Gut geschieden?
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Scheiden tut (fast) immer weh. Damit Sie nach dem Ehe-Aus finanziell auf sicheren Beinen stehen, sollten Sie einige Punkte beachten.
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19. September 2023
Wann steht einer Frau nachehelicher Unterhalt zu? Wie hoch ist er? Alle Infos und Beispiele findest du hier.
Unter Umständen hast du nach deiner Scheidung einen Anspruch auf Unterhaltszahlungen. Vor allem dann, wenn eure Ehe lange währte und du in dieser Zeit finanziell abhängig von deinem Mann warst.
Auch wenn dir nachehelicher Unterhalt zugesprochen wird, musst du deinen Lebensunterhalt bald schon allein bestreiten.
Es gibt keine feste Formel für die Berechnung des nachehelichen Unterhalts. Häufig sind es jedoch drei Siebtel des Nettoeinkommens. Die Höhe ist unter anderem abhängig von eurem Vermögen, eurem Alter und eurer Gesundheit.
Wenn eine Ehe oder Lebensgemeinschaft auseinanderbricht, ist das schon tragisch genug. Noch angespannter ist die Situation, wenn einer vom Geld des Ex-Mannes oder der Ex-Frau abhängig ist. Um den sozialen Abstieg zu verhindern, gibt es in Deutschland den nachehelichen Unterhalt.
Bei nachehelichem Unterhalt handelt es sich um Zahlungen einer geschiedenen Person an die ehemalige Ehefrau beziehungsweise den ehemaligen Ehemann. Mit dem Geld soll sichergestellt werden, dass der weniger finanzstarke Ehepartner seinen Lebensstandard nach der Scheidung halten kann, bis er finanziell auf eigenen Beinen steht. Das ist vor allem dann relevant, wenn die oder der Unterhaltsberechtigte während der Ehe finanziell vom jeweils anderen abhängig war.
Um Anspruch auf nachehelichen Unterhalt zu haben, müssen in der Regel einige grundsätzliche Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehören zum Beispiel folgende:
Wann Frauen und Männer ihren Anspruch auf Geschiedenenunterhalt verwirken, erfährst du in diesem Video:
Ein eigenes finanzielles Polster wahrt zumindest in gewissen Grenzen deine Unabhängigkeit. Trotzdem ist es möglich, trotz eigenen Vermögens nachehelichen Unterhalt zu beanspruchen. Zum Beispiel, weil ihr euch in einem Ehevertrag oder einer Scheidungsfolgenvereinbarung darauf geeinigt habt oder aber weil die Voraussetzungen für Unterhaltszahlungen erfüllt sind.
Das Gericht wird sowohl deine finanziellen Bedürfnisse als auch Art und Höhe des Vermögens prüfen. Auch der Zweck des Geldes wird berücksichtigt. Dient es einzig und allein der Altersvorsorge oder könntest du es für deinen Lebensunterhalts verwenden?
Der nacheheliche Unterhalt kann dir auch dann zustehen, wenn es bereits einen Versorgungsausgleich zwischen dir und deiner oder deinem Ex gegeben hat. Denn der Versorgungsausgleich regelt normalerweise vor allem die Rentenanwartschaften eines geschiedenen Ehepaares, während der nacheheliche Unterhalt den Lebensstand nach der Scheidung sichern soll.
Die Höhe des nachehelichen Unterhalts kann stark variieren. Sie ist von verschieden Faktoren abhängig. Dazu gehören zum Beispiel die individuellen Umstände der ehemaligen EhepartnerInnen, die Dauer der Ehe, das Einkommen und Vermögen, das Alter der beiden, ihre Gesundheit und mehr. Deshalb gibt es auch keine feste Formel oder festen Prozentsatz für die Berechnung des nachehelichen Unterhalts. Erfahrungsgemäß wendet der unterhaltspflichtige Partner jedoch Pi mal Daumen etwa drei Siebtel seines Nettoeinkommens für den nachehelichen Unterhalt auf.
Die Berechnung des nachehelichen Unterhalts kann von verschiedenen Stellen vorgenommen werden. Das kann das geschiedene Ehepaar selbst sein, die AnwältInnen der beiden oder aber ein Familiengericht. Bei der Berechnung werden unter anderem folgende Faktoren berücksichtigt:
Du siehst schon: Die Berechnung des nachehelichen Unterhalts ist höchst komplex! Damit es möglichst fair zugeht, empfiehlt es sich, eine Anwältin für Familienrecht zu konsultieren. Sie wird eine präzise Berechnung der Höhe des nachehelichen Unterhalts vornehmen, die euren individuellen Umständen gerecht wird.
