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Startup mit kleinen, schlauen Windrädern

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Anke Dembowski

Autorin

12. März 2019

Eine junge Frau gründet ein Startup in einem technischen Bereich: Sie bietet Gewerbetreibenden Windräder zur dezentralen Stromerzeugung an.

Julia Gräfin Arco-Valley, wie kamen Sie auf die Idee, kleine und schlaue Windräder anzubieten?
Ich habe damals bei E.ON gearbeitet und gemeinsam mit einem Kollegen ein Strategieprojekt geleitet, in dem es darum ging, wie die zukünftige Energieweilt 2025 und 2050 aussehen wird. Hierbei fiel uns immer wieder eine Nische im Energiemarkt auf. Eine dezentrale Lösung zur Eigenversorgung von genau den Kunden, die die Energiewende am meisten vorantreiben – Industrie und Gewerbekunden. Der Zufall hat ergeben, dass ich im gleichen Jahr an Weihnachten mit einem sehr guten Freund  meiner Schwiegermutter gesprochen habe. Er ist bereits über 80, ich nenne ihn Daniel Düsentrieb vom Chiemsee. Und er hatte ein paar gute technische Ideen für ein Windrad im Binnenland, und so ergab sich das eine aus dem anderen.

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Klasse, wenn sich eine solche Idee aus einem Gespräch am Weihnachtstisch ergibt! Sie erhalten Rückenwind durch den Trend zu Energie-Effizienz und einer sauberen Umwelt. Ist es viel einfacher, wenn man ein Geschäft aufbaut, das in einem Modetrend wie z.B. dem Öko-Trend liegt?
Gerade bei Windanlagen müssen wir gegen sehr viele Vorurteile aufgrund der großen Räder kämpfen. Ich glaube, es ist wichtig, dass man 1000 % hinter dem Produkt steht. Nur dann schafft man es, die teilweise sehr steilen Berge, die sich immer wieder auftun, zu besteigen.

Wie wichtig sind Fördermittel bei der Gründung eines Unternehmens? Oder was kann einem sonst auf diesem Weg helfen?
Uns waren die Prozesse der Fördergelder zu langwierig und oft (z.B. KfW-Kredite) ist man mit einer großen eigenen Haftung beteiligt. Deshalb haben wir uns Investoren gesucht, die sich – wie wir auch – mit ihrem Kapital an unserer Firma beteiligt haben. Das zeigt, wie sehr wir an unser eigenes Produkt glauben.

Welche persönlichen Fähigkeiten oder Talente waren für Sie bei der Gründung hilfreich?
Sehr hilfreich war das große Netzwerk, das ich durch über zehn Jahre Berufserfahrung aufgebaut hatte. Dies war nicht nur von Vorteil bei der Investorensuche, sondern auch bei vielen Fragen und Problemen, die sich uns gestellt haben. Außerdem sollte man auf keinen Fall ängstlich sein.

Halten Sie es für wichtig, vorher Berufserfahrung in dem Bereich zu sammeln, in dem man sich selbständig macht?
Ich habe ganz klassisch VWL in München studiert und fand regulierte Märkte spannend, so bin ich auch in der Energiebranche gelandet. Für mich persönlich war die Berufserfahrung sehr wichtig, allerdings habe ich auch ein sehr theoretisches Studium abgeschlossen. Ich denke bei anderen Universitäten wie z.B. der WHU in Koblenz schaut dies anders aus, da man hier sehr viel „Handwerkszeug“ mitbekommt, das man zur Gründung bzw. als Unternehmer braucht. Dies habe ich persönlich erst durch die Berufserfahrung erhalten.

Mal ehrlich: Wie wichtig ist ein hübsches Äußeres, um bei Kreditgebern, neuen Geschäftskontakten etc. gut anzukommen?
Ehrlich gesagt habe ich noch nie die Erfahrung gemacht, dass Äußeres irgendeine Rolle spielt. Es wird eher die Tatsache bewundert und wertgeschätzt, dass ich als junge Frau in einem technischen Beruf arbeite und dann auch noch mit der Gründung von b.ventus unsere Tochter geboren wurde…

Mitten in der Gründungsphase ein Baby zu bekommen ist schon ungewöhnlich. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?
Das ist definitiv nicht einfach. Ich kann mich nur bei meinem Geschäftspartner, meinem Mann und besonders meinen Eltern bedanken. Diese Personen erlauben mir, dass ich die beiden „Babys“ unter einen Hut bringe. Trotz allem: Ich würde es immer wieder so machen. Man sollte sich jedoch auch der Tatsache bewusst sein, dass soziale Kontakte, besonders in den ersten Jahren, sehr leiden.

Wie funktioniert das denn im richtigen Leben? Ich nehme an, auch Ihr Baby braucht 24/7 Aufmerksamkeit und ist leider nicht bloß deswegen still, weil Mama gleich einen wichtigen Geschäftstermin hat…
Kind und arbeiten, das ging die ersten Monate noch ganz gut, da die meisten Babys in dieser Zeit viel schlafen. Aber danach muss die Betreuung organisiert sein. Wir sind deshalb von der Großstadt (Düsseldorf) in die Kleinstadt (Baden-Baden) gezogen, da meine Eltern mir hier durch ihre tolle Unterstützung, die nötigen Freiräume schaffen.

Gräfin Arco-Valley

Julia Gräfin Arco-Valley ist junge Mutter und gleichzeitig Startup-Unternehmerin im Energiebereich. Nach einem Studium der Volkswirtschaft in München nahm sie an einem internationalen Trainee Programm des Düsseldorfer Stromerzeugers E.ON teil, arbeitete dann für den E.ON Konzern in Schweden, wo sie sich mit dezentraler Stromversorgung beschäftigte.  2017 gründete sie gemeinsam mit einem Kollegen ihr eigenes Unternehmen: b.ventus, das Windräder anbietet, mit denen Gewerbetreibende dezentral ihren eigenen Strom erzeugen können. Am 15. März 2019 wird das erste b.ventus-Windrad eingeweiht.


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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".