Bossing am Arbeitsplatz: Was tun, wenn Vorgesetzte mobben?
1. August 2023
Mobbing durch Vorgesetzte ist keine Bagatelle. Wir erklären dir, was Bossing ist und wie du souverän für dich einstehst.
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25. August 2020
Für mehr Parität in den Führungsriegen – was couragierte Managements bewirken und Frauen selbst unternehmen können.
Inhalt:
Die wichtigsten Infos:
Hierzulande sind 28 Prozent der Führungskräfte Frauen. Damit befindet sich Deutschland im europäischen Vergleich im unteren Drittel.
Einer der Gründe: Männer arbeiten gerne mit ihresgleichen. Es braucht Mut, althergebrachte Strukturen zu ändern.
Gerade junge Unternehmen schätzen immer häufiger Führungsqualitäten, die als typisch weiblich gelten, wie zum Beispiel Teamgeist.
Frauen unterschätzen ihre Fähigkeiten oft selbst. Fassen Sie sich ein Herz und bewerben Sie sich auf eine Führungsposition! Bei Bedarf unterstützen Sie Karriere-Netzwerke dabei.
Guten Morgen in die Chefetagen – bitte mal alle Damen die Hand heben. Okay, schaut nicht so toll aus. Die Anzahl der Frauen, die als Führungskräfte fungieren, ist immer noch recht übersichtlich.
„Traditionsreich und frauenarm“ titelte eine Pressemeldung der AllBright Stiftung. Aldi, Bertelsmann, Burda, Oetker, Springer – diese und andere Familienunternehmen prägen das Bild unserer Wirtschaft. Mehr als die Hälfte der größten deutschen Familienunternehmen gibt es seit über 100 Jahren. „Ihr Führungsverständnis erscheint allerdings meist ebenso alt wie die Unternehmen selbst“, resümiert die Meldung. Denn am Stichtag, am 1. März 2020, waren weniger als sieben Prozent der altehrwürdigen Geschäftsführer Frauen.
Verschafft uns der Blick auf andere Unternehmen und zu den europäischen Nachbarn ein besseres Bild? Die skandinavischen, baltischen und osteuropäischen Staaten zählen in Europa immerhin zu den Volkswirtschaften mit dem höchsten Frauenanteil in Führungspositionen. In Lettland sind laut KfW-Research „Frauen in Führungspositionen“ 44 Prozent der Anstellungen im mittleren bis höheren Management mit Frauen besetzt. In Slowenien sind es rund 42 und in Schweden 40 Prozent.
Deutschland tippelt mit 28 Prozent weiblich besetzter Führungspositionen im unteren Drittel der Statistik. Sogar noch unter dem EU-Durchschnitt von 31,4 Prozent. Die rote Laterne trägt Luxemburg (16,1 Prozent). Verlassen wir den Kontinent und schauen nach Übersee. Die USA haben mit 40,5 Prozent einen relativ hohen Anteil weiblicher Manager. Well done, aber von Parität keine Spur.
Vielleicht machen uns die Zahlen des Managerinnen-Barometer vom DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsordnung) mehr Freude. Die Studie dokumentiert jährlich die Vertretung von Frauen in Vorständen, Geschäftsführungen, Aufsichts- und Verwaltungsräten der größten Unternehmen hierzulande. Laut Barometer knackten die 200 umsatzstärksten Unternehmen 2019 erstmals die Zehn-Prozent-Marke: 94 von 907 Vorstandsposten hatten Frauen inne. Das entspricht 10,4 Prozent. Im Jahr zuvor waren es neun Prozent. Ein Prozent Steigerung sorgt nur bedingt für gute Laune …
Beispiele für Frauen in Dax-Vorständen (Stand 08/2020):
Unternehmen | Mitglieder im Vorstand gesamt | Davon Frauen | |
Allianz SE | 9 | 2 | Jacqueline Hunt Renate Wagner |
BASF | 7 | 1 | Saori Dubourg |
BMW | 8 | 1 | Ilka Horstmeier |
Daimler | 8 | 2 | Renata Jungo Brüngger Britta Seeger |
Fresenius Medical Care | 7 | 2 | Helen Giza Dr. Katarzyna Mazur-Hofsäß |
Thyssenkrupp | 3 | 1 | Martina Merz |
Nehmen wir uns eine letzte Statistik vor: die Verteilung der Aufsichtsratsposten nach WoB-Index 100 (kurz für: Women on Board) von FidAR (kurz für: Frauen in die Aufsichtsräte). Das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ verlangt: eine Geschlechterquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten von Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen. Doch als hätten wir es geahnt – trotz Gesetz finden wir acht schwarze Schafe bei rund 100 börsennotierten Unternehmen, die den Anteil nicht bedienen.