In der Regel wird der nacheheliche Unterhalt mit Hilfe der folgenden Formel berechnet:
(3/7) x (Nettoeinkommen des Unterhaltspflichtigen) – (Nettoeinkommen des Unterhaltsberechtigten) = angemessener Unterhalt
Die genaue Höhe des nachehelichen Unterhalts kann dir normalerweise nur ein Anwalt beziehungsweise eine Anwältin für Familienrecht ausrechnen. Um einen ersten Richtwert zu erhalten, kannst du jedoch einen der zahlreichen Online-Rechner aus dem Internet verwenden, zum Beispiel diesen hier.
Obwohl die Berechnung des nachehelichen Unterhalts stark variieren kann, möchten wir dir anhand von fiktiven Beispielen aufzeigen, wie hoch er ausfallen könnte.
Beispiel 1: Angemessener Unterhalt
Björn und Jenny waren zehn Jahre lang verheiratet. Björn hat aufgrund einer Erkrankung kein eigenes Einkommen und ist deshalb unterhaltsberechtigt. Jenny verdient 3.000 Euro netto pro Monat. So könnte die Berechnung des nachehelichen Unterhalts aussehen:
(3/7) x (Nettoeinkommen des Unterhaltspflichtigen) – (Nettoeinkommen des Unterhaltsberechtigten) = angemessener Unterhalt
In Björns und Jennys Fall wären das:
(3/7) x (3.000 Euro) – 0 = 1.285,71 Euro pro Monat.
Beispiel 2: Billigkeitsunterhalt
Sylke und Julia sind seit fünf Jahren verheiratet, als sie die Scheidung einreichen. Sylke hat ein stattliches Nettoeinkommen von 4.500 Euro pro Monat, während Julia während ihres Volontariats nur 1.200 Euro netto verdient. Julia übernahm von Anfang an den größten Teil der Sorgearbeit für den gemeinsamen Sohn Ole und ist unterhaltsberechtigt.
(3/7) x (4.500 Euro) – (1.200 Euro) = 1.714,29 Euro angemessener Unterhalt pro Monat.
Da der angemessene Unterhalt nicht ausreicht, wird aufgrund besonderer Umstände ein Billigkeitsunterhalt von 2.000 Euro pro Monat festgelegt.
Was ist der Unterschied zwischen „angemessenem Unterhalt“ und „Billigkeitsunterhalt“?
Der „angemessene Unterhalt“ bezieht sich auf den Betrag, der notwendig ist, um den Lebensstandard des Unterhaltsberechtigten nach der Scheidung auf einem angemessenen Niveau zu halten. Seine Berechnung basiert auf gerichtlich erlassenen Richtlinien.
Der „Billigkeitsunterhalt“ hingegen wird individueller bestimmt. Bei der Berechnung werden also die persönlichen Umstände berücksichtigt. Reicht der angemessene Unterhalt nicht aus, um die finanziellen Bedürfnisse des Unterhaltsberechtigten zu decken, kann das Gericht einen Billigkeitsunterhalt gewähren. Er soll Fairness zwischen den geschiedenen Eheleuten gewährleisten.
Beispiel 3: Eigenes Vermögen des Unterhaltsberechtigten
René und Simona sind seit 15 Jahren verheiratet. Simona arbeitet nur wenige Stunden pro Woche in einem Friseursalon und kommt auf 800 Euro netto. Darüber hinaus verfügt sie durch eine Erbschaft über ein Vermögen von 50.000 Euro. René hat einen Baustoffhandel und verdient rund 2.800 Euro netto pro Monat.
(3/7) x (2.800 Euro) – (800 Euro) = 942,86 Euro pro Monat, die René Simona als Geschiedenenunterhalt zahlen müsste.
Beachte: Da Simona eigenes Vermögen hat, könnte dieses in die Berechnung einfließen und Simonas Unterhaltsanspruch reduzieren.
Zum Weiterlesen: Unterhalt im Wechselmodell berechnen: Wer zahlt was?
