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Berufsunfähigkeitsversicherung: Wie hoch ist die BU-Rente? Zahlt der Staat?

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Profilbild von Christiane Habrich-Böcker

Berufsunfähigkeit kann jede und jeden treffen. Was dir zusteht und warum du früh privat vorsorgen solltest.

Inhalt

Berufsunfähigkeitsversicherung & gesetzliche BU-Rente: Das Wichtigste in Kürze

Wenn du nicht mehr arbeiten kannst, bist du berufsunfähig. Die staatliche Berufsunfähigkeitsrente wurde 2001 durch die Erwerbsminderungsrente ersetzt. Nur wer vor 1961 geboren wurde, hat Anspruch auf die alte BU-Rente. Betroffene werden allerdings meist in die Altersrente geschickt.

Laut der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bekommen Vollerwerbsgeminderte nach 25 Versicherungsjahren mit durchschnittlichem Verdienst 938 Euro im Monat.

Da das nicht zum Leben reicht, ist eine private Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll. Empfohlen wird eine private BU-Rente in Höhe von rund 80 Prozent des aktuellen Nettoeinkommens.

Frauen haben ein höheres Risiko auf Berufsunfähigkeit als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt die Vereinigung der deutschen Versicherungsmathematiker in einer Analyse 2023. Eine heute 30-Jährige hat demnach eine 26-prozentige Wahrscheinlichkeit, im Laufe ihres Lebens berufsunfähig zu werden. Ein 30-Jähriger hingegen „nur“ 24 Prozent. Am häufigsten liegt es an psychischen Erkrankungen, wenn eine Person nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen kann. Grund genug also, sich möglichst früh mit der Vorsorge zu beschäftigen.

Wichtig zu wissen: Der Staat zahlt bereits seit 2001 keine Berufsunfähigkeitsrente mehr. An ihre Stelle trat die Erwerbsminderungsrente. Wer zusätzlich vorsorgen möchte und sollte, muss sich privat darum kümmern.

Wann gilt man als berufsunfähig? Was sind die Gründe?

„Berufsunfähig sind Versicherte, die aus gesundheitlichen Gründen weder im erlernten noch in einem zumutbaren Beruf halb so viel leisten und verdienen können, wie andere Berufstätige mit ähnlicher Ausbildung, gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten“, schreibt die DRV auf ihrer Website. Konkreter ausgedrückt: Sobald du deinen Beruf sechs Monate lang nur zu 50 Prozent oder weniger ausüben kannst, giltst du als berufsunfähig.

Die Gefahr, nicht bis zum offiziellen Rentenbeginn arbeiten zu können, ist hoch, wie die Zahlen zeigen. Nach Angaben der DRV beziehen derzeit 1,8 Millionen Menschen ij Deutschland gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Darüber erfährst du weiter unten mehr. Pro Jahr kommen laut Bundesregierung 170.000 Menschen dazu.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Mit 34,5 Prozent liegt es jedoch meist nicht an körperlichen, sondern an psychischen Erkrankungen. „Jede dritte Person also, die berufsunfähig wird, leidet etwa unter Depressionen, Burnout oder anderen psychischen Problemen“, schreibt das Analysehaus Morgen & Morgen auf seiner Website.

Danach folgen schwerwiegende körperliche Erkrankungen wie beispielsweise Krebs oder andere „bösartige Geschwülste“ mit 17,35 Prozent und Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates mit 20,10 Prozent. Sonstige (nicht näher definierte) Erkrankungen machen 13,45 Prozent aus, Herz- und Gefäßerkrankungen 7 Prozent und Unfälle nur 7,60 Prozent.

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BU-Rente: Wie hoch sollte die private Berufsunfähigkeitsrente sein?

Da der Staat keine BU-Rente mehr zahlt und die Erwerbsminderungsrente meist nicht sonderlich hoch ausfällt, solltest du dich privat absichern. Das Angebot ist groß. Doch welche Kriterien zeichnen eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung aus?

Für die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente sind 60 Prozent bis 75 Prozent des Nettoeinkommens ein guter Anhaltspunkt. Verdienst du aktuell beispielsweise 3.000 Euro netto, könnte eine private Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von 1.800 Euro bis 2.250 Euro sinnvoll sein. Einen schnellen Überblick über die sogenannte Versorgungslücke bei Berufsunfähigkeit bieten auch Rechner im Internet.

Diese Voraussetzungen gelten bei einer privaten BU-Rente

Bevor du eine private BU-Versicherung abschließen kannst, will die Versicherungsgesellschaft genau wissen, wie es um deine Gesundheit steht. Hier darfst du auf keinen Fall mogeln, denn das berechtigt die Berufsunfähigkeitsversicherung im Ernstfall, die vereinbarten Leistungen zu streichen.

Doch eines solltest du wissen: Die Versicherungen wägen ein mögliches Krankheitsrisiko unterschiedlich ab. Was für den einen ein Grund für eine Ablehnung ist, ist für den anderen Versicherer kein Problem. Das kannst du aber im Vorfeld einfach abchecken. Die Gesellschaften bieten dir in der Regel eine anonyme Risikovoranfrage an.

BU bei Vorerkrankung

Wie dir die folgende Grafik zeigt, wurden Anträge für eine Berufsunfähigkeitsversicherung im Jahr 2023 zu 78,77 Prozent trotz Vorerkrankungen ohne Erschwernis angenommen. Bei 11,02 Prozent kam es zu Ausschlüssen.

Quelle: Morgen & Morgen (Stand: 2023)

Es gibt jedoch ein Problem: Wie du bereits weißt, sind die Hauptursachen für eine BU psychische Erkrankungen. Warst du nun vorher schon einmal in therapeutischer Behandlung, kann es sein, dass die Versicherung dich ablehnt oder die Versicherung nur mit Einschränkungen oder Zuschlägen verfügbar ist.

Solltest du also Vorerkrankungen haben, stehst du nicht alleine da. Es gibt BU-BeraterInnen, die dir helfen können, deine Chancen auf eine BU realistisch einzuschätzen und den richtigen Anbieter auszuwählen. Oft stellen sie auf dich zugeschnittene anonyme Voranfragen.

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Wie viel kostet eine BU?

Mehr und mehr BundesbürgerInnen scheinen die Versorgungslücke zu erkennen und sichern die Risiken einer Berufsunfähigkeit privat ab. „Im Rahmen der Analyse zeigt sich, dass der BU-Markt (von 2022 auf 2023) im Neugeschäft ein deutliches Wachstum verbucht (hat)“, so Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgan.

Wuchs das Neugeschäft im Jahr 2022 nur um 0,4 Prozent, so sind es im Betrachtungszeitraum 2023 knapp 10 Prozent. Das ruft natürlich ein großes Angebot hervor. Darum lohnt sich der Vergleich. So bietet beispielsweise Check24 zunächst eine Bedarfsrechnung an.

Zur Veranschaulichung: Eine im September 2001 geborene und fest angestellte Anzeigensachbearbeiterin könnte als Single, Nichtraucherin unter 56 möglichen Versicherungstarifen wählen. Die Preise variieren zwischen 42,99 Euro und 332,95 Euro monatlich. Diese Unterschiede zeigen deutlich: Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Worauf du bei der Auswahl des Versicherungsvertrags achten solltest:

  • Weiterlaufen der Beitragszahlungen: Die Versicherung zahlt die vereinbarte Rente und befreit von der Beitragszahlung.
  • Nachversicherungsgarantie: Damit du bei einschneidenden Lebensphasen wie Heirat oder Geburt eines Kindes ohne weitere Gesundheitsprüfung die Rentensumme erhöhen kannst.
  • Dynamische Anpassung: Damit werden Einkommenssteigerungen, Inflation und Kaufkraftverluste in der Rentenhöhe mitberücksichtigt.
  • Laufzeitende: Der Vertrag sollte automatisch mit Rentenbeginn enden.

Wie hoch ist die Erwerbsminderungsrente heute?

Ganz wichtig: Verlasse dich nicht auf die Erwerbsminderung durch den Staat. Sie wird den wenigsten Menschen zum Leben reichen. Wir erklären dir jetzt, wieso.

Für die Höhe der gesetzliche Erwerbsminderungsrente sind dein letztes Einkommen und dein Rentenanspruch ausschlaggebend. Doch auch wenn dir die volle Höhe zugesagt wird, bewegt sich die Rente durchschnittlich auf dem Grundsicherungsniveau. Laut DRV bekommt ein Vollerwerbsgeminderter oder eine Vollerwerbsgeminderte nach 25 Versicherungsjahren mit durchschnittlichem Verdienst 938 Euro im Monat. Mit durchschnittlichem Verdienst ist für das Jahr 2024 ein Bruttojahreslohnt von 45.358 Euro gemeint. Näheres erfährst du in der Tabelle weiter unten.

Dein Rentenanspruch wird an der Anzahl der Versicherungsjahre und dem erzielten jährlichen Bruttoeinkommen bis zum Versicherungsfall bemessen. Die nach der Rechnung erzielten Entgeltpunkte sind Grundlage für die Rentenberechnung.

Berechnet wird sie ähnlich wie die Rentenansprüche: Deine Rentenpunkte mit dem aktuellen Rentenwert werden mit dem Zugangsfaktor und dem Rentenfaktor multipliziert. Daraus ergibt sich dann die Höhe der Erwerbsminderungsrente.

Was bedeutet das in Summe? Wirf dafür einen Blick in die Renteninformation, die du ab dem 27. Lebensjahr jährlich von der Deutschen Rentenversicherung erhältst. Ab dem 55. Lebensjahr wandelt sie sich in eine Rentenauskunft. Dort findest du die aktuelle Summe im Falle deiner Erwerbsminderungsrente. Allgemein sieht es so aus:

Tabelle: Höhe volle Erwerbsminderungsrente

Versicherungsjahre Unterdurchschnittlicher Verdienst (70 %) Durchschnittlicher Verdienst (100 %) Überdurchschnittlicher Verdienst (130 %)
25 688,10 € 983 € 1.277,90 €
30 825,72 € 1.179,60 € 1.533,48 €
35 963,34 € 1.376,20 € 1.789,06 €
40 1.100,96 € 1.572,80 € 2.044,64 €
45 1.238,58 € 1.769,40 € 2.300,22 €

Quelle: Deutsche Rentenversicherung (DRV) (Stand: Juli 2024), Beträge basieren auf dem aktuellen Rentenwert von 39,32 Euro.

Welche Bedingungen gelten, um Erwerbsminderungsrente zu bekommen?

Die Erwerbsminderung tritt dann ein, wenn nach 78 Wochen Arbeitsausfall von deiner Krankenkasse kein Krankengeld mehr gezahlt wird.

Doch bevor der Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente greift, musst du mindestens fünf Jahre bei der Deutschen Rentenversicherung versichert sein und davon drei Jahre Beitragszahlung nachweisen. Zudem darfst du die Regelaltersgrenze – das ist der Zeitpunkt, an dem du offiziell in Rente gehst – noch nicht erreicht haben. BerufsanfängerInnen und Selbstständige, die nicht in die DRV einzahlen, bleiben dadurch im Regen stehen.

Hast du die Bedingungen erfüllt, wird erst einmal geprüft, ob du überhaupt erwerbsgemindert bist. Du bist voll erwerbsgemindert, wenn du täglich weniger als drei Stunden arbeiten kannst. Teilweise erwerbsgemindert bist du dagegen, wenn du weniger als sechs Stunden unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarkts arbeiten kann.

Gut zu wissen: Hast du in deiner Karriere in einen anderen Beruf gewechselt, wird die Versicherungsanwartschaft nach den Regeln der zuletzt ausgeübten Tätigkeit geprüft.

Wer bekommt noch die staatliche Berufsunfähigkeitsrente?

2001 wurde die finanzielle Unterstützung gestrafft. Seitdem unterscheidet man zwischen Berufsunfähigkeit und Erwerbsminderung. Nur wenn du vor dem 2. Januar 1961 geboren wurdest, hast du Anspruch auf die sogenannte gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung.

Eine BU-Rente erhält, wer weniger als 50 Prozent in seinem erlernten Beruf tätig sein kann.

Eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommt, wer gar nicht mehr arbeiten kann. Beide Renten sind aber im Endeffekt hinfällig, da du bei Berufsunfähigkeit im Alter von 60 Jahren in die gesetzliche Rente verabschiedet wirst – und 1961-Geborene sind bereits älter als 60 Jahre.

Die später Geborenen werden nach den Regeln der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente abgerechnet. Die wichtigste Neuerung: Es spielt keine Rolle mehr, in welchem Beruf du trotz Krankheit oder Behinderung tätig sein kannst. Bist du etwa Malerin und hast Kniearthrose, käme für dich ein Bürojob infrage.

Erwerbsminderungsrente würdest du dann keine bekommen. Tatsächlich ist diese Rente zum einen schwierig durchzusetzen, zum anderen weit weniger, als du bisher verdient hast.

herMoney Tipp

Du merkst: Vorsorge ist auch hier das A&O. Du solltest dich nicht auf die gesetzliche Rente verlassen. Selbst wenn du nicht berufsunfähig wirst, könnte dir Altersarmut drohen. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Das liegt daran, dass sie häufiger für die Pflege von Angehörigen oder die Kindererziehung beruflich zurückstecken. Dadurch erlangen sie weniger Rentenansprüche – und bekommen am Ende eine niedrigere Rente.

Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

Hinweis: Dieser Artikel wurde von Christiane Habrich-Böcker verfasst und zuletzt von Katrin Gröh im Dezember 2024 überarbeitet.

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Christiane Habrich-Böcker

Christiane Habrich-Böcker ist langjährige Wirtschafts- und Nachrichtenredakteurin. Sie publizierte unter anderem für den Finanzen Verlag und schrieb für Euro am Sonntag und Börse Online.

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