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Ausschüttende vs. thesaurierende ETFs: Was ist besser?

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Anke Dembowski

Autorin

19. August 2021

Ist es wichtig, ob ein aktiver Fonds – auch ein ETF – thesauriert oder nicht? Und was ist das überhaupt, „thesaurieren“?

Inhalt

Wie funktionieren thesaurierende und ausschüttende ETFs?

Thesaurierender oder ausschüttender ETF – was ist besser?

Wie funktioniert die Besteuerung thesaurierender und ausschüttender ETFs?

Wie finde ich die besten thesaurierenden und ausschüttenden ETFs?

herMoney-Tipp

Thesaurierende vs. ausschüttende ETFs: Das Wichtigste in Kürze

Bei thesaurierenden ETFs werden die Erträge automatisch wieder angelegt, bei ausschüttenden ETFs fließen sie auf dein Verrechnungskonto.

Thesaurierende ETFs eignen sich für den Vermögensaufbau, ausschüttende sind dagegen gut, wenn du das Geld gleich ausgeben möchtest.

Bei ausschüttenden ETFs ist die Steuer sofort fällig, bei thesaurierende ETF zum Großteil erst beim Verkauf deiner Anteile.

Die meisten ETFs gibt es in beiden Varianten. Ob thesaurierend oder nicht, ist also kein wichtiges Auswahlkriterium beim ETF-Kauf.

Manche Fonds gibt es in unterschiedlichen Variationen: Zum Beispiel in verschiedenen Währungstranchen oder auch als ausschüttende oder thesaurierende Variante. Das gilt sowohl für aktive Fonds als auch für ETFs. Wie das sein kann?

Ganz einfach: Der Fonds ist ein großer Topf mit Wertpapieren. Buchhalterisch, also rein rechnerisch, wird dieser Topf dann in unterschiedliche Tranchen aufgeteilt, die sich hinsichtlich ihrer Merkmale unterscheiden: Eine Tranche wird beispielsweise in US-Dollar umgerechnet und der Preis wird börsentäglich Tag in US-Dollar veröffentlicht. Eine andere Tranche wird in Euro oder in Schweizer Franken gerechnet. Je nachdem, in welcher Währung du denkst, kaufst du die eine oder die andere Währungstranche. Jede Tranche hat eine eigene Wertpapierkenn- oder ISIN-Nummer.

„Ausschüttend“ vs. „thesaurierend“: Bedeutung und Unterschiede

Genauso geht es mit der Verwendung der Erträge: Hier wird unterschieden in ausschüttende und thesaurierende Fonds. Ein ausschüttender Fonds sammelt die erwirtschafteten Erträge (Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen) zunächst an und gibt sie an die Kunden weiter.

Wie oft schütten thesaurierende ETFs aus?

Die Ausschüttungszeitpunkte legen die Fondsgesellschaft im Vorhinein fest. Viele deutsche Fonds schütten einmal jährlich aus, während Fondsgesellschaften mit US-amerikanischen Wurzeln zum Teil halbjährlich oder quartalsweise zahlen.

Möglich ist auch, dass ein Fonds nur einen Teil seiner Erträge ausschüttet und den anderen Teil thesauriert. Das erklärt Begriffe wie „voll- oder teilthesaurierend“.

Ist mein ETF thesaurierend oder ausschüttend?

Und wie stellst du fest, ob dein Fonds ausschüttet oder thesauriert? Manchmal ergibt sich das schon aus dem Namen. Wenn beispielsweise die Abkürzung „Acc.“ enthalten ist, heißt das „accumulating“, also thesaurierend. Findest du dagegen die Abkürzung „Div.“ vor, handelt es sich um einen ausschüttenden Fonds („dividend“ ist Englisch und heißt „ausschüttend“).

Ansonsten kannst du im KIID nachsehen, also im Übersichtsblatt deines Fonds. Unter der Überschrift „Ziele und Anlagepolitik“ ist beschreiben, wie die Erträge verwendet werden. Wenn du online in einem Finanzportal wie www.onvista.de oder www.finanzen.net nachschaust, heißt das Zauberwort „Ertragsverwendung“. Dort steht entweder „ausschüttend“ oder „thesaurierend“.

Wie entwickelt sich der Preis am Tag nach der Ausschüttung?

