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Bessere Finanzentscheidungen treffen - So geht's

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Anke Dembowski

Autorin

20. August 2019

Was müssen Sie über Geldanlage wissen, um gute Finanzentscheidungen zu treffen? Woher bekommen Sie das nötige Know-how? Wir verraten es!

Inhalt:

Ist es sinnvoll, die Familie um Rat zu fragen?

Viele Menschen fühlen sich wohler, wenn ihnen Freunde oder die Familie bei Finanzentscheidungen hilft. Wenn Sie Menschen kennen, die davon Ahnung haben, ist es sicher eine gute Idee, sich auszutauschen. Oder noch besser: Nehmen Sie den Freund oder Familienangehörigen mit zum Beratungsgespräch! Zum einen hören vier Ohren mehr als zwei und zum anderen kann der Angehörige die richtigen Fragen stellen, wenn er sich ein wenig auskennt. Und die Beraterin oder der Berater sieht gleich: Sie nehmen das Beratungsgespräch ernst und holen sich extra Verstärkung dazu, um eine gute Finanzentscheidung zu treffen!

Ist Bankberatung unabhängig? Und ist sie noch zeitgemäß?

Zur Bank gehen, um sich dort über die geeignete Finanzanlage beraten zu lassen? Für unsere Mütter und Väter war es das Normalste der Welt, um schnell eine Finanzentscheidung zu treffen. Heute denken viele junge Menschen aber anders. Schon allein das zeitliche Korsett – montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr und donnerstags bis 18 Uhr – empfinden viele berufstätige Frauen als zu eng.

Für diejenigen, die damit noch gut zurechtkommen, stellt sich die Frage, ob wir bei einer Bank eine unabhängige Beratung oder ein Verkaufsgespräch erwarten dürfen. Die Wahrheit ist: Bei der Bank handelt es sich um ein Verkaufsgespräch, das mit solidem fachlichem Hintergrund des Beraters oder der Beraterin geführt wird. Die Beraterin wird hausintern danach beurteilt, wie viele Kunden-Termine sie gemacht hat und wie viele Abschlüsse daraus resultieren.

In einer Boutique gehen wir davon aus, dass uns die Verkäuferin am liebsten ein – nein, am besten mehrere! – teure Kleidungsstücke verkaufen möchte. In der Bank ist es ganz ähnlich. Der Berater möchte uns möglichst viele Finanz- oder Versicherungsprodukte verkaufen.

Damit wir als Kundin nicht völlig unzufrieden sind und am Ende das Institut wechseln wollen, dürften die Produkte schon recht gut zu uns passen. Aber ob es sich wirklich um das für uns beste und vor allem das für uns preisgünstigste Produkt handelt, steht auf einem ganz anderen Blatt. In der Boutique würden wir auch nicht erwarten, dass uns die Verkäuferin erklärt, dass es ein ganz ähnliches Kostüm 30 Prozent günstiger im Internet gibt.

Was muss ich vor einer Beratung wissen?

Sinnvoll wäre es, wenn Sie vor dem Gespräch in etwa wissen, in welche Richtung es gehen soll: ob Sie ein bestimmtes Risiko absichern möchten oder ob Sie langfristig ein Finanzpolster aufbauen wollen.

Vor der Beratung sollten Sie sich auf jeden Fall ein paar Gedanken zu folgenden Fragen machen:

  • Welches Ziel verfolgen Sie mit der gewünschten Anlage?
  • Wie langfristig soll die Anlage sein?
  • Welche Rendite erwarten Sie?
  • Wieviel Risiko möchten Sie damit eingehen?
  • Und was genau verstehen Sie eigentlich unter „Risiko“?

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Eigenartig ist, dass die meisten Menschen bei einer Finanzberatung auf diese grundlegenden Fragen keine Antwort wissen. Aber ohne eine Antwort kann gar keine individuelle Beratung stattfinden – und Sie können keine gute Finanzentscheidung treffen.

Ich kenne eine über 80-jährige Dame, die ihr Finanzberater wegen einer Terminvereinbarung angerufen hat. Sie freute sich auf das Gespräch mit dem sympathischen jungen Mann, weil es für sie eine willkommene Abwechslung war. Nach der Beratung hatte sie eine gute und für sie sinnvolle Anlage (einen offenen Immobilienfonds) aufgelöst und einen 200.000-Euro-Bausparvertrag an der Backe, den sie wirklich nicht gebraucht hat. So etwas kann passieren, wenn man sich überhaupt keine Gedanken macht, worüber es in dem anstehenden Beratungsgespräch gehen soll.

