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Scheidung – Ist die Ehe-Rechtsschutzversicherung sinnvoll?

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Ines Baur

21. Januar 2020

Die Deutschen versichern gerne. Leben, Kinder, Haus, Auto. Wer will, kann sich sogar gegen finanzielle Folgen der Scheidung versichern.

Scheiden tut nicht nur weh, sondern ist auch teuer. Die eine oder andere Leserin kann wahrscheinlich ein Lied vom Ehe-Aus und ihrem finanziellen Dilemma singen. Richtig schwierig wird es, wenn kein rechtskräftiger Ehevertrag vorhanden ist und Sie sich mit dem Partner und geballter Anwaltschaft wegen jedes Details auseinandersetzen müssen.

Gegen das Scheitern Ihrer Ehe können Sie sich nicht versichern. Eventuell aber gegen die finanziellen Folgen, die Anwaltskosten und Co. mit sich bringen. Es gibt nämlich eine Ehe- Rechtsschutzversicherung. Wir beantworten die häufigsten Fragen zum Ehe-Rechtsschutz.

Inhalt:

Das Wichtigste für Sie zusammengefasst

  • Die Rechtsschutzversicherung ist keine eigenständige Versicherung, sondern ein Baustein der privaten Rechtsschutzversicherung.
  • Bei der Ehe-Rechtsschutzversicherung müssen Sie mit einer Wartezeit von bis zu drei Jahren rechnen. Bedeutet: Abschließen und Scheidung einreichen funktioniert hier nicht.
  • Wer die Kosten für eine Scheidung nicht selbst zahlen kann, hat die Möglichkeit, Verfahrenskostenhilfe zu beantragen.
  • Eine der wenigen Ehe-Rechtsschutzversicherung ist die ARAG. Die Beitragskosten für eine private Rechtsschutz mit dem Baustein „Ehe-Rechtsschutz“ liegen bei ca. 30 Euro monatlich (Stand 01/2020).
  • Die ARAG übernimmt Rechtsanwalts- und Gerichtskosten im Falle einer Scheidung – bis zu 30.000 € Versicherungssumme je Rechtsschutzfall.
  • Wenn Sie eine private Rechtsschutzversicherung haben, erkundigen Sie sich erst bei Ihrer Versicherung, ob und in welchem Umfang Sie bei Familienstreitigkeiten versichert sind. Erst nach einer Zusage zur Leistungsübernahme können Sie mit finanzieller Unterstützung seitens der Versicherung rechnen.
  • Grundsätzlich hängen die Kosten einer Scheidung vom monatlichen Einkommen und der Altersvorsorge (gesetzlich und privat) ab. Und die Anwaltskosten zusätzlich von der Dauer und Intensität einer Scheidung.

Ist der Ehe-Rechtsschutz eine eigenständige Versicherung?

Anwalt, Gutachten, Prozesskosten – vor Gericht ziehen und einen Rechtsstreit ausfechten, geht ins Geld. Wer vorsorgen und sich gegen diese Kosten absichern will, kann eine Rechtsschutzversicherung abschließen. Vorteil dieser Police ist, dass Sie sich Ihren Rechtsschutz mit den entsprechenden Bausteinen selbst zusammenstellen. Grundbaustein ist der private Rechtsschutz. Dazu wählen Sie exakt die Bereiche, bei denen Sie Streitigkeiten befürchten. Eine sportliche Autofahrerin könnte den Verkehrsrechtsschutz, die Mieterin mit schwierigem Vermieter den Mietrechtsschutz abschließen.

Wichtig: Ist Ihr Budget knapp? Sie haben keine finanziellen Rücklagen oder Ehe-Rechtsschutz und können auch das Geld für Ihre Scheidung nicht selbst aufbringen? Dann haben Sie immer noch die Möglichkeit eine sogenannte Verfahrenskostenhilfe zu beantragen. Den Antrag auf Prozesskostenhilfe stellen Sie an das Gericht, bei dem die Klage eingegangen ist oder eingehen soll.

In Eheangelegenheiten ist es allerdings nicht ganz so einfach. Eine rechtliche Beratung oder Auskunft in Familiensachen – und dazu gehört die Scheidung allemal – ist im klassischen privaten Rechtsschutz eventuell noch mitversichert. Doch sobald die Scheidungswillige einen Anwalt ins Boot holt und der tatsächlich individuell tätig wird, zum Beispiel die Scheidung einreicht oder Ansprüche gelten machen soll, sind die meisten Versicherer aus dem Rennen.

„Beim Ehe-Rechtsschutz als Rechtsschutz in Scheidungssachen wird die Luft dünn“, sagt uns auch Meike Fiedler, Vorsorge-Expertin bei optimal absichern. Viele Versicherungen bieten zwar Versicherungsleistungen im Zusammenhang mit Familien-, Lebenspartnerschafts- und erbrechtlichen Angelegenheiten an. Doch wer die Bedingungen genau liest, wird bemerken, dass Scheidungs- und Scheidungsfolgesachen oft vom Versicherungsschutz ausgeschlossen sind.

