hol dir Hilfe

Wenn du jedoch feststellen solltest, dass du das Schubladendenken allein nicht überwinden kannst und es dir beispielsweise in puncto Selbstwert und Erfolg im Weg steht, wäre eine Therapie oder ein Coaching eine sinnvolle Gegenmaßnahme.

Zum Weiterlesen: Wie du deine Selbstsicherheit stärken kannst, erfährst du hier.

herMoney Tipp

Du bist, was du denkst, heißt es. Deshalb lohnt es sich, die eigenen Denkmuster zu hinterfragen und bei Bedarf zu ändern. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Wenn du seit deinen Kindertagen eine Schwarz-Weiß-Denkerin bist, kann es durchaus ein Weilchen dauern, deine Augen für all die verschiedenen Grautöne dieser Welt zu öffnen. Habe Geduld mit dir und bleibe dran! Es lohnt sich.

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Saskia Weck

Saskia Weck hat Germanistik und Geschichte studiert, bevor sie zum Finanzjournalismus fand. Sie ist seit vielen Jahren als Redakteurin tätig und hat von 2021 bis 2023 für herMoney geschrieben. Saskia ist begeisterte Investorin und stürzt sich liebend gern auf alle Themen rund um „Geld und Familie“, "Karriere", "Steuern" und "Altersvorsorge".

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