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Mikrofinanzfonds: Mehr als Rendite

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Birgit Wetjen

Autorin

30. Januar 2018

Mit Investments in Mikrofinanzfonds hilfst du den Ärmsten der Armen beim Aufbau einer Existenz. Und verdienst Geld damit!

Inhalt

Mikrofinanzfonds: Das Wichtigste in Kürze

Mikrofinanzfonds vergeben das von den AnlegerInnen investierte Kapital an ausgewählte Mikrofinanzinstitute (MFIs) in Entwicklungsländern. Mit diesem Geld können Menschen in Form von Klein- und Mikrokrediten dann eine geschäftliche Existenz aufbauen. ‘Hilfe zur Selbsthilfe’ ist hier das Motto.

Seit einigen Jahren können PrivatanlegerInnen in Mikrofinanzfonds investieren. Sie variieren je nach Land, in dem sie tätig sind, in ihren Auswahlkriterien und in der Unterstützung von Frauen.

Die Fonds sind insbesondere für risikoaverse AnlegerInnen geeignet. Das geringe Risiko geht jedoch auch mit einer geringeren Rendite einher.

Ein Leben in Armut und Abhängigkeit: Rund drei Milliarden Menschen auf der Erde müssen mit weniger als 2 US-Dollar pro Tag auskommen. Die überwiegende Mehrheit davon sind Frauen. Wie aber können sie sich aus der Armut befreien? “Schenkst Du einem Armen einen Fisch, so wird er einen Tag lang satt sein. Schenkst Du ihm eine Angel und erklärst ihm, wie er sie nutzen kann, wird er nie mehr hungern müssen”, so lautet ein Sprichwort. Die Wirkung von kurzfristiger Hilfe hat eine kurze Halbwertzeit. Wer eine Existenz aufbauen will, benötigt vor allem eins: Kapital.

„In manchen Ländern hat ein Großteil der Bevölkerung jedoch gar keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen“, sagt Andreas Reiffenstein, Gründer und Geschäftsführer des Start-Ups “UHURU Microfinance Consulting GmbH. Für große Finanzinstitute erscheint die arme Klientel in den meist ländlichen Gegenden in den Entwicklungsgebieten nicht profitabel genug. Wer dennoch Kapital bekommt, wird häufig förmlich ausgequetscht. Five to Six – also morgens fünf Dollar leihen, und abends sechs Dollar zurückzahlen – ist gängige Praxis. Damit haben Gewerbetreibende keine Chance, sich aus dem Würgegriff der Abhängigkeit zu befreien.

Hilfe zur Selbsthilfe: Mikrofinanzfonds

Mohammed Yunus bewies, dass es auch anders geht. Zu Beginn der 70er Jahre, damals als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Chittagong University in Bangladesch, schickte Yunus seine Studenten in die Slums. Dort haben sie untersucht, ob die Fisch-Theorie (Fisch schenken vs. Angeln beibringen) auf Finanzgeschäfte übertragbar ist. Das Ergebnis: Die Theorie ist übertragbar!

Yunus gründete die Grameen Bank und begann, Kleinstkredite – sogenannte Mikrokredite – an mittellose Frauen zu vergeben. Das Kalkül des Ökonomen ging auf. Für sein Engagement erhielt er 2006 sogar den Friedensnobelpreis. Ob Nähmaschine, Material oder Saatgut: Kleinstbeträge reichen aus, um eine Existenz zu gründen. Millionen Menschen in Asien, Afrika oder Lateinamerika konnten sich seitdem Dank Kleinstkrediten aus Armut und Abhängigkeit befreit – zum Großteil Frauen.