Wo finde ich unabhängige Finanzberater?

Nicht jeder Berater wird die Arglosigkeit einer älteren Dame dermaßen ausnutzen wie der oben beschriebene, aber es stellt sich natürlich die Frage: Wo kann ich mich gut beraten lassen? So generell lässt sich das nicht sagen. Aber feststeht: Bei Beratern von Banken, Versicherungen, Bausparkassen und so weiter wird der Berater immer für die hauseigenen Produkte sprechen. Bei einem BMW-Händler erwarten Sie auch nicht, über die Vorteile eines Mercedes aufgeklärt zu werden.

Bei einer unabhängigen Beratung sieht es ein wenig anders aus. Diese Berater können meistens die Produkte vieler verschiedener Anbieter vertreiben. Aber auch bei ihnen gilt: Verdient wird nicht an der guten Beratung, sondern im Regelfall am Verkauf von Produkten. Das kann natürlich Hand in Hand gehen: Erst eine Top-Beratung und dann kauft man die geeigneten Produkte. Aber eine gesunde Skepsis ist wie bei jedem Verkaufsgespräch angesagt.

Ist Honorarberatung besser als provisionsbasierte Beratung?

Seit einigen Jahren ist ein regelrechter Glaubenskrieg ausgebrochen, ob Honorarberatung oder provisionsbasierte Beratung besser ist. Insbesondere Honorarberater pochen darauf, die besseren Berater zu sein. Sie erhalten ein Stundenhonorar für das Beratungsgespräch oder die Vergütung ist abhängig von der Summe, um die es geht. Produkte werden gar nicht verkauft oder nur solche, in die keine Provision eingerechnet ist, sogenannte „Netto-Produkte“.

Bei der Provisionsberatung ist die Vergütung des Beraters in die Kosten des Produktes einkalkuliert. Er erhält seine Vergütung also nicht von Ihnen als Kundin, sondern vom Produktanbieter. Das ist für Sie weniger transparent. Aber laut Gesetz muss Sie der Berater über die Provisionen aufklären, die er erhält.

Da die einzelnen Produktanbieter aber unterschiedliche Vergütungen für den Vertrieb in ihre Produkte hinein rechnen, sind die Provisionen für Anbieter A durchaus höher als die von Anbieter B. Daher unterstellt man dem provisionsbasierten Berater eine gewisse Befangenheit.

Vermutlich kommt es am Ende des Tages mehr auf die Integrität der Beraterin oder des Beraters an als auf die Art der Vergütung. Gute und weniger gute Berater wird es auf beiden Seiten geben.

Wichtig ist außerdem die Transparenz. Kein Mensch wird ernsthaft glauben, dass ihn ein ausgebildeter Experte stundenlang berät, ohne dafür eine Vergütung zu erhalten. Darum fragen Sie Ihre Beraterin oder Ihren Berater ruhig, wie er oder sie vergütet wird und ob es unterschiedliche Vergütungen bei den einzelnen Produkten gibt. Dann können Sie leichter einschätzen, warum das Beratungsgespräch eher Richtung Produkt A oder Richtung B gelenkt wird.

Nur investieren, wenn ich mich selber gut auskenne?

Natürlich wäre es das Beste, wenn wir Expertinnen in Sachen Finanzen wären, um vernünftig anzulegen. Aber wir können leider nicht alle Finanzexpertinnen sein! Sinnvoll ist auf jeden Fall ein gewisses Grundverständnis, um ganz grob einschätzen zu können, ob etwas realistisch ist oder uns jemand in eine unsinnige Anlage hinein lotsen will. Aber wie können wir uns das Wissen aneignen?

Ärgerlicher Weise wird an den Schulen so gut wie kein Finanzwissen gelehrt. Also müssen wir die Sache selbst in die Hand nehmen. Eine Möglichkeit ist es, einen Volkshochschulkurs zu belegen. Das mögen einige Abende oder ein Wochenende sein, aber es ist auf jeden Fall gut investierte Zeit! Auch andere Anbieter geben Finanz-Seminare, beispielsweise die jeweiligen Verbände der Produktanbieter. Sie bieten Broschüren und teilweise auch Info-Filmchen auf ihren Websites an. So beispielsweise der deutsche Fondsverband BVI mit seiner kostenlosen Broschüre „Mit Fonds für das Alter vorsorgen“.

