🚀 Jetzt neu: Der herMoneyCLUB ➔ Mehr Infos

Spenden zu Weihnachten: Soll ich, soll ich nicht?

Titelbild von Spenden zu Weihnachten: Soll ich, soll ich nicht?

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Autorin

26. November 2019

Wie viel spenden Deutsche im Schnitt? Kommt das Geld dort an, wo es gebraucht wird? Unsere Autorin macht sich Gedanken übers Spenden.

Inhalt:

Meine Freundin Claudia sagt neulich: „Im Advent kommen wieder die ganzen Bettel-Briefe der Spendenorganisationen!“. Ich erschrecke ein wenig. Wie negativ sie dabei klingt! Grund genug also, sich über die Pros und Contras auszutauschen. Und sich zu fragen, warum spenden wichtig ist und für was man spenden soll.

Soll ich spenden? Pro- & Contra-Liste

In den Organisationen arbeiten viele Menschen mit tollen Intentionen, die Grandioses bewegen. Und wie sonst sollen sie Hilfsgelder einwerben, wenn sie uns nicht kontaktieren? Gleichzeitig ärgere ich mich über mich selbst, weil ich es auch manchmal als lästig empfinde, wenn sich kurz vor Weihnachten der Briefkasten nicht nur mit Post von Freunden und Familie füllt, sondern auch mit Briefen der Spenden-Organisationen.

„Ja, ein wenig nutzen sie schon die heimelige Gefühlslage, in der wir uns in der Adventszeit befinden“, antworte ich. „Ich würde mir wünschen, dass die Organisationen die Spendengelder nicht für diese Briefe verwenden, sondern für ihren eigentlichen Zweck“, meint Claudia. Teilweise sind die Briefe, in denen die Lage der hilfsbedürftigen Menschen oder Tiere erklärt wird, wirklich sehr aufwendig! Manche Marketing-Strategen legen dem Bitt-Brief sogar noch ein kleines Geschenk bei – personalisierte Adressaufkleber oder Grußkarten, die Kinder in Not gemalt haben. Hier ist es psychologisch kaum möglich, zu entrinnen: Ich bekomme etwas geschenkt und möchte mich erkenntlich zeigen … und schon ist das beiliegende Überweisungsformular ausgefüllt!

Aber was spricht nun für und was gegen das Spenden?

Pro Contra
Mit meiner Spende kann ich genau diejenigen Organisationen unterstützen, die Ziele verfolgen, die mir am Herzen liegen. Oft vereinnahmen Organisation und Verwaltung einen Teil des Spendenbetrags, daher kommt er nicht vollständig in den förderwürdigen Projekten an.
Wenn ich spende, habe ich das Gefühl, zumindest ein wenig „Gutes“ getan zu haben. Oft geht das ja sonst im Alltags-Stress unter. Teilweise werden Projekte unterstützt, die ich nicht für förderwürdig halte.
Ich kann meine Spende steuerlich absetzen. Das reduziert mein steuerpflichtiges Einkommen. Manche Spendenorganisationen setzen mich mit besonders emotionalen Berichten oder Bildern unter Druck. Das ist unangenehm!
Ohne Spenden könnten die meisten Hilfsorganisationen nicht arbeiten. Und sie tun viel Gutes auf dieser Welt. Es gibt gelegentlich Berichte darüber, dass es bei NGOs zu Korruption und Selbstbedienung kommt. Das ist verwerflich, da es alle Spenden-Organisationen in Misskredit bringt.
Es ist wichtig, dass es außer staatlicher Hilfe auch private Hilfsorganisationen gibt.

Unterm Strich bin ich überzeugt, dass die Vorteile des Spendens die Nachteile deutlich überwiegen!

Frauen spenden mehr als Männer

Laut NGO-Leitfaden spenden etwa 35 % der Deutschen mindestens einmal pro Jahr. Dabei geben Frauen etwas öfter Geld als Männer, Ältere häufiger als Jüngere, und die Spendenbeteiligung steigt mit dem Einkommen. Durchschnittlich werden knapp 130 Euro pro Kopf ausgegeben. Wow, das ist ein imposanter Betrag! Die Mehrzahl der Personen unterstützt dabei mehr als eine Organisation, 26 % sogar mehr als vier. Allerdings spendet nahezu jeder Zweite im Folgejahr nicht mehr für die gleichen Organisationen. Die Fluktuation ist vor allem bei den Jüngeren sehr hoch.

