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Mompreneurs im Porträt: Warum immer mehr Mütter gründen und was sie erfolgreich macht

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Ines Baur

23. Oktober 2023

Von der jungen Mutter zur Jung-Unternehmerin. Mompreneurs gehen im Job ihren eigenen Weg. Aber nicht zu Lasten von Kindern und Familie.

Inhalt:

Mompreneurs: Das Wichtigste in Kürze

Mompreneurs heißen die jungen Frauen, die mit ein oder mehreren kleinen Kindern ein Business gründen.

Ihre Motivation: Karriere statt halbgarem Teilzeitjob, mehr Flexibilität, mehr Gehalt (wenn das Business läuft) und die Möglichkeit, eigene Ideen zu verwirklichen.

Die Gefahr ist jedoch, dass der Druck groß ist, Kind und Unternehmen perfekt managen zu müssen. Hier hilft es, Aufgaben zu delegieren und sich gut zu vernetzen.

Mama schleust den dreijährigen Trotzkopf durch den Supermarkt, koordiniert die Familie und weiß, wo die zweite Socke ist. Wen wundert es, wenn sie auch ihr eigenes Unternehmen rockt?

Immer mehr Mütter gründen!

Das Wort “Mompreneur” setzt sich zusammen aus dem Englischen „Mom“ (für Mutter) und dem französischen „Entrepreneur“ (UnternehmerIn). Nun hören sich Mompreneurs und Entrepreneur nicht nur schicker an als UnternehmerIn, sondern stehen im heutigen Kontext auch für eine Lebenseinstellung: Sie sind mutig, haben Gespür für Innovationen, widmen sich mit Begeisterung ihren Unternehmen und schaffen es, andere für ihre Ideen zu gewinnen.

Insgesamt geht die Gründungstätigkeit in Deutschland laut KfW Gründungsmonitor 2023 seit Jahren eher zurück. Zuletzt im Jahr 2022 auf 550.000 Existenzgründungen (- 9 %). Das liegt auch an den weiblichen Gründungen: „In den ersten beiden Pandemiejahren ist der Anteil von Gründungen durch Frauen deutlich gestiegen. Die Hoffnung auf den Beginn eines positiven Trends hat sich jedoch erneut als verfrüht herausgestellt. So ist der Gründerinnenanteil nun wieder deutlich auf 37 Prozent gesunken“, kommentiert man bei der KfW.

Allerdings ist die Fraktion der GründerInnen heterogen. Ein besonderes Genre, das zunehmend für GeldgeberInnen und Wirtschaft interessant ist, sind Gründerinnen mit (kleinen) Kindern – die sogenannten Mompreneurs. „Mompreneure sind in der Volkswirtschaft sicher eine Minderheit, aber keine Ausnahme. Sie spielen für die Wirtschaft eine immer größere Rolle“, sagt Ruth Schöllhammer, Vorsitzende beim Deutschen Gründerverband e.V. Und: Sie trauen sich was: Der Anteil der Vollerwerbsgründerinnen liegt laut KfW-Gründungsmonitor 2023 bei 33 Prozent. Bei den Start-ups ist der Anteil der Frauen immerhin auf 20 Prozent gestiegen, heißt es beim Verband.

Warum werden Mütter Unternehmerinnen?

Ein heißer Trend im Sektor? Ist den Frauen ein Angestelltenverhältnis zu langweilig, finden sie keinen Job? Nein, viele Mompreneurs sehen die Gründung ihrer eigenen Existenz als bessere Alternative zu einer Festanstellung. Sie können arbeiten, ihre eigene Idee umzusetzen und wissen ihre Kinder gut versorgt.

Fakt ist: Viele Frauen wollen arbeiten, doch nicht zu jeder Bedingung. Sie möchten einen ordentlichen Job und keine kompromissbehaftete, berufliche Teilzeit-Zwischenlösung, bis die Kinder groß genug sind. Sie möchten Karriere machen und sich verwirklichen, doch haben sie kaum Möglichkeiten, ihre Kinder in eine Kita oder Krippe zu geben. Die Wartelisten sind lang und eine Ganztagsbetreuung zudem teuer. Gratulation an alle, denen es hierzulande problemlos gelingt, Kinder und Vollzeitjob zu managen.

Dass darum eine Gründung im Nebenerwerb überwiegt, bestätigen die Zahlen des aktuellen Gründungsmonitors 2023: Der Anteil von Frauen ist bei Vollerwerbsgründungen auf 34 Prozent stärker zurück gegangen (-5 PP) als bei Nebenerwerbsgründungen auf 41 Prozent (-3 PP), bleibt im Gegensatz dazu aber knapp überdurchschnittlich.

