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Steuerfabi: „Steuern sind nichts Schlechtes.“

Titelbild von Steuerfabi: „Steuern sind nichts Schlechtes.“

Profilbild von Anne Connelly

Anne Connelly

22. Februar 2023

Fabian Walter, bekannt als Steuerfabi, erklärt, wann sich Steuererklärungen und -beraterInnen lohnen und gibt seine besten Spartipps.

herMoney: Fabian, du bist mit Steuern aufgewachsen. Dein Vater hat eine Steuerkanzlei und auch du selbst hast den Beruf des Steuerberaters erlernt. Dann hast du dich aber darauf konzentriert, dein Wissen an angehende Steuerberater und Steuerberaterinnen weiterzugeben. Wie wird man dann zum TikTok-Star, zum Bestsellerautor (Sei doch nicht beSTEUERt*), und zum Keynote-Speaker auf dem herMoney Festival?

Fabian Walter: Das war alles ein bisschen zufällig. Ich habe in der Steuerkanzlei meines Vaters gearbeitet, den Master fertig gemacht und dann bin ich zu Haufe gewechselt. Da war ich im Bereich Fort- und Weiterbildung für Steuerfachleute tätig. Mein Kumpel Philipp hat mich dann Anfang 2020 dazu ermutigt, doch mal auf TikTok ein Video hochzuladen. Die Plattform kannte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Am 5. April 2020 habe ich dann mein erstes Video hochgeladen mit dem Titel ‘Kann man Kaffee von der Steuer absetzen?’. Ein One-Take, ganz einfach produziert, mit dem Handy, ohne Mikro, Licht oder Stativ – auf einem Waschmittel-Karton auf dem Cerankochfeld. Der Kaffee ist mein Markenzeichen geworden.

Kann man den Kaffee denn von der Steuer absetzen?

Als Arbeitgeber kann man den Kaffee für die Arbeitnehmer tatsächlich absetzen. Dafür gibt es sogar eine Richtlinie bei der Einkommenssteuer. Demnach sind Aufmerksamkeiten wie der Kaffee nicht lohnsteuerpflichtig. Der Arbeitnehmer muss den Kaffeekonsum auch nicht versteuern.

Du sagst in deinen Videos oder in deinem Buch, dass die wenigsten Menschen überhaupt die grundlegenden Steuerthemen verstehen. Welche sind das denn?

Es geht mit Fragen los wie: Was bedeutet es, etwas von der Steuer abzusetzen? Manche denken, sie bekommen dann 19% Mehrwertsteuer zurück. Andere denken, sie bekommen den kompletten Kaufpreis zurück. Und dann geht es weiter: Wie kann ich etwas von der Steuer absetzen? Dazu brauche ich eine Steuererklärung. Das ist nicht für alle logisch, weil es in der Schule nicht beigebracht wird.

Du sagst auch, dass Steuern nicht schlecht und sogar notwendig sind. Warum?

Die Bürokratie in Deutschland ist absurd, auch im Steuerrecht. Aber grundsätzlich sind Steuern erstmal nichts Schlechtes. Denn es wäre nicht so cool, wenn man auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit in Schlaglöcher fallen würde. Bildung und Lehre sowie der öffentliche Dienst werden über Steuern finanziert. Die Rente wird mit über hundert Milliarden Euro pro Jahr quersubventioniert. Das ist alles wichtig für den gesellschaftlichen Frieden.

Über die Höhe und die Komplexität lässt sich streiten. Der heutige CDU-Parteivorsitzende Friedrich Merz sagte 2003, eine Steuererklärung solle auf einen Bierdeckel passen. Das ist schon sehr ambitioniert.

Das erwarte ich auch nicht. Ich habe das den heutigen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in einem Instagram Livestream gefragt. Er sieht zwar Möglichkeiten bei der Pauschalierung, aber dass die Steuererklärung auf einen Bierdeckel passt, daran glaubt er nicht mehr.

Viele, die ihre Steuererklärung machen wollen, haben große Wissenslücken.

Viele beschäftigen sich erst mit den Themen, wenn sie anfallen. Das ist gerade bei dem Thema Erbschaftssteuer/Schenkung der Fall. Da ist oft wenig Wissen vorhanden. Ein Beispiel: Wenn man sein Elternhaus erbt, und die Eltern bis zu ihrem Tod darin gewohnt haben, und man innerhalb von sechs Monaten einzieht, und zehn Jahre darin wohnt, dann zahlt man zumindest bis 200 Quadratmetern keine Erbschaftsteuer. Aber so etwas muss man eben wissen. Denn wenn man erst sieben oder acht Monate nach dem Tod der Eltern einzieht, dann ist das eben zu spät. Deswegen sollte man sich davor damit beschäftigen. Es muss nicht jede ExpertIn sein. Aber man sollte die notwendigen Stellschrauben schon mal gehört haben. Und wenn es dann mal so weit ist, kann man immer noch nachlesen oder einen Steuerberater fragen.

