Betriebsrentenstärkungsgesetz: Hilfe für Teilzeitkräfte und Geringverdiener
17. Januar 2023
Das Betriebsrentenstärkungsgesetz ist seit 2018 in Kraft. Im vergangenen Jahr wurde es aktualisiert. Die wichtigsten Änderungen.
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Der Staat beteiligt sich an deiner Altersvorsorge. Aber lohnt sich das „Riestern“ wirklich? Und wenn ja: Welcher Vertrag passt zu wem?
Inhalt:
Riester ist neben der staatlichen und der betrieblichen Rente eine der drei Säulen der Altersvorsorge.
Du zahlst mindestens 4 Prozent deines Bruttoeinkommens in den Riester-Vertrag ein, um in den Genuss des staatlichen Zuschusses in Höhe von 175 Euro zu kommen. Maximal gibt es 2.100 Euro pro Jahr.
Wer Kinder hat, profitiert von den Kinderzulagen. Für Kinder, die nach 2008 geboren sind, gibt es 300 Euro jährlich. Bei älteren Kindern sind es pro Jahr 185 Euro.
Es klingt ganz simpel: Einen Riester-Vertrag abschließen und Zulagen oder Steuervergünstigungen vom Staat kassieren. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, merkt schnell: Ganz so simpel ist es nicht. Riester-Verträge sind umstritten – zu teuer, zu kompliziert und an zu viele Bedingungen geknüpft, sagen die KritikerInnen. Das schlägt sich auch in sinkenden Vertragszahlen nieder.
Ein Neustart tut also not. Denn unter den aktuellen Bedingungen kann Riester die Rente kaum noch nennenswert aufpolstern. Auch die Renditen sind nicht vielversprechend. Sowohl AnbieterInnen als auch KundInnen meiden darum diese Form der privaten Altersvorsorge aktuell. In der Niedrigzinsphase fraßen die Gebühren die Renditen auf.
Die sinkende Attraktivität belegt auch die Statistik des Bundesfinanzministeriums. Danach nimmt die Anzahl neuer Riester-Vertragsabschlüsse kontinuierlich ab. Waren es im Jahr 2019 noch 10.673.436 Abschlüsse, entschieden sich (nach vorläufigen Schätzungen) 2022 nur noch 9.098.295 Menschen für ein Riester-Produkt.
Nun liegt der aktuellen Regierung ein Reformvorschlag vor. „Vorgesehen sind unter anderem Kostensenkungen für die entsprechenden Produkte und chancenreichere Anlagen mit höheren Renditen“, fasst die „Frankfurter Rundschau“ zusammen.
Zudem soll nach Willen des Finanzministers Christian Lindner der Freibetrag im Zuge der Reform erhöht werden. Dazu kommt: Die Expertenkommission empfiehlt für die Auszahlungsphase mehr Flexibilität bei der Verwendung des Altersvorsorgevermögens. „Neben lebenslangen Leibrenten sollten künftig höhere Teilauszahlungen, Auszahlungspläne sowie Investitionen in eine selbst genutzte Immobilie möglich sein. Zudem sollte die Möglichkeit des Einsatzes des gesamten privaten Altersvorsorgevermögens beispielsweise für die Verschiebung des Vollrentenbezugs der gesetzlichen Altersrente oder möglicherweise auch für den Erwerb von Entgeltpunkten in der gesetzlichen Rentenversicherung geprüft werden.“
Im Podcast erklärt Finanzberaterin Annika Peters, wie das Riestern funktioniert:
Mit der Rentenreform 2001 wurde die Senkung der gesetzlichen Rente beschlossen und als Ausgleich dafür wurde im Jahr darauf die staatlich geförderte Riester-Rente eingeführt. Es sollte ein großer Wurf werden.
Doch die Frage, ob sich Riestern heute noch lohnt, lässt sich pauschal nicht beantworten. Nehmen wir Gutverdienende: Sie profitieren von der Steuerersparnis. Aber ansonsten gilt: Aktuell eignet sich Riestern als Zusatzplus zur Rente wohl eher nicht.
Schauen wir uns ein Beispiel an, welches das „Handelsblatt“ vorgerechnet hat: Eine 30-jährige weibliche Single-Frau verdient 35.000 brutto jährlich. Sie entscheidet sich, die Minimalanforderung von vier Prozent auf ihr Riester-Konto einzuzahlen. Ginge sie mit 65 Jahren in Rente, würde sie 35 Jahre in den Vertrag einzahlen.
In dieser Zeit erhält sie insgesamt 6.125 Euro staatlichen Zuschuss. Die eigene Sparsumme beträgt 43.260 Euro. Macht insgesamt 49.385 Euro. Nehmen wir den aktuellen Rentenfaktor, käme am Ende eine Zusatzrente von rund 130 Euro heraus. Um das angesparte Kapital aufzubrauchen, müsste die Riester-Kandidatin noch über 33 Jahre leben.
Anders sieht es bei kinderreichen Familien aus. Sie profitieren mehr von den staatlichen Zulagen.