Am Tag der Ausschüttung fällt der Anteilspreis genau um den ausgeschütteten Betrag – das funktioniert ähnlich wie der Ex-Dividende-Tag bei Aktien. Wenn ein Anteil zum Beispiel 20 Euro kostet und der Fonds einen Euro ausschüttet, ist der Anteilspreis am nächsten Tag nur noch 19 Euro wert. Wenn du ein Depot bei einem Online-Broker unterhältst, hast du vermutlich zusätzlich ein Verrechnungskonto. Der Ausschüttungsbetrag wird dir auf dein persönliches Verrechnungskonto überwiesen. Du kannst das Geld entweder ausgeben oder neu anlegen.

Bei thesaurierenden Fonds (manche sagen auch „akkumulierende“ Fonds) bleiben die Erträge im Fondsvermögen und werden nicht ausgeschüttet. Dadurch steigt der Anteilspreis schneller an, denn er wird nicht regelmäßig um den ausgeschütteten Betrag reduziert.

Wann reinvestieren thesaurierende ETFs?

Der Fondsmanager wird das Geld bei aktiven Fonds dann investieren, wenn er es für richtig hält. Bei einem thesaurierenden ETF wird die Dividendenzahlung, die ins Fondsvermögen fließt, möglichst rasch wieder angelegt.

Thesaurierender oder ausschüttender ETF – was ist besser?

Ob für dich ein thesaurierender oder ein ausschüttender Fonds besser ist, hängt davon ab, was dein Anlageziel ist. Ist dein Ziel ein möglichst rascher Vermögensaufbau, solltest du dich für einen thesaurierenden Fonds entscheiden. Weil hier die Erträge wiederangelegt werden, profitierst du vom Zinseszins-Effekt. Möchtest du hingegen die laufenden Erträge des Fonds ausgeben und nur das Kapital weiter für dich arbeiten lassen, ist vielleicht ein ausschüttender Fonds das Richtige für dich.

Allzu eng brauchst du das aber nicht zu sehen. Denn im Grunde genommen spielt es für uns als Privatanlegerinnen keine sehr große Rolle, ob wir einen ausschüttenden oder thesaurierenden Fonds kaufen. Denn wenn du beispielsweise einen thesaurierenden Fonds hast, aber trotzdem eine regelmäßige Zahlung aus deinem Guthaben beziehen möchtest, schließt du einfach einen Auszahlplan ab. Dann kannst du dir sogar monatlich einen bestimmten Betrag auszahlen lassen und musst nicht auf den jährlichen Ausschüttungstermin warten.

Und andersherum: Wenn du einen ausschüttenden Fonds hast und schnell Vermögen aufbauen möchtest, teilst du deiner depotführenden Stelle einfach mit, dass die Ausschüttungen automatisch wiederangelegt werden sollen. Meistens genügt hier ein Kreuzchen im Feld „automatische Wiederanlage“. Dann werden am Tag der Ausschüttung für den Ausschüttungsbetrag neue Fondsanteile gekauft – im Regelfall sogar ohne Ausgabeaufschlag. Danach solltest du fragen!

Für institutionelle Investoren ist es hingegen zum Teil wichtig, die ausschüttende Variante eines Fonds zu kaufen, weil beispielsweise Stiftungen aus ihrer steuerlichen Sicht heraus „ordentliche Erträge“ benötigen. Ausschüttungen gelten als „ordentliche Erträge“, Preissteigerungen hingegen nicht.

Wie funktioniert die Besteuerung thesaurierender und ausschüttender ETFs?

Früher wurden ausschüttende und thesaurierende Fonds steuerlich unterschiedlich behandelt, weil der Zeitpunkt für den Zufluss der Erträge unterschiedlich ist. Das wollte der Gesetzgeber mit der Investmentsteuerreform von 2018 ändern. Die Besteuerung thesaurierender und ausschüttender ETFs und sonstiger Fonds ist also weitgehend angeglichen.

Thesaurierende und ausschüttende ETF: Steuerfreibetrag nutzen!

Eine kleine Optimierungsmöglichkeit gibt es aber auch heute noch durch den Sparerpauschbetrag. Er beträgt pro Kalenderjahr 801 Euro (bei verheirateten Paaren 1.602 Euro pro Paar) und gilt für Zinsen, Dividenden und Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren.

