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Bossing am Arbeitsplatz: Was tun, wenn Vorgesetzte mobben?

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Saskia Weck

1. August 2023

Mobbing durch Vorgesetzte ist keine Bagatelle. Wir erklären dir, was Bossing ist und wie du souverän für dich einstehst.

Inhalt

Bossing am Arbeitsplatz: Das Wichtigste in Kürze

Mobbing durch Vorgesetzte wird auch als „Bossing“ bezeichnet.

Zu den Methoden der TäterInnen gehören zum Beispiel Isolierung und Ausgrenzung, Degradierung, das Überladen der Mitarbeitenden mit Arbeit oder gar öffentliche Demütigungen.

Die Gründe für das Bossing spielen keine Rolle: Sobald ChefInnen eine unterstellte Person schikanieren, verstoßen sie gegen das Arbeitsrecht. Das kann arbeitsrechtliche Konsequenzen haben – von Schadenersatz- bis Schmerzensgeldzahlungen.

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Definition: Was ist Bossing?

„Bossing“ bezeichnet Mobbing am Arbeitsplatz durch Vorgesetzte. Dabei schikaniert die Führungsperson einen oder mehrere MitarbeiterInnen systematisch verbal oder nonverbal. Die TäterInnen zielen auf die persönliche oder fachliche Ebene ab. Sie kreiden also zum Beispiel charakterliche Eigenschaften oder das Know-how des Opfers auf unangemessene Art und Weise an.

Handelt es sich um Bossing am Arbeitsplatz? Mach den Test!

Die systematische und wiederholte Schikane, Belästigung oder Diskriminierung kann viele Gesichter haben. Wo fängt Bossing an? Was ist Bossing und was nicht? Unsere Checkliste hilft dir dabei, Mobbing durch Vorgesetzte zu erkennen.

Checkliste: 10 Anzeichen für Bossing am Arbeitsplatz

  1. Ständige Kritik und Schuldzuweisung
    Die Managerin oder der Manager gibt andauernd negative Rückmeldungen zu deiner Arbeit. Du bekommst kontinuierlich das Gefühl vermittelt, Fehler zu machen. Durch diesen Fokus auf deine Mängel vermittelt dir dein Boss das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Lob oder Anerkennung? Fehlanzeige!
  2. Übermäßige Überwachung
    Deine Vorgesetzte beziehungsweise dein Vorgesetzter überwacht und kontrolliert dich übermäßig und auf unangemessene Weise. Auch bei Aufgaben, die in deinen persönlichen Verantwortungsbereich fallen. Sie oder er gibt dir das Gefühl, dir nicht zu vertrauen. Eigene Entscheidungen zu treffen oder kreativ zu werden, ist dir nicht gestattet.
  3. Ungerechte Behandlung
    Bestimmte Mitarbeitende werden bevorzugt behandelt. Alle, die nicht zu diesem Kreis gehören, haben in puncto Aufgaben- und Ressourcenverteilung, Anerkennung sowie Beförderungen das Nachsehen.
  4. Isolierung und Ausgrenzung
    Deine Vorgesetzte oder dein Vorgesetzter lädt alle anderen Mitarbeitenden zu einem wichtigen Meeting, Essen oder Event ein, du wirst hingegen „vergessen“? Dann sollten alle Alarmglocken schrillen! Gleiches gilt, wenn es in der Kaffeeküche ruhig wird, sobald du hereinkommst. Oder sich deine Vorgesetzten und KollegInnen verkrümeln, sobald sie dich sehen.
  5. Öffentliche Demütigungen
    Deine Chefin oder dein Chef kritisiert dich in übertriebener Art und Weise vor anderen und stellt dich bloß, indem sie oder er zum Beispiel auf Fehler hinweist. Dabei handelt es sich um eine absolute Bossing-Red-Flag!
  6. Fehlende Kommunikation
    Dein Boss nimmt sich keine Zeit, um mit dir zu sprechen oder deine Perspektiven zu hören. Er trifft Entscheidungen, die dich etwas angehen, ohne dich zu konsultieren und deine Meinung zu berücksichtigen.
  7. Ständige Veränderung der Ziele
    Du tappst im Dunkeln darüber, was von dir erwartet wird, da deine Ziele ständig verändert werden. Klare Richtlinien bekommst du nicht, beziehungsweise werden sie ebenfalls ständig geändert.
  8. Fehlende Unterstützung
    Hilfe oder Unterstützung kannst du von deiner oder deinem Vorgesetzten nicht erwarten. Du fühlst dich alleine gelassen und hast das Gefühl, Probleme auf eigene Faust bewältigen zu müssen.
  9. Übermäßige Arbeitsbelastung
    Deine Chefin oder dein Chef überlädt dich mit Aufgaben, ohne dass du dafür andere Aufgaben abgeben kannst. Auch zusätzliche Zeit oder Ressourcen bekommst du nicht zur Verfügung gestellt. Du hast das Gefühl, deine Arbeit nicht schaffen zu können.
  10. Mangel an Anerkennung
    Deine KollegInnen werden für gute Arbeit gelobt, du aber nicht? Du kannst dich nicht daran erinnern, wann du das letzte Mal Lob bekommen hast, obwohl du einen tollen Job machst? Das ist ein typisches Anzeichen von Bossing!

