Werteorientiert investieren: So funktionieren SRI-ETFs
13. April 2023
Grünes Geld liegt voll im Trend. Wir durchleuchten SRI-Fonds und -ETFs und erklären, wie du mit ihnen nachhaltig anlegen kannst.
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Sie überlegen, in nachhaltige Fonds zu investieren? Dann ist es gut zu wissen, in welche Unternehmen Ihr Geld eigentlich fließt.
Wir haben uns die Standards angeschaut, an denen börsennotierte Unternehmen gemessen werden. Dieser Artikel beleuchtet, wie der Dow-Jones-Nachhaltigkeitsindex funktioniert und ob er hält, was er verspricht.
Inhalt:
Sustainabilty Indizes etwa von Dow Jones messen die Wertentwicklung nachhaltiger Aktien. Für jede Branche werden dazu die Unternehmen ausgewählt, die in ökologischer und sozialer Hinsicht und wegen guter Unternehmensführung auffallen. Was das genau heißt und ob die Messlatte hoch genug angesetzt ist, erfahren Sie weiter unten.
Seit 1999 veröffentlicht der New Yorker Indexanbieter Dow Jones eine Gruppe nachhaltiger Aktien-Indizes. Sie berücksichtigten die so genannten ESG-Kriterien und läuteten eine neue Zeit der nachhaltigen Geldanlage ein: Neben ökonomischen Auswahlkriterien spielen bei der Auswahl der Indexmitglieder ökologische (ecological) und soziale (social) Kriterien eine Rolle. Zudem gehen Aspekte der Unternehmensführung (governance) in die Bewertung ein.
Nur die jeweils besten zehn Prozent einer Branche werden in den weltweit ausgerichteten Dow Jones Sustainablility Index aufgenommen. Bei den regionalen Indizes sind es die besten 20 Prozent. Dieses Vorgehen entspricht der so genannten „Best-in-Class-Methode“.
Alle Indizes für Nachhaltigkeit werden einmal im Jahr, meist im September, gemeinsam mit dem Investmentspezialisten RobecoSAM aus Zürich unter der Marke SAM (Sustainable Asset Management) neu berechnet. Neben einem weltweiten Nachhaltigkeitsindex umfasst die Familie verschiedene regionale Indizes wie den Dow Jones Sustainability Europe Index und oder den US-Index.
RobecoSAM bewertet die teilnehmenden Unternehmen für die Dow Jones Sustainability Indizes gleichwertig nach ihrem wirtschaftlichen Erfolg und dem ökologischen sowie sozialen Engagement und veröffentlicht die Ergebnisse in einem Online-Jahrbuch.
Im ersten Schritt liefern 2.886 der etwa 4.000 Unternehmen, die im weltweiten Aktienindex Dow Jones Global gelistet sind, zusätzliche Daten. Anhand eines umfangreichen Fragenkatalogs bewertet das RobecoSAM-Team dann die ökologischen und sozialen Aktivitäten dieser Unternehmen sowie die Unternehmensführung. Mit Hilfe eines Punktesystems gelingt ein Vergleich von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen.
Beispielsweise erhält Adidas 2019 die Bewertung „Gold“ in der Branche Textil, Bekleidung und Luxusgüter. „Die besten nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen dieser Branche integrieren Umweltaspekte in allen Bereichen des Unternehmens,“ heißt es dazu im Yearbook. Vom Produktdesign über Rohstoffbezugsquellen bis zum Recycling der Produkte.
Die Firmen würden sich auch mit der Förderung von Nachhaltigkeitsthemen bei Zulieferern und deren Subunternehmen engagieren. Sie treffen entsprechende Vereinbarungen und kontrollieren, inwieweit die Vorgaben eingehalten werden. Über die Ergebnisse berichten die Unternehmen aktiv. Sie sehen diese Aufgabe als Schutz für ihren guten Ruf, der Marke und dem Unternehmenswert, so heißt es.
Im laufenden Jahr verfolgen die Experten von SAM die aktuelle Berichterstattung zu den Unternehmen in den Medien. Und Firmen, die gegen die Nachhaltigkeitsstandards verstoßen, werden aus den Dow Jones Sustainability Indizes ausgeschlossen. So verlor beispielsweise Volkswagen durch den Dieselskandal 2015 seinen Platz im Dow Jones Sustainability Index. Hier zeigt sich schon, dass auch Konzerne aus der Automobilindustrie im Dow-Jones-Nachhaltigkeitsindex vertreten sind. Und nicht nur die.
Beispiele für Unternehmen, die der Dow-Jones-Sustainability-Index momentan enthält:
Air France | Pirelli | Peugeot |
Mazda | Honda | Citigroup |
Barclays | Coca Cola | Linde |
Nokia | HP | Samsung |
Deutsche Post | Nestlé | Kellogg Co |
Tui | Hilton | Henkel |
Colgate-Palmolive | Siemens | Allianz |
AXA | Nikon | Unilever |
Novartis | H&M | SAP |
Microsoft | Adobe | Telekom |
Adidas | Hugo Boss | Burberry |
Aufgrund des Best-in-Class-Prinzips sind Unternehmen sämtlicher Branchen enthalten, auch Fluggesellschaften und Pharmakonzerne. Das hat Vor- und Nachteile.