Wann sollte ich überhaupt eine Steuererklärung machen und für wen ist das interessant?

Viele denken immer, es macht erst Sinn, eine Steuererklärung abzugeben, wenn man wirklich viel Lohnsteuer zahlt, also viel verdient. Aber es kann auch Fälle geben, in denen es Sinn macht die Einkommensteuererklärung abzugeben, obwohl keine Lohnsteuer gezahlt wurde, beispielsweise wenn man StudentIn ist und einen Verlustvortrag geltend machen kann. Das geht beispielsweise bei einem Zweitstudium wie dem Masterstudium. Wenn man große Kosten hat, vielleicht ein Auslandssemester gemacht hat, und auch keine Einkünfte hat, dann hat man vereinfacht gesagt negative Einkünfte. Diese kann man mitnehmen, wenn man einen Job hat und dagegen rechnen. Da kann man ordentlich Steuern sparen.

Oder als Azubi, wenn man noch nicht so große Einkünfte hat und vielleicht gar keine Lohnsteuer zahlt: Wenn man einen längeren Arbeitsweg hat, kann es trotzdem Sinn machen, die Steuererklärung abzugeben und sich die Mobilitätsprämie zu sichern. Dafür gibt es mittlerweile eine eigene Anlage.

Genauso bei Kapitaleinkünften: Wenn ein Student oder eine Studentin ein Depot hat und Kapitalertragsteuer, die sogenannte Abgeltungssteuer, zahlt, aber ein niedriges zu versteuerndes Einkommen hat, dann kann es sein, dass man über Günstigerprüfung weniger zahlen muss. Dafür muss man bei der Anlage Kap der Steuererklärung ein entsprechendes Häckchen setzen.

Es gibt also auch abseits von den Fällen, bei denen man viel Einkommensteuer zahlt, Fälle, wo sich die Steuererklärung lohnt: Für Azubis oder Studierende. Richtig interessant wird es dann, wenn man einen richtigen Job hat und dann ordentlich Steuern zahlt.

Wann empfiehlst du denn, einen Steuerberater oder eine Steuerberaterin in Anspruch nehmen?

Wenn man ein Gewerbe hat, also beispielsweise eine UG oder GmbH gegründet hat, dann macht es Sinn, sich einen Steuerberater mit ins Boot zu holen. Es ist schwierig, eine Eröffnungsbilanz zu erstellen, oder einen steuerlichen Erfassungsbogen auszufüllen. Genauso wenn man vermietet. Wenn man nur Einkünfte aus einem Job als Angestellte hat und sonst keine großen Besonderheiten, einen Fahrweg und vielleicht einen Laptop gekauft hat, dann tun es die zahlreichen Apps wie taxfix oder Steuerbord.

Du bist also Fan von diesen Apps?

Für Standardfälle, ja. Die meisten in Deutschland haben kein Gewerbe, sind Angestellte. Dafür sind die Apps mittlerweile so gut, dass sie den Steuerberater ersetzen. Viele sagen aber, und das sehe ich bei meinen FollowerInnen, dass sie gar keinen Bock haben, sich um irgendwas zu kümmern. Die geben es eben dem Steuerberater, einer Steuerberaterin oder dem Lohnsteuerhilfeverein. Auch das ist vollkommen okay.

Wie bereite ich jetzt am besten meine Steuererklärung vor?

Angestellte bekommen spätestens Ende Februar vom Arbeitgeber die Lohnsteuerbescheinigung. Das ist ein Ausdruck mit der Überschrift ‘Ausdruck der elektronischen Lohnsteuerbescheinigung 2022’. Darauf sind dann die wichtigen Daten, die man für die Steuererklärung braucht. Das offizielle Portal ist elster.de, da kann man komplett kostenlos die Steuererklärung machen.

Ein wichtiger Punkt, den viele nicht kennen: Die sogenannte Vorausgefüllte Steuererklärung zu beantragen. Das geht über die Apps oder über Elster. Es dauert rund zwei Wochen, bis sie da ist. Dann werden die Daten, die bei den Versicherungen, beim Finanzamt, et cetera, gemeldet sind, automatisiert in die Formulare gezogen. Das hat zwei Vorteile: Man muss nicht riesige Belege sammeln und es wird dann im jeweiligen Formular in der jeweiligen Zeile eingetragen. Das ist ja auch eine Herausforderung, gerade wenn man die ersten Male die Steuererklärung macht.

Stichpunkt Werbungskosten: Kann man unser Coaching oder unser Buch von der Steuer absetzen?

Ich kann das nicht für jede einzelne Person beantworten. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das bei Selbstständigen als Fortbildung gelten kann. Fortbildungskosten sind von der Steuer absetzbar. Genauso wie Fachliteratur, also Bücher wie das herMoney-Buch oder mein Buch ‘Sei doch nicht beSTEUERt’.