Daneben gibt es auch hilfreiche Websites, z.B. von Finanz-Publikationen oder -Netzwerken, wie z.B. herMoney.de. Weiterhelfen können sicher auch die unterhaltsamen Wissens-Veranstaltungen, die herMoney an verschiedenen Orten anbietet. Hier können Sie nicht nur Wissen aufnehmen, sondern sich auch mit anderen Frauen zu den verschiedenen Themen austauschen.

Gerade wenn Sie sich nicht als die Super-Expertin fühlen, sind drei Dinge wichtig, um Finanzentscheidungen zu treffen:

  1. Gesunder Menschenverstand und „Bauchgefühl“ sind generell gute Ratgeber. Wenn Ihnen etwas windig, unglaubwürdig oder suspekt vorkommt: Finger weg! Es gibt so viele vernünftige Anlagen, da muss es nicht ausgerechnet diese eine sein!
  2. Verschwörungstheorien sind meist Hokuspokus! Im Vertrieb wird manchmal argumentiert „von diesen Super-Anlagen erzählt Ihnen Ihre Bank nichts, weil sie selbst diese tollen Gewinne einstecken will.“ Das ist Unsinn! Banken sprechen über Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs, alle möglichen Spar-Formen und Versicherungen … Zumindest in der einen oder anderen Form. Glauben Sie daher nicht an geheime Verschwörungstheorien!
  3. Finger weg von Super-Exoten-Anlagen! Die können auch Sinn machen und man kann sie sich ansehen, wenn man viel Erfahrung auf den Kapitalmärkten hat. Aber warum man als Anfängerin unbedingt in Jojoba-Plantagen in Paraguay, Kiri-Bäume in Kroatien oder nicht handelbaren Anleihen von Pellet-Anbietern investieren soll, ist nicht erklärlich. Gerade wer sich wenig auskennt, setzt doch lieber auf erprobte, „normale“ und regulierte Instrumente als auf Exotik!

Was muss ich denn über Finanzen wissen?

Die Grundlagen der Finanzwissenschaft sind gar nicht so schwer: Für Unternehmen gibt es im Prinzip nur „Eigenkapital“, also Aktien, und „Fremdkapital“, also Anleihen. Zu wissen, wie Aktien und Anleihen funktionieren, ist also eine gute Grundlage!

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Wenn Sie dann noch wissen, welchen Einfluss Zinsen auf die Märkte haben, wissen Sie schon mehr über Wirtschaft als die meisten Menschen! Dann kommen die Feinheiten: Wie funktionieren Investmentfonds? Wie unterscheiden sich sogenannte „Exchange Traded Funds“ (ETFs) von anderen Fonds? Welche Versicherungen sind unbedingt notwendig und welche nur ein „nice-to-have“? Welche Versicherung in welcher Lebensphase wichtig ist, erfahren Sie hier. Mit diesem Basiswissen kommen Sie schon sehr weit – wirklich!

herMoney-Tipp

Wie Sie bessere Finanzentscheidungen treffen können? Unser Fazit:

  • Eignen Sie sich ein gutes Basiswissen in Sachen Finanzen an. Eigenes Wissen ist immer hilfreich und macht unabhängig! A propos Nachhaltigkeit: Wenn etwas wirklich nachhaltig ist, dann ist es eigenes Wissen!
  • Sorgen Sie für ein gutes Netzwerk an Leuten, die sich mit Finanzfragen auskennen und sich dafür interessieren! Vier Ohren hören mehr als zwei, vielleicht begleitet Sie jemand aus diesem Netzwerk zum nächsten wichtigen Beratungstermin!
  • Es gibt keinen gültigen Leitsatz, der sagt „je exotischer eine Anlage, desto höher die Rendite“. Wenn Sie nicht sicher sind, setzen Sie lieber auf Mainstream und Bewährtes als auf Exotisches, das noch dazu weit weg ist … Das Bewährte muss ja nicht unbedingt ein Sparbuch sein! Aktien und Fonds sind nichts Exotisches.
  • Gesunder Menschenverstand und Bauchgefühl sind gute Ratgeber! Finanzfragen sind kein Hexenwerk. Mit gesundem Menschenverstand können Sie auch als Nicht-Expertin gut einschätzen, ob etwas prinzipiell vernünftig oder eher abwegig ist.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".