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Staats- & Unternehmensanleihen als ETFs: Sinnvolle Anlage oder Renditekiller?

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Simin Heuser

28. Januar 2025

Anleihen standen lange nicht gerade im Mittelpunkt des Interesses, doch dank des Zinsanstiegs seit 2022 ziehen sie wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich. Anleihen-ETFs, die viele verschiedene Anleihen in einem einzigen Fonds zusammenfassen, sind da keine Ausnahme. Hier erklären wir dir, wie diese Anleihen-ETFs funktionieren, was für Gewinne du von ihnen erwarten kannst und wer besonders von ihnen profitieren kann.

Inhalt

Anleihe-ETFs: Das Wichtigste in Kürze

Mit einer Anleihe oder einem Bond leihst du einem Staat oder Unternehmen Geld und bekommst dafür einen festen Zins. Bond-ETFs wiederum investieren in verschiedene Anleihen.

Anleihen bringen weniger Rendite als Aktien, haben aber auch weniger Risiko. Gute Bond-ETFs lieferten in den vergangenen 5 Jahren eine Rendite von 4-5 Prozent (vor Steuern).

Anleihe-ETFs und Einzelanleihen haben unterschiedliche Risikokategorien. Einzelanleihen bieten bei festgelegter Haltedauer mehr Sicherheit bezüglich der Rückzahlung, während Anleihe-ETFs Marktvolatilitäten ausgesetzt sind, die zu Wertverlusten führen können.

Was sind Anleihe-ETFs?

Anleihe-ETFs sind eine clevere Art, in ein breites Spektrum von Anleihen zu investieren, ohne sich auf einzelne Titel festlegen zu müssen. Diese Fonds spiegeln die Leistung eines sogenannten Rentenindex wider, der aus verschiedenen Anleihen besteht – und hier geht es nicht um die Altersrente, sondern um Anleihen im Sinne von festverzinslichen Wertpapieren bzw. Rentenpapieren. Anleihe-ETFs bündeln all diese Anleihen in einem einzigen Fonds, was es für dich einfach macht, mit einem einzigen Produkt in viele verschiedene Anleihen zu investieren.

Dabei umfassen sie eine Vielfalt von Begriffen, die alle das Gleiche meinen: festverzinsliche Wertpapiere, fixed income-Papiere, Rentenpapiere, Schuldverschreibungen, Obligationen oder debenture bonds. Durch die Investition in einen Anleihe-ETF erwirbst du also Anteile an einer ganzen Sammlung dieser Wertpapiere.

Was sind Bonds oder Anleihen genau?

In einem Anleihe-ETF findest du eine breite Palette an Anleihen, die meistens entweder von Staaten oder von Unternehmen ausgegeben werden. Diese Anleihen funktionieren grundlegend wie ein Kredit: Der Emittent, also der Herausgeber, nimmt Geld auf und verspricht, dieses nach einer vereinbarten Zeit mit einem zusätzlichen Zins zurückzuzahlen. Der ursprünglich geliehene Betrag wird dabei als Nennwert bezeichnet, und die Zinsen, die über die Zeit anfallen, nennt man Kupon.

Anleihen, oft auch “festverzinsliche Wertpapiere” oder „fixed income“ genannt, ermöglichen es dir, Geld an eine Vielzahl von Akteuren wie Staaten, Unternehmen oder Banken zu verleihen. Im Austausch erhältst du das Recht auf Rückzahlung deiner Investition sowie auf die Auszahlung der vereinbarten Zinsen. Diese Zinsen (im Börsenjargon: die Kupons) können einen festen Satz haben oder variabel sein, etwa anhand des Zentralbank-Zinssatzes, der Inflation, der wirtschaftlichen Leistung des Unternehmens oder anderer Kriterien. Ein besonderer Vorteil inflationsindexierter Anleihen ist der Schutz vor Kaufkraftverlust bei hoher Inflation.

Die Auszahlung der Zinsen kann jährlich, halbjährlich, quartalsweise erfolgen oder sogar in Form von Null-Kupon-Anleihen gestaltet sein, bei denen die Zinsen gesammelt am Ende der Laufzeit der Anleihe ausgezahlt werden.

