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Rüstungsaktien erfahren in jüngster Zeit einen großen Hype. Was steckt dahinter? Wir klären auf.
Die 60. Münchner Sicherheitskonferenz war geprägt von den Themen Ukraine und Nahost, mit einem besonderen Fokus auf die geopolitischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Der dramatische Auftakt mit der Nachricht vom Tod des Putin-Gegner Alexej Nawalny und die Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach mehr Unterstützung verdeutlichten die Dringlichkeit und die Komplexität der sicherheitspolitischen Herausforderungen. Unter anderem schlug die Aussage von SPD-Politiker Boris Pistorius Wellen: Die Verteidigungsausgaben Deutschlands, so Pistorius, könnten bald 2 % des BIP überschreiten, vielleicht sogar bis zu 3,5 % erreichen. Diese Nachricht hat den Rüstungsaktien, darunter Schwergewichte wie Rheinmetall, Renk und Hensoldt, einen kräftigen Schub verliehen. Verlockend blinkt das Investment-Signal auf unseren Bildschirmen.
Aber ist es wirklich so einfach? Zwischen den Schlagzeilen liegt mehr verborgen als nur das schnelle Geld. Es lohnt sich also, innezuhalten und zu fragen: Was bedeutet es überhaupt, in Rüstung zu investieren? Welche Konsequenzen und ethischen Dimensionen sollten wir in unsere Überlegungen miteinbeziehen? Lasst uns einen Moment nehmen, um über die Tragweite unserer Anlageentscheidungen wirklich nachzudenken.
Betrachten wir den aktuellen Hype um Rüstungsaktien, so wird klar, dass die Anlegerwelt momentan einen wahren Lauf auf die Wertpapiere der Verteidigungsindustrie erlebt. Rheinmetall, traditionell schon eine feste Größe, erreicht ein Hoch nach dem anderen und hat jüngst die 400-Euro-Marke überschritten. Renk, der Newcomer am Börsenparkett, legt innerhalb von zwei Wochen seit dem Börsengang ein schwindelerregendes Plus von fast 90 Prozent hin. Hensoldt, ebenfalls nicht zu unterschätzen, bewegt sich im Bereich seines Allzeithochs. Dieser Aufwind, angetrieben durch die Aussicht auf ansteigende Verteidigungsausgaben, bringt einiges an Bewegung in die Anlegerkreise.
In einer Einschätzung von Dominikus Wagner, einem erfahrenen Fondsmanager, zeichnet sich allerdings ein kontrastreiches Bild der Rüstungsbranche ab: Trotz eines scheinbaren Auftragsregens, der mit wachsenden Militärausgaben einhergeht, stehen Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall und Hensoldt vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Während der Auftragsbestand bei diesen Unternehmen beeindruckend wächst, sind die operativen Margen vergleichsweise bescheiden. Rüstungsunternehmen müssen viel Geld in ihre Produktion und Lager stecken, was bedeutet, dass viel Kapital gebunden wird, ohne sofortigen finanziellen Rückfluss zu generieren. Das führt dazu, dass sie weniger freies Geld zur Verfügung haben, um Schulden zu bezahlen oder zu investieren. Gleichzeitig wächst die Schuldenmenge. Für AnlegerInnen, die langfristig denken und Risiken gegenüber der Profitabilität abwägen, bieten solche Unternehmen ein komplexes Bild, das über das einfache ‘Buy and Hold’ hinausgeht.
Interessanterweise ändert sich die Haltung vieler AnlegerInnen im Bezug auf Waffeninvestments: Eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox aus dem vergangenen Jahr deutet an, dass WaffenkritikerInnen ihre Meinung hinterfragen: Demnach glaubten vor dem Krieg 53 % der Deutschen, dass es moralisch nicht vertretbar sei, wenn Einzelpersonen in Rüstungsfirmen investieren. Nach dem Beginn des russischen Angriffs änderten etwa 60 % der Befragten, die sich zuvor gegen Rüstungsinvestitionen aussprachen, ihre Meinung und hielten solche Investitionen für akzeptabel oder hinterfragten ihre frühere Einstellung. Trotz des gestiegenen Verständnisses für die Rüstungsindustrie und dem Wunsch, Solidarität mit der Ukraine zu zeigen, stellt sich die Frage: Können Investitionen in Unternehmen, die beispielsweise Panzer produzieren, ethisch oder sogar nachhaltig sein?
Wenn wir nun über ethische Überlegungen bei Investments in Rüstungsaktien sprechen, betreten wir ein komplexes Feld aus Moral und Gewissen. Die gängige Rechtfertigung, dass Konflikte auch ohne ihr Zutun andauern würden, scheint auf den ersten Blick plausibel. Nach dem Motto „Putin interessiert sich doch nicht, ob ich in Rüstungsaktien investiere oder nicht. Den Krieg treibt er weiter“. Doch ein genauerer Blick offenbart, dass jedes Investment ein Bekenntnis zu der Branche darstellt, in die investiert wird.
Auch im Hinblick auf das Thema Verteidigungswaffen gilt: Jedes Investment in diese Industrie unterstützt indirekt die Fortführung und mögliche Eskalation von Konflikten. Dabei müssen wir natürlich anerkennen, dass Staaten ein Recht auf Selbstverteidigung haben. Aber muss ich vom Leid, das Krieg und Waffeneinsatz zwangsläufig verursachen, finanziell profitieren? Aus meiner Sicht gibt es auf diese Frage nur eine Antwort: Nein. Es gibt ethischere Wege, unser Geld anzulegen, die nicht zu einer Eskalation von Konflikten beitragen.
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