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Versicherungen mit Kopf: „Meistens entscheidet sich beim Abschluss, ob die Versicherung zahlen wird“

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Anne Connelly

15. März 2023

Wie du die richtigen Versicherungen für dich findest und was du sonst noch wissen musst, erklärt Bastian Kunkel im Interview.

Bastian Kunkel kennen viele von Social Media als „Versicherungen mit Kopf“. Im Interview mit herMoney spricht er über seine Leidenschaft für Versicherungen. Außerdem erklärt er, was wir unbedingt über Versicherungen wissen müssen, und er räumt mit ein paar Vorurteilen auf.

Du kannst ihn übrigens auch persönlich treffen: Auf dem herMoney Festival am 06. Mai 2023 in München!

„Versicherungen sind wichtig, aber man hat absolut keine Lust, sich damit zu beschäftigen.“ Dieser Satz steht auf dem Cover deines Buches “Total verunsichert: Was du mit 18 über Versicherungen wissen solltest, aber mit 30 immer noch nicht weißt“*. Du hat schon Lust dich damit zu beschäftigen. Woher kommt Deine Leidenschaft dafür?

Leidenschaft ist genau das richtige Wort. Ich leide auch sehr oft selbst. Denn es ist eine Herausforderung, ein so wichtiges Thema, das eigentlich jeden betrifft, so darzustellen, dass sich Menschen auch damit beschäftigen möchten. Das ist ja nicht die Regel. Die Meisten schieben es vor sich her. Viele haben auch Vorurteile gegenüber Versicherungen: Wenn sie eh nicht zahlen, warum soll ich dann überhaupt eine Versicherung abschließen? Oder, der Versicherungsvermittler denkt nur an seine Provision und wird mich über den Tisch ziehen.

Mir geht es um diese Aufklärungsarbeit. Das mache ich über Social Media. So setzen sich die Menschen dann doch damit auseinander. Verstehen, wie diese Versicherung funktioniert. Und wissen, welche Versicherungen sie brauchen!

Ich selbst bekomme dafür sehr viel positives Feedback. Das freut mich natürlich immens. Und es ist das, was mich antreibt. Zum Beispiel von Menschen, die sich einfach freuen, dass sie dieses Thema endlich verstanden haben, oder Dank mir eine bestimmte Versicherung abgeschlossen haben und dann plötzlich nicht vor dem finanziellen Aus stehen.

Durch deine Aufklärung in deinem Buch versteht man endlich die Zusammenhänge – in Worten, die ich begreifen kann. Ich muss mich nicht durch die komplizierte Versicherungssprache durchschlagen. Warum machen die Versicherer so ein Mysterium daraus?

Ich kann das natürlich nur aus meiner eigenen Brille beurteilen. Ich hatte das kürzlich bei einem Vortrag bei einem Versicherer – über das Thema TikTok übrigens – nochmal angesprochen: Das Vertrauen in Versicherungen wird in dem Maße steigen, in dem die Komplexität sinkt.

Es ist einfach zu komplex, als dass Menschen blind darauf vertrauen, dass das alles schon gut werden wird, dass das alles passt, was man gerade unterschrieben hat, und dass die Versicherung auch leisten wird. Im Fall der Fälle gibt es einfach viel zu viele Ausschlussklauseln. Es gibt viele Dinge, die man beachten muss, die man falsch machen kann. Das ist natürlich schwierig bei so einem Thema. Ich würde mir natürlich viel weniger Komplexität wünschen, bin aber auch Realist genug, um zu wissen, dass es ganz einfach nicht geht. Denn es muss immer irgendwo eine Einschränkung geben, damit das Risiko kalkulierbar ist.

Aber dennoch könnte man die Kommunikation und die Abläufe, die bei Versicherern oft noch immer sehr altbacken sind, vereinfachen. Vor allem jüngere Menschen, die bei uns in der Beratung sind, sagen uns das: Bei uns ist alles digital – aber in dem Moment, in dem der Versicherer ins Spiel kommt, wird es zäh. Dann kommt plötzlich ein Brief, den man ausfüllen und wieder zurückschicken muss. Das kann doch nicht wahr sein.