Insgesamt haben die Deutschen im Jahr 2018 etwa 5,33 Milliarden Euro gespendet. Gleichzeitig haben etwa 16 Millionen ehrenamtlich gearbeitet – im Verein, in karitativen Organisationen oder sonstigen gemeinnützigen Ämtern. Es ist schon enorm, wie viel Engagement die Bevölkerung hat!

Ab 2017: Erleichterte Nachweispflicht für Spenden bis zu 200 Euro

„Da hat sich doch was geändert mit der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Spenden“, meint Claudia. Weil wir es beide nicht so genau wissen, recherchieren wir auch das im Netz: Generell gilt, dass Spenden an eine gemeinnützige Organisation sofort als Sonderausgaben geltend gemacht werden können – bis zum Maximalbetrag von 20 % der gesamten Einkünfte im jeweiligen Jahr. Die Spende reduziert also das zu versteuernde Einkommen. Wer über die 20-Prozent-Grenze kommt, kann den Spendenbetrag in die Folgejahre vortragen.

Ab der Steuererklärung 2017 gibt es eine Erleichterung bei der Nachweispflicht: Für Spenden bis zu 200 Euro muss beim Finanzamt nicht mehr der Spendenbeleg eingereicht werden, sondern nur noch auf Verlangen. Deshalb sollten Sie die Spendenbescheinigung mindestens ein Jahr aufbewahren, nachdem Sie den Steuerbescheid erhalten haben. Ansonsten reicht der Kontoauszug oder die Quittung der Bank über die Bareinzahlung. Größere Spendenbeträge über 200 Euro müssen Sie wie gehabt durch eine Spendenbescheinigung nachweisen. Die meisten Organisationen verschicken sie bis Ende Februar des Folgejahres automatisch.

Eine Sonderbehandlung genießen Spenden und Mitgliedsbeiträge an politische Parteien: Hier kann die Hälfte, maximal bis zu 1.650 Euro pro Person (3.300 Euro für Verheiratete), direkt von der Steuerschuld abgezogen werden. Den Betrag bekommt man direkt als Steuererstattung zurück. Darüber hinausgehende Spenden an politische Parteien sind als Sonderausgaben abzugsfähig.

Was kommt wirklich an?

„Eigentlich ist es toll, dass sich der Staat an meinen Spenden beteiligt“, findet Claudia. „Dann kann ich im Prinzip den doppelten Betrag spenden.“ Wir unterhalten uns darüber, dass dieser Vorteil dann allerdings für Geld nicht gilt, das man in eine Sammelbüchse in der Fußgängerzone oder in den Hut eines Bettlers steckt. „Auf der anderen Seite weiß ich da genau, dass der gesamte Betrag ankommt“, sagt Claudia. Die Frage, wie viel tatsächlich dem gewünschten Zweck zufließt, stellt sich immer. Zumal einige Organisationen explizit damit werben, dass jeder Cent der Spende ankommt.

Dazu schreibt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das übrigens „Spenden-Siegel“ vergibt: „Für die Finanzierung, Planung, Durchführung und Kontrolle der gemeinnützigen Aktivitäten ist eine gute Organisation und damit ein entsprechender Werbe- und Verwaltungsaufwand unerlässlich. (…) Schon etwas größere Vereinigungen mit wenigen 100.000 Euro Jahreseinnahmen benötigen in der Regel zumindest in Teilbereichen kompetente, bezahlte Unterstützung. Wird auf diese aus – falsch verstandener – Sparsamkeit verzichtet, so drohen Fehlentscheidungen mit der Folge unwirksamer oder unwirtschaftlicher Spendenverwendung.“

Die DZI-Spenderberatung sieht die Obergrenze für Werbe- und Verwaltungsausgaben bei 30 % der Gesamtausgaben an, um noch ein Spenden-Siegel zu vergeben. Im Schnitt sind es bei den Organisationen, die ein Siegel erhalten haben, aber nur 13 %.

Wir unterhalten uns dann darüber, welche Organisationen wir jährlich oder sporadisch mit einer Spende bedenken. So frage ich mich: Welche Organisationen bedenken die herMoney-Autorinnen dieses Jahr eigentlich? Wer sich noch weiter inspirieren lassen möchte, wird sicher in der Datenbank-Suche des DZI fündig. Hier können Sie Organisationen nach Arbeitsbereichen (z.B. Altenhilfe, Bildung, Frauenförderung), Ländern und dem Sitzland der Organisation gezielt suchen.

