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Renten-Check: Wie viel Geld brauche ich im Alter?

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Anke Dembowski

Autorin

11. August 2020

Um deine persönliche Altersvorsorge zu planen, musst du wissen, wieviel Rente du später erhältst und wieviel Geld du brauchst.

Inhalt:

Die Kalkulation im Überblick:

Die durchschnittliche gesetzliche Rente, die eine Frau erhält, liegt bei 761 Euro brutto. Je nachdem, wie die einzelne Rentnerin vorgesorgt hat, kommen noch Betriebsrente und private Leistungen hinzu.

Werden alle Rentenbausteine zusammengerechnet, kommt bei überdurchschnittlich hohen Beträgen zum Beispiel 1.120 Euro netto heraus.

Eine sparsame Rentnerin braucht pro Monat beispielsweise 1.225 Euro, eine konsum- und reisefreudige 2.540 Euro.

Die Rentenlücke kannst du schließen, indem du mehr ansparst, mehr verdienst oder länger arbeitest.

Wer 30 Jahre lang 370 Euro zusätzlich Rente beziehen möchte, muss dafür 100.000 Euro ansparen.

Natürlich ist uns klar, dass wir etwas für unsere Altersvorsorge tun müssen, aber wie soll man es konkret anfangen? Und wie lässt sich die Altersvorsorge individuell planen? Schwierig ist es nicht: Wir müssen uns dafür vielleicht einen halben Tag Zeit nehmen, Unterlagen zusammentragen und am besten einen schriftlichen Plan skizzieren.

Beginne mit dem Soll-Ist-Vergleich. Wie viel Geld wirst du erhalten, wenn du 2030, 2040 oder 2050 in Rente gehst, und wie viel Geld braucht man im Alter eigentlich?

Zähle alle Altersrenten zusammen, die du erwarten kannst

Um deine Altersrente zu ermitteln, zähle alle Renten-Bausteine zusammen, die du erwartest:

  • die gesetzliche Rente
  • eine mögliche Betriebsrente (oder sogar mehrere)
  • vielleicht eine Rente von deinem Mann bzw. Ex-Mann

Ab dem Jahr 2029, also für Geburten-Jahrgänge ab 1964, liegt die Regelaltersgrenze für Frauen und Männer gleichermaßen bei 67 Jahren. Du willst früher in Rente gehen? Das ist frühestens mit 63 Jahren möglich, aber dann musst du Abschläge bei der Rentenhöhe in Kauf nehmen.

Gesetzliche Rente:

Um zu erfahren, wie viel gesetzliche Rente du erhalten wirst, schaue in deine letzte Renteninformation.

Die Deutsche Rentenversicherung verschickt diese Information jedes Jahr automatisch an jeden, der mindestens 27 Jahre alt ist und zumindest fünf Jahre lang Rentenbeiträge eingezahlt hat. Wenn du nicht vorhast, sofort deinen Job aufzugeben und danach nicht mehr zu arbeiten, nehme den dritten Wert, der dort aufgeführt ist: die Regelaltersrente bei weiterer Einzahlung bis Rentenbeginn.

Dieser Wert gibt an, welche monatliche Rente du erhalten würdest, wenn du bis zu deiner Regelaltersgrenze Beiträge wie im Durchschnitt der letzten fünf Kalenderjahre einzahlst.

Wie viel Geld Rentner im Schnitt zur Verfügung haben, ist schwer zu sagen. Die durchschnittliche Höhe der gesetzlichen Rente, die Frauen für ihre eigenen Rentenversicherungsbeiträge 2019 erhielten, liegt bei 761 Euro, die für Männer bei 1.147 Euro (Gender Pension Gap).

Betriebsrente:

Etwa 60 % der Arbeitnehmer in Deutschland erhalten zusätzlich zur gesetzlichen Rente eine Betriebsrente („betriebliche Altersvorsorge“, bAV). Falls du eine Betriebsrente erhältst, nehme die letzte Information dazu zur Hand und schaue nach, wie hoch deine betriebliche Rente sein wird.