Noch immer ist es ein Balanceakt für viele Mütter, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen. Stringente Arbeitszeiten bei der Festanstellung, keine Chance auf Homeoffice und Öffnungszeiten von Kitas und Krippen machen so manchen Vollzeitbeschäftigten die Fusion von Arbeits- und Familienleben schwer. Vielleicht kennst du es ja: Dein Meeting dauert mal wieder länger. Du sitzt auf glühenden Kohlen. Tippst unterm Besprechungstisch WhatsApp-Nachrichten an sämtliche Bekannte. Doch niemand schafft es, dir spontan zu helfen und den Zwerg von der Kita abzuholen. Das Ende vom Lied, „Macht doch bitte ohne mich weiter, ich muss los …“

Teilzeit als Alternative, solange die Kinder klein sind? „Viele Frauen wissen, dass diese Arbeitsform meist das Ende der Karriere oder zumindest einen Knick in der Karriere bedeutet,“ sagt Schöllhammer. „Die erste Frankfurter Karrierestudie ‚Karriereperspektiven berufstätiger Mütter‘ bestätigt, dass zwei Drittel der jungen Mütter sich nach dem Wiedereinstieg mit einem niedrigeren Tätigkeitsniveau, geringeren Einflussmöglichkeiten, schlechterer Bezahlung und/oder schlechteren Aufstiegschancen abfinden mussten.“

Mehr über das Thema „Kinder als Karrierekiller“ liest du hier.

Eine Mompreneur im Porträt

Viele Mütter lassen sich inspirieren, entwickeln eigene Ideen und trauen sich, sie umzusetzen und etwas auszuprobieren. Fonds für Blockchain-Technologien, Dienstleistungen, Fundraising, Online-Shops, Versandhandel – laut Business-Verzeichnis ist alles dabei. Beispiele für einen erfolgreichen Werdegang von Mompreneurs gibt es zu Hunderten.

Der jungen Mutter Michelle Kennedy etwa fiel vor ein paar Jahren auf, dass es alle möglichen sozialen Plattformen gab. Tinder und Bumble für (romantische) Stelldicheins, Xing und Linked-in für Business-Matches. Doch es gab bis dato keine Plattform, auf der sich eine Mutter mit einer anderen „connecten“ konnte, um sich auszutauschen. So entwickelte die in London ansässige Frau das soziale Netzwerk „Peanut“.

Eine Plattform für Schwangere, Mütter und Frauen, die versuchen, ein Kind zu bekommen, und bei diesem sensiblen Thema Gleichgesinnte zum Austausch brauchen. Peanut ermöglicht es, sich Tinder-like via „Wisch weg oder Winke“, mit anderen Müttern in Verbindung zu setzen. Winken beide Mütter, matchen sie und können mit dem Chatten beginnen. Die Plattform hat inzwischen über ein Dutzend Angestellte und rund eine Millionen Mitglieder. Kennedy hatte zur richtigen Zeit die richtige Idee.

Noch mehr Infos über erfolgreiche Frauen gefällig? Dann lies unsere Interviews mit Judith Williams, Helma Sick und Schauspielerin Nicola Tiggeler!

Spannend ist auch unser Podcast mit einer Mompreneur, die bei der “Höhle des Löwen” war:

Motto vieler Mompreneurs: “If it doesn’t exist, do it yourself”

2011 kürte die Forbes-Autorin Meghan Casserly ihre  „World´s most powerful Mompreneurs“. Auf der Liste finden sich große Namen, wie Ariana Huffington (Huffington Post, zwei Kinder), J. K. Rowling (Harry-Potter-Autorin, drei Kinder) und Diane von Furstenberg (Designerin, zwei Kinder). Allesamt extrem erfolgreiche Unternehmerinnen, die ein Geschäft aufbauten und gleichzeitig ihre Kinder erzogen.

Inspirierend dürften auch hier die Beweggründe der Mompreneurs sein, ein Business aufzuziehen. Es ging ihnen nämlich nicht in erster Linie darum, Job und Kind zu vereinen. Arianna Huffington etwa suchte ein neues Medium für politische Diskussionen – es kam zur Onlinezeitung. Diane von Furstenberg wollte ein vielseitig verwendbares Kleidungsstück, das ihre Garderobe vervollständigte. Sie entwarf das sogenannte Wickelkleid – wrap dress. Und Joanne K. Rowling hatte die Idee zu Harry Potter im Kopf und setzte sich irgendwann hin, um diese wunderbare Geschichte aufzuschreiben. Der Lösungsansatz dieser Frauen war: „If it doesn’t exist, do it yourself“ – zu Deutsch: „Wenn es das nicht gibt, nimm es eben selbst in die Hand“.

„Unternehmerinnen wollen ihren Lebensunterhalt mit einer Arbeit verdienen, die sie glücklich macht“, bestätigt Schöllhammer. „Als Vorsitzende des Deutschen Gründerverbands kann ich aus zahlreichen Interviews und Gesprächen bestätigen: Das Glück der unternehmerischen Unabhängigkeit ist unbezahlbar.“

Du liebäugelst mit der Selbstständigkeit, am liebsten in Verbindung mit Homeoffice? Inspirationen zu diesem Thema erhältst du im Artikel „Soll ich mich selbstständig machen? Vor- und Nachteile eines Homeoffice-Jobs“.

Aufgaben verteilen und Backups schaffen, damit nichts schief geht!