Was ist Riestern und wie funktioniert’s?
Die Riester-Rente ist eine privat finanzierte Rente, die durch staatliche Zulagen und durch einen steuerlichen Sonderausgabenabzug gefördert wird.
Beim Abschluss hast du die Qual der Wahl. Was bringt ein Wohn-Riester-Vertrag für dich? Solltest du lieber auf eine klassische Riester-Rentenversicherung setzen? Bevor du dich langfristig festlegst, solltest du dir über deine Ziele im Klaren sein und die Besonderheiten der unterschiedlichen Sparformen kennen. E
Die Deutsche Rentenversicherung zählt die sechs wichtigsten Kategorien auf:
So kannst du per Banksparplan, per klassischer oder fondsgebundener Rentenversicherung, per Fondssparplan oder aber per „Wohn-Riester“ von den Zulagen des Staates und gewährten Steuervorteilen profitieren.
In dieser Folge von “herMoney 1×1: Finanzen einfach erklärt” sprechen Simin und Saskia mit Finanzberaterin Annika Peters über die Themen Rürup- und Riester-Rente:
Du kannst einen Riester-Vertrag als klassische Rentenversicherung wählen. Bei niedrigen Zinsen sind die Renditeaussichten allerdings gering – viel mehr als die beim Vertragsabschluss garantierte Rente können Riester-SparerInnen deshalb nicht erwarten. Der Garantiezinssatz bei Neuverträgen liegt seit Anfang des Jahres bei 0,25 Prozent, könnte aber nach Meinung der Deutschen Aktuarvereinigung bis 2025 auf einen Prozentpunkt steigen.
Höhere Gewinne sind dagegen mit fondsgebundenen Rentenversicherungen möglich. Sie eignen sich in erster Linie für jüngere AnlegerInnen, die Aktienmarktrisiken durch einen langen Anlagehorizont reduzieren können. Eine Mindestverzinsung gibt es bei dieser Produktvariante allerdings nicht. Bei beiden Versicherungslösungen musst du vor allem auf die Kosten achten. Sie variieren von Anbieter zu Anbieter enorm – und hohe Kosten reduzieren die Renditeerwartung. Ein Kostenvergleich ist vor Abschluss Pflicht. Einen Überblick geben Vergleichsportale oder aber Finanztest der Stiftung Warentest.
Noch sicherheitsorientierter als klassische Rentenversicherungen sind Banksparpläne. Sie funktionieren ähnlich wie Sparkonten: Du zahlst regelmäßig Geld ein, das verzinst wird. Die Verzinsung dieser einfach strukturierten Produkte orientiert sich am aktuellen Zinsniveau. Das heißt: Sind die Zinsen niedrig, ist kaum Rendite zu erwarten. Im Umkehrschluss bedeutet das: Je höher die Zinsen, desto mehr lohnt sich der Banksparplan.
Ein weiterer Vorteil von Banksparplänen: Sie sind flexibel. Wer frühzeitig ans Geld muss, macht auch bei vorzeitiger Auflösung des Riester-Vertrages keine Verluste, weil es bei Banksparplänen keine Abschlussgebühren gibt. Nur die Zulagen müssten – wie bei vorzeitiger Beendigung aller Riester-Verträge – zurückgezahlt werden. Nach Einschätzung von VerbraucherschützerInnen sind Banksparlösungen vor allem für ältere Riester-SparerInnen mit hohem Sicherheitsbedürfnis erste Wahl. Allerdings bieten nur wenige Sparkassen und Genossenschaftsbanken noch Riester-Banksparpläne an.
Wenn du per Fondssparplan riestern möchtest, kannst du höhere Renditen erzielen. Riester-Fondssparpläne werden vor allem von großen deutschen Investmentgesellschaften wie Allianz, Axa oder Ergo angeboten. Anders als bei Fondssparplänen ohne Riester sind die eingezahlten Beiträge und Zulagen garantiert. Das hat jedoch seinen Preis. Um die Garantie zu gewähren, bist du nicht dauerhaft zu 100 Prozent in Aktien investiert.
Du kannst im Wesentlichen zwischen zwei Riester-Fondstypen wählen: Beim sogenannten Lebenszyklusmodell werden zunächst vor allem Aktienanlagen gekauft, mit zunehmendem Alter geht der Trend dann zu sicheren Rentenfonds. Bei dynamischen Modellen dagegen passen die Anbieter den Aktien- und Rentenanteil flexibel an – je nachdem, was angesichts der Entwicklung an den Märkten die höchsten Renditen verspricht.
Der Renner der vergangenen Jahre war laut der Statistik der sogenannte Wohn-Riester. Diese Riester-Form nutzten 17,6 Prozent der Riester-SparerInnen im Jahr 2020. Erst danach folgten die Produkte der Kapitalgesellschaften mit rund 15 Prozent. Der Grund: Staatliche Zulagen per Riester kannst du auch für die Finanzierung der eigenen vier Wände nutzen. Zudem ist eine Beleihungsmöglichkeit gegeben.