Wie lange nachehelicher Unterhalt gewährt wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Manche bekommen ihn nur ein paar Monate lang, andere bis zur Rente.
Die Dauer hängt von Faktoren wie den individuellen Umständen des geschiedenen Paares und der Länge der Ehe ab. Als Faustformel kannst du dir merken, dass der nacheheliche Unterhalt länger gezahlt wird, wenn
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass der nacheheliche Unterhalt in der Regel nur so lange gezahlt werden muss, bis der oder die Unterhaltsberechtigte sich durch einen eigenen Job selbst versorgen kann.
Die Dauer des nachehelichen Unterhalts kann auch durch Änderungen in den äußeren Umständen beeinflusst werden. Heiratet der oder die Unterhaltsberechtigte zum Beispiel erneut, gibt es in der Regel keinen nachehelichen Unterhalt von der oder dem Ex mehr.
Wenn du einen neuen Partner hast, kann es sein, dass du deine Ansprüche auf nachehelichen Unterhalt verlierst. Weiterhin unterhaltsberechtigt bist du in der Regel aber, wenn bei dir nach wie vor eine finanzielle Bedürftigkeit besteht. Zum Beispiel, weil die finanzielle Unterstützung deines neuen Partners nicht ausreicht, um deinen Lebensunterhalt angemessen zu bestreiten.
Normalerweise erlischt der Anspruch auf den Ehegattenunterhalt, wenn der oder die Unterhaltsberechtigte erneut heiratet. Bei einer neuen Eheschließung geht das Gericht davon aus, dass der neue Ehemann beziehungsweise die neue Ehefrau zur Deckung der finanziellen Bedürfnisse beiträgt.
In Deutschland gibt es eine Verjährungsfrist für den nachehelichen Unterhalt. Sie beträgt drei Jahre ab dem Zeitpunkt, zu dem der Anspruch auf nachehelichen Ehegattenunterhalt entstanden ist und zu dem der oder die Unterhaltsberechtigte von seinem oder ihrem Anspruch erfahren hat. Das könnte zum Beispiel die Trennung oder die Scheidung sein.
Übrigens: Es ist sinnvoll, eine Trennungsvereinbarung aufzusetzen. Sie hilft, Angelegenheiten rund um Haus, Kinder und Co. im Trennungsjahr zu regeln.
Sich lebenslang von jemandem abhängig zu machen ist nichts, was wir dir empfehlen werden. Schau lieber, dass du finanziell bald schon auf eigenen Beinen stehst! Stöbere doch mal in unserem „Job & Karriere“-Bereich. Dort findest du sicherlich Inspiration für deine eigene finanzielle Unabhängigkeit.
Nun weißt du bereits, wie wichtig es ist, relevante Unterlagen zusammenzutragen, Fristen einzuhalten und dich professionell beraten zu lassen. Darüber hinaus solltest du gut auf dich achten, denn eine Scheidung kann sehr belastend sein. Achte auf deine (emotionale) Gesundheit und suche dir bei Bedarf Unterstützung, zum Beispiel von einer empathischen Therapeutin.
Darüber hinaus solltest du alles in deiner Macht stehende dafür tun, schnellstmöglich finanziell unabhängig zu werden. Suche dafür Karrierezentren, Coaches oder die Agentur für Arbeit auf, sammle Inspiration und lasse dich beraten. Eine berufliche Weiterbildung, ein Praktikum und Bewerbungen können tolle erste Schritte sein, um wieder einen Fuß in die Tür zu kriegen.
Um Unterhaltszahlungen von vornherein auszuschließen, können Vereinbarungen in einem Ehevertrag oder in einer Scheidungsfolgenvereinbarung getroffen werden. In solchen Vereinbarungen legen die EhepartnerInnen vor oder nach der Hochzeit fest, wie finanzielle Angelegenheiten, einschließlich des nachehelichen Unterhalts, im Falle eine Scheidung geregelt werden.
Zu diesen Regelungen könnten folgende Punkte gehören:
Um die Rechtmäßigkeit eures Vertrages sicherzustellen, solltet ihr euch an eine Expertin wenden, zum Beispiel eine Anwältin. Übrigens: Eheverträge lassen sich auch noch kurz vor der Scheidung aufsetzen.
Auch interessant: Ehevertrag: Diese 6 Tipps sollte jede Frau beherzigen
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