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Teure Sicherheit

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Birgit Wetjen

Autorin

14. Juni 2017

Sie scheuen Anlagerisiken? Im Nullzins-Umfeld ist das riskant. Wie Sie sich überlisten können, um Ihre Finanzen aufzupeppen. 

Mit dem Risiko ist das so eine Sache. Menschen haben Angst vorm Fliegen, obwohl der Weg zum Flughafen über die Autobahn sehr viel höhere Risiken birgt. Sie meiden Aktien aus Angst vor Verlusten – und parken ihr Geld auf Spar- oder Girokonten, wo ihr Geld ganz sicher an Wert verliert. Das Risikoverhalten, so meinen Psychologen und Neuroökonomen, ist tief verankert. Einmal erprobte Strategien werden mechanisch wiederholt, obwohl sie nicht mehr in eine neue Umgebung passen.

Solche Mechanismen bei der Geldanlage können teuer werden. In der „alten Umgebung“ gab es einen risikolosen Zins – mit sicheren Anleihen der Bundesrepublik Deutschland kassierten Anleger noch Anfang der 1990er Jahre hohe einstellige Zinsen. Selbst nach Abzug von Inflation konnte sich das Vermögen ohne Risiken vermehren. Aus und vorbei. In der neuen Umgebung, die mit dem Platzen der Immobilienblase 2008 in den USA begann, wurde der Zins quasi abgeschafft. Denn als Folge der Krise haben die Notenbanken die Zinsen Schritt für Schritt gen Null gesenkt. Und mehr noch: Institutionelle Kunden und vermögende Privatkunden müssen bei einigen Banken sogar Geld dafür bezahlen, dass ihr Geld aufbewahrt wird (Negativzins). Möglich, dass es zukünftig auch Kleinsparer trifft. Ihr Geld wird dann also auf dem Konto weniger. Dazu kommt, dass zusätzlich der Wert Ihres so aufbewahrten Geldes durch Preissteigerungen (Inflation) sinkt. Bei einer Inflation von gerade einmal 2 % schmilzt die Kaufkraft vom 10.000 Euro binnen gerade einmal fünf Jahren auf gut 9000 dahin – 1000 Euro sind dann quasi verloren.

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Wenn das kein Risiko ist! Aber der Verlust ist schleichend und wird nicht als Risiko wahrgenommen. Ein Börsencrash – wie etwa nach dem Platzen der Internetblase in Deutschland zur Jahrtausendwende – brennt sich dagegen tief in die Hirne ein. Nie wieder Aktien – lautete bei vielen die Schlussfolgerung. Dass deutsche Aktienfonds in den vergangenen 20 Jahren – trotz zwischenzeitlicher Crashs – im Schnitt eine Rendite von 6,2 Prozent pro Jahr eingefahren haben, bleibt unbemerkt.

Warum aber fällt es so schwer, sich auf die veränderten Realitäten einzustellen? Weil der „Wohlfühlfaktor“ bei Entscheidungen eine wesentliche Rolle spielt, weiß Professor Bernd Weber, Neuroökonom an der Uni Bonn und Leiter der Geschäftseinheit Neuroeconomics der Life & Brain GmbH. „Je komplexer die Themen, desto eher neigen Menschen dazu, intuitiv zu entscheiden.“ Finanzkrise und Börse – das scheint komplex. Rund um die Uhr gibt es Informationen, die sich zum Teil sogar widersprechen. Menschen, die Risiken vermeiden wollen, stecken deshalb häufig den Kopf in den Sand und machen – nichts! Frauen sind besonders betroffen, weiß Weber, der die Gehirnaktivitäten von Männern und Frauen in der Röhre misst. Mittels Magnetresonanztomografi (MRT) lässt sich belegen, dass Frauen im Schnitt risikoaverser sind.

Was folgt daraus? Lieber „wohl fühlen“ und zusehen, wie der Wert des Geldes auf dem Konto weniger wird, anstatt „Risiken“ einzugehen? Besser nicht. herMoney hat einige Tipps für Sie zusammengestellt, um Ihnen das Wohlfühlen bei einer besseren Finanzausstattung zu erleichtern.

herMoney Tipps:

  1. Inflation ist abstrakt, weil das Geld ja nicht wirklich weniger wird. Den Wertverlust können Sie sich zum besseren Verständnis visualisieren. Malen Sie sich einen Kuchen auf und schneiden Sie in regelmäßigen Abständen den Kaufkraftverlust aus. Dann sehen Sie, wir Ihr Kuchen (Ihr Vermögen) kleiner wird.
  2. Ändern Sie den Blickwinkel: Gucken Sie nicht nach kurzfristigen Kursentwicklungen an der Börse, sondern betrachten Sie einen Langzeitchart. Die gefährlichen Einschläge sind dann meist nur noch als kleine Dellen zu erkennen. Legen Sie dann einen Langzeitchart Ihrer Sparanlage daneben – dann können Sie den Unterschied sehr deutlich sehen!
  3. Nutzen Sie Sparpläne und freuen Sie sich, wenn die Kurse zwischenzeitlich einbrechen. Schließlich bekommen Sie dann mehr (Wertpapiere) für Ihr Geld!
  4. Sehen Sie Aktie nicht als abstraktes Wertpapier, sondern tatsächlich als Teilhabe an einem Unternehmen. Stehen die Maschinen still und sind die Regale in den Supermärkten leer, wenn die Kurse an den Börsen schwanken?
  5. Definieren Sie konkrete Ziele! Was wollen Sie bis wann finanziell erreichen? Ist das mit Ihrer Finanzanlage möglich?
  6. Überlegen Sie sich, was passiert, wenn Sie keine Vorsorge treffen. Möchten Sie später wirklich Ihren Kindern auf der Tasche liegen.

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Birgit Wetjen

Autorin

Birgit Wetjen ist Volkswirtin, Finanzjournalistin und Buchautorin. Sie ist überzeugt: Geldanlage ist nicht weiblich oder männlich – aber Frauen haben Berührungsängste und gehen anders an Geldthemen ran.

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