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Im außerbörslichen Handel fallen einige Gebühren weg. An anderer Stelle können aber Kosten entstehen. Der Direkthandel im Überblick.
Beim außerbörslichen Handel oder Direkthandel handeln die MarktteilnehmerInnen direkt miteinander. Die bekanntesten außerbörslichen Handelsplattformen sind Lang & Schwarz und Tradegate Exchange.
Die Gebühren der Börsen fallen beim außerbörslichen Handel weg. Die Kosten im Direkthandel sind meist niedriger.
Es können allerdings indirekte Kosten entstehen (zum Beispiel die Handelsspanne zwischen Geld- und Briefpreis). Außerdem kannst du den Preis nur schwer vergleichen, wenn die reguläre Börse nicht geöffnet hat.
Man kann im Direkthandel zu anderen Zeiten aktiv werden als im regulären Handel – und zwar länger als zu den Öffnungszeiten der regulären Börse und am Wochenende.
In jedem Webinar und in jedem Vortrag über das Investieren in Aktien fallen irgendwann diese beiden Sätze: Aktien kauft man über eine Börse. Eine Börse, das ist der Ort, an dem KäuferInnen und VerkäuferInnen einer Aktie aufeinandertreffen.
Nun gibt es aber auch noch den außerbörslichen Handel, auch Direkthandel genannt. herMoney erklärt, was Direkthandel eigentlich ist, zeigt den Unterschied zu Xetra und listet die Vor- und Nachteile auf.
Wie der Name schon sagt, handeln beim außerbörslichen Handel oder Direkthandel die MarktteilnehmerInnen direkt miteinander. Suche ich mir also im Direkthandel auf eigene Faust jemanden, der mir seine Aktie verkauft, zum Beispiel eine Mercedes-Aktie? Nein, so ist es nicht. Tatsächlich läuft der außerbörsliche Handel für dich vordergründig fast genauso ab wie der Handel direkt an der Börse.
Wenn du dich für eine Aktie entschieden hast, die du kaufen möchtest, rufst du sie in deinem Onlinedepot auf und klickst auf „Kaufen“. Dann kommst du meist zur Ordermaske, wo dir ein oder mehrere Börsenplätze angeboten werden. Hier kannst du dich nun entscheiden – für den Xetra-Handel oder den außerbörslichen Handel.
Mittlerweile gibt es mehrere außerbörsliche Handelsplattformen. Die bekanntesten sind Lang & Schwarz und Tradegate Exchange. Um eine Wahl treffen zu können, solltest du aber verstanden haben, wie der außerbörsliche Handel abläuft.
AnlegerInnen stellen über ihre Onlinebroker die Anfrage, dass sie ein Wertpapier wie eine Aktie kaufen möchten. Sie bekommen dann von einem Market Maker ein aktualisiertes Preisangebot. Diesem Angebot muss sofort zugestimmt werden, damit der Kaufvertrag zustande kommt.
Market Maker kaufen oder verkaufen Wertpapier erstmal auf ihr Buch, also ohne Gegenposition in diesem Moment. „Derjenige, der das Preisangebot macht, besorgt sich das Wertpapier höchstwahrscheinlich woanders – vermutlich an der Börse“, erklärt Edda Vogt von der Deutschen Börse. „Denn es haben nicht alle Market Maker alle Wertpapiere in diesem Augenblick auf ihren Plattformen.“
Über die drei goldenen Regeln des Aktienkauf sprechen wir in dieser Folge des “herMoney Talks”:
Exkurs für Fortgeschrittene: Hier kommt der sperrige Begriff „Payment for Order Flow“ ins Spiel, über den derzeit in der Finanzbranche viel diskutiert wird. „Einige außerbörsliche Plattformen zahlen für den Auftrag, den sie bekommen, an den Vermittler, also den Neobroker“, erklärt Vogt. Onlinebroker – klassische Beispiele dafür sind Scalable Capital, Trade Republic oder Robinhood – können dann ihren KundInnen niedrigere Gebühren berechnen. Die Befürchtung, beispielsweise der EU-Kommission, ist, dass die Orders nun dort abgewickelt werden, wo die Broker die höchste Vergütung bekommen. Und nicht dort, wo die AnlegerInnen den für sie besten Kurs erhalten.
Zurück zu deinem Wertpapierkauf. Um dich für einen Handelsplatz zu entscheiden, solltest du außerdem die Vor- und Nachteile des Direkthandels kennen.