Die Kunden kennen das aus anderen Branchen, und erwarten das dann auch in der Versicherungsbranche. Beim Thema Digitalisierung ist noch viel Aufholbedarf.

Dein Geschäft ist rein digital. Du sprichst auf Social Media über das Thema Versicherung und arbeitest als freier Versicherungsmakler. Was wirst du am häufigsten gefragt?

Vielen Fragen liegt ein Basisgrundunwissen zugrunde. Dadurch haben viele Menschen Einstellungen zum Thema Versicherungen, die oft einfach falsch sind. Zum Beispiel wenn jemand eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte, aber gerade in psychotherapeutischer Behandlung ist: Das funktioniert einfach nicht. Da sind wir nämlich wieder beim Thema kalkulierbare Risiken.

Ansonsten bekomme ich viele Fragen ganz generell zur Berufsunfähigkeitsversicherung, weil die sehr komplex ist. Auch bei der KFZ-Versicherung werde ich häufig gefragt, wo beispielsweise Schadensfälle gemeldet werden. Und viele kommen eben mit Vorurteilen und Mythen.

Und das Brutale an meinem Job ist: Ich habe ja die maximale Kompetenz. Ich weiß, wie Versicherungen funktionieren. Ich kenne die Seite des Versicherers, des Versicherungsvermittlers und des Endkunden. Und dennoch werde ich oft konfrontiert mit Aussagen wie: “Klar, das musst du ja sagen, du bist ja Versicherungsvermittler, du verdienst damit ja dein Geld.” Menschen glauben dann auch oft anderen Menschen, die nicht diese Kompetenz haben, allein deshalb, weil sie keine Versicherungsvermittler sind.

Das ist ein wichtiger Punkt. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Finanzbranche. Klar, man möchte etwas verkaufen, aber du brauchst auch Fachwissen, du bist ausgebildet. Das ist auch in der Finanzberatung nicht anders. Natürlich hat man diesen Spagat. Aber: Wenn ich zu BMW gehe, dann weiß ich auch, dass mir ein BMW und kein Mercedes und auch kein Fahrrad verkauft wird. Nach meiner Einschätzung schaffst du diesen Spagat sehr gut, weil du deine Kompetenz ins Schaufenster stellst, und alle Seiten beleuchtest.

Es geht mir um die Objektivität. Jeder, der bei uns schon mal in der Beratung war, wird das auch bestätigen. Unsere fast 700 Google Bewertungen belegen das auch.

Ich habe kürzlich gelesen, dass auf EU-Ebene ein Provisionsverbot diskutiert wird. Weil der Vermittler in diesem Interessenskonflikt stehe und dem Kunden im Zweifel immer das Produkt verkaufe, mit dem er die meiste Provision verdienen würde. Da springt mein Puls sofort auf 180. Es wird nämlich nicht erwähnt, dass der Vermittler für die Vergütung auch mehrere Jahre haftet. Warum sollte ein geradeaus denkender Unternehmer einem Kunden irgendwas verkaufen, was nicht zu hundert Prozent passt, wenn er das Risiko hat, dass er seine Provision zurückzahlen muss, plus noch für die Beratung haftet? Und möglicherweise am Ende des Tages mit einem Fuß im Knast steht? Von daher wäre es einfach dumm, einem Kunden etwas anzubieten, wovon man als Vermittler den größeren Vorteil hat. Es macht nur Sinn, den Vorteil des Kunden in den Fokus zu stellen. Dadurch wird man nachhaltig erfolgreich sein. Diese Diskussion findet nicht statt.

Man muss fairerweise sagen, dass das früher nicht immer der Fall war. Es gab viele schwarze Schafe, die in den vergangenen Jahren viel kaputt gemacht haben. Ich bin Fan davon, einen guten Berater oder eine gute Beraterin aufzusuchen, wenn die Lebenssituation komplex ist. Dafür zahle ich dann auch gerne. Grundlegend empfehlen wir unseren Leserinnen immer die essentiellen Versicherungen, die man haben sollte: Haftpflicht, Berufsunfähigkeit und gegebenenfalls eine Risikolebensversicherung. Stimmst du dem zu?