Jede Anleihe hat ihre eigenen Konditionen, die u.a. folgende Kennzahlen genau festlegen:

  • Den Zinssatz oder Kupon, mit den jeweiligen Zahl-Terminen,
  • Die Laufzeit bis zur Fälligkeit,
  • Den Nennwert, also den Betrag, den der Emittent am Ende zurückzahlt (und natürlich die Währung).

Der Handelskurs von Anleihen wird in Prozent des Nennwerts angegeben. Ein Kurs über 100 Prozent, etwa 103 Prozent, bedeutet, dass du beim Kauf mehr als den Nennwert bezahlst. Handelt eine Anleihe unter ihrem Nennwert, spricht man von “unter pari”. Die Preisbildung von Anleihen ist stark von den Zinsbewegungen und den Erwartungen an die künftige Zinsentwicklung abhängig.

Welche Anleihen-Arten gibt es?

Aufgrund ihrer Vielfältigkeit sind Anleihen ein weites Feld. Um ein wenig Orientierung zu geben, beschreiben wir verschiedene Kategorien, nach denen man Anleihen unterscheiden kann.

Nach der Art der Emittenten (des Herausgebers der Anleihe)

  • Staatsanleihen (hier lässt sich weiter unterscheiden: Industrieländeranleihen, Emerging Markets-Anleihen, …)
  • Bankanleihen (ausgegeben von Banken)
  • Unternehmensanleihen (ausgegeben von Unternehmen, die sich auf diese Weise finanzieren)

Nach der Laufzeit der Anleihe

  • Kurzläufer
  • Langläufer

Nach der Bonität des Emittenten

  • AAA-Anleihen (sie werden von Emittenten mit der besten Bonität, der Note AAA, ausgegeben. Weil sie als brave Rückzahler angesehen werden, brauchen sie nur relativ niedrige Zinsen zu zahlen.)
  • High-Yield-Anleihe (sie müssen einen höheren Zins zahlen, weil die Bonität nicht ganz so gut ist)
  • Junk-Bonds (sie müssen extrem hohe Zinsen zahlen, weil die Bonität schlecht ist. Wackelkandidaten müssen eben mehr bezahlen, sonst mag ihnen niemand Geld leihen)

Einige Anleihen werden an der Börse gehandelt, so wie Aktien, aber bei Weitem nicht alle. Wenn eine Anleihe am Kapitalmarkt gehandelt wird, kannst du sie dort zum jeweiligen Börsenkurs jederzeit kaufen oder verkaufen.

Das Problem mit der Laufzeit bei Anleihe-ETFs

Grundlagen der Laufzeiten bei Anleihen:

Anleihen und somit auch Anleihe-ETFs sind durch die Laufzeit der in ihnen gebündelten Anleihen charakterisiert. Diese Laufzeit gibt an, wie lange das geliehene Kapital bis zur Rückzahlung gebunden ist. Anleihe-ETFs variieren in ihrer Zusammensetzung: Einige decken ein breites Spektrum von Laufzeiten ab, während sich andere auf spezifische Laufzeitsegmente konzentrieren (z.B. kurz-, mittel-, langfristig). Insbesondere ETFs, die sich auf einen bestimmten Laufzeitbereich fokussieren, müssen so verwaltet werden, als dass sie die Laufzeiten der enthaltenen Anleihen im Zielbereich halten.

Zinsentwicklung und Preisbewegung:

Die Kursentwicklung von Anleihe-ETFs ist aus diesem Grund eng mit der Zinsentwicklung verknüpft: Steigen die Zinsen, fallen die Kurse von Anleihen und damit auch die der Anleihe-ETFs, da AnlegerInnen nicht bereit sind, so viel Geld für bestehende Anleihen mit den weniger attraktiven Zinssätzen zu zahlen. Im umgekehrten Fall, bei sinkenden Zinsen, gewinnen existierende Anleihen mit ihren fixen Kupons an Attraktivität, wodurch ihre Kurse steigen. Dieses Auf und Ab an Attraktivität wird mit längerer Laufzeit einer Anleihe intensiver, da dann noch für längere Zeit der alte Zins festgelegt ist. Dies bedeutet, dass kurzlaufende Anleihen gegenüber Zinsschwankungen resistenter sind, jedoch (im Regelfall) geringere Zinsen bieten, während langlaufende Anleihen höhere Zinsen versprechen, aber bei Zinsanstiegen stärker im Kurs fallen.

