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Nahrungsmittel-ETFs: Stabiles Investment in unsicheren Zeiten?

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Simin Heuser

21. Februar 2023

„Gegessen wird immer“, heißt es. Sind Nahrungsmittel-ETFs also eine gute Investment-Idee, wenn andere Branchen straucheln?

Inhalt

Lebensmittel-ETFs: Das Wichtigste in Kürze

Food-ETFs und aktive Ernährungsfonds haben ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Manche investieren nur in Landwirtschaft, andere nur in Hersteller nachhaltiger Lebensmittel oder in europäische Food-Firmen.

Entsprechend variiert die Performance. Während der beste Lebensmittel-ETF im letzten Jahr eine Rendite fast zehn Prozent einbrachte, landen andere im Minus.

Preissteigerungen und gestörte Lieferketten machen es den Firmen gerade nicht leicht. Dennoch werden Nahrungsmittelhersteller wohl auch in Zukunft Gewinne machen.

Bei der Auswahl gilt wie immer: Du reduzierst das Risiko mit einem breit streuenden weltweiten Nahrungsmittel-ETF oder aktiven Fonds, der nur einen kleinen Teil eines noch breiter streuenden Portfolios ausmacht.

Die aktuell stark ansteigenden Preise zwingen viele KonsumentInnen, sich beim Einkauf einzuschränken. Hinzu kommen Probleme im Bereich der Lieferketten und der Verfügbarkeiten von Nahrungsmitteln. Mayssa Al Midani, Managerin des Pictet Nutrition Fonds, kennt die Strukturen im Ernährungssektor sehr gut:

„In Bezug auf die aktuellen Ereignisse hat die sich abzeichnende Tragödie in der Ukraine zu Engpässen und einem weltweiten Preisanstieg bei Getreide, Pflanzenölen und Düngemitteln geführt.“ Der wiederum habe sich über die gesamte Lieferkette auf alle Lebensmittel ausgewirkt. Das Ergebnis: „Eine ernste Krise der Ernährungssicherheit und ein dringender Bedarf an Lösungen, vom Erzeuger bis zum Verbraucher.“

Sind Nahrungsmittel also keine so sicheren Investments? Nun ja, die aktuelle Krise im Bereich „Ernährung“ bestätigt die Devise „Nicht alle Eier in einen Korb“ – sprich lieber über verschiedene Branchen und Regionen streuen. Ein Blick auf die Performance der aktiven Lebensmittel-Fonds und -ETFs in den letzten Jahren zeigt aber: Ein Investment kann durchaus ein spannender Baustein im Portfolio sein.

Die besten Nahrungsmittel-ETFs im Vergleich

Wie immer haben wir die Ratingagentur Morningstar um eine Auswertung der Top-Fonds und -ETFs gebeten. Besonders viele in Deutschland zugelassene Produkte gibt es auf dem Markt allerdings nicht. Spezielle Filterkriterien, die wir gemeinsam mit Morningstar setzen, um passende Produkte mit entsprechendem Volumen zu finden, schränken die Auswahl zusätzlich ein.

Folgende ETFs im Bereich Ernährung und Agrar sind bei der Suche mit Morningstar herausgekommen:

Generated by wpDataTables


Quelle: Morningstar (20.02.2023)
Legende: Bewertung: 5 = top, 1 = schlecht, Replikation: Nachbildung des Index

Vergleichen lassen sich die drei ETFs nur schwer, denn sie setzen vollkommen unterschiedliche Schwerpunkte. Während der iShares Agribusiness und der Rize Sustainable Future of Food ETF in der Morningstar Kategorie „Agrar” zu finden sind, gehört der iShares STOXX Europe 600 Food & Beverage in die Kategorie „Konsumgüter“, die sehr viel breiter gefasst ist und nicht ausschließlich ETFs zum Thema Ernährung enthält.

Den Unterschied zeigt auch ein genauerer Blick auf die ETFs: Der iShares STOXX Europe 600 Food & Beverage ETF strebt die Nachbildung der Wertentwicklung eines Index an, der aus Unternehmen aus dem europäischen Nahrungsmittel- und Getränkesektor besteht. Der ETF enthält Aktien von Nahrungsmittelherstellern wie die amerikanische Brauerei Anheuer Busch oder das Lebensmittelunternehmen Danone.

Der iShares Agribusiness ist dagegen kein direkter Lebensmittel-ETF, sondern bildet einen weltweiten Index ab, der aus Landwirtschaftsunternehmen besteht. Im Portfolio finden sich zum Beispiel Industrie- und Agrarunternehmen wie John Deere oder Corteva.

