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Aktien-ABC: So berechnest du das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

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Profilbild von Christiane Habrich-Böcker

Kennzahlen wie das Kurs-Umsatz-Verhältnis weisen darauf hin, ob eine Aktie eine Renditenperle ist. Wie du das KUV interpretierst.

Inhalt

Was ist das KUV?

KUV berechnen

Pro & Contra

Beispiele für gute KUVs

KUV: Das Wichtigste in Kürze

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis ist vor allem bei der Bewertung von Start-ups und Unternehmen wichtig, die sich gerade neu ausrichten oder deren Gewinne aufgrund ökonomischer Zyklen stark schwanken.

Das KUV zeigt an, wie die Umsätze einer Firma aktuell laufen. Aktien mit niedrigem KUV könnten interessant sein, da sie günstig sind und eventuell Potential haben.

Häufig ist es sinnvoll, weitere Aktien-Kennzahlen wie das KGV zu betrachten. Das KUV sagt beispielsweise nichts über die Verschuldung eines Unternehmens aus.

Dein Geld auf das Sparbuch zu legen, ist in Zeiten der Niedrigzinspolitik keine gute Idee. Deutlich gewinnbringender sind derzeit Aktieninvestments oder entsprechende Anlageprodukte. Investierst du jedoch am Kapitalmarkt, brauchst du entweder einen guten Berater, Kenntnisse der Finanzwelt, einen unfehlbaren Riecher oder ein gewinnbringendes Anlageprodukt. Bei der Entscheidung, welches Investment für dich infrage kommt, helfen Kennzahlen. Eine davon ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis – kurz KUV.

Was ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)?

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis ist die „ungeschminkte“ Schwester des KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Vor allem bei Start-ups oder Turnarounds von Firmen kann der Wert eine entscheidende Aussage über die Wachstumsaussichten eines Unternehmens sein. Das liegt daran, weil in der Gründungsphase oder nach einer schwierigen Geschäftslage Gewinne eher niedrig sind oder noch nicht erwirtschaftet werden.

In internationalen Bilanzen wird das KUV als „Price-Sales-Ratio“ (kurz „PS Ratio“) bezeichnet. Ob englische oder deutsche Bezeichnung − mit dieser Kennzahl wird angegeben, wie sich der Jahresumsatz zur aktuellen Marktkapitalisierung des Unternehmens verhält. Grundsätzlich kannst du daraus ablesen, ob und wie viel Geschäft die Firma macht, ob sich das Geschäftsvolumen positiv oder negativ entwickelt und ob der Umsatz in einem gesunden Verhältnis zur Marktkapitalisierung steht. Der Umsatz selbst gibt Auskunft über die Einnahmen durch verkaufte Produkte und Leistungen.

Entschließt du dich für eine Investition in ein börsennotiertes Unternehmen, bietet das sowohl Gewinnchancen als auch die Möglichkeit von Verlusten. Gerade ein Engagement bei jungen Unternehmen kann Traumrenditen bedeuten. Doch wer sich an die turbulente Ära des Neuen Markts erinnert, weiß, dass viele Kapitalmarkt-Laien viel Geld verloren haben.

Diese Regel gilt vor allem für den Aktienkauf eines IPO (Initial Public Offering/Börsengang) heute noch. Beispiel gefällig? Die Aktie des Brillenonlinehändlers Mr. Spex wurde bei Börsenstart im Juni 2018 mit einem Ausgabepreis von 25,80 Euro gehandelt. Der Kurs stand Ende März 2022 bei 8,67 Euro. Daraus ergibt sich einen Verlust für die Aktionäre von etwa 65 Prozent.

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KUV wichtig bei stark schwankenden Gewinnen

Das KUV ist also ein guter Anhalt, wenn eine Bewertung mit Ertragskennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis aufgrund geringer oder negativer Gewinne nicht möglich ist. Aber auch bei Anlagen in Unternehmen, die stark schwankende Erträge ausweisen, hilft das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Das ist bei zyklischen Branchen der Fall. „Die Gewinne von zyklischen Aktien sind abhängig von der Branchenkonjunktur oder einer ganzen Volkswirtschaft“, erklärt man bei der Deutschen Börse in Frankfurt. Darunter fallen Gattungen wie Automobilaktien.

Wird das Tagesgeschäft nicht von ökonomischen Schwankungen beeinflusst, handelt es sich um antizyklische Aktien. Anteilsscheine von Arzneimittelunternehmen zählen beispielsweise dazu, nach dem Motto „Medizin wird immer benötigt, egal wie es wirtschaftlich gerade läuft“.

