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Sondervermögen: Kann ein ETF pleitegehen?

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Simin Heuser

16. April 2024

Alles über die Sicherheit deiner ETF-Investments: Was Sondervermögen ist und wie dein Investment auch bei Insolvenz geschützt ist.

Inhalt

ETF & Sondervermögen: Das Wichtigste in Kürze

Sollte eine Fondsgesellschaft oder Depotbank pleitegehen, bleibt dein investiertes Kapital unberührt, da es sich um Sondervermögen handelt.

Dass alle Unternehmen pleitegehen, die einem ETF enthalten sind, ist sehr unwahrscheinlich. Wenn einige Konkurs anmelden, sinkt zwar die Rendite, das ist häufig aber nur vorübergehend.

SWAP-ETFs bergen grundsätzlich etwas mehr Risiken als physisch replizierte ETFs.

Fakt ist: Frauen setzten eher auf Sicherheit, Männer sind dagegen risikofreudiger bei der Geldanlage. Eine repräsentative Studie der Marktforschungsgesellschaft Puls im Auftrag der Quirin Privatbank zeigt, dass Frauen seltener anlegen und mehr Angst vor Verlusten haben. 54 Prozent der Frauen investieren gar kein Geld!

Ein Grund, der Frauen davon abhält, sich an die Börsen zu trauen, ist das Gefühl zu wenig zu wissen, weshalb sie eher dazu tendieren, sich überzuinformieren. Deshalb unser Rat an dieser Stelle: Informieren ist wichtig, aber trrau dich auch, anzufangen! In diesem Artikel klären wir eine der häufigsten gestellten Fragen, die wir von unserer Community bekommen und viele Frauen abhält zu starten: „Wie sicher sind ETFs und was passiert bei einer Pleite?“

Sicherheit von ETFs: Was ist Sondervermögen?

In der Welt der Geldanlage sind ETFs längst kein Geheimtipp mehr. Sie gelten als einfache, kostengünstige und flexible Möglichkeit, in ganze Märkte oder Branchen zu investieren. Doch so unkompliziert ETFs auch scheinen, so sind doch viele Anlegerinnen mit bestimmten Aspekten dieser Anlageform weniger vertraut.

Eine Frage, die immer wieder aufkommt, ist: Kann ein ETF eigentlich pleitegehen? Was passiert mit meinem Geld, wenn der Anbieter des ETFs finanzielle Schwierigkeiten bekommt?

Diese und ähnliche Fragen führen uns zu einem zentralen Begriff im Universum der ETFs: dem Sondervermögen. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass im Gegensatz zu traditionellen Bankeinlagen für ETFs keine Einlagensicherung gilt. Der Schutz deiner Investition wird also nicht durch eine Einlagensicherung gewährleistet, sondern durch das Konzept des Sondervermögens.

Um es vorwegzunehmen: Ja, das Thema kann etwas trocken sein, aber es ist wichtig, um die Sicherheit deiner Investitionen zu verstehen.

Kann ein ETF-Anbieter pleitegehen?

Eine häufig gestellte Frage unter AnlegerInnen lautet: „Sind ETFs insolvenzsicher?“ Gewissermaßen kann man das bejahen. ETFs sind immer Sondervermögen. Ganz einfach ausgedrückt bedeutet das: Dein investiertes Kapital wird strikt getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft gehalten. Dies schützt das investierte Kapital vor dem Insolvenzrisiko: Sollte die Fondsgesellschaft, die den ETF auflegt, finanzielle Probleme bekommen oder gar pleitegehen, bleibt das Sondervermögen unberührt. Es gehört dir als Anlegerin und ist vor den Gläubigern der Fondsgesellschaft geschützt.

Aber was passiert dann praktisch mit dem ETF? In den meisten Fällen wird ein Insolvenzverwalter oder eine andere Fondsgesellschaft die Verwaltung des ETFs übernehmen. Als Anlegerin hast du dann die Wahl, deine Anteile zu halten oder deinen ETF zu verkaufen. Die Wertentwicklung des ETFs wird weiterhin durch die Marktperformance der im Fonds enthaltenen Wertpapiere bestimmt.