Ein wichtiger Punkt beim Wertpapierkauf sind die Kosten. Die direkten Kosten der Onlinebroker kann man relativ einfach vergleichen – beispielsweise in unserem großen herMoney Depotvergleich. Neobroker punkten hier mit niedrigen Orderkosten. Bei Trade Republic beispielsweise kostet eine Order pauschal 1,00 Euro.
Beim außerbörslichen Handel fallen die Gebühren der Börsen weg. Die Kosten im Direkthandel sind daher meist niedriger.
Bei Xetra wird börsentäglich zwischen 09:00 Uhr und 17:30 Uhr gehandelt. Einige Regionalbörsen öffnen auch schon früher oder schließen später. Meistens ist aber um 20:00 Uhr Schluss.
Nachbörslich handeln kann man im außerbörslichen Handel. Man kann im Direkthandel zu anderen Zeiten aktiv werden als im regulären Handel – und zwar außerhalb der Öffnungszeiten an der regulären Börse und am Wochenende. Das gilt als weiterer Vorteil des außerbörslichen Handels.
Bei Lang & Schwarz kann unter der Woche zwischen 07:30 und 23:00 Uhr gehandelt werden. Am Samstag zwischen 10:00 und 13:00 Uhr und am Sonntag zwischen 17:00 und 19:00 Uhr. Bei Tradegate können Aktien, Zertifikate, ETPs und Fonds von Montag bis Freitag zwischen 08:00 und 22:00 Uhr gehandelt werden. Anleihen nur bis 20:00 Uhr.
An den meisten Feiertagen ist der Direkthandel übrigens weitestgehend möglich.
Handelsfrei, sowohl an der Börse in Frankfurt als auch bei Lang & Schwarz und Tradegate, sind 2023:
Beim nach- oder außerbörslichen Handel stellt sich für Vogt allerdings die Frage nach den Kursen: „Wenn ich morgens um halb acht eine Mercedes-Aktie kaufen will oder sie um 21 Uhr verkaufen will, woher weiß ich dann, was dieser Preis wert ist, den ich da angeboten bekomme?“
Damit sind wir bei den indirekten Kosten eines Wertpapierkaufs. Zunächst die Marktgerechtigkeit. „Inwieweit entspricht der Preis tatsächlich dem in dem Augenblick vorhandenen Gegebenheiten des Marktes?“, fragt Vogt. „Preise sind nicht fix, sondern entstehen an dem Marktplatz mit dem meisten Volumen, dem Hauptmarkt, durch Angebot und Nachfrage. Und alle anderen Marktplätze, alle anderen Angebote, orientieren sich an diesem Referenzmarkt. Für deutsche Bluechips und ETFs ist das Xetra.“
Beim börslichen Handel ist man Teil der Börse. Und wenn sie der relevante Leitmarkt ist, ist man auf diesem Referenzmarkt aktiv. Beispielsweise der vor- oder nachbörsliche Kauf der Mercedes-Aktie von oben: Hat die reguläre Börse nicht geöffnet, kannst du den Preis, der dir angeboten wird, nur schwer vergleichen.
Für zusätzliche indirekte Kosten sorgt die Handelsspanne zwischen dem Geld- und dem Briefpreis. Geldpreise sind an der Börse die Kaufaufträge mit Preisvorstellung, Limit genannt, von anderen. Dieser Preis gilt für dich, wenn du verkaufen willst. Auf der anderen Seite stehen die Briefpreise, die Verkaufsangebote anderer. Sie gelten, wenn du kaufen willst.
„Der Kaufpreis ist höher als der Verkaufspreis“, erklärt Vogt. Dazwischen liegt die Handelsspanne. Selbst wenn diese Handelsspanne auch nur ein halbes Prozent beträgt, entstehen Kosten. „Kleine Daumenregel zur Vereinfachung: Ein Auftrag sollte maximal insgesamt ein Prozent kosten. Und wenn allein die Handelsspanne ein halbes Prozent ausmacht, dann wird es schwierig.“ Denn diese Differenz müssen AnlegerInnen mit Wertsteigerung oder Dividenden erst wieder aufholen.