Das würde ich so unterschreiben. Die Privathaftpflichtversicherung ist sowieso für jeden wichtig. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist für die meisten – zumindest für die Menschen, die auf ihr Arbeitseinkommen angewiesen sind – sinnvoll. Eine Risiko-Lebensversicherung ist immer dann gut, wenn andere Menschen von einem finanziell abhängig sind. Das kann der Ehepartner oder Kinder sein.

Wir in Deutschland sind oft überversichert. Wie kann man als Laie beurteilen, was eine richtige und wichtige Versicherung ist?

Das ist die Frage aller Fragen. Zunächst muss man sich klarmachen, wofür eine Versicherung eigentlich gedacht ist: Dafür, ein großes finanzielles Risiko, das möglicherweise eintreten kann, abzufedern. Es gibt Risiken, die einen, wenn sie eintreten, nicht umhauen. Dafür braucht man dann keine Absicherung. Aber es kann natürlich sein, dass man sich dieses Risiko finanziell leisten könnte, aber nicht möchte. Dann schließt man eine entsprechende Versicherung ab. Und dann gibt es Risiken, die man sich definitiv nicht leisten kann.

Die private Haftpflichtversicherung ist dafür ein gutes Beispiel. Es kann einfach aus Dummheit etwas passieren: Du läufst mit deinem Telefon in der Hand über die Straße, ein Autofahrer muss dir ausweichen, baut einen Unfall und ist sein Leben lang geschädigt – wegen dir. Da sind schnell hunderttausende Euro fällig, wenn nicht sogar mehr. Einfach so ist deine finanzielle Existenz im Eimer.

Wer aufgrund einer Krankheit nicht mehr arbeiten kann, braucht eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Viele haben das nicht auf dem Schirm. Es ist eine der größten Mythen zu glauben, sie brauchen eine Berufsunfähigkeitsversicherung nur, wenn sie einen gefährlichen Beruf haben. Krankheiten sorgen mit knapp 80 Prozent für die meisten Berufsunfähigkeiten. Das sind Krankheiten, von denen jeder betroffen sein kann. Darum solltest du dich kümmern, weil: Wer bezahlt dann monatlich deine Miete oder deine sonstigen Ausgaben?

Ergänzen kann man eine Risikolebensversicherung, je nach individueller Situation. Wer ein Haus hat, bei dem sollte eine Wohngebäudeversicherung, und – das wissen wir spätestens seit der Flutkatastrophe in Westdeutschland – eine Elementarschadenversicherung dabei sein. Weil hier reden wir wahrscheinlich von deinem wertvollsten materiellen Gut. Das sollte bis unter die Dachkante versichert sein.

Diese Versicherungen kann man dann individuell noch ergänzen. Das kommt auf die persönliche Situation und Risikoaffinität an. Man sollte seine individuellen Risiken analysieren und dann schauen, welche Versicherungen welche Risiken abdecken.

Das ist eine gute Richtschnur. Eine Brillenversicherung beispielsweise: Wenn die kaputt geht, kann ich mir eine neue leisten. Dafür habe ich einen Notgroschen. Aber die großen Sachen sollte man eben zwingend abdecken. In der Praxis zeigt sich aber, dass viele Menschen Versicherungen haben, die sie eigentlich nicht brauchen – Stichwort Brillenversicherungen. Aber eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist dann doch Fehlanzeige.

Genau. Das Auto mit einem Wert von 30.000 Euro wird vollkasko abgesichert. Um im Bild zu bleiben: Aber die eigene Arbeitskraft wird nicht “vollkasko abgesichert”, obwohl sie weitaus mehr wert ist als 30.000 Euro.

Und bei vielen stapeln sich die Versicherungen. Da gibt es die tollsten Dinge. Beispielsweise, dass Leute drei Riester-Renten haben. Das geht natürlich, aber man bekommt nicht drei Mal die Förderung. Und da sind wir wieder beim Thema, dass die Menschen sich nicht damit auseinandersetzen wollen, sondern denken: “Na ja, ich habe da mal was abgeschlossen, das ist irgendwo in irgendeinem verstaubten Ordner.” Man bezahlt Geld dafür, aber am Ende des Tages hat man doch nichts Sinnvolles.

