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Swap-ETFs einfach erklärt – wie sie funktionieren und wie riskant sie sind

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Profilbild von Brigitte Wallstabe-Watermann

ETF ist nicht gleich ETF. Denn wie sie im Detail konstruiert sind, kann sehr unterschiedlich sein.

Wir erklären, was SWAP-ETFs sind, was physische Replikation bedeutet und wo Anleger*innen ein größeres Risiko eingehen.

Inhalt:

Das Wichtigste in Kürze:

Definition eines Swap-basierten ETFs: “Swap” bedeutet “Tausch”. Synthetische ETFs entstehen durch ein Tauschgeschäft und müssen keinen der Titel des Index kaufen, den sie eigentlich abbilden sollten.

Beispiel: Wenn Sie einen SWAP-ETF auf japanische Aktien haben, kann es also sein, dass er keine einzige japanische Aktie enthält.

Risiko synthetischer ETFs: Die Risiken sind ähnlich hoch oder niedrig wie bei physischen ETFs, die den Index genau nachbilden.

Swap und physische ETFs erkennen: Welcher Methode ein ETF folgt, entnehmen Sie dem Verkaufsprospekt.

Die Vorteile von ETFs, kurz börsengehandelte Indexfonds, haben sich inzwischen bei vielen Anlegerinnen herumgesprochen. Doch für Unsicherheit sorgt bei Anlegerinnen manchmal die Frage, wie ETFs eigentlich im Detail konstruiert sind.

Sie haben vielleicht schon einmal die Begriffe „Swap-ETF“ oder „synthetische Replikation“ gehört, aber kennen die Bedeutung nicht? Und Sie fragen sich, ob eigentlich alle ETFs die Wertpapiere, die sie enthalten, auch tatsächlich kaufen – oder vielleicht doch nicht? Und schließlich treibt Sie die Frage um, wie riskant das alles eigentlich ist? herMoney erläutert Ihnen die Unterschiede, die Sie kennen sollten, um das für Sie passende Produkt auszuwählen.

Tatsächlich sind nicht alle ETFs gleich aufgebaut. Aber wie werden ein Wertpapierindex und ein Fonds tatsächlich zu einem börsengehandelten Indexfonds? Eigentlich ganz simpel, könnte man annehmen, indem der Fonds einfach alle Bestandteile eines Börsenindex eins zu eins für das Sondervermögen des Fonds kauft.

Im Fall des Deutschen Aktienindex Dax würde das bedeuten, dass ein ETF also einfach Aktien aller 30 Dax-Werte gemäß ihrer Gewichtung im Index für das Sondervermögen erwirbt. Aber so einfach läuft es leider nicht immer. Tatsächlich gibt es drei Methoden, nach denen ETFs typischerweise konstruiert werden.

1. Physische Replikation: Der Index wird genau nachgebildet

Das ist die Methode, die schon John Bogle, der als „Erfinder“ von Indexfonds für Privatanleger gilt, 1976 bei der Konstruktion des legendären „Vanguard 500 Index Fund“ angewandt hat. Sie wird auch „physische Nachbildung“ genannt.

Und sie funktioniert so, wie man es sich vorstellt: Die Papiere, die in einem Index enthalten sind, werden nach ihrem Anteil am entsprechenden Index für den ETF gekauft. Über die Zeit können sich die Gewichte einzelner Wertpapiere in einem Index allerdings ändern, denn sie werden ja üblicherweise nach dem Börsenwert (also der Marktkapitalisierung) gewichtet. Werden also für einen ETF alle Aktien entsprechend ihrer Gewichtung im Index erworben, entwickelt sich der ETF wie der Index (abzüglich von Gebühren, aber diesen Aspekt lassen wir hier außen vor, da sie ohnehin kaum ins Gewicht fallen).

Die physische ETF-Replikation eines Index ist problemlos hinzubekommen bei Indizes auf Wertpapiere, die stark gehandelt werden und bei denen die Transaktionskosten gering sind. Das trifft für Indizes wie den Dax, den MDax, den Euro Stoxx 50 oder den S&P 500 uneingeschränkt zu. Deshalb bieten die meisten ETF-Anbieter auf diese Indizes überwiegend voll replizierende ETFs an.

