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Frauen in der Rente(nlücke)

Titelbild von Frauen in der Rente(nlücke)

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Birgit Wetjen

Autorin

29. September 2017

Frauen schieben das Thema private Altersvorsorge vor sich her – und zwar wider besseren Wissens, wie eine Studie von Amundi belegt.

Es ist wie der Kampf gegen Windmühlen: Frauen wissen, welche Risiken sie eingehen, wenn sie sich nicht um ihre Altersvorsorge kümmern. Und dennoch kümmern sie sich nicht. Für Frauen in Deutschland liegt das Thema private Altersvorsorge offenbar noch in weiter Ferne. Zumindest legt eine aktuelle Befragung von Amundi diesen Schluss nahe. Amundi, nach der Übernahme von Pioneer Investments Europas größte Fondsgesellschaft, hat dazu 1.000 Frauen im Alter zwischen 35 und 55 Jahren befragt. Ergebnis: 44 Prozent der Befragten beschäftigen sich gar nicht mit der Altersvorsorge! Und das, obwohl vier von fünf Frauen (79 Prozent) aufgrund ihrer Erwerbsbiografien im Alter eine Versorgungslücke erwarten.

Knapp ein Drittel ohne private Altersvorsorge

Private Vorsorge steht bei Frauen offenbar nicht besonders hoch im Kurs. Und auch mit fortschreitendem Alter wächst das Interesse an dem Thema nicht – das Alter der Befragten spielt für die persönliche Relevanz keine signifikante Rolle. So hat knapp ein Drittel (32 %) überhaupt keine private Altersvorsorge und ein weiteres Drittel (37 %) spart nur unregelmäßig etwas für das Alter. Amundi wollte auch wissen, wie Frauen ihre eigenen Kenntnisse zu Finanzthemen einschätzen. Das Ergebnis zeigt: Viele trauen sich eine private Altersvorsorge aus Mangel an Finanzwissen gar nicht zu (37 %). Kein Wunder, das Thema „Finanzen“ ist männlich geprägt und spricht Frauen kaum an. Offenbar erscheint das Thema komplex und die Einstiegshürden hoch. Eine von vier Frauen (24 %) gibt an, sich gar nicht mehr Finanzwissen aneignen zu wollen. Ein Fehler, meint Finanzberaterin Helma Sick – und erklärt in diesem Interview eindrucksvoll, warum.

Teure Sicherheit

Frauen wünschen sich in Gelddingen vor allem eins: Sicherheit. Bei der Frage nach den wichtigsten Faktoren bei der privaten Altersvorsorge rangiert „Sicherheit“ denn auch mit deutlichem Vorsprung auf Platz eins (54 %), gefolgt von „Rendite“ (9 %), „Verständlichkeit des Produkts“ (6 %), „Flexibilität“ (6 %) und „Inflationsschutz“ (5 %). Mit Blick auf die gegenwärtigen Mini-Zinsen ist es überraschend, dass gerade die Angst vor Wertverlust durch Inflation offenbar eine nachrangige Rolle spielt – das Risiko, dass das Vermögen durch Inflation massiv an Kaufkraft verliert, wird nicht gesehen. Lediglich eine von drei Frauen (33 %) ist der Meinung, wegen der aktuell niedrigen Zinsen jetzt oder in absehbarer Zeit aktiv werden zu müssen, um die persönlichen Ziele bei der privaten Altersvorsorge zu erreichen. Die Risikobereitschaft ist entsprechend gering ausgeprägt ist: Die klare Mehrheit (92 %) geht kein oder nur etwas Risiko ein – und riskiert gerade dadurch, Geld zu verlieren.

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Altersarmut wider besseren Wissens?

Frauen handeln in Gelddingen offenbar wider besseren Wissens. Denn zwei von drei Frauen (61 %) wissen, dass klassische, festverzinsliche Anlageformen (wie zum Beispiel Sparbuch, Sparbrief oder Bausparvertrag) für die private Altersvorsorge nicht ausreichend sind. Nichtsdestotrotz sind fast gleich viele Befragte (59 %) in ebensolchen Anlagen investiert. Für Frauen im Alter zwischen 35 und 55 Jahren ist das risikolose, festverzinsliche Sparen für die Rente offenbar noch immer die mit weitem Abstand beliebteste Vorsorgeform.

Der Rentenanspruch im Alter ist eng mit der Erwerbsbiografie verbunden – auch darüber sind die befragten Frauen gut informiert. Vier von fünf Frauen (79 %) erwarten, dass Frauen mit Auszeiten und Teilzeitarbeit in ihrer Erwerbsbiografie im Alter eine Versorgungslücke haben werden. Drei Viertel (76 %) sind der Meinung, dass für alleinerziehende Mütter die Gefahr einer Versorgungslücke im Alter besonders groß ist. Erstaunlich also, dass dem Wissen kaum Handlung folgt.

herMoney Tipp:

Wenn Sie im Alter keine Armut riskieren möchten, sollten Sie nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern handeln. So früh wie möglich, weil der Zeitfaktor beim Vermögensaufbau eine wichtige Rolle spielt. Aber auch im fortgeschrittenen Alter ist es für clevere Investments nicht zu spät. Informieren Sie sich über Ihre Möglichkeiten hier.

Über die Studie

Die Online-Befragung fand zwischen dem 9. und 13. Juni 2017 statt. Konzipiert wurde die Untersuchung von Amundi Asset Management (vormals Pioneer Investments), mit der Umsetzung wurde das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov beauftragt. Dabei wurden 1.000 repräsentativ ausgewählte Frauen in Deutschland im Alter zwischen 35 und 55 Jahren zu ihren Meinungen und Erwartungen rund um das Thema Altersversorgung sowie den von ihnen unternommenen Vorsorgemaßnahmen befragt. „In der oft einseitigen Diskussion um die Rente wollen wir damit der weiblichen Sichtweise auf das Thema Raum geben und gezielt frauenspezifische Fragestellungen bei der Altersvorsorge ausleuchten“, so Evi C. Vogl, Deutschlandchefin von Amundi.

 

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Birgit Wetjen

Autorin

Birgit Wetjen ist Volkswirtin, Finanzjournalistin und Buchautorin. Sie ist überzeugt: Geldanlage ist nicht weiblich oder männlich – aber Frauen haben Berührungsängste und gehen anders an Geldthemen ran.