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Taschengeldparagraph: Wann die Käufe deines Kindes unwirksam sind

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herMoney

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24. November 2022

Den Umgang mit Geld können Kinder nicht früh genug lernen. Wann ist welches Taschengeld angebracht und wofür darf es ausgegeben werden?

Inhalt

Der „Taschengeldparagraph“ (§ 110 BGB): Das Wichtigste in Kürze

Einen Anspruch auf Taschengeld haben Kinder laut Gesetzgeber nicht. Sie können den Umgang mit Geld durch Taschengeld jedoch spielerisch lernen.

In § 110 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) findet sich der sogenannte “Taschengeldparagraph”. Hier ist geregelt, dass Minderjährige ab 7 Jahren Käufe tätigen und (Kauf-)Verträge abschließen können, wenn sie beides aus eigenen Taschen, also von ihrem Taschengeld, bezahlen können.

Für 10-Jährige ist ein Taschengeld von rund 17 Euro pro Monat angemessen, bei 15-Jährigen können es ruhig 35 Euro sein.

Über Geld spricht man nicht? Von wegen! Zumindest aus Sicht vieler Kinder muss der Satz wie blanker Hohn klingen. „Hast du dir schon wieder Bonbons gekauft?“ – „Gib nicht so viel Geld für Computerspiele aus!“ – „Du könntest ja aber auch mal was sparen!“

Kommen dir diese Sätze bekannt vor? In vielen Familien ist der Umgang des Nachwuchses mit Geld ein Dauerthema – und nicht selten auch Anlass für ausgemachten Streit. Das muss nicht sein. Das Taschengeld bietet Kindern die Möglichkeit, den Umgang mit Geld frühzeitig zu lernen. Eltern können Hilfestellung geben, Vorschriften machen sollten sie nicht. herMoney hat ein paar Regeln zusammengestellt.

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Wer bekommt Taschengeld?

Anspruch auf Taschengeld haben Kinder nicht, es liegt also in eurem Ermessen, ob ihr eurem Kind Taschengeld zahlt. Und es gibt kaum einen Grund, der dagegenspricht.

Spätestens mit Schuleintritt sollte der Nachwuchs eigenes Geld in der Tasche haben. Früher schadet natürlich nicht, ab dem Alter von drei oder vier Jahren können Kinder dem Umgang mit Geld spielerisch lernen. Aber Obacht: Bitte erst dann mit dem Taschengeld beginnen, wenn dein Kind weiß, dass Geld nicht in den Mund gehört.

Wie lange du Taschengeld zahlst, hängt von der Dauer der Schulausbildung ab. Nach dem Schulabschluss kann der Nachwuchs eigenes Geld verdienen. StudentInnen, die kein eigenes Einkommen haben, bekommen staatliche Unterstützung (BAföG) oder aber ihr müsst Unterhalt zahlen. Der ist dann im Unterschied zum Taschengeld Pflicht! Mehr über die Höhe des Studentenunterhalts erfährst du hier.

Wie viel Taschengeld pro Monat oder pro Woche fürs Kind? (Tabelle)

Kinder müssen erst einmal ein Gefühl für den Faktor Zeit entwickeln – in jungen Jahren erscheint eine Woche wie eine Ewigkeit. Je länger der Zeitraum, den ein Kind mit seinem Taschengeld haushalten muss, desto anspruchsvoller. ExpertInnen raten deshalb dazu, Kinder in jungen Jahren mit wöchentlichen Zahlungen an das Thema heranzuführen. Ab einem Alter von zehn Jahren empfiehlt das Deutsche Jugendinstitut (DJI) die monatliche Zahlweise.

Ist das Kind im Kindergartenalter, könnt ihr mit Beträgen unter einem Euro pro Woche starten, rät das Deutsche Jugendinstitut (DJI). Je älter das Kind, desto höher die Ansprüche – entsprechend sollte das Taschengeld aufgestockt werden.

