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Klumpenrisiko einfach erklärt: So vermeidest du es bei ETFs & Immobilien

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Simin Heuser

1. Dezember 2022

Wer beim Vermögensaufbau alles auf eine Karte setzt, geht ein Klumpenrisiko ein. Was das ist und wie du es verhinderst.


Inhalt

Clusterrisiko: Das Wichtigste in Kürze

Dein gesamtes Vermögen steckt in einer Immobilie oder in wenigen Aktien? Läuft es in genau dieser Sparte schlecht, ist gleich dein ganzes Vermögen betroffen.

Klumpenrisiken kannst du vermeiden, indem du dein Vermögen auf mehrere Branchen, Regionen und Anlageklassen verteilst.

Beispiel: Neben einer Eigentumswohnung hast du auch noch einen weltweit streuenden ETF, etwas Gold und Anleihen.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie stark dein Vermögen auf gewisse Werte wie Anlageklassen, Regionen oder Branchen konzentriert ist? Wer sein Geld nicht ausreichend streut, läuft Gefahr, ein Klumpenrisiko einzugehen. Dazu kommt es schneller, als du denkst. Wir erklären dir, was du beachten solltest, damit es gar nicht erst entsteht.

Einfach erklärt: Was ist das Klumpenrisiko?

Als Klumpenrisiko (Englisch: Cluster Risk) wird in der Finanzwelt das Risiko bezeichnet, das sich aus einer starken Gewichtung auf bestimmte Wertpapiere, Branchen oder Regionen ergibt. Laut Definition entsteht ein Klumpenrisiko also zum Beispiel, wenn sich deine Investments stark auf eine Branche oder Region konzentrieren. Daher wird es oft auch als Konzentrationsrisiko bezeichnet.

Oder anders gesagt: Ein Klumpenrisiko entsteht dann, wenn du alles auf eine Karte setzt. Die Bedeutung des Klumpenrisikos ist ganz unabhängig davon, ob es sich bei den „Klumpen“ um einzelne Wertpapiere, Immobilien, Branchen, Regionen oder gar Anlageklassen handelt.

Besteht dein Vermögen zu einem großen Teil aus einem Vermögenswert, zum Beispiel einer oder zwei Aktien oder einer Immobilie? Dann solltest du überlegen, wie du dein Geld besser aufteilen kannst. Sollte der Kurs dieser Aktie abstürzen oder der Immobilienmarkt in eine Krise geraten, ist nämlich gleich dein gesamtes Vermögen betroffen.

 

Beispiele für Klumpenrisiken

Zu einer Klumpenbildung kommt es häufiger als viele AnlegerInnen vermuten. Obwohl die Risikostreuung als absolute Grundregel bei der Geldanlage gilt, legen viele einen zu starken Fokus auf einzelne Werte, Branchen oder Regionen. So weisen die Depots vieler AnlegerInnen zum Beispiel einen sogenannten Home Bias auf.

AnlegerInnen neigen überall auf der Welt dazu, eher in Wertpapiere von Unternehmen aus ihrem Heimatland zu investieren (Home Bias). Besonders starke Treiber sind dabei irrationale Faktoren: AnlegerInnen treffen ihre Entscheidungen nämlich nicht immer nur auf Basis objektiver Fakten. Eine wesentliche Rolle spielen auch subjektive Annahmen und Emotionen. Unternehmen aus der eigenen Region und bekannte Geschäftsmodelle sind daher bei vielen besonders beliebt.

Welche Auswirkungen das Klumpenrisiko hat und wie es entsteht, ist auch abhängig von der gewählten Anlageform. Folgende Beispiele zeigen diese Unterschiede auf.

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Klumpenrisiko bei Immobilien

Silke B. ist 53 Jahre alt und arbeitet als Steuerberaterin. Vor einigen Jahren hat sie mithilfe eines Immobiliendarlehens ein Zweifamilienhaus gekauft. Sie zahlt den Kredit monatlich ab, hat aber leider kein Geld, um zusätzlich für die Rente zu sparen. Wenn sie mit 67 Jahren in Rente geht, soll das Haus einen wesentlichen Teil ihrer Altersvorsorge ausmachen.

