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Bei welchen Krankheiten steht dir eine Erwerbsminderungsrente zu?

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Saskia Weck

7. Januar 2025

Du bist so krank, dass du deiner Arbeit kaum noch nachgehen kannst? Wir zeigen, wann du Erwerbsminderungsrente bekommst.

Inhalt

Bei welchen Krankheiten Erwerbsminderungsrente? Das Wichtigste in Kürze

Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) greift dann, wenn eine Person weniger als sechs beziehungsweise drei Stunden pro Tag arbeiten kann (volle bzw. teilweise Erwerbsminderungsrente). Es gibt sie unbefristet oder befristet.

Erwerbsunfähigkeit entsteht zum Beispiel durch chronische Erkrankungen oder Unfälle. Am häufigsten tritt sie heutzutage durch psychische Krankheiten, Erkrankungen des Bewegungsapparates und Krebserkrankungen ein.

Die Höhe der Erwerbsminderungsrente orientiert sich unter anderem an den bislang erworbenen Rentenpunkten. Durchschnittlich werden FrührentnerInnen vom Rentenversicherungsträger jedoch bei voller Erwerbsminderungsrente im Jahr 2023 rund 1.000 pro Monat ausgezahlt.

Welcher Arzt oder welche Ärztin bescheinigt die Erwerbsminderung? Was muss ich tun, um die Erwerbsminderungsrente mit 57 Jahren oder früher zu erhalten? Wir zeigen dir in diesem Artikel, wie deine Chancen stehen und wie du sie verbesserst.

Welche Voraussetzungen gelten für die Erwerbsminderungsrente?

Wenn du einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente stellen möchtest, fragst du dich sicher, ab wann du mit einer Genehmigung rechnen kannst.

Zu den Voraussetzungen gehören:

  • Du hast die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht.
  • Du kannst aufgrund einer oder mehrerer Krankheiten oder Behinderungen dauerhaft nicht einmal mehr drei Stunden täglich arbeiten.
  • Auch in anderen Berufen bist du keine drei Stunden am Tag einsetzbar.
  • Du warst mindestens fünf Jahre lang in der Deutschen Rentenversicherung versichert, bevor du die EM-Rente beantragst (“allgemeine Wartezeit”). Zur allgemeinen Wartezeit zählen unter anderem Zeiten der Berufsausbildung (auch Studium), Zeiten im Bundesfreiwilligendienst, Kindererziehungszeiten, Zeiten, in denen du Angehörige gepflegt hast, Zeiten aus einem Versorgungsausgleich (geteilte Rentenansprüche nach einer Scheidung), freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung sowie Zeiten aus dem Rentensplitting (geteilte Rentenansprüche in der Ehe).
  • Du hast in den fünf Jahren vor deinem Antrag auf Erwerbsminderungsrente mindestens 36 Monate lang Pflichtbeiträge an die Deutsche Rentenversicherung (DRV) gezahlt.
  • Es wurden bereits Versuche unternommen, deine Arbeitsfähigkeit durch Rehabilitationsmaßnahmen wiederherzustellen.
  • Es wurden Maßnahmen ergriffen, damit du dich trotz deiner Krankheit beruflich umorientieren und wieder arbeiten kannst.

Erfüllst du diese Bedingungen, bekommst du von der Deutschen Rentenversicherung die volle Erwerbsminderungsrente ausgezahlt.

Erfüllst du die Voraussetzungen nur teilweise, weil du immerhin bis zu sechs Stunden täglich in irgendeinem Job arbeiten kannst, bekommst du die Rente wegen Erwerbsminderung zumindest zur Hälfte. Die halbe EM-Rente soll dein Einkommen ergänzen, weil du nicht mehr in der Lage bist, voll zu arbeiten.

Übrigens: Bis 2001 gab es statt der Erwerbsminderungsrente die sogenannte Erwerbsunfähigkeitsrente. Um sie zu erhalten, mussten PatientInnen deutlich weniger Voraussetzungen erfüllen.

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Wie lange muss man krank sein, um Erwerbsminderungsrente zu bekommen?