Vergleich: Einzelanleihen vs. Anleihe-ETFs

Einzelanleihen und Anleihe-ETFs unterscheiden sich fundamental in ihrem Umgang mit Laufzeiten. Während Einzelanleihen eine feste Laufzeit bis zur Rückzahlung aufweisen, handeln Anleihe-ETFs wie beschrieben kontinuierlich mit Anleihen, wodurch sie im Normalfall kein festes Laufzeitende haben. AnlegerInnen, die in Einzelanleihen investieren, können in der Regel mit der Rückzahlung des Nennwerts zuzüglich Zinsen am Ende der Laufzeit rechnen. Im Gegensatz dazu reflektiert der Wert eines Anleihe-ETFs stets die aktuellen Marktpreise der enthaltenen Anleihen, ohne ein festgelegtes Ende. Wenn man unbedingt Nachteile von Anleihen-ETFs aufführen möchte, wäre dies einer.

Diese Unterschiede zwischen Einzel-Anleihen und ETFs führen dazu, dass Anleihe-ETFs und Einzelanleihen in leicht unterschiedliche Risikokategorien fallen. Einzelanleihen bieten bei einer festgelegten Haltedauer eine höhere Sicherheit bezüglich der Rückzahlung. Anleihe-ETFs hingegen unterliegen Marktvolatilitäten, da sie Zu- und Abflüsse „verdauen“ müssen und daher immer wieder in neue Anleihen investieren. Bei der Zusammenstellung deines Portfolios solltest du dies berücksichtigen.

Eine Besonderheit: Anleihe-ETFs mit festem Fälligkeitsdatum (Target Maturity-Funds)

Immer dann, wenn das Zinsniveau als attraktiv angesehen wird, legen Fondsgesellschaften besonders gerne Fälligkeits-Anleihe-ETFs oder Laufzeitfonds auf. Beispielsweise begann iShares im Sommer 2023 damit, seine “iBond-ETFs” aufzulegen. Diese Fonds investieren in Anleihen ähnlicher Laufzeiten und halten diese bis zur Fälligkeit. Als Anlegerin erhältst du dann den Wert der Anleihen zum Fälligkeitsdatum ausgezahlt, was diesen Fonds ein fixes Enddatum verleiht und sie in ihrer Struktur Einzelanleihen ähnlicher macht.

Der Vorteil dieser auch als „Target Maturity-Funds“ bezeichneten ETFs liegt in der besseren Vorhersehbarkeit der Renditen, da die Anleihen bis zum Ende ihrer Laufzeit im Fonds verbleiben. Würdest du deine Anteile an diesen Fonds vor Laufzeitende verkaufen (was jederzeit möglich ist) würde der Verkaufspreis auf den aktuellen Marktwerten der Anleihen basieren. Entsprechend kann sich der Preis vor Laufzeitende mit den Marktbedingungen ändern.

Rendite & Risiken von ETFs auf Unternehmens- und Staatsanleihen

Renditeerwartungen und Kosten bei Anleihe-ETFs

Die Verzinsung von Anleihen, und somit auch von Anleihe-ETFs, basiert grundsätzlich auf zwei Hauptfaktoren:

  • Der aktuellen Zinssituation
  • Dem Risiko, das mit den jeweiligen Anleihen verbunden ist.