Das Problem von Silke: Ihr gesamtes Vermögen ist in ihrem Zweifamilienhaus gebündelt. Damit geht sie ein großes Klumpenrisiko ein. Sollte der Immobilienmarkt in eine Krise geraten oder sollten die Mietpreise unvorhersehbar stark fallen, könnte ihr Plan scheitern.

Silkes Kollegin Ezra ist in einem ähnlichen Alter und hat sich ebenfalls ein Haus gekauft, das sie monatlich abbezahlt, bis sie in Rente geht. Ezras Haus ist allerdings etwas kleiner. Die niedrigere monatliche Kreditzahlung ermöglicht es Ezra, zusätzlich in weltweit gestreute Aktienfonds zu investieren. Vor fünf Jahren hat sie damit begonnen, einen größeren Teil ihres monatlichen Überschusses in einen Sparplan anzulegen. Wenn Ezra in Rente geht, hat sie zusätzlich zur gesetzlichen Rente und ihrem Haus ein Fonds-Depot, auf das sie zurückgreifen kann.

Klumpenrisiko bei Aktien

Louisa H. entscheidet sich, 10.000 Euro in Aktien zu investieren und setzt die eine Hälfte auf jeweils ein Unternehmen, dessen Produkte sie selbst benutzt. Ganz nach der Devise „Investiere nur in Produkte, die du verstehst“. Geht eines dieser Unternehmen allerdings pleite, ist die Hälfte ihres Vermögens verbrannt. Nachdem sich Louisa mit ihrem Klumpenrisiko beschäftigt hat, versteht sie, dass sie ihr Geld an der Börse besser auf verschiedene Unternehmen verteilt. So erreicht sie die notwendige Diversifikation: Fällt ein Unternehmen aus, geht nur ein kleiner Teil ihres Vermögens verloren.

Louisa möchte allerdings nicht zu viel Zeit auf die Analyse von verschiedenen Aktien verwenden. Daher entscheidet sie sich, ihr Klumpenrisiko zu verringern, indem sie auf weltweit anlegende ETFs setzt. Diese sogenannten Exchange Traded Funds haben den Vorteil, dass du dein Vermögen automatisch auf viele verschiedene Aktien streuen kannst. In einem Fonds oder ETF befinden sich üblicherweise mehrere hundert, manchmal sogar mehrere tausend Aktien.

Klumpenrisiko bei aktiven Fonds und ETFs

Doch auch bei einem Investment in aktive Fonds und ETFs bist du nicht automatisch vor einem Klumpenrisiko gefeit. Investierst du zum Beispiel ausschließlich in einen Themen-ETF, der sich auf Wasserstoff-Unternehmen spezialisiert hat, riskierst du, dass genau diese Branche durch andere erneuerbare Energien überholt wird. Da weder du noch wir hellsehen können, ist es also ratsam, eine weltweite Basis im Depot aufzubauen. Solche thematischen Investments kannst du dann höchstens als Akzente ins Portfolio aufnehmen.

Katharina Z. ist sich bewusst, dass ein Klumpenrisiko auch bei einem ETF-Portfolio entstehen kann. Sie überlegt sich daher ganz genau, welche ETFs sie miteinander kombiniert. Sie entscheidet sich für eine klassische 70/30-Strategie aus MSCI World und MSCI Emerging Markets, mit der sie sowohl Industriestaaten als auch Schwellenländer abdeckt.

 

Exkurs: ETF-Strategien im Überblick

All-in-One-Portfolio

Besonders als Anfängerin musst du dir keine großen Gedanken um komplizierte ETF-Strategien machen. Viel wichtiger ist, dass du ins Handeln kommst. Du könntest dich also auf einen weltweit anlegenden ETF beschränken, mit dem du dein Vermögen breit streust. Zum Beispiel auf den Index MSCI World, MSCI All Country World oder den FTSE All World.

70/30-Portfolio

Bist du schon etwas fortgeschrittener, kannst du mit einer Kombination aus 70 Prozent MSCI World und 30 Prozent MSCI Emerging Markets eine gute Streuung erreichen.