Ein weiteres Risiko beim Direkthandel ist, dass es weniger Kontrollstellen gibt. „Die außerbörslichen Plattformen sind zwar reguliert, aber es gibt keine Handelsüberwachung“, erklärt Vogt. „Der außerbörsliche Handel ist ein bilaterales Geschäft mit dem Anbieter. An der Börse, egal ob Regionalbörsen oder Xetra, da gibt es eine Handelsüberwachung, eine Börsenaufsicht. Das ist eine hochregulierte Form, Wertpapiere zu handeln.“
Vorteile außerbörslicher Handel/ Direkthandel | Nachteile außerbörslicher Handel/ Direkthandel |
direkte Kosten: meist niedriger | indirekte Kosten (Marktgerechtigkeit und Handelsspanne): meist höher |
Handel außerhalb der Börsenöffnungszeiten möglich | keine Handelsüberwachung |
Ob der Direkthandel oder Xetra-Handel über die Börse besser ist, hängt stark von den Kosten ab. Bei den günstigen Neobrokern können die indirekten Kosten – die Marktgerechtigkeit und die Handelsspanne – noch dazu kommen und so die Order teurer machen. Bei klassischen Banken hingegen kann es sein, dass die Ordergebühr höher ist. Dann könnte es Sinn machen, den Xetra-Handel zu wählen.
Allerdings kommt es auch darauf an, was ich handeln möchte und wann. Bei ETFs zum Beispiel sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Plattformen zur Haupthandelszeit am Mittag nicht so groß, wie Vogt erklärt. „Trotzdem: Der Vergleich ist immer sinnvoll.“ Dazu eignen sich diverse Finanzportale, die die Kursdaten von mehreren Handelsplätzen anbieten.
Bei Aktien hingegen hängt es von der Herkunft ab. Große, deutsche Werte, aus dem DAX beispielsweise, sind in der Regel sehr liquide – auf allen Handelsplätzen. Bei ausländischen Aktien – insbesondere bei kleineren, abseitigeren Werten – kann das hingegen etwas schwieriger sein.
Edda Vogt nennt die Spotify-Aktie als Beispiel. Der Streaminganbieter ist zwar ein schwedisches Unternehmen, ist aber in den USA an die Börse gegangen und wird vor allem dort gehandelt: „Ich lasse mir in der Ordermaske die Preise bei den verschiedenen Handelsplätzen anzeigen. Dann nehme ich den günstigsten Preis. Hier kommen dann Market Maker auf dem Parkett oder einer anderen Plattform ins Spiel, die den Handel ermöglichen. Sie schauen, welcher Preis gerade an der Heimatbörse, also den USA, gehandelt wird, verkaufen mir die Aktie und besorgen sie sich. Sie gehen dabei ins Risiko, weil der Kurs in der Zwischenzeit steigen könnte und sie die Aktie deshalb teurer kaufen müssten. Für dieses Risiko und den Service gibt es einen kleinen Aufschlag, der bei großen Aktien reguliert ist, an der Börse zumindest. Außerdem bezahle ich die Aktien in Euro, muss also nicht selbst tauschen oder ein US-Dollarkonto haben. Grundsätzlich ist es besser, internationale Aktien zu handeln, wenn deren Heimatbörse offen hat.“ Dann seien die Risikoaufschläge in der Regel kleiner.
Ausländische Werte könntest du also immer dann kaufen, wenn die Börse des Heimatmarktes geöffnet hat. An der Wall Street in New York wird an Börsentagen von 15:30 bis 22:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit gehandelt. Achtung, am US-Markt gibt es andere und deutlich mehr Börsenfeiertage als hierzulande.
Eine weitere nützliche Daumenregel ist für Edda Vogt, einen Handelsplatz mit großem Handelsvolumen zu wählen. Bei ETFs dürfte das in den meisten Fällen Xetra sein. Zudem rät sie, unbedingt ein Limit zu setzen. Das ist die Preisvorstellung, wie viel man beim Kauf maximal bezahlen oder beim Verkauf mindestens bekommen möchte. „Dann setze dieses Limit genau in die Mitte der Handelsspanne, also zwischen Geld und Brief.“ Mehr über Stop-Buy-Orders und Stop-Buy-Limits erfährst du hier.
Außerbörslicher oder börslicher Handel – was besser ist, darauf gibt es keine pauschale Antwort. Und keine Sorge: Für die meisten PrivatanlegerInnen ist die Frage nach dem richtigen Handelsplatz nicht die wichtigste beim Geldanlegen. Wichtiger ist, die Investments breit zu streuen. Bei Einzelaktien sollten AnlegerInnen mehr Zeit investieren, ein Unternehmen auszuwählen, das in die eigene Anlagestrategie passt, dessen Geschäftsmodell zu verstehen und sich über die Gewinnaussichten zu informieren.
Zum Weiterlesen: Hier erklären wir dir, wie du Aktienkennzahlen richtig interpretierst. Wenn du Aktien mit hoher Dividendenrendite suchst, schau mal in diesem Artikel vorbei.
Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:
Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.
Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.