Die Zinssituation ist dabei ein externer Faktor, den wir nicht beeinflussen können. Für AnlegerInnen in Anleihe-ETFs bedeutet dies, dass das Renditepotenzial stark von diesen übergeordneten Zinsbedingungen sowie von der Bonität der Anleihe-Emittenten abhängt. Daher kannst du mit der Wahl deines Anleihe-ETFs bestimmen, welches Rendite-Risiko-Profil du abdecken möchtest:

Anleihe-ETFs, die auf Staatsanleihen mit erstklassiger Bonität setzen, bieten derzeit (Januar 2025) oft Jahresrenditen zwischen 2,5 und 3,5 Prozent. ETFs, die sich auf Unternehmensanleihen konzentrieren und dabei auch in Papiere mit höherem Risiko investieren, können Jahresrenditen im Bereich zwischen drei bis sechs Prozent, oder sogar darüber hinaus erzielen. Solche Erträge sind jedoch nicht in Stein gemeißelt und schwanken mit den Marktgegebenheiten sowie dem allgemeinen Zinsniveau. Die Gesamtkostenquote (TER) für Anleihen-ETFs bewegt sich typischerweise in einem Rahmen von 0,10 bis 0,50 Prozent.

Risiken von Unternehmens- und Staatsanleihe-ETFs

Abgesehen von dem genannten Laufzeit-Risiko, das Anleihe-ETFs im Vergleich zu Einzelanleihen innewohnt, gibt es Anleihen-spezifische Risiken, die du kennen solltest: Das Risiko einer Anleihe hängt von den jeweiligen Anleihebedingungen (Fachbegriff „Covenants“) und natürlich von der Bonität des Schuldners ab. Wenn du dich ein wenig mit Finanzen beschäftigst, wirst du das wichtige Prinzip am Kapitalmarkt schon kennengelernt haben: Je riskanter eine Anlage ist, desto höher ist die Rendite, die du erwarten kannst. Schließlich willst du für ein höheres Risiko entsprechend entlohnt werden. Das ist auch bei Anleihen so.

  • Eine lange Laufzeit ist riskanter als eine kurze Laufzeit, denn du musst länger darauf warten, deinen Investitionsbetrag wiederzubekommen. Daher weisen langlaufende Anleihen einen höheren Zinssatz auf als kurzlaufende. Daher haben Anleihen-ETFs, die in Papiere mit kurzer Laufzeit investieren, auf lange Sicht eine leicht geringere Performance als die mit längerer.
  • Ein Schuldner mit guter Bonität muss weniger Zinsen zahlen als einer mit schlechter Bonität. Du wirst von einer mexikanischen oder argentinischen Staatsanleihe einen höheren Zinssatz erwarten als von einer deutschen. Daher sind ETFs, die auf hochriskante Anleihen (sogenannte „High Yields“) setzen riskanter als andere.

Sind Anleihe-ETFs sinnvoll?

Die erste Frage, die du dir hier stellen solltest, ist: Welches Ziel verfolgst du mit deiner Anlage?

  1. Möchtest du Anleihen als Sicherheitsbaustein in dein Portfolio aufnehmen?

In diesem Fall ist es in der aktuellen Zinssituation fast ratsamer, dein Geld auf ein gut verzinstes Tagesgeldkonto zu legen. Wenn du nach interessanten Angeboten Ausschau hältst, erhältst du hier eine ähnliche Verzinsung und hast kein Verlustrisiko. Alternativ kannst du dich an Einzelanleihen wagen; allerdings ist hier meistens eine höhere Mindesteinlagesumme notwendig.

  1. Möchtest du mit Anleihe-ETFs Akzente in deinem Depot setzen?

Dann kannst du zum Beispiel auf risikoreichere Unternehmensanleihen-ETFs setzen; oder auf Emerging-Market-Anleihen-ETFs. Behalte dabei aber im Hinterkopf, dass du einen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren mitbringen solltest, um mögliche Schwankungen aussitzen zu können.

Tabelle: Fondskategorien – Durchschnittliche Wertentwicklung und Schwankungsintensität

Durchschn. Rendite pro Jahr, Laufzeit 10 Jahre Durchschn. Volatilität
Euro-Rentenfonds mit mittleren Laufzeiten 0,1 % 4,8
Rentenfonds Emerging Markets 0,3  % 8,1
Aktienfonds Europa 5,9 % 15,0
Aktienfonds global 7,5 % 13,0
offener Immobilienfonds 2,3 % 0,9

Quelle: BVI, 31.12.2024, Angaben sind Durchschnittswerte der jeweiligen Fondsgruppe in Prozent. (der 10-Jahreszeitraum beinhaltet noch einige Jahre von sehr niedrigen, teilweise sogar negativen, Zinsen. Daher ist die Performance der Rentenfonds in den letzten 10 Jahren sehr niedrig).