Wenn du eher risikoscheu bist, weil du beispielsweise einen kürzeren Anlagehorizont hast, kannst du dein Portfolio auch in 70 Prozent Aktien und 30 Prozent Anleihen aufteilen.

50/30/20-Portfolio

Du möchtest den Europa-Anteil in deinem Portfolio erhöhen? Wie wäre es mit folgender Aufteilung: 50 Prozent Industriestaaten, 30 Prozent Emerging Markets und 20 Prozent Europa-Anteil. Letzteren kannst du zum Beispiel über den MSCI Europe oder den Stoxx Europe 600 abbilden.

Tipp: Weitere ETF-Portfolios findest du hier.

Gibt es ein Klumpenrisiko im MSCI World?

Der MSCI World Index ist eine sehr beliebte weltweite ETF-Anlage. Trotzdem gerät er immer wieder in die Kritik aufgrund seines hohen USA-Anteils. Laut dem Indexanbieter MSCI bestand der beliebte Industrieländerindex am 31. Oktober 2022 zu über 70 Prozent aus Aktien von US-amerikanischen Unternehmen.

KritikerInnen bemängeln, dass dieser USA-Anteil ein Klumpenrisiko für AnlegerInnen darstellt. Denn sollten die USA in einen wirtschaftlichen Abschwung oder eine Rezession geraten, wird ein ETF auf den MSCI World stark darunter leiden.

Auf der anderen Seite sind besonders die großen Unternehmen im MSCI World nicht nur in den USA tätig, sondern in mehreren Ländern. Ein US-Unternehmen, das seine Produkte in Asien produziert und in der ganzen Welt verkauft, trägt nicht unbedingt zu einer Konzentration auf die USA bei.

Hinzu kommt, dass besonders durch die Globalisierung auch viele europäische Unternehmen eng mit der US-Wirtschaft verknüpft sind. Ein wirtschaftlicher Zusammenbruch in den USA betrifft einen MSCI World ETF daher nicht immer und unbedingt wesentlich stärker als den Deutschen Aktienindex DAX.

Möchtest du die Konzentration auf den US-amerikanischen Markt dennoch senken und gleichzeitig noch mehr diversifizieren, also streuen, kannst du einen Blick auf unsere oben aufgeführten ETF-Strategien werfen. Mit einem Schwellenländer-ETF und einem Europa-ETF kannst du beispielsweise gut gegensteuern.

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Wie du das Klumpenrisiko vermeidest

Ein Klumpenrisiko verhinderst du über ausreichende Diversifikation (Risikostreuung). Du solltest beachten, dass du dein Vermögen auf möglichst viele Schultern verteilst – du dein Geld also in verschiedene Anlageformen, Regionen und Branchen steckst.

Checkliste

  • Nutzt du verschiedene Wege, um dein Vermögen aufzubauen?
  • Bilden weltweit anlegende Aktienfonds oder -ETFs die Basis deines Depots? Einzelaktien und Themenfonds oder -ETFs machen idealerweise immer nur einen kleineren Teil aus.
  • Besteht dein Depot aus mehr als einer Anlageklasse? Besonders bei größeren Vermögen solltest du auf eine zu deiner Strategie passenden Mischung achten. Zusätzlich zu Aktien kannst du zum Beispiel auf Anlageklassen wie Anleihen-, Immobilien- oder Rohstoff-Investments setzen
  • Sorgst du neben deinem Eigenheim und der gesetzlichen Rente zusätzlich für dein Alter vor?

herMoney Tipp

Über den Morningstar Instant X-Ray kannst du dein Portfolio analysieren. Mit dem Web-Tool des Analysehauses kannst du deinen Mix aus Anlageklassen und deine Sektorgewichtungen bewerten. Du kannst konzentrierte Positionen aufdecken und die Aktienbestände hinter deinen Investmentfonds einsehen.

Anhang: Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kaufen Sie nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie deom Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu liest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Sofern du ein international breit gestreutes ETF-Depot hast, behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Simin Heuser

Simin Heuser hat Volkswirtschaftslehre studiert und war bereits für verschiedene Fondsgesellschaften und Fintechs tätig. Sie schreibt unter anderem als freie Autorin über Finanz- und Versicherungsthemen.

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