Wenn du die Information nicht findest, schaue ins Intranet deines Betriebes oder frage bei der Personalabteilung nach. Wenn du deinen Arbeitgeber gewechselt hast und bei deinem Ex-Arbeitgeber bereits Ansprüche aufgebaut hast, bekommst du sogar mehrere Betriebsrenten. Berücksichtige alle!

Witwenrente & Rentenanteile des Ehemanns:

Wenn du verheiratet bist oder warst, kann es sein, dass du später auch Witwenrente oder Rentenanteile deines Mann bzw. Ex-Mannes erhältst – sowohl aus der gesetzlichen Rente als auch aus seiner Betriebsrente. Erkundige dich gegebenenfalls beim jeweiligen Rentenversicherungsträger, denn die Sache ist nicht ganz einfach. Teilweise wird nämlich bei der Witwenrente dein eigenes Einkommen – auch dein eigenes Renteneinkommen – angerechnet.

Wenn du alle Rentenbausteine zusammenzählst, weißt du, wieviel du ungefähr erhalten wirst. Zu einer Punktlandung kannst du zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kommen, denn die Rentenhöhen können sich ein wenig ändern. Zum Beispiel, weil sich dein Gehalt verändert oder du früher in Rente gehst. Aber so hast du schon einmal eine grobe Vorstellung der Größenordnung.

Beispiel mit überdurchschnittlich hohen Rentenbausteinen:

Rentenbaustein Erwarteter Betrag
gesetzliche Rente 1.000,00
Betriebsrente (jetziger Betrieb) 250,00
Betriebsrente (aus einem früheren Arbeitsverhältnis) 80,00
Rentenanwartschaft des Ex-Mannes (für die Zeit der Ehe) 100,00
Summe der Altersrenten (brutto) 1.430,00
abzüglich Einkommensteuer 150,00
abzüglich Kranken- und Pflegeversicherungs-Beiträge 160,00
Summe der Altersrenten (netto) 1.120,00

Achtung: Bedenke, dass es auch bei der Rente einen Unterschied zwischen brutto und netto gibt! Rentenzahlungen sind – zumindest teilweise – zu versteuern. Außerdem musst du auch Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zahlen (die Beiträge zur Pflegeversicherung zahlst du allein, die zur Krankenversicherung nur zur Hälfte). Im Zweifel erkundigst du dich bei deinem Steuerberater oder deiner Krankenkasse.

Wie viel Geld braucht man im Alter zum Leben?

Nun stelle eine Tabelle auf, wieviel Rente du im Alter brauchst. Wenn du in letzter Zeit einmal ein Haushaltsbuch geführt hast, fällt es dir leichter, die einzelnen Posten abzuschätzen. Vielleicht nimmst du die Planung deiner Altersvorsorge zum Anlass, für eine Weile Haushaltsbuch zu führen und dir so einen besseren Überblick über deine regelmäßigen Ausgaben zu verschaffen.

Bedenke, dass dein Ausgabeverhalten im Alter anders sein kann als jetzt. Du wirst nicht zwangsweise mehr oder weniger ausgeben, sondern es für andere Dinge brauchen als jetzt.

Womöglich musst du dann weniger für Kleidung veranschlagen, weil du kein Büro-Outfit mehr benötigst. Wenn du mit einem Partner zusammenlebst, brauchst du im Rentenalter vielleicht nur noch ein Auto anstatt zwei. Auf der anderen Seite willst du vielleicht endlich deine Reiseträume verwirklichen, weil du mehr Zeit hast. Womöglich gibst du auch mehr Geld für Dienstleistungen aus, zum Beispiel für eine Putzfrau. Und vielleicht steigen deine Beauty-Ausgaben oder die Kosten für die Gesundheitsvorsorge, Zahnersatz oder Brille.