Wie wird das KUV berechnet?

Zwei Angaben sind entscheidend, um das Kurs-Umsatz-Verhältnis zu berechnen: die Marktkapitalisierung (also der derzeitig gehandelte Wert des Unternehmens an der Börse) und der letzte generierte Jahresumsatz.

Kurs-Umsatz-Verhältnis = Marktkapitalisierung / Umsatz

oder:

Kurs-Umsatz-Verhältnis = Kurs einer Aktie / Umsatz je Aktie

Mit der Formel ist das KUV leicht zu ermitteln. Doch die Berechnung des KUVs kannst du dir eigentlich sparen. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis steht in den Geschäftsberichten und auf einschlägigen Börsenportalen. Willst du einen historischen Vergleich erstellen und mit den Kennzahlen der Wettbewerber vergleichen, findest du die Bilanzen der vergangenen Jahre in der Sparte „Inverstor Relation“ auf den Internetseiten der börsennotierten Unternehmen.

Bedeutung des KUV bei der Bewertung von Aktien

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis ist Bestandteil der Fundamentalanalyse (also der inneren Wertebetrachtung). Sie dient dazu, einen Benchmark-Vergleich innerhalb einer Branche anzustellen oder einen historischen Verlauf zu untersuchen. Lässt du eine Zeitreihe mit Aktiennotierung und jährlichen Umsätzen in einen Chart gegeneinander laufen, werden so Unter- und Überbewertungen im betrachteten Zeitraum deutlich.

Hier ein Beispiel aus der deutschen Autoindustrie:

KUV in Euro 2019 2020 2021
BMW 0,46 0,48 0,52
Mercedes-Benz 0,31 0,40 0,54

Beide Hersteller sind im Premiumautomobilbereich unterwegs. Wie du an der Tabelle ablesen kannst, war das Mercedes-Benz-Papier vor drei Jahren aus der Sicht des KUV günstiger als die Aktie von BMW. Das hat sich im vergangenen Jahr gedreht. Hättest du also 2019 Anteile der Stuttgarter gezeichnet, hättest du aus der KUV-Perspektive die bessere Wahl getroffen.

Ein geringes KUV ist also ein gutes KUV. Warum? Ganze einfach! Die Anteile sind günstiger zu haben. Ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis dagegen hoch, ist die Aktie nicht mehr so attraktiv, da die Gewinnspanne bei einem hohen Einstiegskurs meist gering ist.

KUV nicht ohne KGV betrachten

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis allein reicht meist nicht aus, um die Renditeaussichten eines Wertpapiers zu beurteilen. Eine Ausnahme sind Start-ups und Unternehmen, die gerade auf Sanierungskurs sind.

Handelt es sich um einen etablierten Konzern, musst du das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit einbeziehen (KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie). Ist der Gewinn eines Unternehmens stabil oder entwickelt sich positiv, ist das ein Indiz dafür, dass das Unternehmen solide geführt wird und ein gewinnbringendes Geschäft betreibt.

Gibt es beim KUV oder KGV Ausreißer im aktuellen Geschäftsbericht, solltest du dich auf Spurensuche begeben. Ist der Umsatz ohne Auffälligkeiten, jedoch der Gewinn hoch, weil ein Geschäftsteil veräußert wurde? Vielleicht wurde seitens des Unternehmens eine früher gebildete Rücklage aufgelöst und der Gewinn ist nur einmalig höher?

Was spricht dafür, was dagegen mit dem KUV zu arbeiten?

Pro

Der Umsatz ist ein ehrlicher Wert, an dem sich die geschäftliche Entwicklung einer Firma gut ablesen lässt. Steigert sich der Umsatz von Jahr zu Jahr, hat das Unternehmen im Normalfall weiterhin stabile Wachstumsaussichten.

Der größte Vorteil des KUVs: Es kann nicht manipuliert werden. Der Gewinn dagegen schon. Er kann durch Bilanzmaßnahmen gesteigert oder gesenkt werden.

Darüber hinaus zeigt der Umsatz das reale Geschäft. Nimmt es gegenüber dem Vorjahr ab, liegt es an der Wirtschaftslage, an mangelnder Performance oder an der fehlenden Innovationskraft der Unternehmen.