Jetzt in Anleihe-ETFs umschichten?

Zunächst einmal eine Faustregel, die erklärt, wann Unternehmens- und Staatsanleihe-ETFs rentabel sind:

  • Wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihe-Kurse
  • Wenn die Zinsen fallen, steigen die Anleihe-Kurse

Warum das so ist? Sagen wir, jemand hätte eine Anleihe, die noch 10 Jahre läuft und einen Kupon von 1,0 Prozent hat. Wenn die Zinsen dann auf 2,0 Prozent steigen, möchtest du für die Anleihe, die in den kommenden 10 Jahren nur 1,0 Prozent Zinsen zahlt, nicht so viel bezahlen. Daher fällt sie im Preis. Umgekehrt ist es genauso.

An diesem Beispiel lässt sich noch ein wichtiger Zusammenhang erklären: Je länger die (Rest-)Laufzeit einer Anleihe ist, desto stärker reagiert sie auf eine Zinsänderung. Der Grund: Der vereinbarte Zinssatz wird für die gesamte (Rest-)Laufzeit der Anleihe bezahlt. Bei fallenden Zinsen ist der Vorteil einer hochverzinslichen Anleihe bei langer Laufzeit größer als bei einer mit kurzer Laufzeit (sogenannte „kurzfristige Anleihen“). Das wirkt sich sofort auf den Kurs aus.

Sind ETFs auf Staats- und Unternehmensanleihen jetzt sinnvoll?

Einige AnlegerInnen versuchen, ihre Aktienfondsanteile zu Zeiten „ungewisser“ Börsen in Rentenfonds umzuschichten. Dabei ist zu sagen, dass Aktienmärkte eigentlich immer mit Ungewissheit behaftet sind. Da wir uns aktuell in einer Hochzinsphase (nun ja, das ist natürlich relativ zu sehen) befinden, und möglicherweise Zinssenkungen bevorstehen, kann es durchaus sinnvoll sein, jetzt Anleihen für dein Portfolio in Erwägung zu ziehen. Aber nur dann, wenn du es ohnehin schon in Erwägung gezogen hast. In diesem Fall bietet die aktuelle Zinslage eine gute Einstiegsmöglichkeit (insbesondere, wenn die Zinsen künftig dann tatsächlich fallen). Für all jene, die einen langen Anlagehorizont mitbringen, bleiben Aktien die Wertpapiere der Wahl, denn die langfristige erwartete Wertentwicklung ist einfach um so vieles höher.

Da auch die Profis keine Glaskugel zur Hand haben, die ihnen die Zinsentwicklung sicher vorhersagt, ist der Rat gut, einfach breit über verschiedene Anlageklassen zu streuen. Er stammt von Patrick Rivière, Executive Chairman of La Française Group: „Auch wenn der systemische Aspekt von den Zentralbanken anerkannt wird, ist das Klimarisiko nicht das einzige Risiko, das in einer Investmentstrategie berücksichtigt werden muss. Die herkömmlichen wirtschaftlichen und finanziellen Risiken bleiben bestehen. Die Notwendigkeit, zwischen verschiedenen Anlageformen zu diversifizieren, ist dringender geworden, gerade in einem von Deglobalisierung geprägten geopolitischen Umfeld.“

Das heißt am Ende, dass auch Anleihen in ein breit gestreutes Depot gehören, aber eben nur als Beimischung. Denn über lange Sicht wirst du mit Aktien höchstwahrscheinlich deutlich mehr verdienen. Aber Anleihen oder Anleihe-Fonds stabilisieren ein Depot oft, wenn Aktienfonds mal nicht gut laufen. Allerdings bestätigt auch hier die Ausnahme die Regel: 2022 war ein solches Ausnahmejahr. Damals verloren sowohl Aktien als auch Rentenwerte massiv an Wert. Musterdepots, die auch Anleihe-ETFs enthalten, finden sich bei den meisten Online-Brokern.