Wofür soll ich spenden? Ideen der herMoney-Kolleginnen

Als Inspiration erzählen Ihnen unsere herMoney-Kolleginnen, wen sie dieses Jahr unterstützen.

Anke, Autorin bei herMoney:

  • Wikimedia Deutschland: Ich finde es toll, dass Wikipedia gute, unabhängige Informationen zu fast allen Fachgebieten kostenlos zur Verfügung stellt. Außerdem halte ich den Zugang zu Bildung für eine Grundlage der Chancengleichheit und nutze die Information selbst oft.
  • UNO-Flüchtlingshilfe: 2015 kamen auch so viele Flüchtlinge nach Europa, weil sie in Anrainerländern nicht gut versorgt wurden. Auch wenn mir bewusst ist, dass das Flüchtlingswerk der UN von den Geberländern abhängig ist, glaube ich, dass mit den begrenzten Ressourcen mehr vor Ort – z.B. in Syrien – getan werden kann als im teuren Europa.
  • Die Seenotretter (DGzRS): Dieser Seenotrettungsdienst ist bei jedem Wind und Wetter und rund um die Uhr auf der Nord- und Ostsee einsatzbereit. Als Seglerin finde ich es beruhigend, dass sich Menschen mit Erfahrung, Mut und Können dafür einsetzen, Menschen aus Seenot zu retten.

Anne, Gründerin von herMoney:

  • Lichtblick: Altersarmut trifft besonders viele Frauen. Oft haben sie lange Jahre in niedrig dotierten Jobs gearbeitet und nebenbei Kinder großgezogen. Da ältere Frauen und auch Männer ihre finanzielle Situation kaum noch verbessern können, ist es mir wichtig, einen Beitrag zu leisten.
  • UNICEF: Mädchen werden in vielen Teilen der Welt benachteiligt. Ihnen wird der Zugang zur Bildung erschwert oder sie sind von körperlicher Ausbeutung bedroht. Damit Mädchen, aber auch Jungs, eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben, unterstütze ich das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.
  • Wikimedia: Die Organisation unterstütze ich schon lange und schließe mich Anke an. Mir geht es dabei um die Demokratisierung von Wissen.

Birgit, Autorin bei herMoney:

Auch ich spende regelmäßig für Wikimedia – aus den genannten Gründen. Ansonsten bedenke ich seit Jahren Ärzte ohne Grenzen. Für uns ist eine medizinische Grundversorgung selbstverständlich. In den Krisengebieten dieser Welt allerdings sieht es anders aus. Ich finde es extrem wichtig und beeindruckend, dass Ärzte zum Teil Leib und Leben riskieren, um Menschen medizinisch zu versorgen.

Betty, Marketing-Managerin:

Ich habe seit Jahren ein Patenkind bei SOS-Kinderdorf, das ich monatlich unterstütze. Seit ich Mama bin, kann ich mit dem Elend und der Armut von Kindern noch viel weniger umgehen als zuvor. So unterstütze ich auch Save the Children mit einem kleinen monatlichen Betrag. Beim Spendenmarathon von RTL für „Wir helfen Kindern“ bin ich auch dabei.

Jeannette, Content-Managerin:

  • Welthungerhilfe: Ich finde es schrecklich, dass es immer noch so viele Menschen gibt, die nicht genug zu essen haben, obwohl wir in der westlichen Welt in einem kaum fassbaren Überfluss leben. Deshalb spende ich jeden Monat Geld für die Welthungerhilfe.
  • Greenpeace: Die Zerstörung der Umwelt wird nicht ohne Folgen bleiben. Da ich nicht selbst angeschwemmtes Plastik von südländischen Stränden aufsammeln und mich an Kohlebahn-Gleise ketten kann, unterstütze ich diejenigen, die das übernehmen.
  • Amnesty International: Menschenrechte sollten überall gelten. Wenn auch nur wenige aus den Foltergefängnissen der Welt befreit werden können, hat sich der Aufwand gelohnt.

Jetzt haben Sie vielleicht ein paar Ideen bekommen, wohin Sie spenden könnten. Es gibt natürlich viele weitere tolle Organisationen, die Sie bedenken können. Manche Frauen gehen sogar noch einen Schritt weiter. Worauf zu achten ist, wenn Frau eine Stiftung gründen möchten.

Falls Sie Chefin Sinn, erfahren Sie hier, wie Ihre Mitarbeiter Überstunden spenden können. 

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".