Achtung, Gender Pension Gap! Frauen erhalten 30 % fast weniger Rente als Männer
10. April 2024
Wegschauen hilft nicht. Fakt ist: Uns Frauen drohen Rentenlücke und Altersarmut. So hebelst du den Gender Pension Gap aus.
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Frauen sind häufig von Altersarmut betroffen. Um das vorzubeugen, solltest du jetzt schon wissen, wie viel Geld dir im Alter bleibt.
Inhalt:
Das Wichtigste in Kürze:
Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Dafür hat sich sogar ein Begriff etabliert: der Gender Pension Gap.
Eine Rentnerin in Deutschland bekommt heute durchschnittlich 1.316 Euro Bruttorente. Ein Rentner hingegen 1.728 Euro.
Fakt ist: Von der gesetzlichen Rente allein können die meisten Menschen kaum leben. Daher solltest du früh genug privat fürs Alter vorsorgen.
Frauen erhalten im Durchschnitt 1.316 Euro Bruttorente. Gegebenenfalls kommen noch Betriebsrente und private Leistungen hinzu. Bei 29 Prozent der Rentnerinnen „stockt“ außerdem die Hinterbliebenenrente den Geldbeutel auf.
Fest steht also, dass wir etwas für unsere Altersvorsorge tun müssen. Nur wie fängt man damit am besten an – und lässt sich die Altersvorsorge überhaupt planen?
So schwierig ist es tatsächlich nicht. Beginne mit dem Soll-Ist-Vergleich. Wie viel Geld erhältst du, wenn du 2040, 2050 oder 2060 in Rente gehst, und wie viel Geld brauchst du im Alter eigentlich?
Um deine Altersrente zu ermitteln, zähle alle Renten-Bausteine zusammen, die du erwartest:
Ab dem Jahr 2029 – also für Geburten-Jahrgänge ab 1964 – liegt die Regelaltersgrenze für Frauen und Männer gleichermaßen bei 67 Jahren. Wenn du früher in Rente gehen möchtest, ist das ab 63 Jahren möglich. Dafür musst du dann allerdings mit Abschlägen bei der Rentenhöhe rechnen.
Die Höhe deiner gesetzlichen Rente erfährst du in deiner letzten Renteninformation. Die bekommst du jährlich von der Deutschen Rentenversicherung zugeschickt, wenn du
Der dort genannte Wert stellt die monatliche Rente dar, die du erhalten würdest, wenn du bis zur Regelaltersgrenze arbeitest und ähnliche Beiträge wie in den vergangenen fünf Kalenderjahren einzahlst.
Laut Bundesarbeitsministeriums gibt es rund 21 Millionen Anwartschaften auf betriebliche Altersvorsorge (bAV) in Deutschland (Stand: 2021).
Die Infos über deine bAV kannst du bei der Personalabteilung deiner Firma erfragen. Wenn du deine Arbeitsstelle gewechselt hast und bei deinem Ex-Arbeitgeber beziehungsweise deiner Ex-Arbeitgeberin bereits Ansprüche aufgebaut hast, bekommst du gegebenenfalls sogar mehrere Betriebsrenten. Die solltest du alle berücksichtigen.
Bist oder warst du verheiratet, bekommst du später möglicherweise Witwenrente deines Mannes beziehungsweise Ex-Mannes – sowohl von der gesetzlichen Rentenversicherung als auch aus seiner Betriebsrente. Rentenanteile ergeben sich mitunter aus dem Versorgungsausgleich nach einer Scheidung.
Darüber kannst du dich beim jeweiligen Rentenversicherungsträger informieren. Denn die Sache ist nicht ganz einfach. Teilweise wird bei der Witwenrente dein eigenes Einkommen – auch dein eigenes Renteneinkommen – angerechnet.
Durch alle Rentenbausteile zusammen weißt du, wie viel du später ungefähr an Rente erhältst. Zu einer Punktlandung kannst du zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kommen. Je jünger du bist, desto mehr kann sich noch verändern. Zum Beispiel durch ein verändertes Gehalt, Arbeitslosigkeit oder ein früheres Renteneintrittsalter.