Der dritte ETF setzt auf die Zukunft der Ernährung: Der Rize Sustainable Future of Food ETF soll es AnlegerInnen ermöglichen, am Erfolg von innovativen, nachhaltigen Nahrungsmittel-Unternehmen zu partizipieren. Thematische Schwerpunkte des ETFs sind zum Beispiel die Produktion von Bio-Lebensmitteln, die Entwicklung vollständig recycelbarer Verpackungen und auch Nahrungsmittel auf pflanzlicher Basis. Geographisch setzt der Nahrungsmittel-ETF mit 48 Prozent einen Schwerpunkt auf die USA, prinzipiell investiert der Lebensmittel-ETF aber weltweit.

Vegane Fonds und ETFs – gibt es das?

Immer wieder werden wir nach veganen Fonds und ETFs gefragt. Doch tatsächlich sieht der Markt eher dürftig aus. So gibt es einen ETF, der sich als vegan betitelt, mit veganer Ernährung hat er aber nicht besonders viel zu tun.

Zwar ist auch der Fleischersatz-Hersteller Beyond Meat im ETF enthalten. Allerdings zeigt ein Blick auf die Top-Titel, dass es sich hierbei nicht um einen Themen-ETF handelt, der sich auf Hersteller veganer Produkte spezialisiert. Zu den größten Positionen zählen Tesla, Visa und Adobe. Vielmehr handelt es sich bei dem ETF also um ein Standard-Produkt, das Tierversuche und die Verwendung tierischer Inhaltsstoffe ausschließt.

Die Fondsmanagerin Mayssa Al Midani wundert das nicht und hat eine Erklärung, warum echte vegane Fonds und ETFs schwer zu konstruieren sind: „Die meisten Unternehmen in diesem Bereich sind noch immer im privaten, also nicht börsennotierten Sektor zu finden.“ Zum einen liege das an dem vergleichsweise neuen veganen Trend – viele Unternehmen sind noch relativ jung. „Zum anderen liegt der Fokus dieser Unternehmen oftmals auf einem sehr speziellen Bereich, der für eine Allokation in einem veganen Fonds eventuell zu klein und fokussiert sein könnte.“

Zwar beobachten die ExpertInnen von Pictet den Bedeutungsgewinn veganer Ernährung mit großem Interesse, warnen aber gleichzeitig: „Bei neuen Bereichen wie diesem ist das Risiko zu scheitern enorm groß.“

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Aktive Fonds mit dem Schwerpunkt Agrar und Ernährung

Ein paar mehr Produkte finden sich auf der Seite der aktiv gemanagten Fonds. Auch hier gibt es allerdings große Unterschiede in der Ausrichtung der Fonds:

Der DWS Invest Global Agribusiness investiert zum Beispiel in Bereiche der Agrarwirtschaft und entlang der agrarwirtschaftlichen Wertschöpfungskette – vom Saatgut bis zum Supermarkt. Im Einzelnen hat das Fondsmanagement vor allem folgende Bereiche im Blickfeld: Düngemittel, Agrarausrüstung, Saatgut und Pflanzenschutz, Agrarlogistik, Verarbeitung und Distribution.

Degroof Petercam Asset Management hat den DPAM Sustainable Food Trends im Jahr 2007 aufgelegt und investiert in Unternehmen, die im weiteren Sinne im Lebensmittelsektor tätig sind. Zu den größten Sektoren im Fonds gehören verpackte Konsumgüter, Chemie und Landwirtschaft.

Der Pictet Nutrition legt dagegen in Unternehmen an, die Lösungen zur Verbesserung von Qualität und Nachhaltigkeit der künftigen weltweiten Nahrungsmittelversorgung entwickeln. Darunter fallen etwa Innovationen zur Verbesserung der Produktivität in der Landwirtschaft und Steigerung der Effizienz beim Transport und der Verarbeitung von Lebensmitteln.

Laut der Fondsmanagerin Mayssa Al Midani kommt es besonders in diesen schwierigen Zeiten darauf an, „Unternehmen mit robusten, globalen Lieferketten und einem starken Managementteam zu finden, die in der Lage sind, sich in einem solch schwierigen Umfeld zurechtzufinden.“

So findest du den passenden Food-Fonds oder -ETF

Ein Blick auf die aktiven Fonds und ETFs aus dem Food-Segment zeigt: Der Vergleich zwischen zwei Produkten ist nicht nur schwer, sondern zu Teilen auch nicht sinnvoll. Denn auch im Investmentbereich gilt: Wir können nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Oder aber: Wir können einen „Agribusiness“-ETF nicht mit einem „Nutrition“-Fonds vergleichen. Die Schwerpunkte sind dafür viel zu unterschiedlich.