Wir empfehlen unseren Leserinnen oder Teilnehmerinnen beim Coaching immer, einmal im Jahr nicht nur einen Depotcheck zu machen, sondern auch eine Bestandsaufnahme der Versicherungen. Und dann kritisch zu hinterfragen, welche man wirklich benötigt. Apropos: Braucht man eigentlich eine Krankenversicherung für Haustiere?

Ich bezeichne eine Tier-Krankenversicherung oder Tier-OP-Versicherung als emotionale Versicherung. Man geht nicht rational vor und überlegt, ob sich das finanziell lohnt. Ein Tier ist für die meisten eigentlich ein Familienmitglied. Ich glaube, niemand möchte in einer Situation sein, wo plötzlich Geld oder fehlendes Geld darüber entscheidet, ob dieses Tier weiterleben kann oder nicht. Das ist eine brutale Situation. Zudem wurden im Herbst vergangenen Jahres die Gebührensätze der Tierärzte angehoben.

Ich finde es falsch zu sagen, dass das eine sinnlose Versicherungen ist. Natürlich könnte man auch selbst Geld zur Seite legen. Aber da weiß man nie, ob das reichen wird. Man weiß nie, wie viele Krankheiten oder OPs auf das Tier zukommen. Wir haben ja auch für uns selbst eine Krankenversicherung. Ich hätte es auch nicht so gut gefunden, wenn meine Eltern gesagt hätten: “Nee, du brauchst keine eigene Krankenversicherung, wir hoffen, dass das so geht.”

Wie stehst du zu Zahnzusatzversicherungen?

Das ist eine Versicherung, statt der man auch das das Geld selbst auf die Seite legen könnte. Dagegen spricht auch erstmal nichts. Ich stelle allerdings ein paar Fragen: Weißt du, wieviel Geld du brauchst? Weißt du, ob das reichen wird? Weißt du, wann etwas mit den Zähnen sein wird?

Und ein Punkt, der sehr oft außen vor gelassen oder ignoriert wird: Wirst du es durchziehen? Wirst du dieses Geld wirklich nicht für was anderes verwenden? Wenn man mal ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann wird vielen diese Disziplin fehlen. Viele werden am Ende des Tages dieses Geld dann doch lieber für etwas anderes verwenden. Lügt euch nicht selbst an! Das macht keinen Sinn. Das habe ich bei meiner Mutter gesehen. Ich sage immer scherzhaft, meine Mutter hat einen Kleinwagen im Gesicht. So viel haben ihre Zähne nämlich gekostet. Ich bin froh, dass sie eine Zahnzusatzversicherung hatte, weil das hätte man so einfach nicht bezahlen können.

Gerade bei Frauen ist die Zahnzusatzversicherung sehr beliebt.

Zähne sind auch ein Statussymbol. Hast du schlechte Zähne, sagt das auch etwas über deine Stellung in unserer Gesellschaft aus. Niemand möchte mit schlechten Zähnen rumlaufen. Und es spielt die Ästhetik mit rein. Mittlerweile gibt es auch Tarife, die Bleaching bezahlen.

Aber eben auch die ganze Zahnvorsorge. Es gibt auch Zahnzusatzversicherungen, bei denen man jedes Jahr etwas nutzen kann, beispielsweise eine professionelle Zahnreinigung. Ich würde es zumindest mal durchrechnen, um herauszufinden, ob das vielleicht nicht doch Sinn macht.

Was hältst du von Versicherungen für den Urlaub?

Eine Auslandreise-Krankenversicherung sollte jeder haben. Für wenig Geld bist du abgesichert, wenn du im Ausland unterwegs bist. Auch wenn du nur innerhalb der EU unterwegs bist, wo eigentlich deine normale gesetzliche Krankenversicherung leisten würde, würde ich das empfehlen.

