Nachhaltig Geld sparen: Expertinnen diskutieren beim herMoney-Afterwork
27. November 2019
Gutes tun, nachhaltig handeln und Geld sparen? Wie das geht, diskutierten Expertinnen beim ersten Afterwork von ING und herMoney.
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Nachhaltigkeit hat viele Gesichter. Eines davon: Impact Investing. Was versteht man darunter?
AnlegerInnen erwarten beim Impact Investing nicht nur eine positive Rendite, sondern auch eine unmittelbare und messbare ökosoziale Wirkung.
Die Risiken beim Impact Investing sind tendenziell höher – vor allem, wenn man in einzelne Projekte investiert. Die Renditechance steigt nicht unbedingt mit dem Risiko.
Über aktive Fonds und ETFs, aber auch mittels Einzelaktien, können AnlegerInnen Impact Investing in ihrem Depot umsetzen.
„Ich möchte mein Geld nicht in eine Firma investieren, die schmutzige Geschäfte macht. Ich möchte lieber mit meinem Geld etwas Gutes bewirken.“ Hast du dir das auch schon mal gedacht? Damit bist du nicht allein. Wir bei herMoney bekommen dazu immer wieder Fragen, Kommentare und Hinweise – sei es auf Social Media, im Coaching oder direkt per E-Mail.
Dadurch sehen wir: Vielen Menschen ist es bei ihrer Investmententscheidung wichtig, nachhaltige Kriterien zu beachten. Auf die Rendite verzichten wollen die wenigsten. Das geht mit Impact Investing!
Impact Investing lässt sich ganz einfach erklären: „Beim Impact Investing erwarten Anleger neben einer positiven Rendite eine unmittelbare und vor allem messbare ökosoziale Wirkung – zum Beispiel gemessen an ihrem Beitrag zur Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen“, sagt Finanzberaterin Jennifer Brockerhoff im Interview mit herMoney. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals, SDG) beinhalten Geschlechter-Gleichheit, saubere Energien und sauberes Wasser.
Ist frau automatisch eine „Impact Investorin“, wenn sie nachhaltig investiert, also nach ESG-Kriterien? Nicht unbedingt. Denn die Definition trifft in der Tat nicht auf jedes nachhaltige Investment zu: „Indem man einen Aktienfonds mit Ausschlusskriterien wie Kinderarbeit, fossile Brennstoffe etc. kauft, erzielt man erst einmal keine sofortige positive Wirkung für die Umwelt“, erklärt Jennifer Brockerhoff. „Denn im Grunde wechseln ja ‚nur‘ die Anteile den Besitzer. Effekte bei den Unternehmen entstehen aber erst, wenn ihnen frisches Geld zufließt – also bei einer Kapitalerhöhung. Oder aber, wenn das Unternehmen neue Anleihen begibt, um wiederum neue nachhaltige Projekte zu finanzieren.“
Die begriffliche Abgrenzung ist nicht immer zu 100 Prozent trennscharf. Beim nachhaltigen Investieren reicht die Spanne vom reinen Best-in-Class-Prinzip bis hin zum direkten Investieren in Projekte, die die Welt verbessern sollen. Tendenziell sind die Kriterien beim Impact Investment strenger, denn Impact InvestorInnen gehen etwas weiter.
Wichtig ist beim Impact Investing die „Wirkung“. Das steckt auch im Namen: „Impact“ heißt auf Deutsch „Wirkung“.
AnlegerInnen investieren also direkt in Projekte, die einen sozialen oder ökologischen Nutzen haben. Als Beispiel zählt die Wasseraufbereitung oder Projekte im Bereich Energie. „Das investierte Geld bringt also unmittelbar und messbar eine gewünschte Wirkung“, so Jennifer Brockerhoff.
Wie du so Frauen in der dritten Welt unterstützen kannst, erfährst du in unserem Podcast:
Vielleicht stolperst du auch über den Begriff „Mission Investing“. Das bedeutet, dass die Investitionen nicht nur Rendite erwirtschaften sollen, sondern sie haben zusätzlich einen weltanschaulichen Zweck. „Mission Investing“ geschieht meist im Zusammenhang mit Stiftungen.
Die Risiken des Impact Investments sind tendenziell höher – vor allem, wenn man in einzelne Projekte investiert. „Früher haben deshalb vor allem institutionelle Anleger wie Banken oder Pensionsfonds in diesen Bereich investiert“, erklärt die Finanzberaterin. Auch Private Equity Fonds sind häufig unter den Impact-Investoren.
Höheres Risiko bedeutet die Chance auf höhere Rendite? In der klassischen Kapitalmarkttheorie schon. Rufe dir dazu beispielsweise das „magische Dreieck“ ins Gedächtnis (bei ETFs sind die Rendite-Chancen höher als etwa bei Tagesgeld). Beim Impact Investment allerdings steigt die Renditechance nicht unbedingt mit dem Risiko.
Allein schon, weil bei einem Impact-Investing-Fonds die Kosten für die Auswahl der Investitionen höher sind. Dazu kommt die Messung, ob das Investment wirklich positive Auswirkungen hat. Das schmälert die Rendite.