Ab wann sollte frau die Erwerbsminderungsrente nun beantragen? Um sie zu bekommen, solltest du – als gesetzlich Krankenversicherte – deinen Anspruch auf Krankengeld zunächst voll ausschöpfen, nachdem du sechs Wochen lang die Lohnfortzahlung deines Arbeitgebers bekommen hast. Das bedeutet, du bekommst anschließend erst einmal bis zu 72 Wochen lang Geld von deiner Krankenkasse.

Wenn sich währenddessen und trotz Reha-Maßnahmen herausstellt, dass sich deine Gesundheit dauerhaft nicht mehr erholen wird, kommt die volle Erwerbsminderungsrente in Betracht. Bist du noch drei bis sechs Stunden am Tag einsatzfähig, solltest du die Teilerwerbsminderungsrente beantragen. Tu das am besten noch während der Reha-Maßnahmen, denn die Bearbeitung deines Antrags kann ein paar Monate dauern (im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Bearbeitungszeit für Renten-Neuanträge bei der DRV bei 146 Tagen).

Wann bekommt man die Erwerbsminderungsrente?

Frauen, die die Erwerbsminderungsrente im Jahr 2023 erstmalig erhalten haben, waren laut DRV durchschnittlich knapp 54 Jahre alt. In diesem Alter machen die Gelenke vielleicht schon nicht mehr mit oder aber die Psyche streikt.

Wusstest du, dass Frauen statistisch gesehen häufiger berufsunfähig werden als Männer? Sie leiden zum Beispiel öfter an psychischen Erkrankungen. Sie sind – gemeinsam mit Nervenkrankheiten – laut einer 2024 veröffentlichten Mitteilung vom Versicherungs-Analysehaus Morgen & Morgen die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit (34,23 %).

Darauf folgen Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates (19,38 %) sowie Krebs und andere bösartige Geschwülste (17,38 %), Unfälle (7,15 %) oder Erkrankungen des Herzens und des Gefäßsystems (6,26 %) sind gar nicht so häufig die Ursachen für eine Berufsunfähigkeit, wie man gemeinhin denken könnte. Lass uns im Einzelnen betrachten, welche dieser Erkrankungen von der DRV als Grund für eine Erwerbsminderungsrente anerkannt werden.

Bei welchen Krankheiten steht mir Erwerbsminderungsrente zu?

Depressionen und andere psychische Erkrankungen

Für Menschen, die an Depressionen oder anderen Krankheiten der Psyche leiden, ist ein normaler Berufsalltag – zumindest zeitweise – undenkbar. Sie schlafen häufig nicht nur schlecht, sondern leiden auch an Appetitlosigkeit, körperlichen Symptomen, Motivationslosigkeit und anderen Beschwerden. Somit stellen Menschen mit psychischen Erkrankungen die größte Gruppe all jener, die berufsunfähig werden.

Trotz Depressionen erhalten Menschen, die eine Erwerbsminderungsrente beantragen, immer wieder Ablehnungen. Vor allem dann, wenn es sich um eine mittelschwere Depression handelt. Dann wird Betroffenen in der Regel zu einer Therapie geraten. Sie hilft Frauen und Männern mit einer verfestigten Depression allerdings in bestimmten Fällen nur wenig weiter, so das Institut für Wissen in der Wirtschaft (IWW).

Wie die DRV in einer Pressemitteilung 2021 mitteilte, bekommen gerade einmal 17 Prozent der Betroffenen zwei Jahre nach einer Rehabilitationsmaßnahme wegen psychischer Störungen eine Erwerbsminderungs- oder Altersrente.

Wenn du unter Depressionen leidest und den Antrag trotzdem durchboxen möchtest, brauchst du eventuell einen langen Atem. Dokumentiere sämtliche Therapien, Reha-Maßnahmen und medikamentöse Behandlungsweisen und wende dich an behandelnde ÄrztInnen und TherapeutInnen. Lehnt die Deutsche Rentenversicherung deinen Antrag auf Erwerbsminderung ab, kannst du deinen nachfolgenden Widerspruch bestens begründen.

Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfälle

Egal ob du Ärztin, Bürokraft, Pilotin, Pflegerin oder Maurerin bist – wenn du dauerhaft starke Rückenschmerzen hast, kannst du wahrscheinlich nicht mehr uneingeschränkt arbeiten. All jene, die zum Beispiel einmal unter einem Bandscheibenvorfall gelitten haben, können wohl ein Lied davon singen.

Wer ständig extreme Rückenschmerzen, Arthrose oder einen Bandscheibenvorfall hat, kann einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente stellen. Vorher sollten jedoch alle anderen Maßnahmen ergriffen worden sein. Dazu gehören Arztbesuche, Rehabilitationsmaßnahmen und gegebenenfalls Operationen. Gelingt die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit trotz all dieser Versuche nicht, wird eventuell die volle oder teilweise Erwerbsunfähigkeit festgestellt.

Früher in Rente aufgrund einer Wirbelsäulenversteifung?

Wer unter einer Wirbelsäulenversteifung (Spondylodese) leidet, der oder die kann wahrscheinlich keine schweren körperlichen Arbeiten mehr ausführen. Jedoch ist es möglich, dass die Rentenversicherung versuchen wird, dich in anderen Berufsfeldern unterzubringen. Zum Beispiel im Büro. Und das unter Umständen auch mindestens sechs Stunden täglich, sodass deine Arbeitsunfähigkeit eventuell gar nicht anerkannt wird.

Erwerbsminderungsrente wegen künstlichem Kniegelenk?

Wenn dir ein künstliches Kniegelenk eingesetzt worden ist, ist es sicherlich ganz entscheidend, welchen Beruf du bislang ausgeübt hast. Davon hängt ab, ob du in dort auch weiterhin eingesetzt werden kannst. Möglicherweise stellt der Amtsarzt der DRV jedoch fest, dass du – trotz OP und künstlichem Knie – zumindest drei Stunden in einem anderen Job arbeiten kannst. Dann bekommst du höchstens die teilweise Erwerbsminderungsrente zugesprochen. Es ist auch möglich, dass du sechs Stunden täglich oder mehr in einem körperlich anspruchslosen Beruf arbeiten gehen sollst.

Zuvor wird die Rentenversicherung jedoch wahrscheinlich versuchen, deine Arbeitsfähigkeit durch eine Rehabilitationsmaßnahme gänzlich wiederherzustellen.

Rente wegen Erwerbsunfähigkeit bei Krebs

Bei Krebs lohnt es sich in manchen Fällen ebenfalls, einen Antrag auf die Erwerbsminderungsrente zu stellen. Zum Beispiel dann, wenn deine Krebserkrankung zu einer Chronischen Fatigue (siehe nächster Punkt), Lähmungen, Migräne oder anderen chronischen Folgeerscheinungen führte. Dann hast du gute Karten, die teilweise oder volle Erwerbsminderungsrente zu bekommen.

Erwerbsminderungsrente bei Chronischer Fatigue (CFS)

Wer zum Beispiel nach einer schweren Krankheit dauerhaft müde und erschöpft ist, der leidet unter Umständen an einer Chronischen Fatigue (englisch: chronic fatigue syndrome, kurz: CFS).

Wenn du unter der anerkannten Krankheit leidest, dann wird die DRV dir zu Reha-Maßnahmen raten. Sollten sie nicht für Besserung sorgen, bist du eventuell berechtigt, die volle oder die Teilerwerbsminderungsrente zu beziehen. Dafür muss ein Neurologe eine Fatigue attestieren, die zu einer Arbeitsunfähigkeit von voraussichtlich mehr als sechs Monaten führt.

Erwerbsunfähig wegen Hashimoto?

Wer unter der Autoimmunerkrankung Hashimoto leidet, der nimmt tagtäglich den Kampf gegen diverse Symptome auf. Konzentrationsprobleme, innere Unruhe, Verdauungsprobleme, Gewichtszunahme und Schlafprobleme gehören bei vielen PatientInnen zum Alltag.

Dennoch müssen Hashimoto-PatientInnen damit rechnen, dass ihr Antrag auf die Erwerbsminderungsrente abgelehnt wird. Denn die ÄrztInnen sowie die DRV gehen davon aus, dass die chronische Erkrankung durch Medikamente gut behandelbar ist. Somit stehen Hashimoto-PatientInnen dem Arbeitsmarkt in aller Regel weiterhin Vollzeit zur Verfügung.