Nicht immer handelt es sich um Bossing, wenn einer oder mehrere Punkte aus unserer Checkliste auf dich zutreffen. Manchmal hakt es einfach in der Kommunikation oder aber ein Missverständnis sorgt für Frust. Auch Vorgesetzte haben hin und wieder einen schlechten Tag. Sollte die schlechte Behandlung allerdings ein Dauerzustand sein, stimmt etwas nicht.

3 Beispiele für Bossing am Arbeitsplatz

Du bist dir nicht ganz sicher, ob es sich in deinem Fall um Mobbing durch Vorgesetzte handelt? Dann schau nach, ob du dich vielleicht in unseren Beispielen wiedererkennst.

Beispiel 1: Fehlende Anerkennung

Alexandra arbeitet in einer PR-Agentur und hat erfolgreich ein Kommunikationskonzept für ein großes Medienhaus gepitcht – ihre Agentur bekommt den Auftrag. Alexandras Freude währt allerdings nicht lange, denn ihr Chef nimmt den Ausgang des Pitches wieder einmal nur kurz nickend zur Kenntnis. Später erfährt Alexandra von einer Kollegin, dass ihr Chef seinen Vorgesetzten mit geschwollener Brust von dem Ereignis erzählt hat – natürlich ohne Alexandras Namen zu nennen. Da es sich hier leider um keinen Einzelfall handelt, geht Alexandra immer demotivierter zur Arbeit. An ihrem Arbeitsplatz wird sie immer ruhiger – sie zieht sich sogar nach und nach vor ihren KollegInnen zurück. In ihrer Freizeit kann sie nicht gut abschalten. Stattdessen grübelt sie viel.

Beispiel 2: Übermäßige Arbeitsbelastung

Bossing gibt es natürlich auch im öffentlichen Dienst, was dieses Beispiel zeigen soll: Ati arbeitet in einer Behörde und schafft ihre Aufgaben aufgrund des fehlenden Personals in ihrer Abteilung kaum. Mit ihrer Chefin kommt die junge Angestellte nicht gut klar. Zwischen den beiden herrscht Eiszeit, seit Ati durch einen Kollegen erfahren hat, dass ihre Chefin sich schon mehrmals abfällig über Ati geäußert hat. Als ihr Kollege in Elternzeit geht, verkündet Atis Vorgesetzte, dass sie seine Arbeit während seiner Abwesenheit in den kommenden sechs Monaten übernehmen muss. Die Aufgaben des Kollegen werden nicht auf das gesamte Team verteilt. Andere Aufgaben abgeben darf Ati dafür nicht. Auch ihr Gehalt wird nicht angepasst. Um alle Tasks zu schaffen, schiebt Ati nun sechs Monate am Stück Überstunden. Sie leidet verstärkt unter Stress und Schlafstörungen.