So findest du einen guten Anleihe-ETF

Gute Unternehmen und Staaten für Anleihen auswählen

Wenn du deiner Freundin Geld leihst (nicht für einen Kaffee, sondern einen größeren Betrag), dann hast du vermutlich ein Gefühl dafür, wie ihre Finanzlage aussieht und wie zuverlässig sie als Person ist. Finanzprofis sprechen hier von „Bonität“. Bei einem Unternehmen oder einem Staat, der Anleihen ausgibt, fehlt dir dieses Feeling vielleicht. Dafür gibt es Ratingagenturen.

Sie nehmen die verschiedenen Anleiheschuldner unter die Lupe und beobachten, wie ihre Zahlungsmoral in der Vergangenheit war, wie stabil ihre Finanz-Situation ist und wie wahrscheinlich es ist, dass sie ihre Schulden bedienen können. Damit tragen Ratingagenturen eine hohe Verantwortung, denn im Prinzip legen sie mit ihrem Rating fest, wie viel Zinsen ein Schuldner berappen muss. Ähnlich wie die Schufa-Auskunft einen Einfluss darauf hat, wie viel du für einen Kredit zahlen musst und ob die Bank dir überhaupt einen gewährt.

Die bekanntesten Ratingagenturen sind:

  • Moody’s
  • Standard & Poor’s
  • Fitch
  • DBRS Morningstar (wurde 2019 von Morningstar übernommen)
  • Scope (das ist die einzige europäische Agentur)

Das Rating einer Anleihe oder eines Emittenten wird mit einer Drei-Buchstaben-Kombination und einem Plus oder Minus ausgedrückt. Die Bestnote ist ein AAA, das berühmte „Tripple A“. Ein ETF, der auf Staatsanleihen mit AAA-Rating setzt, ist zwar einigermaßen sicher, aber die Wertentwicklung wird gering sein.

Ein noch ganz ordentliches Rating ist „investment grade“, das bis zur Stufe BBB geht. Danach beginnt der „High Yield“-Bereich. Da BBB die tiefste Klasse für „investment grade“ ist, besteht hier die Gefahr, bei einer Herabstufung aus der „investment grade“-Bewertung zu fallen. Immer wenn das passiert, kommt es zu einem deutlichen Kursrückgang der Anleihe. Darunter beginnen hochriskante Geschichten, die teilweise sogar als „Junk“ (Müll) bezeichnet werden.

Allerdings hat nicht jeder Emittent und nicht jede Anleihe ein Rating. Das sind dann „non rated“-Anleihen. Hier muss man sich selbst auf die Suche nach Informationen über den Emittenten machen, was schwierig ist. Fondsgesellschaften haben diese Informationen natürlich.

Quelle: BBVA, 2024

Einzelne Anleihe-ETFs unter die Lupe nehmen

Aus dem Namen des ETF geht schon viel hervor. Dir begegnet ein Emerging Market-Bond-ETF? Dabei handelt es sich um einen ETF, der in Anleihen investiert, deren Emittenten Schwellenländer sind. Vielleicht ist auch festgelegt, ob er in Anleihen der jeweiligen Lokalwährung, in US-Dollar oder Euro investiert. Dass Schwellenländer-Währungen stärker schwanken können als die in Dollar oder Euro, versteht sich. Hier bestimmt zu einem großen Teil auch die Anlagewährung das Risiko des ETF.

Vielleicht begegnet dir bei deinen Recherchen ein European Corporate-Bond-ETF? Der investiert in europäische Unternehmensanleihen. Ein „aggregate Bond“-Fonds investiert breit in verschiedene Regionen und unterschiedliche Emittenten und Laufzeiten. Ein „Euro Corporate BBB 1-5“-Fonds investiert in Anleihen, die auf Euro lauten, deren Emittenten Unternehmen mit mindestens BBB-Rating sind und die eine (Rest-)Laufzeit zwischen einem und fünf Jahren haben. So kannst du am Namen des ETFs bereits sehen, wie er investiert.