Das kannst du an den oben genannten deutschen Autoherstellern nachvollziehen. Hier bremsen derzeit gleich mehrere Herausforderungen den Absatzerfolg: die Pandemie, die Klimadiskussion, aktuelle Lieferprobleme sowie die Ukraine-Krise und der damit verbundene Boykott gegen Russland. Da es die gesamte Branche trifft, machen die Wettbewerber ebenfalls weniger Geschäft. Tragisch wäre es, wenn Autobauer eine falsche Modell- oder Einkaufspolitik fahren. Hier heißt es Achtung! Hier könnte das Management fehlerhaft arbeiten.

Contra

Eine der entscheidenden Kriterien für das KUV ist die Marktkapitalisierung. Doch das ist nur ein zeitlich begrenzter Wert, den die Anleger im Moment bereit sind zu zahlen. Das darfst du nicht mit dem realen Unternehmenswert verwechseln.

Zudem gibt das KUV keine Auskunft über die finanzielle Situation der Firma. Verschuldungsgrad und Kredite sind eben daraus nicht erkennbar.

Nur bei neuen Unternehmen oder Turnarounds reicht das KUV. Bei Konzernen, die schon länger börsennotiert sind, sollte das KGV hinzugezogen werden. Doch beim Gewinn haben die Finanzverantwortlichen Möglichkeiten, die Höhe nach oben oder unten zu rechnen, indem sie eben Rücklagen oder Rückstellungen auflösen, Verkäufe von Unternehmensteilen oder Töchtern, hohe Investitionen oder Dividenden auszahlen.

Beispiele für gute und schlechte KUVs

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis ist eine wichtige Kennzahl. Doch der Aktienpreis sollte in einem gesunden Verhältnis zur Realität sein. Sonst ist es ein riskantes Investment.

Es kann sich rechnen, eine vom KUV her günstige Aktie zu erwerben. Beispiel Tesla: Das KUV der an der Nasdaq notierten Autobauer-Aktie wies bei der Firmengründung Ende 2017 einen Wert von 4,40 (in US-Dollar) aus. Also ein Schnäppchen. Ende 2021 lag das KUV laut Yahoo bei 25,63 US-Dollar und war somit eine Erfolgsstory für die Früheinsteiger. Wer erst zum aktuellen Zeitpunkt einsteigt, kauft teuer.

Heute ist die Aktie überbewertet. Tesla verkauft zwar seit Gründung viele Autos, bewegt sich allerdings erst seit 2020 in der Gewinnzone. Die Aktionäre mussten sich also 17 Jahre gedulden. Dennoch ist die Aktie im Dauer-Hype. Elon Musk, der Eigner, versteht es virtuos, die AnteilseignerInnen bei Laune zu halten. Das befeuert den Kurs, erhöht aber zugleich die Gefahr des Absturzes.

Ein weiteres Beispiel, welche Gefahren in der alleinigen Bewertung mit dem KUV lauern? Schau dir die Aktie von Square an, eines Zahlungsdienstleisters aus den USA. Das prognostizierte KUV lag in der ersten Jahreshälfte 2021 bei 5,19 US-Dollar − also niedrig und günstig. Das Umsatzwachstum lag zudem im dreistelligen Bereich bei rund 260 Prozent. Doch die Experten des bekannten Börsenblogs „Motley Fool“ warnten vor einer Verzerrung, da die Bitcoin-Umsätze die Zahlen beeinflussten. Darum haben die Experten diese Verzerrung herausgerechnet und kamen auf einen KUV von 17 (in US-Dollar gemessen). Trotzdem konnte das Unternehmen Gewinne ausweisen. Das wiederrum spricht für ein Investment in die Aktie. Es ist also manchmal etwas komplizierter – ein zweiter, dritter und vierter Blick können sich lohnen.

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herMoney Tipp

Das KUV lässt einen ersten Rückschluss auf die Bewertung eines Unternehmens zu. Schau dir ruhig weitere Kennzahlen an. Interessant könnte auch die Eigenkapitalrendite oder die Dividendenrendite sein.

Zum Weiterlesen: Wer noch nie in Aktien investiert hat, sollte sich zunächst gründlich informieren. Hier erklären wir die wichtigsten Aktien-Begriffe.

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Christiane Habrich-Böcker

Christiane Habrich-Böcker ist langjährige Wirtschafts- und Nachrichtenredakteurin. Sie publizierte unter anderem für den Finanzen Verlag und schrieb für Euro am Sonntag und Börse Online.