Beispiel 3: Isolation und öffentliche Demütigungen

Svenja macht eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie ist im ersten Lehrjahr und hat eine strenge sowie launische Ausbilderin. Diese vergreift sich Svenja gegenüber nicht nur des Öfteren im Ton, sie kritisiert sie auch in überschwänglicher Art und Weise vor anderen KollegInnen. Zu den gemeinsamen Mittagspausen ist Svenja noch nie eingeladen worden. Svenja fühlt sich schikaniert, weint im Krankenhaus manchmal heimlich und denkt über einen Wechsel der Ausbildungsstätte nach.

Was du bei Bossing tun kannst

Wenn du das Gefühl hast, dass es einfach an der Kommunikation fehlt, geh auf die Person zu, von der du dich schikaniert fühlst. Oft lassen sich Streitigkeiten so bereits gut klären. Vielleicht hilft dir das Vier-Ohren-Modell, besser zwischen den Zeilen zu lesen.

Bei echtem Bossing reicht das womöglich nicht. Wenn dein Chef oder deine Chefin auf Abwehr oder Angriff geht, musst du andere Geschütze auffahren.

Schritt-für-Schritt-Anleitung bei Mobbing am Arbeitsplatz

  1. Dokumentiere Vorfälle

    „Wie kann ich das Bossing durch meine Vorgesetzten beweisen?“, hast du dich vielleicht schon einmal gefragt. Halte alle Vorfälle von Mobbing schriftlich fest, einschließlich Datum, Uhrzeit, Ort, beteiligte Personen und Beschreibung der Art und Weise. Brauchst du später Belege für das Bossing deiner Vorgesetzten, dient dir das Material als Beweisgrundlage.

  2. Informiere Vorgesetzte

    In der Regel hat auch dein Boss einen Chef oder eine Chefin. Suche hier Rat oder wende dich an die Personalabteilung oder den Betriebsrat. Schildere die Situation detailliert und reiche gegebenenfalls deine schriftlichen Aufzeichnungen als Nachweis ein.

  3. Hole rechtlichen Rat ein

    Hält das Bossing an, solltest du erwägen, rechtlichen Rat einzuholen. Eine Anwältin kann dir dabei helfen, rechtliche Schritte zu prüfen.

  4. Kümmere dich gut um dich

    Achte vor allem in solch psychisch belastenden Phasen vermehrt darauf, dich an Vertrauenspersonen oder TherapeutInnen zu wenden und gut für dich zu sorgen. Wahrscheinlich fällt es dir nach der Arbeit schwer abzuschalten. Probiere gesunde Bewältigungsmechanismen wie Sport, Spaziergänge, Meditation, kreative Hobbys oder ehrenamtliches Engagement aus. Im Zweifelsfall hilft es schon, sich bei einem Kaffee mit einer guten Freundin auszutauschen und ihr einfach mal so richtig das Herz auszuschütten.

Bossing: Was besser nicht tun?

Du denkst dir viel zu häufig: „Mein Chef macht mich psychisch fertig“? Wenn dich das Mobbing durch Vorgesetzte stark belastet, kannst du in schwierigen Momenten vielleicht nicht mehr klar denken. Zu groß ist die Angst, Verzweiflung oder Wut, sodass du vielleicht etwas tust, was deine Situation verschlimmert. Falls du ein Opfer von Bossing wirst, solltest du Folgendes vermeiden:

  1. Schweigen

    Komm besser nicht auf die Idee, das Mobbing am Arbeitsplatz auszusitzen oder gar zu vertuschen. Das Problem wird wohl nicht von selbst verschwinden. Im Gegenteil: Wenn du starr wirst vor Angst und Unsicherheit, könnte es sich verschlimmern. Also sprich die Schikane an!
  2. Vergeltung üben

    Natürlich bist du in manchen Momenten versucht, der Täterin oder dem Täter eins auszuwischen und Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Dieses Vorgehen birgt jedoch die Gefahr, dass die Situation eskaliert. So sieht vielleicht niemand mehr das in dir, was du im Falle von Mobbing am Arbeitsplatz nun einmal bist: das Opfer.
  3. Rückzug und Isolation

    Lass die MobberInnen nicht gewinnen, isoliere dich also nicht! Bau dir ein Netzwerk aus vertrauenswürdigen KollegInnen, Vorgesetzten, Freunden und Familienmitgliedern auf. So sicherst du dir Beistand und bekommst womöglich auch Ideen zur Lösung des Problems.
  4. Den TäterInnen Glauben schenken

    Wenn du gemobbt wirst, ist es wichtig, die Schuld nicht bei dir zu suchen. Mobbing ist niemals die Schuld des Opfers. Glaube den TäterInnen nicht, was sie über dich sagen. Zweifel dich und deine Arbeit nicht an. In der Regel ist es so, dass Personen, die andere über Schikane degradieren, ein Problem mit sich selbst haben. Zum Beispiel Unsicherheit. Das Problem bist also nicht du, sondern die Täterin beziehungsweise der Täter!

