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Alles für die Schönheit? Prof. Mang über Kosten und Nutzen von Schönheits-OPs

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Anke Dembowski

Autorin

4. Februar 2020

Wir sprechen mit dem Schönheitspapst Prof. Dr. Werner Mang über Erfolge, Gefahren und die Kosten plastischer Operationen.

Geld anlegen für die Altersvorsorge … Gähn. Das ist zwar notwendig, aber klingt für viele nicht sexy! Zumindest gibt es aufregendere Sparziele: die tollen Schuhe, der nächste Karibik-Urlaub oder vielleicht eine Schönheits-OP?

Oh pardon, Aufreger-Wort! Auch wenn teure Flugreisen dank Greta-Effekt mittlerweile auch ziemlich argwöhnisch betrachtet werden, gibt es wohl kaum ein umstritteneres Thema als Schönheits-OPs. Trotzdem steigt die Zahl der Eingriffe von Jahr zu Jahr an – übrigens sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Womöglich hilft eine Schönheits-OP sogar im Job weiter. Immerhin zeigen verschiedene Studien, dass schöne Menschen beruflich erfolgreicher sind als andere. Aber natürlich lassen sich die Kosten dafür nicht steuerlich absetzen.

Im Regelfall zahlt die Kasse die OP-Kosten nicht

Es gibt Einzelfälle, in denen die Krankenkasse einen chirurgischen Eingriff zahlt, beispielsweise eine Lidkorrektur bei starker Einschränkung des Sichtfelds oder eine Wiederherstellung der Gesichtshaut nach schweren Verbrennungen. Im Regelfall müssen aber die Kosten für eine plastisch-ästhetische Operation aus der Privat-Schatulle gezahlt werden. Insofern können die Kosten für einen solchen Eingriff ein Sparziel darstellen, auch wenn viele Ihrer Freundinnen dagegen anwettern werden.

Entstehen bei einer ästhetischen Operation Komplikationen, beteiligt sich die Krankenkasse übrigens an den Heilungskosten nur teilweise oder verweigert die Übernahme ganz. Das heißt: Auch die Behandlung möglicher Komplikationen ist nicht kostenlos. Die Versicherungsbranche springt sofort in diese Lücke und bietet sogenannte „Folgekostenversicherungen“ an. Auch hier zeigt sich: Schönheits-OPs werfen nicht nur moralische und gesundheitliche, sondern auch Finanz-Fragen auf.

Schönheits-OP auf Kredit? Lieber Finger weg!

Es gibt auch Kliniken, die Schönheits-OPs auf Ratenzahlung anbieten. Aber irgendwie ist das schräg … Eine Schönheits-OP auf Kredit! Ein Darlehen für eine größere Investition wie eine Immobilie aufzunehmen ist okay, denn die Immobilie wirft eine Rendite ab oder man wohnt selbst darin und spart sich die Kalt-Miete. Aber ein Darlehen für Luxus wie einen teuren Urlaub, ein schickes Auto, eine Schönheits-OP? Hier ist es auf jeden Fall besser, das Geld zu haben oder im Vorfeld anzusparen! Sonst wird es kompliziert, wenn aus irgendeinem Grund eine Folge-OP notwendig wird.

Interview mit Prof. Mang

Über weitere Fragen zum Thema plastische Chirurgie sprechen wir mit Prof. Dr. Werner Mang in Lindau am Bodensee, der als „Papst“ in Sachen Schönheitschirurgie gilt.

Herr Prof. Mang, was sind die häufigsten Beweggründe, warum Frauen sich an Sie wenden und eine Schönheits-OP vornehmen lassen wollen?
Wir nehmen jährlich etwa 2.000 Behandlungen vor. Davon sind über die Hälfte medizinisch indizierte Operationen. Bei Frauen sind die häufigsten Beweggründe Brustimplantate, gefolgt von Nasenoperationen, Fettabsaugung, Facelifting und natürlich das ganze Spektrum der Injektionen wie Hyaloronsäure oder Botox.

Erhoffen sich Ihre Kundinnen, nach einer Verschönerung auch beruflich erfolgreicher zu sein?
Untersuchungen zeigen, dass Patienten nach plastischen Operationen privat und beruflich erfolgreicher sind. Das gilt übrigens auch für Männer.

Dann hängen das äußere Erscheinungsbild und beruflicher Erfolg also zusammen?
Das scheint wohl so zu sein in unserer heutigen Zeit. Neulich war im Handelsblatt eine Veröffentlichung, dass schlanke Männer mit gutem Aussehen, die Haare auf dem Kopf, keine Schlupflider und keinen Wohlstandsbauch haben, erfolgreicher sind als ungepflegte, unsportliche und dickliche Männer.

Haben Männer und Frauen, die Schönheits-OPs durchführen zu lassen, unterschiedliche Beweggründe?
Ja, hier gibt es schon Unterschiede. Frauen machen das mehr aus persönlichen, Männer oft aus beruflichen Gründen. Aber auch die Männer lassen sich liften. Denn heute ist es ja gang und gebe, dass die Männer eine jüngere Partnerin haben. Dann wollen sie natürlich auch durch ein Facelifting, Lidkorrekturen oder Haartransplantationen jünger aussehen. Diese Chirurgie boomt.

In welchem Alter lassen die meisten Frauen und Männer „etwas machen“?
Es gibt bei den Frauen zwei Altersgipfel: einmal zwischen 18 und 30 Jahren. Hier sind die häufigsten Operationen Nasenkorrekturen und Brustimplantate. Dann zwischen 35 und 50 Jahren: Schlupflider, Tränensäcke, Facelifting, Hyaloron und Botox sind hier am häufigsten. Bei den Männern ist es ähnlich, wobei wir hier einen deutlichen Gipfel zwischen 40 und 50 Jahren haben. Hier geht es insbesondere um Fettabsaugen. Die Männer wollen ihre Figur auf Vordermann bringen, wenn sie die zweite Partnerin finden wollen. Und auch bei Männern gibt es einen Altersgipfel zwischen 18 und 30 Jahren, in diesem Fall für Haartransplantationen und Nasen-OPs.