Faktoren wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz oder soziales Engagement sind als „weiche“ Faktoren schwer darzustellen und zu messen. Mit den Dow Jones Sustainability Indizes wurden sie neben den „harten“ Kapitalkennzahlen der herkömmlichen Unternehmensbewertung messbar und transparent.
Das hat den Markt für nachhaltige Geldanlagen verändert: Früher bedeutete grün zu investieren, ausschließlich Aktien von Unternehmen zu kaufen, die aktiv im Umweltschutz tätig waren. Heute können Anleger in Unternehmen investieren, die ein herkömmliches Geschäft unter der Berücksichtigung nachhaltiger Standards betreiben, und zu den besten ihrer Sparte gehören. Damit ist nachhaltiges Investieren in jedem Anlagesegment möglich, während Investoren früher nur auf riskante Randbereiche setzen konnten. Das ist ein Vorteil für alle, denen eine Top-Rendite wichtig ist.
Zugleich kann man jetzt die Ergebnisse nachhaltiger Investments mit herkömmlichen Investments vergleichen. Dazu legt man beispielsweise die Entwicklungen der Aktienindizes Dow Jones Sustainability Eurozone und den Dow Jones Euro Stoxx 50 übereinander. Ergebnis: Es gab etwa in den vergangenen fünf Jahren kaum Unterschiede. Derzeit liegt der Nachhaltigkeitsindex sogar leicht vorn.
Auch die Rendite eines Fonds, der den weltweiten Dow-Jones-Nachhaltigkeitsindex abbildet, lässt sich sehen:
Name | iShares Dow Jones Global Sustainability Screened UCITS ETF USD (Acc) (EUR) | IUSL |
Nachhaltigkeitsrating | 4 Globen von 5 |
Bewertung der ESG-Kriterien | Umwelt: überdurchschnittlich, Soziales: durchschnittlich, Unternehmensführung: durchschnittlich |
Wertentwicklung nach 5 Jahren (pro Jahr) | 9,29 % |
Risiko bei einer Haltedauer von 5 Jahren | durchschnittlich |
laufende Kosten | 0,60 % |
ISIN | IE00B57X3V84 |
Alle Bewertungen und Daten stammen von der Fondsratingagentur Morningstar (Daten von November 2019).
Die gute Performance der Fonds ist das Eine. Auf der anderen Seite hagelt es immer wieder Kritik, ob nicht “Greenwashing” betrieben werde.
Die enge Bindung an herkömmliche Indizes ermöglicht es nur großen Konzernen, in die Indexreihe aufgenommen zu werden. Kleinere Firmen, die zum Beispiel im Umweltschutz aktiv sind, bleiben außen vor.
Zudem beurteilt SAM Unternehmen aus allen Branchen. Das dürfte vor allem Umweltaktivistinnen nicht gefallen. Denn auch Erdöl-Konzerne und Zigaretten-Multis finden Eingang in den Nachhaltigkeitsindex. Das passt nicht so recht ins Umweltbewusstsein. SAM hat darauf reagiert und eine weitere Indexvariante aufgelegt, die fossile Brennstoffe ausschließt. Am Dow-Jones-Nachhaltigkeitsindex ändert das jedoch nichts.
Wenn Ihnen der Dow-Jones-Sustainability-Index insgesamt nicht streng genug ist, können Sie auf diverse Alternativen setzen. Welche das sind? Wir haben nachhaltige Fonds für Sie herausgesucht.
Ob Ihnen die Kriterien des Dow-Jones-Sustainability-Index nachhaltig genug sind, müssen Sie für sich selbst entscheiden. Zumindest sind ETFs, die in entsprechende Unternehmen investieren, nachhaltiger als gewöhnliche Anlagen. Mit Fonds, die in Unternehmen der Öko-Branche investieren, können Sie Umweltschutz noch stärker forcieren. Fonds für Klima-Aktivistinnen finden Sie hier. So oder so gilt: Mit einem entsprechenden Investment wird das Thema Nachhaltigkeit in den Führungsetagen der Wirtschaft gestärkt, was sehr wichtig und nicht zu unterschätzen ist.
Sie interessieren sich für nachhaltige Aktien, aber kennen sich mit der Börse überhaupt nicht aus? Kein Problem. Um Fonds kaufen zu können, brauchen Sie ein Depot. Wie Sie ein gutes Depot finden, erfahren Sie hier. Als Nächstes müssen Sie entscheiden, ob Sie einmalig Geld anlegen oder monatlich in einen Sparplan einzahlen möchten. Außerdem ist zu überlegen, wie Sie Ihr Depot zusammenstellen wollen, also welche weiteren Fonds es enthalten soll. In Zukunft gilt es, regelmäßig zu prüfen, ob Ihr Depot noch Ihren Vorstellungen entspricht. Warum das wichtig ist, erfahren Sie hier.
Autorin: Dörte Jochims