Diese Zahlen sind spannend. Und informativ. Doch sie werden nur wenigen Leserinnen großartigen Aha-Momente beschert haben. Die Tatsache, dass Frauen in den Führungsetagen nicht en masse anzutreffen sind, ist nichts Neues. Reizvoller ist die Frage nach dem „Warum“. Mit welchen Problemen kämpfen Frauen, die in die Führungsriege wollen?
Was ist die gläserne Decke?
Die gläserne Decke zu durchbrechen, ist eine echte Herausforderung. Diese unsichtbare Barriere macht Frauen im Karriereverlauf häufig zu schaffen, wollen sie in das obere Management aufsteigen.
Es gibt offensichtlich mehr Dinosaurier mit Alpha-Tierchen-Blut als couragierte Verantwortliche. Männliche Führungskräfte arbeiten lieber mit ihren Buddys zusammen als mit Frauen. Männer verstehen Männer nun einmal besser. Die Zusammenarbeit mit ihresgleichen ist unkomplizierter – meinen sie. Never change a runnig system.
Im März 2017 arbeiten in Vorständen der an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen 46 Frauen und 630 Männer. Irgendwie waren sich die Männer sehr ähnlich, was Alter, Herkunft und Ausbildung angeht. Das durchschnittliche Vorstandsmitglied war:
männlich | 92 Prozent |
deutsch | 76 Prozent |
geboren | 1965 |
Ausbildung in Westdeutschland | 67 Prozent |
Wirtschaftswissenschaftler | 49 Prozent |
Ingenieur | 25 Prozent |
Und nun kommt es: Rekrutiert wurden zwischen dem 1. September 2017 und dem 1.September 2018: 88 Prozent Männer, geboren 1968, und 49 Prozent Wirtschaftswissenschaftler. Man(n) wurde lediglich etwas internationaler mit 64 Prozent Anteil an Deutschen. Übrigens: Thomas war im September 2018 der häufigste Name in den Börsenvorständen. Es gab mehr Thomas und Michaels (60) als Frauen insgesamt (56).
(Quelle: AllBright Stiftung / Wie deutsche Börsenunternehmen ihre Vorstände rekrutieren)
Wer diese homogene Gang aufmischen möchte, braucht Courage. Und das Verständnis, dass Diversität nichts Gefährliches ist, sondern eine große Chance auf positive Veränderungen. Von den Vorteilen einer gemischten Führung könnten alle profitieren.
Es ist doch so – wir ordnen Frauen und Männern geschlechterspezifische Stereotypen zu. So gelten Frauen eher als intuitiv, empathisch und hilfsbereit. Männer stehen eher als rational, lösungsorientiert und analytisch da. Die gute Nachricht: Firmen schätzen zunehmend Eigenschaften im Führungsverhalten, die wir als weiblich empfinden. Gerade in jungen Start-ups ist eine teamorientierte Leitung gefragt. Frauen führen ihr Team anders als Männer. Nicht besser, nicht schlechter, aber eben anders.