„Eine Ausnahme bietet hier die ARAG, die tatsächlich für beide Ehepartner rechtliche Streitigkeiten wegen Scheidung und Scheidungsfolgesachen mitversichert im Premium-Rechtsschutz“, weiß Meike Fiedler.

„Versichert ist der Scheidungsstreit bis zu einer maximalen Deckungssumme von 30.000 Euro“. Den Rechtsschutz in Ehesachen kann hier jeder, der verheiratet ist, abschließen. Allerdings: Für nichteheliche Lebenspartner und andere nicht verheirateten Personen ist dies leider nicht möglich.

Greift die Versicherung sofort oder gibt es eine Wartezeit?

Soweit, so gut. Es gibt den Baustein Ehe-Rechtsschutz für die private Rechtsschutzversicherung. Wer nun in den nächsten Wochen seine Scheidung einreichen möchte, kann sich den Abschluss der Ehe-Rechtsschutzversicherung allerdings sparen. Diese Rechtsschutzversicherung hat vor ihren ersten Einsatz nämlich eine Wartezeit von drei Jahren. „Eine Ehe-Rechtsschutzversicherung ist also eher etwas für Verliebte, die perspektivisch über eine mögliche Scheidung nachdenken,“ sagt uns Expertin Fiedler.

Welcher Ehegatte hat denn den Versicherungsschutz?

Spannend ist auch, dass bei einer Rechtsschutzversicherung in der Regel sowohl Versicherungsnehmer als auch Ehegatte versichert sind. Heißt das, dass bei einer Scheidung die streitenden Parteien den Versicherungsschutz genießen? „Wir übernehmen die Rechtsanwalts- und Gerichtskosten im Falle einer Scheidung – bis zu 30.000 € Versicherungssumme je Rechtsschutzfall,“ schreibt die ARAG. Und weiter: „Versicherungsschutz erhalten sowohl der Versicherungsnehmer als auch sein Ehegatte.“

Wie hoch sind die Kosten für so eine Versicherung?

Wie teuer eine Ehe-Rechtsschutzversicherung letztendlich ist, hängt davon ab, was man insgesamt versichern möchte. Ein Privat-Rechtsschutz mit dem Zusatzbaustein Ehe-Rechtsschutz liegt bei rund 30 Euro im Monat. Eine Selbstbeteiligung für mögliche Ehe-Streitigkeiten, die den monatlichen Beitrag senken könnte, ist nicht vorgesehen. Möchten Sie sich zusätzlich gegen berufliche Streitigkeiten, den Streit mit Vermieter oder Eigentümergemeinschaft oder im Straßenverkehr absichern möchte, sollten Sie mit einem Beitrag von bis zu 50 Euro monatlich rechnen, bedeutet rund 350 Euro pro Jahr.

Sie sind Vermieterin?
Diese Versicherungen sind für Vermieter sinnvoll.

Da stellen wir uns doch die Frage: Warum ist eine Ehe-Rechtsschutzversicherung so teuer? In Deutschland gab es laut Statista im Jahr 2018 insgesamt 148.066 Ehescheidungen. Weiter sagen uns die Statistiken, dass hierzulande jede dritte Ehe scheitert. In den deutschen Großstädten soll es sogar jede zweite sein. Für die Ehe-Rechtsschutzversicherung bedeutet das: Risiko!

Und es ist wie bei jeder anderen Versicherung auch. Je höher das Risiko, desto eher tritt der Versicherungsfall ein. Das spiegelt sich letztendlich in den Beiträgen wider.

Hand aufs Herz – Lohnt sich eine Rechtsschutzversicherung für die Scheidung überhaupt?

Ob sich das Geld für eine Rechtsschutzversicherung mit dem Baustein Ehe-Rechtsschutz lohnt, ist schwer abzuschätzen. Denn natürlich hilft der Rechtsschutz alias ein guter Anwalt oft dabei, Ansprüche durchzusetzen und eine zufriedenstellende Lösung für alle zu finden. Und im Gesamtpaket einer Rechtsschutzversicherung kann man sicherlich darüber nachdenken, Scheidungsstreitigkeiten mitzuversichern. „Wer aber gar keinen Rechtsschutz abschließen möchte und mit dem Vertrag nur wegen der Absicherung im Falle einer Scheidung liebäugelt, der sollte lieber Abstand nehmen,“ rät Expertin Fiedler.

herMoney-Tipp

Wer sich gegen das endlose Dilemma und unnötige Streitigkeiten einer Scheidung in irgendeiner Form absichern möchte, ist mit einem notariellen Ehevertrag gut beraten. Was eine Ehevertrag genau ist, erfahren Sie hier.

Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

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Ines Baur

Ines Baur hat ihre journalistische Karriere beim Fernsehen begonnen. Nach der Geburt ihres dritten Sohnes hat sich die gelernte Bankkauffrau auf Print- und Online-Medien spezialisiert. Schwerpunktmäßig schreibt sie zu den Themen Frauen und Finanzen, Frauen und Alters-Vorsorge, Frauen und finanzielle Selbständigkeit.