So viel Geld könnte eine sparsame Rentnerin pro Monat brauchen:

Posten Geplanter Betrag
Wohnen (inkl. Nebenkosten und Strom) 650,00
öffentliche Verkehrsmittel 40,00
Supermarkt-Einkäufe (Lebensmittel + Haushaltsartikel, Kosmetik) 320,00
Shopping-Einkäufe (Kleidung, Deko, Geschenke …) 50,00
Versicherungen (Haftpflicht, Hausrat …), Vereine, Mitgliedschaften 30,00
Ausgehen, Kultur, Essengehen, Blumen, Grabpflege 30,00
Kommunikation, Handy, Fernsehen 30,00
Frisör, Kosmetikerin, Massagen, Fußpflege, Apotheke, … 25,00
Urlaub, Verreisen, Verwandten-Besuche 50,00
Summe der monatlichen Ausgaben 1.225,00

Wie viel Euro eine Rentnerin im Schnitt verbraucht, ist natürlich individuell unterschiedlich. Einen Rechner für deine persönliche Kalkulation findest du hier.

Bei unserer oben beschriebenen (relativ sparsamen) Ausgaben-Planung halten sich die erwarteten Renten und die geplanten Ausgaben in etwa die Waage, aber nicht ganz. Es kann immer eine größere Ausgabe fällig sein, zum Beispiel weil ein Zahnimplantat zu bezahlen ist, eine neue Waschmaschine fällig wird oder du deinen runden Geburtstag feiern möchtest. In solchen Fällen musst du bei dieser Konstellation auf dein Erspartes zurückgreifen. Das Einspar-Potenzial ist hier allerdings begrenzt, da viele der Ausgaben fix oder einfach unvermeidbar sind.

Viele können sich nicht vorstellen, sich so stark einschränken zu müssen, und planen höhere Ausgaben.

So viel Rente könnte eine konsum- und reisefreudige Frau brauchen:

Posten Geplanter Betrag
Wohnen (inkl. Nebenkosten + Strom) 850,00
Auto (inkl. Stellplatz, Werkstatt, Tanken, Versicherung, Steuern, Leasing) 350,00
Supermarkt-Einkäufe (Lebensmittel + Haushaltsartikel, Kosmetik) 300,00
Shopping-Einkäufe (Kleidung, Deko, Geschenke …) 150,00
Versicherungen (Haftpflicht, Hausrat…), Vereine, Mitgliedschaften 80,00
Ausgehen, Kultur, Essengehen, Blumen, Grabpflege 80,00
Kommunikation, Handy, Fernsehen, Tageszeitung 80,00
Frisör, Kosmetikerin, Massagen, Fußpflege, Apotheke, … 100,00
Sonstige Dienstleister (Hilfe in Haushalt oder Garten, Tierarzt, Handwerker …) 100,00
Fitness-Studio 50,00
Urlaub, Verreisen, Verwandten-Besuche 400,00
Summe der monatlichen Ausgaben 2.540,00

Eine solch großzügige Ausgaben-Planung ist ohne Ergänzung durch Mieteinnahmen, Nießbrauch oder den Zugriff auf private Vorsorge vermutlich nicht zu bewerkstelligen.

Die Differenz zwischen dem Betrag, den du monatlich brauchst und dem Betrag, den du monatlich zur Verfügung hast, nennt man „Rentenlücke“. Sie gilt es mit privater Vorsorge auszugleichen.

Welchen Betrag musst du ansparen, um deine Rentenlücke zu schließen?

Du hast einen Riester-Vertrag, eine Eigentumswohnung zur Vermietung oder ein Kapitalpolster „für später“? Wunderbar! Riesterverträge, private Rentenversicherungen und Mietobjekte haben den Vorteil, dass dir monatlich Geld zufließt. Und das, so lange du lebst. Aber Achtung: Je nach Konstellation können Steuern und Krankenversicherungsbeiträge fällig werden!