2. Sampling-Methode: Nur die wichtigen Titel eines Index werden gekauft

Es gibt noch eine Spielart, einen ETF physisch zu konstruieren – die Sampling-Methode oder optimierte Replikation.

Sie wird gern genutzt bei:

  • Anleihen-ETFs
  • Aktienindizes auf Nebenwerte (Small Caps)
  • Indizes, die eine große Zahl an Wertpapieren aus verschiedenen Ländern und Zeitzonen enthalten, wie zum Beispiel dem MSCI World, der rund 1600 Aktien umfasst

Bei ihnen wäre zwar die volle physische Replikation theoretisch möglich, praktisch aber manchmal teuer. Daher werden nicht alle Aktien eines Index direkt gekauft, sondern nur eine Teilmenge davon. Ein Computerprogramm „optimiert“ die Auswahl, indem es den Aktienkorb bestimmt, der dem Kursverlauf des Index nahezu entspricht. Und nur dieser Korb wird physisch nachgebildet, sprich für das ETF-Vermögen gekauft. In der Regel sind deshalb die Aktien mit dem größten Indexgewicht enthalten, während ganz Aktien mit geringem Indexgewicht unberücksichtigt bleiben.

Fondsratings3. Swap: Was ist ein synthetischer ETF?

„Synthetische Replikation“ oder „SWAP-ETF“ klingt erst einmal kompliziert, ist es aber eigentlich nicht: Ein synthetisch replizierender Aktien-ETF muss keine einzige Aktie aus dem Index enthalten, den er nachbildet. Was draufsteht, muss also gar nicht drin sein.

Vielleicht haben Sie das Beispiel schon einmal gehört, das lange durch die Medien geisterte und als großes Risiko für ETFs dargestellt wurde: Ein DAX-ETF hatte vor allem japanische Aktien im Depot. Das funktioniert, ein großes Risiko ist es aber nicht. Bei Swap-ETFs wird das Geld der Anleger in einen Aktienkorb investiert, der einen ganz anderen, liquideren oder preiswerter zu handelnden Inhalt aufweist. Aber wie kann nun ein Korb aus japanischen Aktien dieselbe Wertentwicklung aufweisen wie der Dax? Die Antwort: dank des “Swaps”.

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Erklärung: Was ist ein Swap an der Börse?
Der Anbieter des ETFs vereinbart mit einem anderen Finanzinstitut ein Tauschgeschäft. In der Fachsprache heißt solch ein Tauschgeschäft „Swap“ (“Swap” heißt auf Deutsch “Tausch”). Der Swap wird Teil des ETF-Vermögens, sein Anteil darf laut regulatorischen Vorschriften allerdings 10 Prozent des ETF-Vermögens nicht übersteigen.

Ein SWAP-ETF auf den DAX kann also ausschließlich ausländische Titel kaufen. Außerdem enthält er einen SWAP, der die Performance des DAX herstellt.

Der Tauschpartner – meistens ist das eine Investmentbank – garantiert dabei, dass der Indexfonds die gleiche Wertentwicklung erreicht wie der Index, auf den er läuft. Bewerkstelligt wird das, indem der Wert des Swap-Kontrakts regelmäßig so angepasst wird, dass das Vermögen des Indexfonds die Entwicklung „seines“ Index genau widerspiegelt.

Häufig kommen synthetische ETFs bei weniger liquiden, eher exotischen Aktienmärkten vor, deren physische Nachbildung schwer möglich ist. Aber längst nicht nur dort.  Auch bei Anleihe-ETFs wird diese Nachbildungsvariante oft gewählt.

Warum das die Anbieter machen? Vor allem aufgrund der Kosten. Die Indexabbildung via Swap ist oftmals günstiger als der direkte Erwerb. Vor allem, wenn die Papiere wenig liquide sind, also nicht in großen Volumen handelbar sind, was bei Anleihen häufiger vorkommt als bei Aktien.

