🚀 Jetzt neu: Der herMoneyCLUB ➔ Mehr Infos

Lohnt sich Platin als Wertanlage? Prognosen für die Preisentwicklung

Titelbild von Lohnt sich Platin als Wertanlage? Prognosen für die Preisentwicklung

Profilbild von Christiane Habrich-Böcker

Wie Gold eignet sich auch Platin als absichernde Anlage. Das Edelmetall wird in nächster Zeit möglicherweise gefragt sein wie nie zuvor.

Inhalt

Platin-Preisentwicklung: Das Wichtigste in Kürze

Die Nachfrage nach Platin könnte 2023 um ein Fünftel steigen. Weil das Edelmetall etwa bei Wasserstoff- und Solartechnik eine Rolle spielt, könnte der Bedarf darüber hinaus zunehmen.

Momentan gibt es noch einen Angebotsüberhang, doch der baut sich schneller ab als gedacht. Danach könnte Platin knapp werden – und die Preise könnten steigen.

Ein Platin-Investment ist eher risikoreich, da die Wertentwicklung stark schwankt. Erfahrene AnlegerInnen könnten etwa Platin-ETCs als langfristige Beimischung nutzen.

Vielleicht weißt du, dass Gold eine beliebte Anlageform ist, vor allem in unsicheren Zeiten. Auch in Form von Schmuck ist dir Gold wohl vertraut. Aber Platin? Das gräulich-stumpfe Edelmetall ist optisch das unscheinbare Kind der Edelmetallfamilie. Es wirkt neben dem glänzenden Gold doch sehr bescheiden. Dabei kann es genauso eine Anlageform sein wie Gold – und ist praktischerweise deutlich günstiger. Wir prüfen, wie aussichtsreich ein Platin-Investment aktuell ist.

Prognosen: Warum der Bedarf an Platin steigen könnte

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Eigenschaften dieses unscheinbaren Edelmetalls. Bei Platin zählen die inneren Werte. Nach Osmium und Iridium besitzt Platin die drittgrößte Dichte aller Elemente. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Schmelz- und Siedetemperatur. Es ist korrosionsbeständig und eignet sich für viele Industrieprodukte. Das bekannteste dürften Autokatalysatoren sein. Kann man also davon ausgehen, dass Platin Zukunft hat?

  1. Prognose: Die Autoindustrie braucht mehr Platin

„Die Platinnachfrage für Autokatalysatoren entsprach in den vergangenen fünf Jahren zwischen 31 und 42 Prozent der Gesamtnachfrage“, sagt das World Platinum Investment Council (WPIC). Der Zusammenschluss untersucht regelmäßig die Marktgegebenheiten und informierte Ende November über die derzeitige Entwicklung. Im neusten Bericht geraten die AnalystInnen fast ins Schwärmen.

„Die Nachfrage der Autoindustrie wird durch die steigende Fahrzeugproduktion und strengere Vorschriften gepusht, die mehr Metall in Abgassystemen zur Neutralisierung von Emissionen erfordert.“ Darüber hinaus ersetzen die Autobauer Palladium durch kostengünstigeres Platin.

  1. Prognose: Der Klimawandel könnte den Platin-Bedarf in die Höhe treiben

Zu bedenken ist auch der steigende Bedarf durch die Entwicklung und Verbreitung der Brennstoffzellentechnologie. Wasserstoff gilt als möglicher Schlüssel zur Dekarbonisierung des Verkehrs. Die Fotovoltaik- und Solarindustrie benötigt das Metall durch die Klimawende ebenso in großen Mengen. „Trotz konjunkturellen Gegenwinds wird die industrielle Nachfrage im Jahr 2023 um 10 Prozent steigen und deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt liegen“, schreibt das WPIC in seinem Bericht. Daneben ist die Glasindustrie ein wichtiger Kunde.

  1. Prognose: Mehr Schmuck aus Platin?

Doch das Metall schmückt auch. Abseits der genannten Branchen ist die Schmuckindustrie einer der Hauptkunden. „Die Investitionsnachfrage war die in den vergangenen fünf Jahren variabelste Kategorie und machte in dieser Zeit zwischen minus 1 Prozent und 20 Prozent der Gesamtnachfrage aus“, gibt das World Platinum Investment Council (WPIC) an.

Die Schmuckindustrie verwendet allerdings eine Legierung von 950 (also 95 Teile Platin). Der Rest ist Kupfer, Silber, Palladium oder Iridium. Eine erhöhte Nachfrage, wie es das WPIC vorhersagt, bestreiten andere AnalystInnen und reden von einer Stagnation bei der Schmuckverwertung durch Platin. Dennoch: Platin ist wertvoll und rar. Darum könnte es eine lukrative Anlage sein.

herMoney-Club: Dein Safe Space für alle finanziellen Themen

Preisentwicklung: Warum könnte Platin bald teurer werden?