Du fragst dich, was denn nur der beste Anleihen-ETF ist? Das kommt darauf an, welches Anleihen-Segment du abdecken willst, denn Anleihe-ETFs unterscheiden sich unter anderem nach folgenden Merkmalen:

  • Anlageregion (Europa, Asien, Amerika, China, …)
  • Emerging Markets oder Industrieländer
  • Staatsanleihen („Treasuries“ oder „Government-Bonds“) oder Unternehmensanleihen („Corporate-Bonds“)
  • Währung
  • Kopplung an die Inflation („inflation-linked“)
  • (Rest-)Laufzeit (z. B. „1-3 Years“ oder „1-5 Years“)
  • Nachhaltigkeit (z. B. Green-Bond-ETF)

Tipp: Inflationsgeschützte Anleihen

Was aktuell der beste Anleihe-ETF ist, ist schwer zu sagen. Es gibt BeraterInnen, die dazu raten, auf ETFs mit inflationsgeschützten Anleihen zu setzen, die die Auswirkungen der Inflation abdämpfen. Solche inflationsindexierten Anleihe-ETFs waren insbesondere 2022 und 2023 populär, als die Inflation außergewöhnlich hoch war (laut Statistischem Bundesamt erhöhten sich 2022 die Verbraucherpreise um durchschnittlich 7,9 Prozent. Daher gehörten inflationsgeschützte Anleihen-ETFs zu den heißen Anleihen-ETF-Empfehlungen in 2022). Aber natürlich gibt es sie immer noch. Ob sie jetzt noch interessant sind, ist schwer zu sagen. Da die Verzinsung solcher Anleihen abhängig von der Inflation ist, ist sie bei niedriger Inflation relativ niedrig.

Wenn du keine Zeit oder Lust hast, dich mit den Rentenmärkten zu befassen, hast du mit einem „Aggregate-Bond-Fonds“ eine breit gefächerte Mischung an Anleihen. Noch breiter bist du mit einem gemischten Fonds aufgestellt, denn dann mischt das Portfolio-Management  auch noch Aktien dazu.

Tabelle: Welcher Anleihe-ETF ist der beste?

Im Vorhinein lässt sich nie sicher sagen, was der beste Fonds der Zukunft sein wird. Hier stellen wir dir aber Beispiele für verschiedene, uns vernünftig erscheinende, ETFs vor.

Fondsart Name ISIN-Nummer Kosten p.a. Performance 1 Jahr Performance 3 Jahre (insgesamt)
Anleihe-ETF, Staatsanleihen (Euro) Vanguard EUR Eurozone Government Bond UCITS ETF IE00BZ163H91 0,07 % -0,73 % -15,51 %
Anleihe-ETF, Corporate Bonds, insb. European Corporate Bond ETFs Vanguard EUR Corporate Bond UCITS ETF IE00BZ163G84 0,09  % 1,15 % -9,13 %
Anleihe-ETF, Emerging Markets (Staatsanleihen) L&G ESG Emerging Markets Government Bond (USD) 0-5 Year UCITS ETF EUR Hedged Acc IE000MINO564 0,28 % 7,62 % 13,31 %
Breit steuende Anleihe-ETFs, über verschiene Emittenten, Regionen und Laufzeiten SPDR Bloomberg Global Aggregate Bond UCITS ETF EUR Hedged IE00BF1QPL78 0,01 % -0,37 % -12,13 %
ETFs für kurzfristige Anleihen (in Euro) Xtrackers Eurozone Government Bond 1-3 UCITS ETF LU0290356871 0,15 % 2,88 % 1,54 %


Quelle: www.onvista.de / Abruf am 27.1.2025

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IconherMoney Tipp

Anleihen können ein Teil deines Portfolios sein, aber denk daran, dich auch über verschiedene andere Anlageklassen hinweg zu engagieren. Gerade in den letzten 10 Jahren waren die Renditen, die du mit Anleihe-ETFs verdienen konntest… sagen wir mal… überschaubar. In diesem Artikel findest du sechs Portfolio-Strategien für jeden Geschmack.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

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Dieser Artikel wurde von Anke Dembowski verfasst und 2025 durch Anke Dembowski aktualisiert.

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Simin Heuser

Simin Heuser hat Volkswirtschaftslehre studiert und war bereits für verschiedene Fondsgesellschaften und Fintechs tätig. Sie schreibt unter anderem als freie Autorin über Finanz- und Versicherungsthemen.

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