Swap-ETF oder physisch replizierender ETF: Was ist besser? Wie hoch sind die Risiken?

Was ist jetzt die beste Methode, werden Sie sich vielleicht fragen? Das kann man nicht so einfach beantworten. Alle haben ihre Berechtigung, je nachdem, welche Märkte ein ETF abbilden soll. Vom Risiko her gelten sie laut unabhängiger Experten von Finanztest als vergleichbar und ähnlich hoch. Worin die Risiken im Einzelnen bestehen, unterscheidet sich aber.

Sind Swap-ETF sicher?
Swap-ETFs werden ebenso streng kontrolliert wie physisch replizierende ETFs, die sich aus den Originalaktien zusammensetzen. Bei einem Swap-ETF besteht das Risiko, dass der Swap-Partner zahlungsunfähig wird. Das könnte dazu führen, dass ein Teil des ETF-Vermögens verloren geht.


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Wie geschildert, ist allerdings vorgeschrieben, dass der Wert sämtlicher Index-Swaps den Wert von 10 Prozent des ETF-Vermögens nicht überschreiten darf. Hinzu kommt, dass die ETF-Anbieter zum Teil zusätzliche Sicherheiten von ihrem Swap-Partner verlangen und der Gesetzgeber hohe Anforderungen an den Aktienkorb der ETF-Anbieter stellt. Als Sondervermögen weisen sie den gleichen hohen Sicherheitsstandard auf wie die von physisch replizierenden ETFs.

Aber auch bei physisch nachbildenden ETFs kann es Risiken geben. Ein Teil der Anbieter verleiht nämlich die Aktien aus dem Sondervermögen des Fonds zeitweise und streicht dafür Erträge ein. Die Profis nennen das „Wertpapierleihe“. Damit senken die ETF-Häuser die Kosten, die Einnahmen kommen zu einem Teil den Anlegern zugute. Das Risiko besteht nun darin, dass der Entleiher der Wertpapiere insolvent wird und die Wertpapiere nicht an den Indexfonds zurückgeben kann.

Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, verlangen ETF-Anbieter vom Entleiher üblicherweise umfangreiche Sicherheiten, meistens in Form von Staatsanleihen. Wertpapierleihe ist übrigens nichts ETF-typisches, sondern wird auch bei aktiv gemanagten Fonds eingesetzt.

herMoney-Tipp

Physisch replizierende ETFs oder Swap-ETFs – was darf es sein? Das ist Geschmackssache. Am Ende ist für Anlegerinnen die Frage, ob ein ETF wirklich zu ihrer Anlagestrategie passt, weitaus wichtiger als die Frage nach der jeweiligen Konstruktionsmethode. Aber je mehr Details man weiß, desto wohlinformierter kann man seine Auswahl treffen.

Zum Weiterlesen: Wenn Sie mehrere ETFs kaufen möchten, fragen Sie sich vielleicht, wie Sie Ihr Depot strukturieren können. Eine Möglichkeit ist das Weltportfolio. Bei der Auswahl der richtigen ETFs helfen sogenannte Ratings. Wir erklären, wie Fondsrating funktionieren und wie Sie einen ETF selbst auswählen können. Anfänger*innen können auch einen Blick in den Bestseller “Anlegen mit ETFs” der Stiftung Warentest werfen, an dem die Autorin dieses Artikels mitgeschrieben hat*.

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Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchen Sie ein Depot. Das können Sie bei Ihrer Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kaufen Sie nicht irgendwelche Fonds. Machen Sie sich erst Gedanken, wie Ihr Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfahren Sie hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lesen Sie es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit Ihr Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb sollten Sie einmal pro Jahr prüfen, ob Ihr Depot noch Ihrem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu lesen Sie hier.

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Brigitte Wallstabe-Watermann

Brigitte Wallstabe-Watermann schreibt als freie Autorin für renommierte Finanz-Medien. Die Diplom-Volkswirtin und Diplom-Journalistin hat die Deutsche Journalistenschule besucht und gemeinsam mit ihren Kollegen von finanzjournalisten.de den Bestseller „Anlagen mit ETF“ für die Stiftung Warentest geschrieben.