Bevor du dich für ein Produkt entscheidest, solltest du dir daher überlegen, in welcher Form du das Investmentthema in dein Portfolio aufnehmen möchtest:

  • Geht es dir eher um Ernährungstrends oder um Landwirtschaftsunternehmen?
  • Soll der Fonds weltweit anlegen oder einen regionalen Schwerpunkt haben?
  • Spielt Nachhaltigkeit eine Rolle bei deiner Investition?

Weitere Auswahlkriterien für deinen aktiven Ernährungsfonds oder -ETF

Neben der inhaltlichen Ausrichtung der Food-Fonds und -ETFs solltest du dir auch die Kosten anschauen. Aktiv gemanagte Fonds haben in den meisten Fällen eine etwas höhere Gebühr. Kein Wunder, denn hier analysiert das Fondsmanagement in einem aufwändigen Prozess einzelne Unternehmen. Das Ziel dieser ManagerInnen ist es, mit aktiver Titelauswahl eine bessere Wertentwicklung zu erzielen als ein zugrunde gelegter Index.

Gemeinsam mit den Kosten könntest du daher auch die Wertentwicklungen der Vergangenheit betrachten. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die Volatilität (Schwankungsintensität) und den maximalen Verlust in verschiedenen Perioden, um zu erfahren, wie stark der Wert in bestimmten Zeitspannen gefallen ist.

Vielleicht ist dir auch wichtig, ob dein Nahrungsmittel-Fonds oder -ETF thesaurierend oder ausschüttend ist. Den Unterschied haben wir dir in unserem Artikel über thesaurierende ETFs genauer erklärt.

Wenn du diese Dinge beachtest, kannst du die Auswahl gut eingrenzen. Beachte in jedem Fall das Prinzip der Diversifikation: Themenfonds und -ETFs sind prinzipiell als Ergänzung eines bestehenden breit gestreuten Portfolios zu verstehen. Wenn du noch kein Basis-Portfolio aufgebaut hast, könntest du dich zunächst damit auseinandersetzen. Hier erfährst du, wie du ein ETF-Portfolio aufbauen kannst.

Die Ernährung der Zukunft: Mehr Auftrieb für nachhaltige ETFs?

Mayssa Al Midani beschäftigt sich jeden Tag mit dem Investmentbereich „Agrar und Ernährung“. Im Hinblick auf die Zukunft unserer Ernährung stellt sie fest: „Das Thema Ernährung steht an wichtigen Wendepunkten.“ Katalysatoren für eine nachhaltigere Zukunft der Ernährung sieht die Expertin zum Beispiel in Bezug auf Regulierungen, die Covid-19 Pandemie und die Lebensmittelsicherheit.

Aber auch das Konsumentenverhalten und Innovationen spielen eine Rolle. „Das Verhalten der Verbraucher ändert sich nicht komplett und nicht über Nacht – aber die Veränderungen haben bereits begonnen und nehmen weiter an Fahrt auf. Ein ermutigendes Zeichen für mehr Nachhaltigkeit auf unseren Tellern – und in den Portfolios der InvestorInnen.“

Aber ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um als Investorin einzusteigen? “Ernährung als Anlagethema zeichnet sich vor allem durch vergleichsweise defensive, wenig konjunktursensitive Endmärkte aus, denn essen müssen wir immer. Die Bewertungen haben sich nach den Kursrückgängen seit Jahresanfang, insbesondere bei den innovativen, schneller wachsenden Firmen, teils deutlich reduziert und liegen nun aus unserer Sicht wieder im langfristig attraktiven Bereich. Langfristig sehen wir somit sowohl Potenzial für attraktive finanzielle Renditen als auch für positive ökologische und/ oder soziale Beiträge zur Lösung der vielfältigen Herausforderungen, die eng mit unseren Ernährungssystemen verbunden sind.”

herMoney Tipp

Den Bereich „Ernährung“ findest du spannend? Vielleicht interessierst du dich auch für Wasser-Investments. Die Anzahl an Fonds mit diesem Fokus ist mittlerweile auf eine stattliche Größe angewachsen. Hier erfährst du, wie du in Wasser-ETFs investieren kannst.

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Simin Heuser

Simin Heuser hat Volkswirtschaftslehre studiert und war bereits für verschiedene Fondsgesellschaften und Fintechs tätig. Sie schreibt unter anderem als freie Autorin über Finanz- und Versicherungsthemen.