Dazu man muss aber erst über den sogenannten Werbungskostenpauschbetrag kommen. Der war vergangenes Jahr – man macht ja gerade die Steuererklärung für 2022 – bei 1.200 Euro. Er wurde angehoben, was gut ist, weil man nicht mehr so viele Belege sammeln muss.

Was kann ich steuerlich vom Homeoffice absetzen?

Gott sei Dank gibt es mittlerweile die Homeofficepauschale. Früher hatte man enorme Probleme, wenn man kein abgeschlossenes Arbeitszimmer hatte. In der Corona-Krise haben dann viele auf einmal von zu Hause aus gearbeitet, am Küchentisch oder in einer kleinen Arbeitsecke. Dafür wurde die Homeofficepauschale eingeführt. Zunächst 5 Euro pro Tag für 120 Tage. Maximal konnte man 600 Euro absetzen. Jetzt wird diese Pauschale erhöht: Auf 6 Euro pro Tag für 210 Tage. Das sind also maximal 1.260 Euro.

Was ist die krasseste Steuerrückzahlung, an die du dich erinnerst?

In meiner früheren Steuerkanzlei hatten wir viele Kapitalgesellschaften als Kunden. Da erinnere ich mich an eine Steuerrückzahlung von etwa einer Million. In diesem extremen Fall war die Vorauszahlung viel zu hoch. Und das letzte Quartal lief nicht besonders gut, dann haben die die Steuererklärung gemacht und darauf gesetzt, dass die Steuer wieder zurück kommt.

Thema Altersvorsorge: Hier lässt sich ja auch einiges steuerlich absetzen.

Das würde ich machen, Stichwort Rürup für Selbstständige oder die betriebliche Altersvorsorge. Aber man sollte immer so schauen, was für einen relevant ist. Ich bin kein Freund davon, zu sagen, Riester sei nie sinnvoll. Es kommt auf die Fälle an. Wenn jemand kein großes Einkommen hat und viele Kinder, kann Riester sinnvoll sein, denn man kann bis 2.100 Euro absetzen. Es gibt mittlerweile auch Modelle, die in ETF-Sparplänen münden. Oder eine Rentenversicherung, die ist steuerlich begünstigt, vor allem in der Auszahlphase. Da muss man die Erträge nur in Höhe des Ertragsanteils versteuern, und das kann schon sehr attraktiv sein. Aber wer weiß, wie es aussieht, wenn man wirklich in Rente geht. Da sind wahrscheinlich noch ein paar Regierungen dazwischen.

Wie hältst du es persönlich mit der Altersvorsorge?

Ich habe ETF-Sparpläne, ein Unternehmen und auch eine Immobilie.

Hast du abschließend noch drei Tipps zum Steuern-Sparen oder für die Steuererklärung?

Wenn man Last Minute Steuern sparen möchte, kann man das über einen Investitionsabzugsbetrag für Photovoltaikanlagen machen. Den kann man bilden und damit wirklich seine Steuerlast drücken. Das Gute ist, man muss es nicht in dem Jahr gleich investieren, sondern kann das in den Folgejahren machen. Wenn man allerdings keine Photovoltaikanlage oder ein anderes bewegliches Wirtschaftsgut des Anlagevermögens anschafft, dann muss man die Steuerersparnis wieder zurückzahlen.

Ein grundsätzlicher Tipp: Auch unter dem Jahr die Belege zu sammeln und sich zu überlegen, ob man das von der Steuer absetzen kann. Es gibt zwar jetzt keine Pflicht mehr, diese einzureichen. Es kann aber passieren, dass das Finanzamt nachfragt, und dann ist es blöd, wenn man sie nicht hat – Stichwort Steuerverkürzung oder gar Steuerhinterziehung.

Und für diejenigen, die einen Firmenwagen haben, und damit selten zum Betrieb fahren, kann es Sinn machen, auf die 0,002%-Regelung zu wechseln. Bei weniger als 15 Tagen pro Monat kann sich das lohnen.

Zur Person: Über eine halbe Million Menschen kennen Fabian Walter von Social Media, wo er als Steuerfabi sein Fachwissen weitergibt. Und Du kannst ihn persönlich treffen: Auf dem herMoney Festival am 06. Mai 2023 in München! Du findest ihn auch auf TikTok und Instagram. Oder lies sein Buch “Sei doch nicht beSTEUERt“* oder hör in seinen Podcast “Sei doch nicht beSTEUERt” rein.

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Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

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Anne Connelly

Anne Connelly ist die Gründerin von herMoney und eine Pionierin und Top-Managerin der Investmentfondsbranche. Sie wundert sich bis heute, warum sich so wenige Frauen aktiv um ihre Finanzen kümmern und möchte das mit herMoney ändern.