Ein eigenes Unternehmen zu gründen, bedeutet Chance und Risiko, Mut und Ängste, Voranpreschen und Dämpfer. Damit müssen junge UnternehmerInnen und GründerInnen leben. Auch die deutsche Bürokratie macht vielen GründerInnen zu schaffen. Einige kommen nicht über den Besuch eines IHK-Seminars für Existenzgründer hinaus. Allein die Themen „Businessplan“, „Datenschutz“ und „Unternehmensform“ dürften viele höchstengagierte JungunternehmerInnen auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Und schon bevor es richtig losgeht, schmeißen viele wieder hin.

Und die Mompreneurs? Gründerinnen, die Kinder haben – und dazu noch kleine – drückt nicht selten zusätzlich die Sorge, dass die Belastung für die Familie zu groß werden könnte. Frauen wollen perfekt sein. Im Job, im Haushalt, als Mutter und Partnerin. Wird schwerlich klappen, ohne dass sie sich selbst enorm Druck und Stress machen. Oder es funktioniert, doch am Ende könnte die Frau auf der Strecke bleiben.

„Ob mit oder ohne Kinder: UnternehmerInnen sollten sich vernetzen, den persönlichen und unternehmerischen Erfahrungsaustausch suchen, Aufgaben abgeben und ihre persönlichen Bedürfnisse nicht vernachlässigen“, rät Schöllhammer. Denn alle Kinder brauchen Mamas Aufmerksamkeit. Das neue „Baby“, ihr Unternehmen, eben auch.

Du möchtest noch mehr Tipps? Führungskräftecoach Gudrun Happig verrät, wie Frauen erfolgreich werden.

Frauen erhalten weniger Fremdfinanzierungen als Männer

Gründerinnen tun sich oft schwerer als ihre männlichen Kollegen, eine Fremdfinanzierung anzufragen und zu bekommen. Viele fühlen sich mit ihren Geschäftsideen unterschätzt und fürchten, nicht ernst genommen zu werden. Oder sie trauen sich erst gar nicht, Gründerkredite und Förderungen anzufragen.

Das soll anders werden, verspricht die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus, im Grußwort des Female Founders Monitor 2022. In der Ende Juli verabschiedeten Start-up-Strategie hat die Bundesregierung konkrete Unterstützungsmaßnahmen für Gründerinnen in der Start-up-Branche festgelegt. Dazu zählt beispielsweise eine eigene Förderlinie für Frauen im Förderprogramm „EXIST“.

Das tut Not: „Im Bereich Wachstum und Finanzierung zeigen sich auch weiterhin deutliche Unterschiede, so haben Männer-Teams im Durchschnitt fast neun Mal so viel Kapital wie Frauen-Teams von InvestorInnen erhalten“, ermittelte die Studie.

Frauen-Teams erhalten zwar ähnlich häufig eine externe Finanzierung (62 % vs. 64 %), doch die Summen weichen noch klar voneinander ab. 65 Prozent der Frauen-Teams haben externen Kapitalbedarf
(Männer-Teams: 70 %). Auch hier zeigen sich Unterschiede bei der Höhe. Während männliche Gründer 9,7 Millionen Euro einsammelten, waren es bei den weiblichen Existenzgründungen nur 1,1 Millionen Euro an Finanzierungen,

Das muss anders werden. Denn Frauen sind eine wichtige Säule des Wirtschaftslebens und stützen den Mittelstand, von dem das Wohl und Wehe der deutschen Wirtschaft abhängt. „Jedes 5. mittelständische Unternehmen hat bereits eine Chefin, das heißt, 757.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland wurden 2022 von Frauen geführt“, gibt das Wirtschaftsministerium Auskunft. 40 Prozent von ihnen arbeiten nicht allein: Sie haben insgesamt 3,3 Millionen Angestellte und rund 100.000 Auszubildende. Ein Viertel der selbstständigen Frauen (293.000) hat eine Einwanderungsgeschichte. 89 Prozent der selbstständigen Frauen sind im Dienstleistungsbereich tätig. Besonders viele Unternehmen aus dem Bereich der freien Berufe werden von Frauen geführt. Hierzu zählen beispielsweise Rechts- und Steuerberatungen. Das zeigt: Weibliche Firmenlenker sorgen für Wohlstand und Arbeitsplätze.

herMoney Tipp

Spielst du mit dem Gedanken, dich selbstständig zu machen? Dann vergiss bitte den Posten „private Altersvorsorge“ nicht. Er gehört als Extra-Punkt auf den Business-Plan. Ab dem Tag der Unternehmensgründung sollte dann jede erste Überweisung im Monat auf das Extra-Konto für die private Altersvorsorge fließen. Zum Beispiel in Form einer Rürup-Rente oder eines Fonds-Sparplans.

Dieser Artikel wurde 2019 von Ines Baur verfasst und 2023 durch Christiane Habrich-Böcker und Saskia Weck aktualisiert.

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Ines Baur

Ines Baur hat ihre journalistische Karriere beim Fernsehen begonnen. Nach der Geburt ihres dritten Sohnes hat sich die gelernte Bankkauffrau auf Print- und Online-Medien spezialisiert. Schwerpunktmäßig schreibt sie zu den Themen Frauen und Finanzen, Frauen und Alters-Vorsorge, Frauen und finanzielle Selbständigkeit.