Nach der Abschaffung der Eigenheimzulage 2006 gab es für Immobilienerwerb zunächst keine staatlichen Förderungen mehr. Deshalb wurde 2008 die sogenannte Eigenheimrente eingeführt, auch „Wohn-Riester“ genannt.
Anders als bei den anderen Riester-Produkten können hier Sparraten und Zulagen direkt in die Finanzierung einer selbst genutzten Immobilie fließen – als Eigenkapital oder für die Tilgung eines Immobilienkredits. Spezielle Wohn-Riester-Verträge gibt es von Banken und Bausparkassen. Ein Bausparvertrag verspricht zwar kaum Zinsen, aber er bietet den Vorteil, dass du dir damit die Zinsen für zukünftigen Immobilienerwerb sichern kannst. Grundsätzlich kannst du aber jeden Riester-Vertrag für die Immobilienfinanzierung nutzen.
Bist du rentenversicherungspflichtig beschäftigt oder verbeamtet? Dann profitierst du per Riester-Vertrag von Zulagen vom Staat und Steuervergünstigungen. Auch PartnerInnen von Anspruchsberechtigten, Auszubildende und Arbeitslose können riestern. Wenn du unter 25 bist, erhältst du einmalig 200 Euro als Berufseinsteigerbonus, darauf weisen die Verbraucherzentralen hin. Um die vollen Zulagen zu erhalten, musst du vier Prozent deines sozialversicherungspflichtigen Einkommens (maximal 2.100 Euro inklusive Zulagen) ansparen.
Dieses Video zeigt, für wen welche Verträge Sinn machen können:
Vorsorge per Riester-Vertrag wird vom Staat gefördert – mit Zulagen von 175 Euro. Besonders stark profitierst du, wenn du Kinder hast. Denn pro Kind gibt es noch einmal 185 Euro oder für nach 2007 Geborene sogar 300 Euro obendrauf.
Mit Riester-Produkten sind aufgrund der Beitragsgarantie und der hohen Verwaltungskosten keine sehr hohen Renditen zu erwarten. Auf lange Sicht könntest du mit einem ETF– oder Fondssparplan wahrscheinlich höhere Renditen erzielen.
Wenn du 40.000 Euro aufwärts im Jahr verdienst, könnte sich ein Riester-Vertrag aufgrund der Steuerersparnis rechnen. Bis zu 2.100 Euro jährlich können steuerlich abgesetzt werden, allerdings wird der Satz um die Zulagen reduziert. Vor allem kinderlose Singles können von der Steuergutschrift profitieren, wie stark genau hängt vom persönlichen Steuersatz ab.
GeringverdienerInnen (z. B. Mini- oder Teilzeit-JobberInnen) müssen monatlich den Mindestbeitrag von fünf Euro bezahlen, um die vollen Zulagen zu erhalten. Klingt gut, aber bisher rechnet sich das nicht, weil die Riester-Rente auf die magere Rente angerechnet wird. Das soll sich im kommenden Jahr ändern. Geplant ist, dass dann 200 Euro mehr im eigenen Portemonnaie landen dürfen. Derzeit gibt es 175 Euro pro Jahr vom Staat. Die Zulage für Kinder, die ab 2008 geboren wurden, liegt bei 300 Euro pro Jahr (vorher geboren: 185 Euro). Außerdem gibt es einen Bonus für BerufseinsteigerInnen.
Auch Hausfrauen ohne eigenes Einkommen können für 5 Euro im Monat einen Riester-Vertrag abschließen, der ihnen die vollen Zulagen sichert. Du zahlst also 60 Euro im Jahr ein und bekommst 175 Euro vom Staat dazu. Voraussetzung: Dein Ehepartner oder deine Ehepartnerin ist anspruchsberechtigt und hat einen Riester-Vertrag.
In der Elternzeit und im Mutterschutz bleibt die Versicherungspflicht bestehen – dir werden für die gesetzliche Rente Kindererziehungszeiten gutgeschrieben und auch der Anspruch auf Riester-Förderung erlischt nicht.
Für maximal drei Jahre pro Kind erhältst du Zulagen vom Staat für dich und deinen Nachwuchs – also 475 Euro im Jahr. Dafür musst du einen Eigenanteil von mindestens 60 Euro im Jahr leisten.
Wenn du einen Riester-Vertrag abschließen möchtest, vergleiche vor allem die Gebühren. Denn die schwanken enorm und entscheiden über die Rendite. Im November 2023 entschied der Bundesgerichtshof übrigens: Die Klausel in Riester-Verträgen, dass nach der Ansparphase „gegebenenfalls“ Zusatzkosten anfallen können, ist nicht zulässig.
Kommt für dich vielleicht auch eine betriebliche Altersvorsorge in Frage? Mehr dazu liest du in unserem Artikel über “Betriebsrente: Angebote genau prüfen“.
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Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.
Dieser Artikel wurde ursprünglich von Birgit Wetjen am 11. August 2017 verfasst und zuletzt am 6. Februar 2024 von Christiane Habrich-Boecker und Alexa Wiechmann aktualisiert.