Anders als der Kauf teurer Cremes wird die Schönheitschirurgie oft heiß diskutiert. Warum ist es für viele ein erheblicher Unterschied, ob man teure Cremes kauft oder sich für sein Äußeres operieren lässt?
Zum einen nützen meist die ganzen teuren Cremes nicht viel. Ich sage immer, die teuerste Kosmetik ist nicht die beste. Im Prinzip sollte keine Kosmetik über 100 Euro kosten. Schönheitschirurgie ist auch längst kein Tabu-Thema mehr. Man spricht heute offen darüber. Seit Herr Klopp sich die Haare hat machen lassen, will jeder eine Haartransplantation. Auch viele Prominente, die wir operiert haben, stehen zu ihrer Operation. Unsere Gesellschaft ist aber ein bisschen geteilt. Die einen finden das wunderbar und die anderen verurteilen das.

Gibt es für Sie Tabu-Themen bei ästhetischen Eingriffen?
Als ich vor 20 Jahren den Filmball in München besucht habe, wollte mir keiner die Hand geben, weil jeder gedacht hat, er outet sich dann. Heute ist das ganz locker geworden. Die Leute stehen zur Schönheitschirurgie, aber es ist immer noch ein gewisses Tabu-Thema. Mich stören auch meine Schlupflider und Tränensäcke. Wenn ich die mal wegmachen lasse von meinem Oberarzt, dann stehe ich dazu. Schönheitschirurgie ist nichts Unanständiges.

Welche Eingriffe lehnen Sie ab?
Ich sage, vernünftige Chirurgie ja, Schönheitswahn nein. Wenn ein Mädchen unter einer Höcker-Lang-Nase leidet, gibt es Partnerprobleme. Wenn es unter der Reithose leidet, geht es nicht ins Schwimmbad. Wenn es keine oder zu große Brüste hat, fühlt es sich nicht wohl. Das ist die vernünftige plastische Chirurgie! Natürlich lehne ich Brustimplantate bei Männern ab, Wadenimplantate, übermäßig aufgespritzte Lippen, Barbiepuppen-Nasen und alle weiteren unsinnigen Operationen, die gesundheitsschädlich sind.

Was ist aus Ihrer Sicht die Schönheits-OP, die im Regelfall das beste Kosten-Nutzen-Ergebnis für Ihre Kundinnen bietet?
Ich glaube, eine vernünftige plastische Operation bietet generell ein gutes Kosten-Nutzen-Ergebnis. Ich möchte aber nochmals betonen, dass wir an der Bodenseeklinik in der Hälfte der Fälle rekonstruktive Chirurgie machen, d.h. das sind medizinische Indikationen, wie Bauchdeckenoperationen, Unfall-Rekonstruktionen, Tumore, Brustrekonstruktionen oder Nasen-OPs. Man kann in etwa sagen, dass diese Operationen um die 5.000 Euro kosten, dazu kommen natürlich noch der Aufenthalt, Narkose, Sachkosten und präoperative Betreuung. Billigoperationen lehne ich ab, denn die sind dann oft doppelt so teuer, wenn etwas schief geht.

Welche Fragen sollte eine Frau, die einen Eingriff vornehmen lassen möchte, im Vorfeld klären?
Die Frau sollte zum einen die ästhetische Operation für sich selber machen und nicht für den Partner. Zweitens sollte sie gesund, vital und eine positive Lebenseinstellung haben. Drittens sollte sie einen ästhetisch-plastischen Chirurgen aussuchen, der das täglich macht und über große Erfahrung verfügt. Das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen. Man sollte für eine solche Operation 8 Tage Urlaub nehmen und in etwa 10.000 Euro einkalkulieren.

Wie findet man eigentlich einen guten plastischen Chirurgen? Auf was kommt es hier an?
Ich habe bei der Ärztekammer immer dafür plädiert, dass sie autorisierte Listen herausgibt. Denn die Listen von Zeitungen, Gesundheitsempfehlungen im Internet und so weiter sind nicht authentisch und oft bezahlt. Eine objektive Liste kann es nur über die Ärztekammer oder über die Fachgesellschaften geben. Beispielsweise kann Ihnen die internationale Gesellschaft für ästhetische Medizin e.V. Auskunft über autorisierte Ärzte geben.

Im benachbarten Ausland, zum Beispiel in Tschechien, sind die Preise für ästhetisch-plastische OPs oft niedriger. Gibt es auch dort gute Schönheits-OPs?
Ich kann nur sagen: Vorsicht vor OP-Tourismus! Die Ärzte mögen vielleicht ganz gut ausgebildet sein, aber oft wird an den Materialien gespart. Am Anästhesisten, am stationären Betrieb, am Aufwachraum, am Nahtmaterial, an den Implantaten. Jede dritte OP, die wir an der Bodenseeklinik durchführen, ist eine Operation, die auswärts nicht optimal verlaufen ist. Nachoperationen machen das gewünschte Ergebnis dann doppelt so teuer. Wenn im Ausland eine Brust-OP all inclusive 3.500 Euro kostet, dann kann das nicht gut gehen. Auch ein wichtiger Punkt ist, dass der Patient im Ausland oft keinen Ansprechpartner hat, wenn etwas schief geht. In Deutschland steht der Arzt gerade für die OPs, die er macht.

Vielen Dank für das Interview!

Fotos von Prof. Mang: © Bodenseeklinik

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".