Bedenke: Auch bei der Rente gibt es einen Unterschied zwischen brutto und netto. Rentenzahlungen sind – zumindest teilweise – zu versteuern. Außerdem musst du im Alter ebenfalls Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Die Beiträge zur Pflegeversicherung übernimmst du dabei allein, die zur Krankenversicherung nur zur Hälfte. Im Zweifel erkundigst du dich bei deiner Steuerberaterin beziehungsweise deinem Steuerberater oder deiner Krankenkasse.
Wie viel Geld du im Alter brauchst, kannst du mit einer Tabelle herausfinden. Ein Haushaltsbuch, in dem du alle Einnahmen und Ausgaben auflistest, kann dir dabei behilflich sein.
Bedenke, dass sich dein Konsumverhalten im Alter möglicherweise verändert. Du wirst nicht zwangsläufig mehr oder weniger ausgeben, sondern es für andere Dinge brauchen als jetzt.
Womöglich musst du weniger für Kleidung veranschlagen, weil du kein Büro-Outfit mehr benötigst. Wenn du mit einem Partner zusammenlebst, brauchst du im Rentenalter vielleicht nur noch ein Auto anstatt zwei. Auf der anderen Seite willst du vielleicht endlich deine Reiseträume verwirklichen, weil du mehr Zeit zur Verfügung hast.
Eventuell gibst du auch mehr Geld für Dienstleistungen aus – zum Beispiel für eine Putzkraft. Die Beauty-Ausgaben und Kosten für die Gesundheitsvorsorge, Zahnersatz, Brille oder Hörgerät können ebenfalls steigen.
Geschätzte Ausgaben einer sparsamen Rentnerin
Ausgaben | Kosten in Euro |
Wohnen (inkl. Nebenkosten und Strom) – wenn du dir die Miete mit deinem Partner teilst oder ihr ein Haus beziehungsweise Grundstück unterhalten müsst | 650 |
Öffentliche Verkehrsmittel | 49 |
Supermarkt-Einkäufe (Lebensmittel + Haushaltsartikel, Kosmetik) | 300 |
Shopping-Einkäufe | 50 |
Versicherungen (auch hier mit dem Partner geteilt) | 60 |
Ausgehen, Kultur, Essengehen, Blumen, Grabpflege | 100 |
Kommunikation, Handy, Fernsehen | 50 |
Beauty-Behandlungen oder Apotheke | 50 |
Reisen oder Verwandtenbesuche | 100 |
Summe der monatlichen Ausgaben | 1.409 |
Quelle: herMoney-Recherche, Stand: April 2024.
Bei unserer oben beschriebenen – relativ sparsamen – Ausgabenplanung halten sich die erwartete gesetzliche Rente und die geplanten Ausgaben nicht in der Waage. Schließlich sind die 1.316 Euro der durchschnittlichen Rentnerin in Deutschland ein Brutto-Wert vor den Abgaben. Das heißt: weitere Renten sind unabdingbar.
Außerdem kann immer eine größere Ausgabe fällig werden, zum Beispiel ein Zahnimplantat, eine neue Waschmaschine oder ein runder Geburtstag. Für solche Fälle musst du finanziell gewappnet sein.
Das Einspar-Potenzial ist oft allerdings begrenzt, da viele der Ausgaben fix oder einfach unvermeidbar sind. Noch dazu steigen die Lebenshaltungskosten kontinuierlich.
Geschätzte Ausgaben einer konsum- und reisefreudigen Rentnerin
Ausgabe | Kosten |
Wohnen (inkl. Nebenkosten + Strom) – wenn du dir die Miete mit deinem Partner teilst oder ihr ein großes Haus beziehungsweise Grundstück unterhalten müsst | 850 |
Auto (inkl. Stellplatz, Werkstatt, Tanken, Versicherung, Steuern, Leasing) | 450 |
Supermarkt-Einkäufe (Lebensmittel + Haushaltsartikel, Kosmetik) | 500 (Bio-Produkte inklusive) |
Shopping-Einkäufe | 150 |
Versicherungen (auch hier mit dem Partner geteilt) | 80 |
Ausgehen, Kultur, Essengehen, Blumen, Grabpflege | 300 |
Kommunikation, Handy, Fernsehen, Tageszeitung | 80 |
Beauty-Behandlungen oder Apotheke | 200 |
Sonstige Dienstleistungen (Putzkraft, Gartenpflege oder Tierarzt) | 150 |
Fitness-Studio | 45 |
Reisen oder Verwandtenbesuche | 500 |
Summe der monatlichen Ausgaben | 3.305 |
Quelle: herMoney-Recherche, Stand: April 2024.