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Wann ist Bossing strafbar?

Dass es für ArbeitgeberInnen brenzlig werden kann, wenn ihre MitarbeiterInnen unter Mobbing leiden, zeigten zahlreiche Urteile zu Bossing am Arbeitsplatz. Die KlägerInnen bekamen vom Arbeits-, Landesarbeits- und Bundesarbeitsgericht Schadenersatz und Schmerzensgeld zugesprochen. Schließlich müssen sich auch ChefInnen an geltendes Recht halten.

Verschiedene Gesetze wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) und das Arbeitsschutzrecht (ArbSchG) sollen uns ArbeitnehmerInnen vor Mobbing schützen und unsere Rechte am Arbeitsplatz wahren.

Wirst du am Arbeitsplatz schikaniert oder diskriminiert, kannst du zum Beispiel Schadenersatz oder Entschädigungen aufgrund von

  • Verdienstausfällen
  • Behandlungskosten für psychische Gesundheitsprobleme oder
  • immateriellen Schäden (z. B. soziale Isolation und Verlust des Vertrauens in KollegInnen und Vorgesetzte, Angstzustände, Depressionen)

verlangen.

Krankschreibung aufgrund von Bossing?

Mobbing am Arbeitsplatz ist für jede Betroffene äußerst belastend. Vor allem wir Frauen nehmen uns Kritik oder Schikane in der Regel schnell zu Herzen. Auf das Mobbing im Job folgen nicht selten Stress, Unsicherheit, Selbstzweifel, im Ernstfall die Angst, zur Arbeit zu gehen oder gar eine Depression. Grübeleien, schlaflose Nächte, Herzklopfen beim Betreten der Arbeitsstätte, Isolation und Traurigkeit wirken sich im Extremfall auf die Gesundheit aus.

Dann ist es wichtig, Hilfe bei einer Ärztin oder einem Arzt zu suchen. Wenn du dich nicht in der Lage fühlst, zur Arbeit zu gehen, solltest du dir eine Krankschreibung besorgen. Auch eine Psychologin oder ein Psychologe kann dich unterstützen und dir einen Ausweg aus deiner misslichen Lage aufzeigen.

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Kündigen wegen Bossing?

Jemand verhält sich wie ein Idiot und du denkst daran, klein beizugeben und den Arbeitsplatz zu wechseln? Ein Jobwechsel aufgrund von Mobbing sollte wirklich der allerletzte Schritt sein, nachdem alle Versuche gescheitert sind, die Situation zu ändern. Sonst lässt du den Täter oder die Täterin gewinnen und verlierst auch noch eine Stelle, die dir sonst vielleicht Spaß macht.

Letzen Endes kann dir ein Arbeitsplatzwechsel aber die Möglichkeit bieten, in einer gesünderen und unterstützenden Umgebung tätig zu sein.

herMoney Tipp

Der Weg aus so manchem Problem führt über gelungene Kommunikation auf Augenhöhe. Ist das nicht möglich und hat auch unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung nicht weitergeholfen, kannst du eine Anwältin für Arbeitsrecht aufsuchen. Dort kannst du dich über mögliche rechtliche Schritte gegen Bossing aufklären lassen.

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Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

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Saskia Weck

Saskia Weck hat Germanistik und Geschichte studiert, bevor sie zum Finanzjournalismus fand. Sie ist seit vielen Jahren als Redakteurin tätig und hat von 2021 bis 2023 für herMoney geschrieben. Saskia ist begeisterte Investorin und stürzt sich liebend gern auf alle Themen rund um „Geld und Familie“, "Karriere", "Steuern" und "Altersvorsorge".

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