Wenn für dich keine Aussicht auf Erwerbsminderungsrente besteht, du aber nicht zurück in deinen Job willst, könntest du dich nach Alternativen umsehen. Sind es nur wenige Jahre bis zu Rente, könntest du deinen vorzeitigen Ruhestand eventuell selbst finanzieren. Wie du drei Jahre bis zur Rente überbrückst, erfährst du hier.

Defibrillator – ein Grund für verfrühte Rente?

Wenn du einen Herzschrittmacher oder Defibrillator trägst, führt das nicht zwangsweise zu einer Erwerbsminderung. Du wirst damit aber nicht in Berufen eingesetzt werden, in denen du magnetischen oder elektromagnetischen Feldern ausgesetzt bist. Auch ist es fraglich, ob du Jobs annehmen musst, in denen die Fahrtauglichkeit von höchster Priorität ist.

Je nach deinem Gesundheitszustand sowie der Einschätzung des Amtsarztes wäre es möglich, dass dir zumindest die befristete Teilerwerbsminderungsrente genehmigt wird.

Wie schwer ist es, die Erwerbsminderungsrente zu bekommen?

Für einige ist es ziemlich schwierig, die Frührente wegen Krankheit bewilligt zu bekommen. Im Jahr 2023 haben 345.775 Menschen eine Erwerbsminderungsrente bei der DRV beantragt. Davon wurden nur 172.888 Anträge bewilligt. Knapp die Hälfte der Anträge, und zwar 149.568, wurden abgelehnt. Woran liegt es, dass so viele AntragsstellerInnen scheitern?

Wartezeit nicht erfüllt

Zum einen erfüllen sie die Wartezeit häufig nicht. Mindestens fünf Jahre lang muss man in der DRV versichert sein, davon mindestens drei Jahre lang pflichtversichert. Eine Ausnahme bilden junge Menschen und BerufseinsteigerInnen. Alle anderen haben kaum eine Chance auf eine Erwerbsminderungsrente, sollten sie den Punkt der Wartezeit nicht erfüllen.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob das bei dir der Fall ist, dann wende dich direkt an die Deutsche Rentenversicherung und frage dort nach.

ÄrztInnen bescheinigen Erwerbsunfähigkeit nicht

Es kann aber auch sein, dass du dir einen normalen Berufsalltag nicht mehr vorstellen kannst, dein Arzt oder deine Ärztin das aber ganz anders sieht.

Die Deutsche Rentenversicherung wird dich zum Amtsarzt schicken und Gutachten von ihm und deiner Haus- oder Fachärztin anfordern. Es ist durchaus möglich, dass dir der Amtsarzt bescheinigt, dass du mindestens drei oder sechs Stunden am Tag irgendeiner Beschäftigung nachgehen kannst. In diesem Fall wärst du eine von jenen, deren Antrag auf eine (volle) Erwerbsminderungsrente abgelehnt wird.

Mangelnde Mitwirkung

Der dritte Grund, der sehr häufig zu einer Ablehnung des Antrags führt, ist die mangelnde Mitwirkung der AntragsstellerInnen. Sie sind in diesem Fall den Aufforderungen der DRV nicht nachgekommen. So kann es zum Beispiel sein, dass sie nicht zum Termin bei den GutachterInnen der Deutschen Rentenversicherung erschienen sind. Fast jeder zehnte Antrag auf Erwerbsminderungsrente wird aus Gründen wie diesen abgelehnt.

Wie bekomme ich meine Erwerbsminderungsrente durch? (Checkliste und Antrag)

Es ist kein leichtes Unterfangen, den Antrag durchzuboxen. Diese Tipps sollen dich bei deinem Vorhaben unterstützen.

Kontenklärung

Stelle bei der DRV einen Antrag auf Kontenklärung. Melde ihr anschließend Versicherungszeiten nach, die möglicherweise fehlen.

Krankheitsverlauf

Dokumentiere deine Krankengeschichte lückenlos. Am besten erstellst du dazu eine Tabelle. Lass dir von deinen ÄrztInnen Kopien von Bescheinigungen und Gutachten ausstellen.