Eine solche Ausgabenplanung (die teilweise durch gestiegene Lebenshaltungskosten noch nicht einmal Luxus entspricht) lässt sich ohne andere Einnahmen nicht stemmen. Andere Einnahmen können auch Mieteinnahmen, Nießbrauch oder der Zugriff auf private Vorsorge sein.
Die Differenz zwischen dem Betrag, den du monatlich brauchst und dem Betrag, den du monatlich zur Verfügung hast, ist die sogenannte Rentenlücke. Die musst du durch private Vorsorge ausgleichen.
Du hast bereits privat durch einen Riester-Vertrag, eine Eigentumswohnung zur Vermietung oder durch ETFs für später vorgesorgt? Sehr gut! Riesterverträge, private Rentenversicherungen und Mietobjekte haben den Vorteil, dass dir monatlich Geld zufließt – und zwar solange du lebst. Du solltest bei der Riester-Rente und der privaten Rentenversicherung jedoch genau prüfen, ob sich das für dich lohnt. Außerdem können je nach Konstellation Steuern und Krankenversicherungsbeiträge anfallen.
Auf Kapitalpolster wie beispielsweise ein Wertpapierdepot kannst du zurückgreifen, wenn du außerhalb der Reihe Geld benötigst – oder du verfrühstückst es über deine restliche Lebensdauer.
Da aber niemand die eigene Lebensdauer vorhersagen kann, solltest du dir gut überlegen, wie lange du von dem Betrag zehren kannst und willst. Hier solltest du großzügig kalkulieren (Stichwort „Langlebigkeitsrisiko“). Rechne am besten so, als würdest du 100 Jahre alt werden.
Nehmen wir an, du gehst mit 65 Jahren in Rente und wirst 100 Jahre alt. Von deiner gesetzlichen Rente allein kannst du nicht leben – du brauchst für die restlichen 35 Jahre jeden Monat 800 Euro mehr. Das wären im Jahr 9.600 Euro und in 35 Jahren 336.000 Euro. Eine ganze Menge.
Durch verschiedene Einnahmequellen weißt du bereits jetzt, dass du 168.000 Euro (also die Hälfte) ohne Probleme zusammenbekommst. Doch was ist mit dem Rest? Ein Lösungsansatz wären ETFs.
Zur Veranschaulichung: Du gehst in 30 Jahren in Rente. 10.000 Euro kannst du als Anfangskapital in einen diversifizierten ETF-Sparplan stecken. Danach zahlst du jeden Monat 280 Euro ein und erhältst eine jährliche Rendite von circa 6,9 Prozent. Unter Berücksichtigung der Inflation hättest du so nach 30 Jahren rund 233.000 Euro – und abzüglich Steuern etwa den Betrag, der dir noch gefehlt hat.
In unseren Zinseszins-Rechner kannst du deine individuelle Situation berechnen.
Falls deine Rentenlücke zu groß ist, hast du ein paar Möglichkeiten:
Es ist keine schlechte oder „beschämende“ Sache, als Rentnerin zu arbeiten. Auch wenn es nicht unbedingt verlockend klingt. So kannst du dich aber noch zum aktiven Teil der Gesellschaft zählen und hast soziale Kontakte. Es muss ja keine harte Arbeit sein. Außerdem gibt es seit dem 1. Januar 2023 auch bei vorgezogenen Altersrenten keine Hinzuverdienstgrenze mehr.
Du kümmerst dich um tausend Dinge – von der Urlaubsplanung bis hin zur Renovierung deiner Wohnung. Vernachlässige nicht, was wirklich wichtig für dich ist: deine finanzielle Sicherheit im Alter. Die Berechnung deiner Altersrente ist eines der lohnenswertesten Investments für dich selbst.
Dieser Artikel wurde ursprünglich von Anke Dembowski am 11.08.2020 verfasst und zuletzt am 01.06.2024 aktualisiert.
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