Von anderen Reiseversicherungen bin ich kein großer Fan. Ein Beispiel ist die Reisegepäckversicherung. Viele schließen die ab. Aber am Ende des Tages gibt so viele Ausschlussklauseln. Und wenn die Fluggesellschaft dein Gepäck verliert, dann haftet sie auch dafür. In manchen Fällen haftet auch der Reiseveranstalter.

Bei sehr teuren Reisen würde ich eine Reiseabbruch- oder Reiserücktrittsversicherung dazu nehmen. Es ist einfach ärgerlich, wenn man 5.000 Euro ausgibt, und dann aufgrund von Krankheiten wie Covid-19 abbrechen muss oder gar nicht erst antreten kann – und das Geld dann weg ist.

Sind Vergleichsportale wie Check24 sinnvoll, um Versicherungen zu vergleichen und abzuschließen, oder sollte man lieber zu einer Beratung gehen?

Hier kommt vieles von dem, über das wir vorhin gesprochen haben, zusammen, vor allem dieses Basisgrundunwissen. Check24 ist, genauso wie meine Firma, ein Versicherungsmakler. Rechtlich haben wir exakt die gleiche Stellung. Das wissen viele nicht, und denken, dass online immer günstiger ist. Das ist nicht der Fall. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung von der Allianz beispielsweise kostet bei Check24 kostet genauso viel wie bei uns. Es gibt keine zwei Preise. Aber es gibt einen Unterschied, was die Beratung angeht. Bei Check4 macht man alles selbst. Aber die bekommen genauso eine Provision. Die Gefahr, dass du Fehler machst, ist hoch.

Bei uns hingegen hast du eine digitale Videoberatung und einen Ansprechpartner. Wir haben Videos, durch die man sich vorher selbst schlau machen kann. Wir haben eine andere Philosophie als ein großes Portal. Manchmal dauert es bei uns auch drei, vier oder fünf Wochen, bis eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen ist, weil wir da sehr genau sind. Entweder richtig oder gar nicht.

In den meisten Fällen entscheidet sich beim Abschluss der Versicherung, ob die später mal leisten wird, vor allem bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder einer privaten Krankenversicherung.

Natürlich darf man, wenn man mit niemandem sprechen möchte, auf Portale wie Check24 gehen. Aber bitte nicht mit der falschen Annahme, dass das günstiger sei. Am Ende setzt man dann aus Versehen noch einen Haken, bei dem man einen Haftungsverzicht unterschreibt. Dann hat man überhaupt keine Handhabe.

Lass uns nochmal über die Frauen sprechen. Zahnzusatzversicherungen sind beliebt, das Thema hatten wir eben. Gibt es noch weitere Dinge, die speziell für Frauen bei Versicherungen wichtig sind?

Wir merken tatsächlich, dass sich Frauen immer mehr mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzen. Es kommt aber leider immer noch oft vor, dass Sätze fallen wie: „Darum kümmert sich mein Mann, damit will ich nichts zu tun haben.“ Das ist schwierig. Dadurch begibt man sich in eine Abhängigkeit. Ich bekomme manchmal Nachrichten, dass plötzlich eine Scheidung im Raum steht, und viele dann bemerken, dass sie keine Altersvorsorge haben und nicht wissen, was sie machen sollen. Da hast du ein massives finanzielles Problem. Deshalb wünsche ich mir noch mehr Eigeninitiative bei diesen Themen. Die Möglichkeiten sind da. Ob das meine Videos sind, dieser Podcast (herMoney Talk, Anm. d. Red.), oder Veranstaltungen. Man kann sich damit auseinandersetzen, kann Entscheidungen für sich selbst treffen.

Ansonsten sind Frauen beim Thema Gesundheitsvorsorge oder Krebsvorsorge viel aktiver als Männer. Da können sich die Männer ein Stück von abschneiden.

Ist eine private Krankenversicherung (PKV) – gerade für Familien – sinnvoll?