Susa Timm, Leitung Marketing & Kommunikation bei F. G. Streifeneder KG, sagt dazu: „Es gibt Unterschiede beim Führungsstil. Absolut, auch wenn Frauen dazu neigen, männliches Führungsgebaren zu kopieren. Das kann manchmal gut sein. Aber wünschenswert ist es sicher, dem weiblichen Führungsstil ein Gesicht zu geben.“
Die Vorteile einer Frau in Führungsposition liegen auf der Hand. „Eine Frau kann zum Beispiel aufgrund ihrer Erfahrung in der Familie die Diversität innerhalb sozialer Gruppen oder Abteilungen wahrnehmen“, sagt Timm. „Und so gezielt zum Vorteil des Einzelnen und der Gruppe beziehungsweise des Unternehmens einsetzen.“
Die Pharaonin Hatschepsut trug während ihrer Herrschaft (im 15. Jahrhundert vor Christus) einen künstlichen Bart, kleidete sich wie ein Mann und bezeichnete sich als Pharao. Dieses eigenwillige Auftreten bescherte ihr laut Expertenmeinung mehr Macht als Kleopatra oder Nofretete.
Ein Hosenanzug kann gut aussehen, dürfte aber keiner Frau einen Vorstandsposten bescheren. Wer einen Führungsposten anstrebt, sollte sich gezielt auf eine Position bewerben. Das machen viele Frauen erst gar nicht, da sie sich tendenziell unterschätzen. Im Gegensatz zum starken Geschlecht, das sich oft überschätzt und so an die Posten kommt. Wer fünfzig Prozent der gefragten Qualifikationen einer Stellenausschreibung hat, sollte seinen Lebenslauf in die Arena werfen. Tipps für die Bewerbung finden Sie hier.
Warten Sie nicht darauf, entdeckt zu werden. Das klappt nur in Hollywood-Streifen. Kommunizieren Sie Ihre Leistungen und Erfolge. Machen Sie sich sichtbar. Gemäß dem Sprichwort: Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommst du ohne ihr.
Die Regierung hat die „Frauenquote“ (eigentlich eine Geschlechterquote) mit einem Gesetz auf den Weg gebracht. Ein Anfang. Wesentlich ist es, dass die Unternehmen erkennen, was für ein Potential ihnen durch die Lappen geht, wenn sie die Frauen nicht (be)fördern. HR-Abteilungen setzen mittlerweile Programme auf, die gezielt nach weiblichen Führungskräften in den eigenen Reihen suchen. Große Unternehmen, etwa Bosch, haben umfangreiche Frauenförder- oder Diversity-Programme entwickelt.
Ein weiteres Thema ist die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf. Hier kommt Bewegung ins Geschehen. CEOs setzen mit Rücksicht auf ihre weiblichen Teamplayer Meetings zeitlich so an, dass junge Mütter ihre Kinder rechtzeitig aus der Kita holen können. Der Codex: Kein Meeting soll länger als bis 17 Uhr dauern.
Last but not least: Frauen müssen sich gegenseitig noch viel mehr unterstützen. Es braucht einen ehrlichen Austausch. Effizient sind gute Netzwerke. Das Team Nushu ist ein Karrierenetzwerk für Frauen mit individuellen Ambitionen und Ideen. Diese Business-Plattform hat das Ziel, Frauen in der Wirtschaft sichtbarer zu machen und setzt sich für Parität ein.
We-are-panda.com bietet Führungsfrauen ein branchenübergreifendes Netzwerk, eine Plattform für Austausch, gegenseitige Unterstützung und die persönliche wie berufliche Weiterentwicklung an.
Ein Netzwerk von und für berufstätige Mütter sind die Working Moms. Der eingetragene Verein setzt sich dafür ein, dass Frauen selbstverständlich beides haben können – Kinder und Karriere.
Unterschlagen Sie nicht Ihre „weiblich“ konnotierten Eigenschaften, wie Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Verständnis. Frauen sollten authentisch und sich selbst treu sein – auch im Top-Management.
Zum Weiterlesen: Die Schauspielerin Nicola Tiggeler erklärt, wie Sie Ihre Stimme zum Erfolgsfaktor machen. Und die Gallionsfigur der Frauenförderung Mara Harvey verrät, wie Frauen typische Hürden auf der Karriereleiter überwinden können.