Die Empfehlungen des DJI zum Taschengeld findest du in der unten stehenden Tabelle. Die Werte beziehen sich allerdings auf das Jahr 2020. Eine aktuellere Tabelle mit Angaben zum Beispiel für das Jahr 2023 gibt es noch nicht – trotz hoher Inflation. Falls du es dir leisten kannst, könntest du die empfohlenen Beträge also ruhig etwas aufstocken.

Alter

wöchentlich

monatlich

unter 6-Jährige 0,50 – 1,00 Euro
6-Jährige 1,00 – 1,50 Euro
7-Jährige 1,50 – 2,00 Euro
8-Jährige 2,00 – 2,50
9-Jährige 2,50 – 3,00
10-Jährige 16,00 – 18,00 Euro
11-Jährige 18,50 – 21,00 Euro
12-Jährige 21,00 – 23,50 Euro
13-Jährige 23,50 – 26,00 Euro
14-Jährige 26,00 – 31,00 Euro
15-Jährige 31,00 – 39,00 Euro
16-Jährige 39,00 – 47,00 Euro
17-Jährige 47,00 – 63,00 Euro
18-Jährige und älter 63,00 – 79,00 Euro

Bitte unbedingt beachten: Prüfe, welchen Betrag du regelmäßig zahlen kannst. Lieber etwas weniger und regelmäßig als hohe Sätze, die du dann nicht zahlen kannst, weil Ebbe in der Kasse ist.

Wofür darf Taschengeld ausgegeben werden?

Die Antwort ist schnell gegeben: Für alles, was deinem Kind Freude macht – es sei denn, es bringt sich in Gefahr, wie etwa durch den Kauf von Drogen. Taschengeld ist vom Grundsatz her Geld, das Kinder zur freien Verfügung erhalten. Also bitte keine Kommentare, Verbote oder Maßregelungen, auch wenn dir der Verwendungszweck nicht gefällt.

Taschengeld dient nicht dazu, Dinge des täglichen Lebens zu finanzieren. Kleidung, das tägliche Mittagessen oder Schulbedarf etwa erfordern ein eigenes Budget. Ausnahme: Besonders kostspielige Styling-Wünsche, Feinschmecker-Allüren oder mutwillige Zerstörung. Ansonsten achte darauf, dass du deinem Kind das Taschengeld immer regelmäßig, unaufgefordert und ohne Einschränkungen zahlst – egal, ob dein Kind dazu verdient oder sich mal danebenbenimmt. ExpertInnen raten davon ab, Taschengeld als Druckmittel oder zur Belohnung oder Bestrafung einzusetzen.

Definition: Was ist der Taschengeldparagraph (110 BGB)?

Auch wenn dein Kind minderjährig ist: Die mittels Taschengeld getätigten Geschäfte beziehungsweise Kaufverträge sind ab einem Alter von sieben Jahren rechtswirksam. Der sogenannte Taschengeldparagraph regelt, dass die Überlassung von Taschengeld zur freien Verfügung als automatische Zustimmung des gesetzlichen Vertreters zum Vertragsabschluss gilt.

Im § 110 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) heißt es: „Ein von dem Minderjährigen ohne Zustimmung des gesetzlichen Vertreters geschlossener Vertrag gilt als von Anfang an wirksam, wenn der Minderjährige die vertragsmäßige Leistung mit Mitteln bewirkt, die ihm zu diesem Zweck oder zu freier Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Dritten überlassen worden sind.“

Einfache Erklärung gefällig?

Der Taschengeldparagraph für Kinder leicht erklärt

Das deutsche „Taschengeldgesetz“ besagt, dass Kinder ab sieben Jahre selbst kleinere Käufe tätigen können, ohne dass sie die Zustimmung ihrer Eltern benötigen. Das Kind darf dabei aber nur Geld benutzen, das ihm die Erziehungsberechtigten, also zum Beispiel die Eltern, gegeben haben.

Wenn die Eltern im Nachhinein aber nicht mit dem Kauf einverstanden sind, können sie ihn im Prinzip rückgängig machen. Das heißt, die Erwachsenen könnten vom Verkäufer oder der Verkäuferin fordern, dass er oder sie den Gegenstand zurücknimmt und das Geld zurückgibt. Wie das aber zum Beispiel mit bereits aufgegessenen Süßigkeiten funktionieren soll, ist fraglich.