Antragsstellung

Nun geht es ans Eingemachte. Du stellst bei der Deutschen Rentenversicherung einen Antrag auf die Erwerbsminderungsrente, denn nur auf Antrag kann überhaupt eine EM-Rente gewährt werden. Hier findest du die passenden Formulare. Du kannst auf der Homepage der Deutschen Rentenversicherung auch einen eAntrag stellen.

Wenn du Hilfe brauchst, dann wende dich am besten an die VersichertenberaterInnen der Rentenversicherung oder einen Sozialverband. Die Mitgliedschaft im VdK oder SoVD kostet nur wenige Euro im Monat. Auch Gewerkschaften unterstützen ihre Mitglieder bei der Antragsstellung.

Die DRV braucht außerdem

  • deine Rentenversicherungsnummer
  • deine Steueridentifikationsnummer
  • Kopie deines Personalausweises, Reisepasses oder deiner Geburtsurkunde
  • Nachweis über Kranken- und Pflegeversicherung
  • die Tabelle mit deinem Krankheitsverlauf (inklusive Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte)
  • Namen und Anschriften deiner behandelnden ÄrztInnen
  • alle Angaben zu ärztlichen Untersuchungen durch öffentliche Stellen wie Krankenkasse, Agentur für Arbeit oder Berufsgenossenschaft
  • Liste deiner bisherigen beruflichen Tätigkeiten
  • deine IBAN und Bankleitzahl

Bereite dich auf das Gutachten des Amtsarztes oder Amtsärztin vor

Die Deutsche Rentenversicherung wird nach Antragsstellung versuchen herauszufinden, ob du eine Simulantin bist, dein Leiden also nur vorgibst. Deswegen reichen ihr die Gutachten deiner (Fach-)ÄrztInnen nicht aus. Sie wird dich zur Untersuchung zu einem Amtsarzt oder eine Amtsärztin schicken.

Vor allem dann, wenn dich psychische Leiden dazu veranlasst haben, die Erwerbsminderungsrente zu beantragen, solltest du dich auf kniffelige Fragen vorbereiten. Wie “rentenbescheid24.de” berichtet, könnten dich dann Fangfragen wie “Ich fühle mich morgens nach einem guten Schlaf am besten, obwohl ich depressiv bin” erwarten. Du sollst dann “ja” oder “nein” ankreuzen. Wer dann mit “ja” antwortet, dem könnte vorgeworfen werden, dass er gar nicht depressiv ist. Denn depressive Personen schlafen in der Regel nicht gut.

Lege Widerspruch gegen abgelehnte Anträge ein

Häufig wird die Frührente nicht beim ersten Versuch genehmigt. Gegen den Ablehnungsbescheid der DRV solltest du sofort Widerspruch einlegen. Eine Begründung sowie weitere benötigte Dokumente kannst du nachreichen. Wichtiger ist es, die Frist für den Widerspruch einzuhalten.

Akteneinsicht fordern

Beantrage die Einsicht in die Unterlagen, die zur Ablehnung der DRV führten. Dazu gehören etwa medizinische Gutachten.

Klage einreichen

Klappt es weiterhin nicht, bleibt dir noch der Gang vors Sozialgericht. Das Gericht bestellt dann in der Regel einen neuen Gutachter oder eine neue Gutachterin. Sollte er oder sie dir recht geben, bewilligt die Deutsche Rentenversicherung dir die Erwerbsminderungsrente in der Regel, bevor das Gericht ein Urteil fällt – es kommt zu einem Vergleich.

Frührente wegen Krankheit: Wann sich ein Antrag lohnt

Wenn es dir schon lange körperlich oder seelisch sehr schlecht geht und keine Besserung in Sicht ist, dann solltest du einen Antrag auf Frührente stellen. Hoffentlich hast du auch eine gute (private) Berufsunfähigkeitsversicherung, die die finanziellen Einbußen etwas ausgleicht.

Doch vielleicht findest du ja eine Möglichkeit, zumindest teilweise in einem anderen Beruf zu arbeiten. So profitierst du vom sozialen Gefüge durch KollegInnen und findest eventuell zu neuer Stärke, weil du deinen Lebensunterhalt zumindest zu einem gewissen Teil selbst bestreitest.