Viele wollen mit einer falschen Motivation in die private Krankenversicherung wechseln. Die Motivation ist meistens, Geld zu sparen. Aber das funktioniert langfristig nicht. Ein Beispiel: Jemand verdient gut, über der Jahresarbeitsentgeltgrenze von aktuell 66.600 Euro brutto. Dann kann er oder sie in die PKV wechseln. Viele sagen, sie bezahlen dann nur die Hälfte als bei der gesetzlichen Versicherung. Wir sagen dann nicht, was auch unsere Wertvorstellungen und unsere Objektivität zeigt: „Okay, mach das!“ Sondern wir zeigen der Person, dass das mit dem Geldsparen langfristig nicht funktionieren wird: Du holst dir den Mercedes unter der gesundheitlichen Absicherung, und willst nur den Preis von einem Dacia bezahlen? Und wenn man eine Familie hat oder möchte, braucht man für jedes Kind einen einzelnen Vertrag. Das ist ein Kostenfaktor, der einem bewusst sein muss. In der gesetzlichen Krankenversicherung hingegen gibt es die Familienversicherung.

Es gibt nur eine Motivation für die PKV: Die bestmögliche gesundheitliche Absicherung. Das ist der Grund, warum ich privat versichert bin, und warum unser Sohn in der PKV ist. In den vergangenen Wochen war ich heilfroh darum. Wir hatten ein paar Fälle, die in einer gesetzlichen Versicherung schwierig geworden wären. Natürlich kann man hier eine Zweiklassenmedizin kritisieren. Aber im weltweiten Vergleich ist die gesetzliche Absicherung super.

Deshalb sollte das keine Entscheidung sein, die man einfach mal so wegen einem monetären Vorteil trifft. Man sollte sie nur einmal, und nicht fahrlässig treffen. Viele sollten eher in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben, und die durch Krankenzusatzversicherungen aufstocken.

Was sind abschließend deine drei Top-Versicherungs-Tipps?

1.: Erkenne an, dass das Thema wichtig ist, und man sich deshalb damit beschäftigen sollte. Entscheide dich aktiv dafür, dieses Thema jetzt für dich zu lösen. Das vor sich herzuschieben ist gesellschaftlich akzeptiert – wie umgekehrter Gruppenzwang: Keiner macht das, alle schieben es vor sich her. Also kümmere ich mich auch nicht darum. Aber das ist wirklich gefährlich.

2.: Schau dir Videos an, höre dir Podcasts an, lies Artikel. Und hole dir bei den komplexen Bereichen jemanden dazu, der dich durchführt. Jemanden, der Ahnung hat, und der für seine Aussage haftet. Es ist ein großer Unterschied, ob irgendjemand im Internet irgendetwas sagt und nicht dafür haftet, oder ob du jemanden – gerne auch digital – vor dir sitzen hast.

3.: Nimm die Eigenverantwortung an. Niemand kann dich dazu zwingen, dich mit dem Thema auseinandersetzen. Gestehe dir ein, dass du vielleicht lange Zeit falsche Dinge gedacht hast, falsche Glaubenssätze mit dir herum getragen hast. Räume damit auf, und gehe sehr neutral an das Versicherungsthema heran. Jede kann das schaffen, wenn sie möchte!

Dankeschön für deine Zeit. Wir sehen uns auf dem herMoney Festival am 06. Mai 2023 in München!

Zur Person: Bastian Kunkel ist ausgebildeter Kaufmann für Versicherungen und Finanzen und Finanzfachwirt. Seit 2016 ist er selbständig als freier Versicherungsmakler mit der Marke „Versicherungen mit Kopf“. Fast eine Million Follower hat er auf seinen Social-Media-Kanälen (InstagramTikTok und YouTube) und ist damit der größte Influencer für Versicherungen in Deutschland. Sein Buch „Total verunsichert: Was du mit 18 über Versicherungen wissen solltest, aber mit 30 immer noch nicht weiß“* wurde zum Bestseller.

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Anne Connelly

Anne Connelly ist die Gründerin von herMoney und eine Pionierin und Top-Managerin der Investmentfondsbranche. Sie wundert sich bis heute, warum sich so wenige Frauen aktiv um ihre Finanzen kümmern und möchte das mit herMoney ändern.