Der Taschengeldparagraph enthält keine Tabelle mit Empfehlungen bezüglich der Höhe des Taschengelds. Du hast also freie Hand.

Die Geschäftsfähigkeit wiederum hängt vom Alter des Kindes ab. Orientieren kannst du dich an folgender Tabelle:

Alter Geschäftsfähigkeit
0 – 6 Jahre nicht geschäftsfähig
7 bis 17 Jahre beschränkt geschäftsfähig
18 Jahre und darüber voll geschäftsfähig

Minderjährigkeit: Was sagt der Taschengeldparagraph zu Ratenzahlungen?

Ratenkäufe sind nicht vom Taschengeldparagraphen gedeckt. Ist dein Kind zwischen 7 und 17 Jahre alt und möchte gerne eine Ratenzahlung vereinbaren, braucht es deine Zustimmung oder die eines anderen Erziehungsberechtigten. Kauft dein Nachwuchs trotzdem etwas auf Raten, ist der Kaufvertrag unwirksam. Du kannst ihn dann rückgängig machen.

Dürfen Minderjährige Verträge oder Abos abschließen?

Verträge und Abos fallen ebenfalls nicht unter § 110 BGB. Dein Teenager darf Handyverträge, Mitgliedschaften in Fitnessstudios, Zeitschriftenabos und so weiter also erst selbst abschließen, wenn er die Volljährigkeit erreicht hat. Vorher braucht er die Zustimmung seiner Eltern.

Das gilt übrigens auch dann, wenn der oder die Minderjährige die Gebühren von seinem oder ihrem Taschengeld begleichen könnte. Ebenfalls nicht unter den Taschengeldparagraphen fallen größere Verkäufe des Kindes sowie der Kauf von teurem Schmuck, Spielzeug oder kostspieligen elektronischen Geräten.

Wie viel Geld darf man mit 13 oder 16 Jahren ausgeben? Beispiele für den Taschengeldparagraphen

Wenn der Kauf eines Gegenstandes und der Vertragsabschluss durch Minderjährige nur schwebend wirksam ist, die Eltern den Kauf also rückgängig machen könnten, wann greift dann § 110 BGB? Diese Fälle sollen dir den Taschengeldparagraphen verständlich machen und zeigen Besonderheiten bei gespartem Geld.

Beispiel 1

Der 8-jährige Georg kauft sich am Kiosk neben seiner Schule Zeitschriften und Süßigkeiten im Wert von 10 Euro. Da ihm laut Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts monatlich zirka 10 Euro Taschengeld zustehen, ist der Kauf rechtswirksam.

Beispiel 2

Bianco ist 14 Jahre alt und kauft sich von seinem Taschengeld Computerzubehör in Höhe von 60 Euro. Laut Empfehlungen des DJE könnten seine Eltern dem 14-Jährigen monatlich etwa 26 bis 31 Euro zustecken. Da der Preis für das Computerzubehör Biancos monatlichen Taschengeldbetrag übersteigt, könnten seine Eltern die Technik theoretisch zurückbringen und die Auszahlung des von Bianco gezahlten Preises fordern.

Beachte: Kinder dürfen ihr Taschengeld prinzipiell sparen und davon auch Käufe tätigen, die die Höhe ihres monatlichen Taschengeldes überschreiten. Die Verkäuferin oder der Verkäufer sichert sich ab, indem sie oder er die schriftliche Zustimmung zum Kauf des Computerzubehörs von Biancos Eltern verlangt.

Beispiel 3

Sina ist 17 Jahre alt und shoppt im Internet Klamotten in Höhe von 500 Euro, die sie am liebsten monatlich per Ratenzahlung abstottern möchte. Da Ratenkäufe nicht vom Taschengeldparagraphen gedeckt sind, ist so ein Kauf nur mit der Zustimmung der Eltern rechtskräftig. Hat Sina diese Einwilligung nicht, kommt der Kaufvertrag mit dem Verkäufer, also dem Online-Shop, gar nicht zustande. Würde Sina jedoch zum Beispiel das Geld, das sie zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommt, sparen und die Klamotten auf einen Schlag kaufen können, wäre der Kaufvertrag rechtskräftig.