„Mit Kleinstkrediten erhalten die Menschen Hilfe zur Selbsthilfe und damit die Möglichkeit, ihren Lebensstandard aus eigener Kraft zu verbessern“, sagt Edda Schröder. Die erfolgreiche Bankerin, die ihre Karriere bei JP Morgan Asset Management begann und später in verantwortlicher Position beim britischen Fondsanbieter Schroeders gearbeitet hat, hat sich 2006 selbständig gemacht, um ihre umfangreiche Erfahrung im Finanzsektor mit sozialen Zielen in Einklang zu bringen. Invest in Visions gehört zu den Wegbereitern von Mikrofinanzanlagen in Deutschland – 2011 hat das Unternehmen mit dem IIV Mikrofinanzfonds den ersten Fonds dieser Anlageklasse auf den deutschen Markt gebracht, der auch für Privatanleger investierbar ist. Dazu später mehr.

So funktionieren Mikrofinanzfonds

Mikrofinanzfonds vergeben das von den AnlegerInnen investierte Kapital an ausgewählte Mikrofinanzinstitute (MFIs) in Entwicklungsländern. Dabei werden die Partner-Institute in der Regel nach strengen finanziellen und sozialen Kriterien ausgewählt, überwiegend aus der Gruppe etablierter Non-Banking Financial Institutions (NBFIs), Non-Governmental Organisations (NGOs) und Genossenschaftsbanken. Die Rückzahlungsquote liegt weit über 90 Prozent, in manchen Regionen sogar nahe 100 Prozent.

„Die von uns ausgewählten Mikrofinanzinstitute stellen den Kreditnehmern nicht nur Kapital zur Verfügung, sondern unterstützen sie beispielsweise im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen“, sagt Schröder. Und meistens sind es Frauen, die zu den angesetzten Schulungen kommen und sich dann als Unternehmerinnen behaupten. „Sie tragen Verantwortung für die Familie und die Ausbildung der Kinder und nehmen ihre Verpflichtungen gegenüber dem Kreditgeber sehr ernst“, so die Invest in Visions-Chefin.

Im Podcast erklärt Edda Schröder, Expertin für Nachhaltigkeit, was es mit Mikrofinanzfonds auf sich hat:

Frauen erhalten bevorzugt Kredite

In Indien, Süd-Ost-Asien, Afrika, Lateinamerika, Osteuropa und anderen Regionen zählen Frauen deshalb zu den bevorzugten Kreditnehmerinnen, da sie in der Regel mit den Klein- und Mikrokrediten eine geschäftliche Existenz aufbauen und diese häufig erfolgreich erweitern können. „Eine hohe Frauenquote entspricht landläufig auch einem geringeren Ausfallrisiko – basierend auf jahrzehntelangen Erfahrungen in praktisch allen Kulturkreisen in den Entwicklungsgebieten“, sagt Andreas Reiffenstein, dessen Unternehmen Mikrofinanzinstitute in der Sub-Sahara berät.

Markt und Moral – „das ist kein Widerspruch“, meint Reiffenstein. PrivatinvestorInnen, können damit sogar eine mehrfache Rendite erwirtschaften: Die monetäre Rendite, die bei Investmentfonds derzeit im niedrigen einstelligen Bereich liegt, sowie die soziale Rendite, die auf das Ziel der Armutsbekämpfung einzahlt. „Tue Gutes und verdiene damit!“, so Reiffenstein. Viele PrivatanlegerInnen möchten von dieser doppelten Rendite profitieren. Wir zeigen dir nun, welche Produkte sich dafür eignen.

Vier Mikrofinanzfonds mit Potenzial im Vergleich

Dich hat das Konzept der Mikrofinanzfonds überzeugt und du möchtest nun in diese Fonds investieren? Wir haben dir eine Liste mit vier etablierten Mikrofinanzfonds zusammengestellt (Stand 05.03.2024). Bitte beachte, dass es sich dabei nicht um Anlageempfehlungen handelt.

