Nach der Scheidung: Wollen Frauen nur Geld?
16. August 2018
Unsere Kolumne handelt von Geldgeschichten, die wir Frauen erleben. Ein Gespräch mit und über Frauen, die ihren Mann stehen.
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15. November 2017
Die emotionale Achterbahnfahrt einer Scheidung lässt sich nicht vermeiden, aber durch Jobperspektiven und Eheverträge lindern.
„Ich habe mich von meinem Mann getrennt“. Diesen Satz sagte ich erstmals zu einer Bekannten wenige Tage nachdem ich das gemeinsame Haus verlassen hatte. „Oh, das ist aber neu, oder?“, meinte die Bekannte. Das war in der Tat neu für uns als Paar, unsere Kinder, Freunde und Verwandte. Nach über 20 Jahren Ehe war dies eine sehr schwere Entscheidung, die ich mir reiflich und lange überlegt hatte als es nichts mehr auszudiskutieren gab. Bevor aus unserer Liebe Freundschaft oder zumindest freundlicher Umgang werden durfte, begann für mich eine emotionale und rechtliche Achterbahnfahrt, besser bekannt als Scheidung.
Während dieser turbulenten und emotional extrem aufwühlenden Zeit, war es schön, dass mir gute Freunde zur Seite standen. Obwohl ich die Trennung initiiert hatte, brauchte ich Unterstützung von meiner ältesten Freundin. Ebenso wichtig war ein guter Anwalt, oder in meinem Falle, eine Anwältin, um die letzten Schritte zu gehen – zu groß war meine Verunsicherung und die einsetzende verbale und rechtliche Gegenwehr meines Mannes.
Ähnliches habe ich bei Freunden beobachtet, die sich zu einer Trennung entschlossen hatten. Ich habe leider auch bemerkt, dass viele Frauen sich dem emotionalen Druck beugen und oft zu schnell in eine für sie ungünstige Scheidungsvereinbarung einwilligten. Dabei entging ihnen viel Geld, das sie später dringend nötig hatten. Das neue Unterhaltsrecht, das 2008 in Kraft getreten ist, hat erschwerender Weise viele Frauen ohne oder mit geringen Unterhaltszahlungen abgespeist. Viele meiner Freundinnen hatten weiter ihre Kinder zu versorgen und mussten gleichzeitig beruflich neuen Anschluss finden. Zu lange hatten sie dem Modell „er geht arbeiten, sie kümmert sich um den Rest“ vertraut. Sie haben ihm seine Karriere ermöglicht oder ihm geholfen sein Unternehmen aufzubauen und mussten sich dann um den Kindesunterhalt streiten. Eine Freundin, die keine Kinder hatte, stand auf einen Schlag fast mittellos da und musste mit ansehen, wie die neue Frau das liebevoll dekorierte, ehemals gemeinsame Haus für sich beanspruchte.
Das sind bittere Erfahrungen, die zumeist Frauen machen mussten und leider oft noch machen. Ich würde Eheanwärterinnen empfehlen, einen Ehevertrag abzuschließen. Somit sind bei einer Scheidung die finanziellen Verhältnisse weitestgehend geklärt und ersparen beiden Partnern zusätzliche Reibereien. Wichtig ist, dass Sie sich vorher beraten lassen und nicht blind einen Vertrag unterschreiben, den Ihnen der zukünftige Gatte vorlegt. Einen Ehevertrag können Sie auch während der Ehe noch abschließen, aber bitte nicht, ohne ihn Ihrem eigenen Anwalt zur Prüfung vorzulegen!
Eine vertragliche Regelung halte ich insbesondere dann für extrem wichtig, wenn Sie auf eine eigene Karriere verzichten. Oder wenn Sie nur ein geringes oder gar kein Einkommen während der Ehe erwirtschaften, weil Sie z.B. Teilzeit arbeiten der Kinder wegen. Sollten Sie wieder auf sich selbst gestellt sein, dann ist es schwierig, ein Einkommen in der Höhe zu erzielen, die es Ihnen erlaubt, Ihren Lebensstandard zu halten. Ihr Mann sollte diesen Ausfall im Rahmen eines Ehevertrags honorieren. Das ist nur fair und schafft Respekt für Ihre gegenseitigen Verantwortlichkeiten.
Mein eigenes Einkommen und eine eigene Karriere waren mir daher immer wichtig, wie meine beiden Kinder. Die beruflichen Perspektiven und meine finanzielle Unabhängigkeit haben mir die Gewissheit gegeben, dass ich meinen Lebensstandard für mich und meine Kinder nach der Scheidung halten konnte. Das hat mich zwar nicht vor der emotionalen Achterbahnfahrt während meiner Scheidung bewahrt. Es hat mir aber Kraft gegeben für mein neues Leben.
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