  1. Die Nachfrage könnte zunehmen

Laut der WPIC-AnalystInnen könnten die Käufe von Platinbarren und -münzen „im nächsten Jahr um 49 Prozent“ steigen. Insgesamt schätzen die MarktbeobachterInnen, dass die gesamte Nachfrage 2023 um knapp ein Fünftel anzieht. Hauptabnehmer ist und bliebt die Industrie.

  1. Das Angebot ist knapp

Dem steht ein eingeschränktes Angebot gegenüber, da man in den Minen der Spitzenerzeuger in Südafrika aufgrund von maroden Anlagen, Wartungsarbeiten und langen Stromausfällen sowie Streiks nicht reibungslos schürfen konnte.

Russland fördert etwa 15 Prozent der Gesamtmenge und ist damit zweitgrößter Anbieter, gefolgt von Kanada und Simbabwe, die sich bei 5 Prozent Förderanteil bewegen. Doch die Sanktionen, die gegen den russischen Staat verhängt wurden, „haben das Potenzial, Metallflüsse kurz- bis mittelfristig zu unterbrechen. Für Platin verstärkt dies einen bereits engen physischen Markt und erhöht die Preisvolatilität.“

Europa ist der größte Abnehmer des edlen Metalls. China kaufte seit Anfang 2021 rund 2,5 Millionen Unzen. „Dies könnte zu einer weiteren Verknappung auf dem Platinmarkt im nächsten Jahr führen“, meint Raymond.

In den vergangenen fünf Jahren kamen zwischen 73 und 76 Prozent des gesamten jährlichen Platinangebots (in raffinierten Unzen) aus dem Bergbau, der Rest wurde durch Recycling zurückgewonnen.

Durch die Schwierigkeiten beim Abbau und die steigende Nachfrage wird es nach Berechnungen des Platin-Councils zu einem Mangel an 303.000 Unzen kommen.

Des Weiteren korrigiert der Council im „Quarterly“-Bericht seine Überschussannahmen von diesem Jahr. Statt einem Überangebot von 974.000 Unzen senkt man nun die Angabe auf 804.000 Unzen.

Analysten-Fazit: Wie wird sich der Platin-Preis entwickeln?

Bedeutet die Entwicklung das Ende der Preisrückgänge? „Wir denken, dass die Preisschwäche übertrieben ist, und sehen mehr Chancen für eine Preiserholung als für eine Fortsetzung der Korrektur“, meinen die Commerzbank-AnalystInnen Barbara Lambrecht und Carsten Fritsch.

„Fundamental besteht auf der Angebotsseite zum einen das Risiko von Produktionsausfällen in Südafrika, weil das Land weiterhin unter Stromengpässen leidet. Eben wurde der einhundertste Tag mit einem Blackout gezählt. Zum anderen ist die Gefahr von Lieferausfällen aus Russland nicht gebannt. Auf der Nachfrageseite scheint Chinas Kaufinteresse größer zu sein, als es bislang erfasst wurde.“

Rosige Aussichten: Wird der Platin-Kurs steigen?

Also ist das der richtige Einstiegsmoment? Gut möglich, denn Platin hat sich bereits seit Anfang des letzten Jahres verteuert. Im 52-Wochen-Vergleich (Stand 14.12.) stand der Kurs am 8. März bei 1.086,79 Euro. Gestartet war er im Jahresvergleich bei etwa 815 Euro. Mitte Dezember bewegt sich der Preis für die Unze (Oz entspricht rund 31 Gramm) 999er Platin bei 959,09 Euro. Gold in vergleichbarer Feinheit pendelt derzeit zwischen 1.700 und 1.800 Euro. Bei einer Reinheit von 950er wird es günstiger.

Wird Platin teurer als Gold?

Damit ist Platin zwar günstiger als Gold oder Palladium (1.790 Euro, Stand: Mitte Dezember), doch der Preis stieg stärker als bei den anderen beiden Edelmetallen. Zudem bescheinigen die AnalystInnen der grauen Maus unter den Edelmetallen Potenzial. Das könnte also dazu führen, dass Platin einen höheren Wert als Gold erreicht.

Platin: Wertentwicklung 1 Jahr

Stand 14.12.22, finanzen.net

Doch wie die Bewegungen beim Platinpreis zeigen, benötigt man starke Nerven. Denn der Kurs des Metalls ist äußerst volatil. Das war auch in den vergangenen zehn Jahren der Fall.