Urteil zum Taschengeldparagraphen

Ein Fall des Amtsgerichts Freiburg aus dem Jahr 1997 zeigt die Bedeutung des Taschengeldparagraphen gut auf:

Ein 14-Jähriger hat sich von seinem Taschengeld eine Airsoftgun samt Munition gegönnt. Die Waffe hat er heimlich und ohne die Zustimmung seiner Eltern gekauft. Der Kauf wurde rückgängig gemacht, weil der Teenager zum Zeitpunkt des Kaufes nur beschränkt geschäftsfähig war. Das ganze Urteil kannst du hier nachlesen.

 

Taschengeldparagraph: Wie sicher ist eine paysafecard für Minderjährige?

Vor allem bei Zockern ist die paysafecard sehr beliebt. Eltern fragen sich jedoch häufig, ob der Nachwuchs damit nicht auch Spiele kaufen könnte, die erst ab 18 Jahren empfohlen werden. Ordnen wir die Guthabenkarte einmal ein.

Die paysafecard gibt es häufig an Supermarktkassen, bei Postfilialen, in Drogeriemärkten oder Tankstellen zu kaufen. Der Betrag, mit dem sie aufgeladen ist, kann bei Online-Zahlungen verwendet werden, ohne dass dafür ein Bankkonto oder eine Kreditkarte nötig wäre. Beim Einlösen der paysafecard wird das Alter des Käufers oder der Käuferin geprüft. Damit soll verhindert werden, dass Minderjährige Dinge kaufen, die ausschließlich von Erwachsenen erworben werden sollen.

Kaufen könnten Kinder die paysafecard aber natürlich – unter Beachtung der Einhaltung des Taschengeldparagraphen – selbst.

Wie frau Kinder beim Umgang mit Taschengeld unterstützen kann

Die beste Unterstützung: Mische dich nicht ein, sondern vertraue darauf, dass dein Nachwuchs weiß, was gerade richtig und wichtig für ihn ist. Oder dass er daraus lernt, wenn er Geld in den Sand gesetzt hat. Das aber setzt voraus, dass du dein Kind machen lässt. Und dass du nicht schwach wirst, wenn dein Kind zur Monatsmitte mit großen Augen vor dir steht und dich mit all seinem Charme davon überzeugen will, dass ein Nachschlag nicht nur notwendig, sondern auch begründet sei. Klar, es mag begründete Ausnahmen geben, aber mach den „Nachschuss“ nicht zur Regel – ansonsten kann dein Kind den verantwortungsbewussten Umgang mit Geld nicht lernen.

Sollte dein Nachwuchs regelmäßig nicht mit seinem Geld auskommen, biete ihm deine Hilfe an. Zeig ihm, wie Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht gehalten werden können. Eine gute Übersicht bietet ein Kassenbuch. Hier werden alle Einnahmen und Ausgaben eingetragen.

Das erscheint anfangs etwas lästig, geht mit etwas Übung und Routine aber schnell von der Hand und bietet einen guten Überblick. Schnell zeigt sich auch, ob größere Ausgaben – wie etwa für ein Konzert oder eine PlayStation – das Taschengeld-Budget sprengen beziehungsweise wie lange darauf gespart werden muss. Mit einem Ziel vor Augen fällt das Sparen leicht und die Freude ist am Ende doppelt groß.

herMoney Tipp

Traue deinem Kind etwas zu! Es wird den Umgang mit Geld schnell lernen, wenn es eigene Erfahrungen machen darf. Auch „Fehlinvestitionen“ gehören dazu. Du weißt ja: Am besten lernt der Mensch aus Fehlern!

Zum Weiterlesen: Schon mal vom „Budgetgeld“ gehört? Damit lernt dein Kind, sich Budgets für bestimmte Ausgaben einzuteilen und gut zu haushalten. Wie das funktioniert, liest du hier.

Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

Dieser Artikel wurde 2018 von Birgit Wetjen verfasst und 2022 durch Saskia Weck aktualisiert.

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