Was passiert mit dem ETF, wenn die Bank pleitegeht?

Selbst bei einer Insolvenz deines Depotanbieters bleibt das Vermögen deines ETFs geschützt und außerhalb der Reichweite von Gläubigern. Das bedeutet, dass die Wertpapiere oder andere Anlagen, die im ETF gebündelt sind, nicht zur Begleichung von Schulden der Depotbank herangezogen werden können. Allerdings könnte eine Insolvenz zu vorübergehenden Unannehmlichkeiten führen – etwa Verzögerungen bei Transaktionen.

Können alle Unternehmen eines ETFs pleitegehen?

ETFs sind für ihre Diversifikation bekannt – sie investieren in eine Vielzahl von Unternehmen, um das Risiko zu streuen. Doch was geschieht, wenn einige oder gar alle Unternehmen, die ein ETF enthält, pleitegehen? Oder anders gefragt: Kann ein ETF wertlos werden? Inwiefern kann man bei einem ETF Geld verlieren?

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass die Diversifikation eines ETFs als Schutzmechanismus fungiert. Selbst wenn einzelne Unternehmen innerhalb des ETFs in finanzielle Schwierigkeiten geraten, ist der Gesamteinfluss auf den ETF oft begrenzt. Denn die Verluste können durch andere erfolgreiche Investments innerhalb des ETFs ausgeglichen werden. Das Risiko eines Totalverlustes des ETF-Vermögens durch die Pleite einzelner Unternehmen ist daher relativ gering.

Jedoch kann die Pleite eines oder mehrerer großer Unternehmen, die einen signifikanten Anteil am ETF ausmachen, die Wertentwicklung des ETFs beeinträchtigen. Dies könnte zu einem Rückgang des ETF-Kurswerts führen, was wiederum deine Rendite schmälert.

Nehmen wir beispielsweise an, ein ETF bildet einen Index ab, der stark in den Technologiemarkt investiert ist. Sollten nun ein oder mehrere Schlüsselunternehmen in diesem Sektor Konkurs anmelden, könnte dies einen spürbaren Einfluss auf die Wertentwicklung des ETFs haben, da diese Unternehmen einen bedeutenden Teil des Indexwertes ausmachen. Als Anlegerin würdest du in diesem Fall einen Rückgang des Wertes deiner Anteile erleben, obwohl der ETF selbst nicht pleitegeht.

Es ist aber wichtig zu betonen, dass solche Szenarien durch die breite Streuung in ETFs und die Auswahl stabiler und diversifizierter Indizes in der Regel gut abgefedert werden. Langfristig gesehen gleichen sich die Märkte oft wieder aus. Die Diversifikation innerhalb eines ETFs hilft außerdem, temporäre Rückschläge zu überwinden.

Du willst das Risiko möglichst gering halten? Dann schau in unseren Artikeln „30 Aktien, Fonds und ETFs für sicherheitsbewusste Anfängerinnen“ und „Nahrungsmittel-ETFs: Stabiles Investment in unsicheren Zeiten?“ vorbei.

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Unterschiede je nach Replikationsmethode: Physische vs. synthetische ETFs

Die Art und Weise, wie ETFs die Performance eines Index nachbilden, kann stark variieren und hat wesentliche Auswirkungen auf die Sicherheit und das Risikoprofil deiner Anlage. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptreplikationsmethoden: physische und synthetische Replikation.

Physische Replikation bedeutet, dass der ETF tatsächlich die Wertpapiere besitzt, die im zugrunde liegenden Index enthalten sind. Diese Methode kann vollständig oder teilweise erfolgen. Bei einer teilweisen Replikation werden nur eine Auswahl der Indexwerte tatsächlich gehalten, die aber repräsentativ für die Performance des gesamten Index steht. Physisch replizierende ETFs sind direkt mit den realen Wertpapieren verbunden, was ihnen ein hohes Maß an Transparenz und eine direkte Verbindung zum Markt verleiht.

Synthetische Replikation hingegen nutzt Derivate, in der Regel SWAPs, um die Indexperformance zu erreichen. Der ETF geht eine Vereinbarung mit einer Gegenpartei ein, oft einer Bank, die die Differenz zwischen der Performance des Index und der Rendite der hinterlegten Sicherheiten ausgleicht. Diese Methode birgt für ETFs einerseits ein Emittentenrisiko, also das der Pleite des ETF Anbieters. Mehr über das Emittentenrisiko liest du hier.

Andererseits besteht auch ein Gegenparteirisiko, falls die Gegenpartei ihren Verpflichtungen (der Lieferung der Index-Performance) nicht nachkommen kann. Allerdings erlaubt sie auch die Nachbildung von Indizes, die physisch schwer zu replizieren sind, wie etwa Märkte mit strengen Zugangsbeschränkungen.

Mehr über die Unterschiede liest du in unserem Artikel „Swap-ETFs einfach erklärt – wie sie funktionieren und wie riskant sie sind“.

Über ETFs sprechen wir auch regelmäßig im herMoneyTalk:

Was passiert, wenn ein ETF liquidiert wird?

Die Vorstellung, dass der eigene ETF liquidiert wird, mag zunächst beunruhigend klingen, ist allerdings ein normaler Vorgang in der Welt der Fondsanlagen. Keine Sorge, es gibt klare Schritte, die du unternehmen kannst, und in den meisten Fällen ist das Verfahren für AnlegerInnen unkompliziert.

Deine Optionen im Überblick

Wenn dein ETF liquidiert wird, stehen dir grundsätzlich zwei Möglichkeiten offen:

  • Warten auf die Liquidation: Der Fonds wird am Ende des Liquidationsprozesses automatisch verkauft und du erhältst den entsprechenden Gegenwert ausgezahlt.
  • Selbstständiger Verkauf: Du entscheidest dich, deine Anteile vor dem Abschluss des Liquidationsprozesses über deinen Depotanbieter zu verkaufen.
  • Verschmelzung mit einem anderen ETF

Wird dein ETF mit einem anderen verschmolzen, solltest du auf folgende Aspekte achten:

  • Kosten: Überprüfe, ob und wie sich die Kostenstruktur durch die Verschmelzung ändert.
  • Ertragsverwendung: Bleibt die Handhabung der Erträge (Ausschüttung oder Thesaurierung) gleich?
  • Replikationsmethode: Gibt es Änderungen bei der Nachbildung des Index (physisch vs. synthetisch)?
  • Anlagestrategie: Ist die Strategie des neuen ETFs ähnlich und passt sie zu deinen Anlagezielen?

Was tun bei einem Sparplan?

Hast du einen Sparplan eingerichtet, kläre mit deinem Depotanbieter, ob und wie er auf den neuen ETF übertragen werden kann. Ein weiterer wichtiger Punkt sind mögliche steuerliche Auswirkungen, besonders bei grenzüberschreitenden Verschmelzungen. Prüfe daher, ob Anpassungen bei deinem Freistellungsauftrag nötig sind. Mehr über die Besteuerung von ETFs und die Vorabpauschale erfährst du hier.

herMoney Tipp

Hast du schon einmal vom Klumpenrisiko gehört? Hier geht es darum, nicht zu viele Eier in einen Korb zu legen, wie es so schön im Börsenjargon heißt. Was das für dein ETF-Portfolio bedeutet, erfährst du in unserem Artikel über Klumpenrisiken.

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über Portfoliostrategien erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten ETF? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Simin Heuser

Simin Heuser hat Volkswirtschaftslehre studiert und war bereits für verschiedene Fondsgesellschaften und Fintechs tätig. Sie schreibt unter anderem als freie Autorin über Finanz- und Versicherungsthemen.

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