Wie hat sich der Preis in der Vergangenheit entwickelt?

Platin-Preisentwicklung der letzten 10 Jahre

Stand 14.12.22, finanzen.net

In Summe sank der Platinpreis also. Betrachtest du allerdings den Zeithorizont von 20 Jahren, hat sich nach einem Allzeithoch und dem nachfolgenden Absturz der Preis dennoch um rund 138 Prozent nach oben entwickelt. Gut Ding will also Weile haben.

Platin-Preisentwicklung 20 Jahre

Stand: 14.12.22, finanzen.net

Also ist das Metall für die Jagd nach schnellen Gewinnen nicht geeignet. Und wie es weitergeht, ist eine Frage der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Jahren. Noch ist das Gespenst der Rezession noch nicht gebannt. Ein weltweiter Konjunktureinbruch würde die Platin-Nachfrage ausbremsen.

Platin-Kursprognose: Wie könnte die langfristige Preisentwicklung aussehen?

Die KäuferInnen sind derzeit vorsichtig und die AnalystInnen des Handelshauses TD Securities raten kurzfristig zum Verkauf von Platininvestments.

„Wir verkaufen aktives Platin, da wir davon ausgehen, dass eine Erschöpfung der Käufe unmittelbar bevorsteht. An den Edelmetallmärkten haben sich die Voraussetzungen für eine Bullenfalle herausgebildet“, unken die ExpertInnen. Schuld sei eine Reihe von Gerüchten und eine aggressive Haltung der Zentralbanken. Diese Umstände hätten eine massive Leerverkaufsrally ausgelöst. Die InvestorInnen setzen also auf fallende Kurse.

Doch das kann auch positiv gedeutet werden: „Eine solch negative Haltung war in der Vergangenheit oftmals ein Indikator für eine bevorstehende Wende”, sagte Rohstoffanalyst Fritsch gegenüber „finanzen.net“. Das würden auch die „Short Seller“ oder LeerverkäuferInnen goutieren, da sie preisgünstig einsteigen und die geliehenen Positionen zum guten Preis wieder an den Verleiher zurückgeben wollen.

Dem stimmt TD Securities insofern bei, dass die AnalystInnen einen Kursverfall von Platin nur als vorübergehende Erscheinung prognostizieren. Ende des kommenden Jahres soll es dann bergauf gehen. Für 2025 gehen die KanadierInnen in ihrer Platin-Prognose von einer leichten Abkühlung aus.

Langfristige Platin-Prognosen

Nach der jüngsten Langzeitprognose soll der Platinpreis bis Mitte 2025 auf 1.500 (derzeit rund 990 USD) und dann bis Mitte 2028 auf 2.000 US-Dollar steigen. Im Jahr 2030 soll sich Platin bei 2.500 US-Dollar bewegen, so die Prognose der AnalystInnen des Coin Price Forecast Center.

Womöglich bleibt die gefürchtete Rezession aus. Aktuell mehren sich die Anzeichen für ein „Soft-Landing-Szenario“, also für eine Phase des geringen Wirtschaftswachstums. Das würde sich auch auf die Nachfrage nach Platin und auf die Platin-Kursen niederschlagen.

Jetzt Platin kaufen?

Wer also Platin in Form von Barren oder Münzen ankaufen will, könnte jetzt zum niedrigen Preis einsteigen. Aber nur bei einem seriösen Händler. Doch es gibt auch die Möglichkeit, über Aktien am möglichen Platinboom teilzunehmen. Ein Beispiel ist der Invesco Physical Platinum ETC (WKN: A1KX36, ISIN: IE00B40QP990).

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

herMoney Tipp

Beobachte den Rohstoffmarkt eine Weile, ehe du investierst. Beim Exchange Traded Commodities (ETCs) werden börsengehandelte Rohstoffe abgebildet. Sie eignen sich jedoch nur als Beimischung im Depot, da die Wertentwicklung höchst volatil ist. Vor allem derzeit, da sich die vielen geopolitischen Krisen auch auf Angebot und Nachfrage der Edelmetalle auswirken.

Zum Weiterlesen: Vielleicht kommt auch ein Gold-ETC für dich infrage. Wie du Gold in Form von ETF ähnlichen Produkten kaufen kannst, erfährst du hier.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

Profilbild von Christiane Habrich-Böcker

Christiane Habrich-Böcker

Christiane Habrich-Böcker ist langjährige Wirtschafts- und Nachrichtenredakteurin. Sie publizierte unter anderem für den Finanzen Verlag und schrieb für Euro am Sonntag und Börse Online.

Auch interessant: