Achtung, Gender Pension Gap! Frauen erhalten 30 % fast weniger Rente als Männer
10. April 2024
Wegschauen hilft nicht. Fakt ist: Uns Frauen drohen Rentenlücke und Altersarmut. So hebelst du den Gender Pension Gap aus.
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Kann ich früher in Rente gehen? Oder später? Erfahre alles über die Regelaltersrente und wann du sie bekommst.
Malst du dir schon aus, was du Tolles unternehmen wirst, wenn du erst einmal in Rente bist? Aber wann kannst du eigentlich in Rente gehen? Und wie hoch wird sie sein?
Ab 1964 Geborene können erst mit 67 Jahren in Rente gehen. Sie erhalten eine sogenannte „Regelaltersrente“. Eine „Altersrente“ kann zum Beispiel an Schwerbehinderte schon früher gezahlt werden.
FrührentnerInnen können seit diesem Jahr unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass es ihre Rente schmälert.
Auf Wunsch kannst du schon mit 63 Jahren in Rente gehen. Dann ist aber für jeden Monat ein Abschlag von 0,3 Prozent fällig.
Du kannst auch später in Rente gehen. Wenn du länger in die Rentenkasse einzahlst, bringt dir jeder Monat der Weiterbeschäftigung einen Zuschlag von 0,5 Prozent.
Zu dem Thema „Rente mit 63“ kannst du dir auch diese Podcastfolge anhören:
„Die Rente“ ist ein vielschichtiges Thema. Sprechen wir zunächst einmal über den Normalfall: Die Regelaltersrente erhält jeder, der oder die die Regelaltersgrenze erreicht und die allgemeine Wartezeit von fünf Jahren erfüllt hat. Das heißt: Fünf Jahre lang müssen Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt worden sein.
Hier ist allerdings ein Wechsel zu berücksichtigen: Weil wir im Schnitt deutlich länger leben, müssen Rentenversicherungsträger die Renten länger zahlen. Derzeit rechnet man jedes Jahr mit einer Steigerung des durchschnittlichen Lebensalters von 2,5 Monaten bei Männern und rund 2 Monaten bei Frauen. Das bringt das Finanzierungskonzept an seine Grenzen.
Daher haben Politiker 2010 eine Rentenreform beschlossen. Sie besagt unter anderem, dass die Deutschen nicht wie früher mit 65 Jahren, sondern im Regelfall erst mit 67 in Rente gehen können. Damit aber nicht ein Jahrgang der „Gekniffene“ ist, wird die Regelaltersgrenze für die Geburtenjahrgänge 1947 bis 1963 stufenweise auf 67 angehoben. Wenn du beispielsweise Jahrgang 1955 bist, bekommst du deine Regelaltersrente mit 65 Jahren und 9 Monaten. Bist du Jahrgang 1957, beginnt deine Regelaltersrente mit 65 Jahren und 11 Monaten.
Die folgende Tabelle kannst du als Rechner verwenden, um den Beginn deiner Regelaltersrente zu bestimmen:
Wo liegt die Regelaltersgrenze?
Jahrgang | Beginn der Regelrente |
bis 1946 | 65 + 0 Monate |
1947 | 65 + 1 Monate |
1948 | 65 + 2 Monate |
1949 | 65 + 3 Monate |
1950 | 65 + 4 Monate |
1951 | 65 + 5 Monate |
1952 | 65 + 6 Monate |
1953 | 65 + 7 Monate |
1954 | 65 + 8 Monate |
1955 | 65 + 9 Monate |
1956 | 65 + 10 Monate |
1957 | 65 + 11 Monate |
1958 | 66 |
1959 | 66 + 2 Monate |
1960 | 66 + 4 Monate |
1961 | 66 + 6 Monate |
1962 | 66 + 8 Monate |
1963 | 66 + 10 Monate |
ab 1964 | 67 |
Quelle: Deutsche Rentenversicherung
Wenn du 1964 oder später geboren bist, beginnt deine Regelaltersgrenze ab dem Monat nach deinem 67. Geburtstag. Vorausgesetzt, es kommt nicht noch einmal zu einer Anhebung – über ein Renteneintrittsalter von 70 wird angesichts der klammen Kassen wieder diskutiert.
Da man nicht unbedingt zur Regelaltersgrenze in Rente gehen muss, sondern auch früher oder später, kommt die Rente nicht automatisch, sondern man muss sie beantragen. Am besten drei Monate vor dem gewünschten Renteneintritt. Wenn du die Rente rechtzeitig beantragst, beginnt deine Regelaltersrente mit dem Monat, der auf das Erreichen deiner Regelaltersgrenze folgt.
Wenn du deinen Rentenantrag verspätet stellst, wird deine Rente noch für drei Monate rückwirkend gezahlt. Versicherte, die vor der Altersrente bereits eine Erwerbsminderungsrente beziehen, erhalten mit Erreichen der Regelaltersgrenze auch ihre Altersrente.
Als Angestellte werden von deinem Bruttoverdienst regelmäßig Beiträge in die allgemeine Rentenversicherung abgezweigt. Derzeit sind es 18,6 Prozent, die du und dein Arbeitgeber jeweils hälftig zahlen. Für dich wird zwar ein Euro-Betrag in die Rentenversicherung eingezahlt, aber der wird in sogenannte „Entgeltpunkte“ umgerechnet. Arbeitest du beispielsweise wegen der Kinder nur Teilzeit oder verdienst du aus anderen Gründen relativ wenig, erhältst du auch nur wenige Entgeltpunkte.
Die tatsächliche Höhe deiner Regelaltersrente wird, wenn es so weit ist, durch eine Formel berechnet. Die einzigen Größen an dieser Formel, die du selbst beeinflussen kannst, sind deine Entgeltpunkte und der Beginn deiner Altersrente.
Das ist die Rentenformel:
Monatliche Rentenhöhe = Entgeltpunkte × Zugangsfaktor × aktueller Rentenwert × Rentenartfaktor
Zum Weiterlesen: Du hast ein paar Jahre pausiert, um dich um deine Kinder zu kümmern? Mit wie viel Mütterrente du rechnen kannst
Die gesetzliche Rente dürfte bei den allermeisten nicht zum Leben reichen. Wie hoch deine individuelle Rentenlücke ausfällt, kannst du mit unserem Rechner selbst bestimmen:
Wer bereits die Regelaltersgrenze erreicht hat, darf unbegrenzt hinzuverdienen. Dem Mini- oder Midijob steht also nichts im Weg, wenn du Regelrente beziehst. Du brauchst in dem Fall deine Beschäftigung auch nicht dem Rentenversicherungsträger zu melden. Eigene Abgaben zur Rentenversicherung müssen RegelaltersrentnerInnen dann nicht bezahlen, es sei denn, du möchtest das. Deine Beiträge erhöhen dann jedes Jahr deine Rente. Den Beginn der Regelaltersrente verzögert der Hinzuverdienst nicht, wenn du das nicht möchtest. Es ist auch nicht mit Abzügen der Regelaltersrente zu rechnen.
Erhältst du hingegen schon vor Erreichen deiner Regelaltersgrenze eine Altersrente, kannst du seit diesem Januar unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass dies angerechnet wird. Das ist beispielsweise der Fall, wenn du eine Altersrente für langjährig Versicherte, eine Altersrente für besonders langjährig Versicherte oder eine Altersrente für schwerbehinderte Menschen erhältst. Erst dann, wenn du die Regelaltersgrenze erreichst, kannst du wieder unbegrenzt hinzuverdienen.
In der gesetzlichen Rentenversicherung wurden zum 1. Januar 2023 die Hinzuverdienstmöglichkeiten bei vorgezogenen Altersrenten und Erwerbsminderungsrenten grundlegend reformiert. FrührentnerInnen können seit dem beliebig viel hinzuverdienen, ohne dass ihnen die Rente gekürzt wird. „Wir schaffen die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten ab”, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Die Erhöhung der Verdienstgrenzen betrifft nicht die „Regelrenten“.
ErwerbsminderungsrentnerInnen können so 2024 jährlich 18.558,75 Euro dazuverdienen. Im Jahr zuvor waren es 17.823,75 Euro. Alledings: Das fällt unter die Einkommenssteuer.
Achtung: Wenn du neben deiner gesetzlichen Rente noch eine Betriebsrente beziehst, kann der Bezug einer Teilrente Auswirkungen auf die Höhe deiner Betriebsrente haben. Erkundige dich vor Aufnahme einer Beschäftigung beim Träger deiner Betriebsrente.
Du siehst schon: Der Hinzuverdienst bei der Regelaltersrente ist komplex. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, nimm den Online-Rechner der deutschen Rentenversicherung zu Hilfe oder informiere dich bei einer der kostenlosen Auskunfts- und Beratungsstellen über den möglichen Hinzuverdienst.
2005 gab es einen Systemwechsel bei der Besteuerung von Renten. Damit der Wechsel nicht so abrupt stattfindet, befinden wir uns bis zum Jahr 2039 in einer Übergangsphase. In diesem Zeitraum wird einerseits ein immer höherer Anteil der Rente steuerpflichtig und andererseits ein steigender Anteil der Beiträge steuerlich abzugsfähig. Ab 2040 sind 100 Prozent der gesetzlichen Altersrenten zu versteuern, dafür sind dann die Abgaben auch zu 100 Prozent abzugsfähig.
Ausschlaggebend ist das Jahr des Rentenbeginns. Für alle, die 2024 in Rente gehen, liegt der steuerpflichtige Anteil bei 84 Prozent. 16 Prozent müssen dementsprechend nicht versteuert werden. 2025 steigt die Steuerpflicht dann auf 85 Prozent.
Bevor du aber deine Rente versteuerst, kannst du den Grundfreibetrag, der als Existenzminimum gilt, steuerfrei vereinnahmen. Er wird jährlich angepasst und steigt 2024 auf 11.604 Euro. Für zusammenveranlagte Ehepaare ist der Grundfreibetrag jeweils doppelt so hoch.
… hängt von deinem Familienstand ab. Wenn du ledig bist, bist du in der Steuerklasse 1. Wenn du verheiratet bist, lohnt es sich zu prüfen, welche Steuerklasse am besten für euch ist. Möglich wäre, dass du und dein Partner Steuerklasse 4 wählen. Oder einer nimmt die Steuerklasse 3, der andere die Steuerklasse 5. Mehr über die Unterschiede und die Vorteile erfährst du hier.
Vielleicht ist dein Partner schon in Rente und du möchtest mit ihm gemeinsam die Rentenzeit genießen? Dann kannst du deine Rente früher beziehen, allerdings mit einem Abschlag. Für Jahrgänge ab 1964 ist das ab 63 Jahren möglich.
Übrigens: Vor langer Zeit konnten Frauen die Regelaltersrente früher beziehen als Männer. Diese Regelung wurde aber im Zuge der Gleichbehandlung abgeschafft.
Für jeden Monat, den du vorzeitig in Rente gehen willst, beträgt der Abschlag 0,3 Prozent. Maximal kannst du 4 Jahre früher den Ruhestand beantragen. In dem Fall summiert sich der maximale Rentenabschlag auf 14,4 Prozent (48 x 0,3 Prozent). Die Rentenabschläge gelten dauerhaft, also auch über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus.
Hier ein Beispiel: Du willst 2 Jahre vor deiner Regelaltersgrenze in Rente gehen. Bei einer Rente von 1.000 Euro (brutto) würde sich deine Monatsrente in dem Fall um 7,2 Prozent, also 72 Euro, verringern.
Natürlich kannst du auch früher als mit 63 Jahren aufhören zu arbeiten. Dann musst du allerdings die Zeit bis zu deinem Rentenbeginn finanziell überbrücken – beispielsweise aus einem angesparten Polster, das du dir aufgebaut hast. Wenn es groß genug ist, kannst du davon ein paar Jahre lang leben. Diesen Ansatz verfolgen die Frugalisten und versuchen so viele Jahre vor dem eigentlichen Renteneintritt in den Ruhestand zu gehen.
Es gibt allerdings eine Ausnahme, mit der du auch ohne Abschläge schon mit 63 in Rente gehen kannst: wenn du eine Versicherungszeit von mindestens 45 Jahren nachweisen kannst. Das hat die Große Koalition aus Union und SPD beschlossen, als sie ihr Rentenpaket zum 1. Juli 2014 einführte. Allerdings wird auch diese Grenze sukzessive nach oben geschoben, um sie an die längere Lebenserwartung anzupassen. Besonders langjährig Versicherte ab dem Geburtsjahrgang 1964 können mit 65 in Rente gehen, anstatt zur normalen Regelaltersgrenze von 67. Doch Achtung: Hier möchte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dafür sorgen, dass das nicht zu viele tun. Unter anderem, weil die Wirtschaft hierzulande unter Fachkräftemangel leidet. Angesichts der angespannten Finanzlage könnte dies auch im Laufe des Jahres seitens der Regierung auf den Prüfstand kommen.
Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die gern länger arbeiten wollen? Auch das ist möglich. In dem Fall erhältst du einen Zuschlag zur Regelaltersrente und damit eine höhere Rente. Jeder Monat Weiterbeschäftigung bringt dir einen Plus von 0,5 Prozent.
Beispiel: Wenn du deine Rente um ein Jahr hinausschiebst, bekommst du allein dafür schon einen Zuschlag von 6 Prozent. Zusätzlich erhöht sich die Rente noch durch die laufende Beitragszahlung zur Rentenversicherung. Beiträge zur Arbeitslosenversicherung brauchst du dann nicht mehr zu zahlen.
Du bist Jahrgang 1958 und freust dich darauf, bald Regelaltersrentnerin zu sein? Denk daran, deine Rente spätestens drei Monate vor gewünschtem Renteneintritt zu beantragen. Wenn du jünger bist und die Rente noch weit weg ist, lohnt es sich ebenfalls, das Prinzip in groben Zügen zu verstehen. So stehst du später nicht vor einer überraschend niedrigen Rente und kannst jetzt die Weichen für einen komfortablen Ruhestand stellen. Mehr Infos findest du im herMoney Altersvorsorge-Guide für Frauen.
Du willst deine Altersvorsorge in den Griff kriegen?
Dieser Artikel wurde ursprünglich 2022 von Anke Dembowski verfasst. 2023 wurde er von Christiane Habrich-Böker überarbeitet und aktualisiert und zuletzt am 19. Januar 2024 von Christiane Habrich-Böker aktualisiert.