Und wie sieht es mit einem Kapitalpolster aus, das du auf dem Bankkonto oder deinem Wertpapierdepot hast? Darauf kannst du zurückgreifen, wenn du außerhalb der Reihe Geld benötigst. Oder du verfrühstückst es über deine restliche Lebensdauer.

Da aber niemand von uns weiß, wie alt er oder sie wird, musst du dir in dem Fall überlegen, wie lange du von dem Betrag zehren willst. Hier solltest du großzügig kalkulieren (Stichwort “Langlebigkeitsrisiko“). Rechne am besten so, als würdest du 100! Wenn du doch nicht so lange lebst, freuen sich deine Erben – das wäre in Ordnung, oder? Wenn du also mit 67 in Rente gehst, rechne damit, dass dein Kapital noch 33 Jahre reichen muss.

Um grob abschätzen zu können, welchen Betrag du ansparen musst, um dir eine bestimmte monatliche Auszahlung zu genehmigen, schaue in die Tabelle unten. Wenn du dein Geld beispielsweise im Schnitt zu 2 % Rendite nach Inflation und Steuern anlegen kannst (mit einem ordentlichen gemischten Fonds ist das möglich), kannst du dir pro 100.000 Euro Kapital über 30 Jahre monatlich rund 370 Euro genehmigen. Danach ist der Topf leer. Wenn du nur noch 20 Jahre von dem Betrag zehren willst, sind es sogar rund 500 Euro monatlich. Wenn die Verzehrdauer hingegen 40 Jahre sein soll, sind es nur rund 300 Euro.

Wenn du 40 Jahre lang monatlich 900 Euro von deinem Kapital entnehmen willst, musst du das Dreifache an Reserven aufgebaut haben, also 300.000 Euro. Wie du das anstellen kannst, liest du hier nach.

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Wie viel Geld braucht man, um mit 50 in Rente zu gehen?

Du bestimmst selbst, wann du in Rente gehen willst. Die Frage ist nur, wie du die Zeit, die du noch bis zum Bezug deiner Altersrente hast, finanziell überbrückst. Anhand der Tabelle kannst du abschätzen, wie hoch dein Kapital sein muss, um für eine bestimmte Dauer davon zu leben.

Pro 100.000 Euro Kapital können monatlich entnommen werden:

Rentenbezugsdauer
in Jahren
„ewig“ 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre 40 Jahre
Bei einer Netto-Rendite* von 2 % 164,88 € 917,78 € 504,18 € 368,09 € 301,37 €
Bei einer Netto-Rendite* von 4 % 326,26 € 1.005,64 € 600,18 € 471,70 € 412,10 €

*Netto-Rendite = Rendite nach Inflation und Steuern

Was ist, wenn es nicht reicht?

Du weißt nun, mit wieviel Rente du rechnen kannst und wieviel Geld du im Alter ungefähr brauchen wirst.

Wenn deine Rentenlücke groß ist, gibt es drei Möglichkeiten:

Auch als Rentnerin zu arbeiten, ist keine schlechte Sache, auch wenn es sich nicht verlockend anhören mag. So kannst du dich noch zum aktiven Teil der Gesellschaft zählen und hast soziale Kontakte. Es muss ja keine harte Arbeit sein. Wenn du bereits mit 63 in Rente gehst, darfst du aktuell bis zu 450 Euro monatlich hinzuverdienen. Wenn du nach Erreichen der Regelaltersgrenze arbeitest, gibt es gar keine Hinzuverdienst-Grenze mehr.

herMoney-Tipp

Du kümmerst dich um 1.000 Dinge, von der Urlaubsplanung bis zur Renovierung deiner Wohnung. Vernachlässige nicht, was wirklich wichtig für dich ist: wie es dir im Alter finanziell geht. Daher ist ein halber Tag Arbeit eines lohnendsten Investments für dich selbst: Überlege, wie viel Geld du im Alter voraussichtlich erhältst und wie hoch deine Rente sein sollte. Tu es – für dich!

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".