IIV Mikrofinanzfonds

Wie bereits erwähnt, gehört Invest in Visions zu den Wegbereitern von Mikrofinanzanlagen in Deutschland. 2011 legte das Unternehmen den IIV Mikrofinanzfonds auf, der auch für PrivatanlegerInnen investierbar ist. Der Fonds unterstützt die Refinanzierung von Mikrofinanzinstituten in Entwicklungs- und Schwellenländern durch den Erwerb von unverbrieften Darlehensforderungen. Menschen in diesen Ländern erhalten dadurch Zugang zu Finanzdienstleistungen. Zusätzlich ermöglicht der Fonds die Umsetzung von Geschäftsideen und setzt sich für die Förderung von Frauen und Unternehmertum ein.

Der IIV Mikrofinanzfonds war per 29. Februar 2024 in 87 Mikrofinanzinstitute in 32 Ländern investiert. Der Fonds ermöglicht damit 410.627 (Stand 30.09.2023) wirtschaftlich aktiven Menschen einen Zugang zu Finanzdienstleistungen (78 Prozent davon Frauen). Die Rückzahlungsquote liegt laut Invest in Visions bei rund 98 Prozent.

ISIN: DE000A1H44T1
Ertragsverwendung: Ausschüttend
Gesamtkostenquote: 1,98 % p.a.
Ausgabeaufschlag: Bis zu 3,00 %
Wertentwicklung seit Auflage: 1,80 % p.a.
Volatilität (1 Jahr): 0,87 %
Mindestanlage: Ab 100 EUR
Sparplanfähig: Ja

Quelle: Invest in Visions (Stand: 05.03.2024)

GLS AI – Mikrofinanzfonds

Der GLS Alternative Investments – Mikrofinanzfonds verfolgt den Ansatz, allen Menschen, unabhängig von ihrem Standort, den Zugang zu herkömmlichen Bankdienstleistungen zu ermöglichen. Hierfür finanziert der Fonds Mikrofinanzinstitute insbesondere in Südosteuropa, Lateinamerika, Asien und Afrika.

Der Fonds wurde am 15. Dezember 2015 von GLS Investments aufgelegt. Seitdem hat der Fonds (Stand: 31.01.2024) rund 111.000 Personen aus 38 Ländern erreicht. 53 Prozent der KreditnehmerInnen sind weiblich.

ISIN: LU1309710678
Ertragsverwendung: Ausschüttend
Laufende Kosten: 1,93 % p.a.
Ausgabeaufschlag: 2,50 %
Wertentwicklung seit Auflage: 8,9 %
Volatilität (1 Jahr): 0,62 %
Mindestanlage: Ab 25 EUR
Sparplanfähig: Ja
Quelle: GLS Investments & finanzen.net (Stand: 05.03.2024)

KCD-Mikrofinanzfonds – III

Der KCD-Mikrofinanzfonds – III zählt ebenso zu den ersten in Deutschland zugelassenen Fonds für PrivatkundInnen im Bereich Mikrofinanzierung. Der Fonds erreicht laut eigenen Angaben rund 65.000 MikrounternehmerInnen jährlich, welche mit durchschnittlich 1.550 EUR gefördert werden. Der Anteil weiblicher Kreditnehmerinnen liegt bei 75 Prozent.

Geografische Schwerpunkte des Fonds liegen in Osteuropa (28,2 %), Asien (17,2 %), Südamerika (14,3 %) und Mittelamerika (13 %). Der Fonds wurde Ende Januar 2015 von der Bank im Bistum Essen (BIB Essen) aufgelegt.

ISIN: LU1106543249
Ertragsverwendung: Ausschüttend
Gesamtkostenquote: 1,60 %
Ausgabeaufschlag: 3,00 %
Wertentwicklung seit Auflage: 16,00 %
Volatilität (1 Jahr): 1,21 %
Mindestanlage: 1.000 EUR
Sparplanfähig: Ja

Quelle: Bank im Bistum (BIB) Essen & börse.de (Stand: 05.03.2024)

I-AM Vision Microfinance R EUR (T)

Der I-AM Vision Microfinance der österreichischen Impact Asset Management GmbH bietet AnlegerInnen Zugang zu Impact Investments. Er investiert vorwiegend in festverzinsliche Anlagen von ausgewählten Mikrofinanzinstituten (MFIs) in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Der Investmentfonds ist als Artikel-9-Produkt gemäß Offenlegungs-Verordnung Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) kategorisiert. Seit seiner Auflage im April 2006 hat der Fonds mehr als 2,50 Mrd. USD an 341 verschiedene Mikrofinanzinstitute in 69 Ländern in Form von 1.389 Darlehen vergeben.