Und wenn du in einzelne Projekte investierst, steigen die Risiken deutlich. Schon deshalb, weil die Mindesteinzahlungen oft relativ hoch sind oder weil du erst nach einer gewissen Zeit dein Geld wieder zurückbekommen kannst. Meist beteiligt man sich daran über Nachrangdarlehen oder Genussrechte, die im Falle einer Insolvenz ziemlich schlecht gestellt sind. Hier also genau hinschauen, in was du investiert!
„Inzwischen gibt es Aktienfonds im Stile des Impact Investings, die auch Privatanlegern einen Zugang ermöglichen, über den die Risiken breit gestreut werden“, sagt Brockerhoff. „Das Fondsmanagement wiederum investiert dann in Unternehmen, die mit diesem Geld unmittelbar eine positive Wirkung erzielen. Übrigens hat sich gezeigt, dass diese Strategie negativ zu anderen Anlageformen korreliert. Eine Beimischung senkt unter dem Strich die Anlagerisiken des Gesamtdepots.“
Beim Analysehaus Morningstar findet man mehrere Impact-Investing-Fonds und -ETFs. Bei der Auswahl der Produkte haben wir auf „sustainable themed investments“ zurückgegriffen. Darunter werden Anlagen subsumiert, die auf Themen abzielen, die neben der finanziellen Rendite auch einen Einfluss auf bestimmte Themengebiete haben. Dazu zählen die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Die besten Impact-Investing-Fonds laut Morningstar
Stand: 16.12.2022, Quelle: Morningstar
Die besten Impact-Investing-ETFs laut Morningstar
Stand: 16.12.2022, Quelle: Morningstar
„Vor einem Investment muss man jedes Projekt sehr genau unter die Lupe nehmen“, sagt Finanzberaterin Brockerhoff.
Schau dir bei aktiven Fonds und ETFs genau die Anlagephilosophie an. Wie definiert der oder die FondsmanagerIn oder der Indexanbieter „Impact Investment“? Was sind die größten Positionen? Wie wird der Fonds bewertet? In diesem Artikel haben wir aufgeschrieben, wie du einen guten Fonds findest.
Möchtest du in Einzelaktien investieren, dann schau dir das Unternehmen genau an. Hier findest du die wichtigsten Kennzahlen im Überblick. Versuche, folgende Fragen zu beantworten: Wie verdient die Firma Geld, wie ist das Marktumfeld, wie sind die Zukunftsaussichten?
Ein Klassiker aus dem Bereich nachhaltige Energie ist die dänische Firma Vestas Wind (ISIN: DK0061539921), die Windkraftanlagen entwickelt, vertreibt und betreibt. Ebenfalls aus Dänemark kommt der Pharmakonzern Novo Nordisk (DK0060534915), der daran arbeitet, die Volkskrankheit Diabetes zu bekämpfen. Aus dem Bereich Solarenergie wird First Solar (US3364331070) häufig genannt.
Willst du lieber auf Einzelaktien setzen, dann bedenke bitte, dass hier das Risiko noch einmal höher ist.
Zum Weiterlesen: Einen ausführlichen Artikel über nachhaltige Aktien findest du hier.
Du siehst: Impact Investments sind eher auf der riskanteren Seite. Sie eigen sich also eher für PrivatanlegerInnen, die bereits ein breit diversifiziertes Portfolio haben und einzelne Schwerpunkte setzen möchten.
Möchtest du auch bei der Wahl deiner Bank auf der nachhaltigen Seite sein, dann schau doch mal bei unserem Vergleich nachhaltiger Banken vorbei:
Am Impact Investment wird häufig kritisiert, dass es schwierig sei, zu messen, welche konkrete Wirkung das Investment habe. Bei einzelnen Projekten, beispielsweise einem örtlichen Windpark, kann man allerdings meist herausfinden, wie viel grüner Strom erzeugt wurde.
Anders sieht es bei der Investition über die Börse aus. Bei Aktien muss man schon den Geschäftsbericht herauskramen, der einmal im Jahr erscheint, und sich hier bis zum Nachhaltigkeitsbericht durchwühlen. Bei aktiven Fonds und ETFs müssen AnlegerInnen einen Blick in die Produktinformation werfen.
Das komplette Interview mit Jennifer Brockerhoff zum Nachlesen:
Zur Person: Jennifer Brockerhoff ist seit mehr als 20 Jahren als Beraterin in der Finanzbranche tätig und seit mehr als 10 Jahren mit der eigenen Firma Brockerhoff Finanzberatung selbstständig.
Man kann es nicht oft genug sagen: Schau genau hin, in was du investierst. Das ist beim Impact Investing wichtiger denn je. Denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Angeboten, gerade auch im Fonds-Bereich. Da es keine einheitliche Definition gibt, besteht die Gefahr, dass der Begriff Impact Investing für Werbezwecke missbraucht wird.
Zum Weiterlesen: Grüne ETFs findest du hier.
Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:
Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.
Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.
Dieser Artikel wurde ursprünglich 2018 von Birgit Wetjen verfasst. 2022 wurde er von Floriana Hofmann überarbeitet und aktualisiert.