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Du solltest versuchen, den Sparerpauschbetrag jedes Jahr auszuschöpfen. Aber wie funktioniert die Versteuerung thesaurierender ETFs oder anderer Fonds? Wenn du ausschließlich thesaurierende Fonds in deinem Depot hast, beginnt die Besteuerung deiner Erträge erst am Ende, also wenn du die Fondsanteile verkaufst. (Ein wenig Vorabpauschale wird bei thesaurierenden Fonds zwar besteuert, aber die ist relativ gering). Dann „verschenkst“ du womöglich über mehrere Jahre deinen Sparerpauschbetrag, weil du ihn nicht nutzt.

Wenn du keine sonstigen Kapitaleinkünfte hast, mit denen du den Sparerpauschbetrag ausschöpfst, kannst du einen Teil deines Geldes in ausschüttende Fonds anlegen. Wenn die Ausschüttung kommt, ist sie zu versteuern. Das gilt unabhängig davon, ob du das Geld ausgibst oder damit sofort wieder neue Fondsanteile erwirbst. Vom zu versteuernden Betrag wird erst der Sparerpauschbetrag abgezogen. (Voraussetzung: Dein Depot wird in Deutschland geführt und du hast einen Freistellungsauftrag für deine thesaurierenden oder ausschüttenden ETFs gestellt).

Wieviel Steuern du damit sparen kannst? Der Steuersatz auf Kapitalerträge liegt bei 25 % (der Soli-Zuschlag fällt seit 2021 für die meisten Steuerzahler weg). Demnach kannst du jährlich 801 Euro x 25 % = 200,25 Euro Steuern sparen. Überleg mal, wie oft du davon zum Italiener um die Ecke gehen kannst!

Wie finde ich die besten thesaurierenden und ausschüttenden ETFs?

Nun drängt sich die Frage auf, welche guten ausschüttenden oder thesaurierenden Fonds es gibt. Das ist im Grunde dieselbe Frage, welche guten Fonds es überhaupt gibt. Zum einen, weil es in der Praxis für Privatanlagerinnen keinen großen Unterschied macht, ob ein Fonds ausschüttet oder thesauriert. (Kleine Ausnahme: Du hast deinen Sparerpauschbetrag noch nicht ausgenutzt und möchtest hier mit ausschüttenden Fonds optimieren).

Zum anderen gibt es die meisten Fonds sowohl in einer ausschüttenden als auch in einer thesaurierenden Tranche. Beide beziehen sich auf dieselbe Strategie und dasselbe Fondsvermögen, aber die Fondsgesellschaft bietet beide Optionen an.

Zum Beispiel gibt es den Vanguard FTSE All-World ETF sowohl in einer ausschüttenden Variante (ISIN: IE00B3RBWM25) als auch in thesaurierenden (ISIN: IE00BK5BQT80). Vanguard hat eine vierteljährliche Ausschüttung vorgesehen, was viele Gesellschaften mit US-Wurzeln so machen. Auch ETFs auf den MSCI World und Clean-Energy-ETFs gibt es in ausschüttenden und thesaurierenden Varianten.

Bei der Performance, also der Wertentwicklung eines Fonds, wird übrigens rechnerisch bereinigt, ob ein Fonds ausschüttet oder thesauriert. Das macht die Ergebnisse vergleichbar.

Du bist Anfänger und suchst einen guten thesaurierenden oder ausschüttenden ETF? Diese top ETFs eignen sich für Einsteiger!

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herMoney-Tipp

Es gibt viele spannende Kriterien, nach denen man Fonds auswählen kann. Das Wichtigste ist die richtige Aufteilung seines Vermögens auf die einzelnen Anlageklassen (Aktien, Renten, Immobilien). Bei Aktien geht es um die richtigen Regionen oder Branchen. Ob ein Fonds ausschüttet oder thesauriert, ist kein wichtiges Unterscheidungskriterium. Ein wenig Optimierungspotenzial steckt in der Ausnutzung des Sparerfreibetrags, aber viel mehr nicht.

Zum Weiterlesen: Du bist auf der Suche nach spannenden Branchen, in die du investieren könntest? Wir stellen dir verschiedene Themen-ETFs vor, zum Beispiel zu „Künstlicher Intelligenz“, „Wasserstoff“, „Batterie-Technik“ und „Gesundheit“.

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".