Der Anteil der Frauen, die vom I-AM Vision Microfinance gefördert werden, liegt bei rund 49 Prozent.

ISIN: LU0236782842
Ertragsverwendung: Thesaurierend
Verwaltungsgebühr: bis zu 1,45 % p.a. (+0,5 % Vertriebsgebühr)
Ausgabeaufschlag: Bis zu 1,00 %
Wertentwicklung seit Auflage: 2,70 % p.a.
Volatilität (seit Auflage): 0,70 %
Mindestanlage: 1.000 EUR
Sparplanfähig: Ja

Quelle: Impact Asset Management & onvista.de (Stand: 05.03.2024)

Chancen und Risiken von Mikrofinanzfonds

Mit einer Investition in Mikrofinanzfonds hilfst du Menschen in Entwicklungsländern und erzielst eine nachhaltige Wirkung. Ein gutes Gewissen ist damit garantiert. Doch wie lauten die Chancen und Risiken?

Mikrofinanzfonds weisen eine geringe positive Korrelation mit anderen Finanzprodukten auf. Bedeutet für dich: Wenn beispielsweise der Aktienmarkt einbricht, fallen die Kurse deines Mikrofinanzfonds nicht zwangsläufig mit. Mikrofinanzfonds eignen sich also, zur Risikostreuung deines Depots beizutragen. Die Entwicklung der Mikrofinanzfonds verläuft damit vergleichsweise unabhängig zum allgemeinen Marktgeschehen. Die Renditen der Mikrofinanzfonds sind ebenso verlässlich.

Auf der anderen Seite bleiben auch Mikrofinanzfonds von globalen Krisen nicht vollends verschont. Ein Beispiel hierfür ist die Corona-Pandemie. Während der Corona-Pandemie konnte eine deutliche Zunahme der positiven Korrelation zwischen Mikrofinanzfonds und Anleihen verzeichnet werden. Sollte sich diese Art von Verschiebungen künftig in Krisenzeiten verstärken, so kann der Effekt der Risikoreduzierung erheblich beeinträchtigt werden (Quelle: Ecoreporter).

Allgemein handelt es sich bei Mikrofinanzfonds um eine Anlageklasse, die besonders für risikoaverse AnlegerInnen geeignet ist. Wie so oft geht das geringere Risiko jedoch auch mit einer geringeren Rendite einher.

Gutes tun mit Mikrofinanzfonds: herMoney Tipp

Mikrofinanzfonds unterstützen Menschen in Entwicklungsländern bei der Hilfe zur Selbsthilfe. Besonders Frauen profitieren häufig von dieser Unterstützung. AnlegerInnen in Deutschland können in verschiedene Mikrofinanzprodukte investieren. Sie eignen sich besonders dafür, das Risiko in deinem Depot zu streuen und dabei etwas Gutes zu tun.

Zum Weiterlesen: Wenn du dich für ein Investment zur Förderung von Frauen interessierst, könnten auch diese Genderfonds für dich interessant sein.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

Dieser Artikel wurde am 30.01.2018 von Birgit Wetjen verfasst und am 20.03.2024 durch Simin Heuser aktualisiert.

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Birgit Wetjen

Autorin

Birgit Wetjen ist Volkswirtin, Finanzjournalistin und Buchautorin. Sie ist überzeugt: Geldanlage ist nicht weiblich oder männlich – aber Frauen haben Berührungsängste und gehen anders an Geldthemen ran.