Wenn du die Erwerbsminderungsrente teilweise oder voll beziehen möchtest, solltest du dich auf einen langen Weg bis zu Genehmigung einstellten. Auch werden diese Art von Renten nicht unbegrenzt bewilligt, sondern nur für einen gewissen Zeitraum. Du musst diesen Kampf also eventuell regelmäßig alle paar Jahre ausfechten. Denn ein Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente besteht nur, so lange körperliche oder psychische Leiden vorliegen. Falls dir die Rente also befristet bewilligt wird, solltest du es nicht versäumen, deinen Antrag auf Weiterzahlung etwa sechs Monate vor Ablauf der Frist bei der DRV abzugeben.

Unterschied: Erwerbsminderungsrente und Berufsunfähigkeitsrente

Erwerbsminderungsrente von der Deutschen Rentenversicherung gibt es, wenn du nur noch weniger als drei bzw. sechs Stunden in irgendeinem Beruf arbeiten kannst. Bist du beispielsweise Handwerkerin, ist dir zuzutrauen, in einem Callcenter zu arbeiten, auch wenn du dort weniger verdienst und du eigentlich eine andere Ausbildung hast.

Im Gegensatz dazu bezieht sich eine Berufsunfähigkeitsrente auf den zuletzt ausgeübten Beruf. Eine Berufsunfähigkeitsrente ist privat abzusichern. Lass dich dazu von VersicherungsberaterInnen professionell beraten. Mehr zur Berufsunfähigkeitsrente erfährst du hier.

Abzüge und Hinzuverdienst bei der Erwerbsminderungsrente

Wenn du eine volle oder teilweise Erwerbsminderungsrente erhältst, bekommst du den Betrag leider nicht voll ausgezahlt, denn von der Rente werden Beiträge für die Kranken- und die Pflegeversicherung abgezogen. Die DRV behält sie gleich ein. Vom Grundsatz her sind die Zahlungen auch noch steuerpflichtig. Allerdings sind die meisten Renten in der Praxis so niedrig, dass du damit mit hoher Wahrscheinlichkeit unterhalb der Freigrenze liegst.

Ab 1. Juli 2024 gibt es für bestehende EM-RentnerInnen einen Zuschuss. Das betrifft rund drei Millionen ErwerbsminderungsrentnerInnen. Anfangs kam es bei der Berechnung jedoch zu technischen und organisatorischen Umsetzungsproblemen, aber diese sollten ab 2025 gelöst sein.

Wenn du die volle oder teilweise Erwerbsminderungsrente beziehst, darfst du hinzuverdienen. Die Hinzuverdienstgrenze wird jedes Jahr angepasst, ändert sich also. Im Jahr 2025 darfst du bei einer vollen Erwerbsminderungsrente immerhin 19.661,25 Euro hinzuverdienen; bei einer teilweisen EM-Rente sogar doppelt so viel. Zur Berechnung, wieviel du hinzuverdienen darfst, frag am besten beim Versicherungsträger nach oder nutze einen der Erwerbsminderungsrenten-Rechner, die es online gibt.

herMoney Tipp

Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente für Frauen in den neuen Bundesländern bei 1.092 Euro und in den alten Bundesländern bei 1.056 Euro. Diese Zahlen der DRV zeigen einmal mehr auf, wie wichtig die private Vorsorge ist. Es ist daher überlegenswert, seine Arbeitskraft durch eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung abzusichern. Wie das geht und worauf du achten solltest, erfährst du in diesem Artikel.

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Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

Hinweis: Dieser Artikel wurde ursprünglich von Saskia Weck verfasst und zuletzt von Anke Dembowski im Dezember 2024 überarbeitet.

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Saskia Weck

Saskia Weck hat Germanistik und Geschichte studiert, bevor sie zum Finanzjournalismus fand. Sie ist seit vielen Jahren als Redakteurin tätig und hat von 2021 bis 2023 für herMoney geschrieben. Saskia ist begeisterte Investorin und stürzt sich liebend gern auf alle Themen rund um „Geld und Familie“, "Karriere", "Steuern" und "Altersvorsorge".

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