Die letzte Prüfung ist bestanden, der erste Arbeitsvertrag unterschrieben. In dieser Lebensphase scheint alles möglich. Unschön daran ist nur: Sobald sie eigenes Geld verdienen, haben Frauen plötzlich auch höhere Kosten. Viele Privilegien aus Zeiten von Ausbildung und Studium sind nun Geschichte. Familienversicherungen zum Beispiel. Oder das Kindergeld für die Eltern. Und dann sind da natürlich noch die unzähligen Werbebriefe, die Berufseinsteigerinnen diverse, vermeintlich unentbehrliche Versicherungen schmackhaft machen oder komplexe Geldanlagen empfehlen wollen.
Was ist zu tun?
Bewahre Ruhe! Eine gute Finanzplanung braucht einen kühlen Kopf. Statt sich von selbsternannten Experten zu übereilten Vertragsschlüssen drängen zu lassen, hilft ein strukturiertes Konzept, um die Weichen zu stellen und die richtigen Prioritäten zu setzen.
Finanzielle Vorsorge für Frauen ab 20: So funktioniert’s
Nach dem grundsätzlichen Schema der Finanzplanung solltest du zunächst deine existenziellen Risiken absichern und dich dann mit dem Thema Altersvorsorge und Geldanlage auseinandersetzen.
Dein herMoney Finanz-Fahrplan
In unserem Guide erfährst du, wie du für dein Alter vorsorgen kannst, welche finanziellen Herausforderungen auf dich zukommen und welche Geldanlage sich für deine Situation am besten eignet.
Existenzrisiken absichern in den 20ern: Tipps für junge Frauen und Berufseinsteigerinnen
Bevor man an die Zukunft denkt, sollte die Gegenwart geregelt sein. Daher ist der erste Schritt einer vernünftigen Finanzplanung junger Frauen, die eigene Existenz abzusichern. Dazu gehört eine umfassende, aber vernünftige Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit. Welche Versicherungen brauchen Berufseinsteigerinnen, welche können sie weglassen? Wie können sie sich auch mit wenig Einkommen solide aufstellen? Hier findest du alles, was Frauen in ihren wilden Zwanzigern wissen müssen.
Krankenversicherung: Gesetzlich oder privat?
Das Wichtigste vorab: Die Frage, ob du eine Krankenversicherung abschließt, stellt sich nicht: Du bist dazu verpflichtet. Interessanter ist die Frage, wie und wo du dich versicherst.
Bist du „pflichtversichert“?
In Deutschland gibt es zwei höchst unterschiedliche Systeme: das gesetzliche und das private. Wenn du angestellt bist und dein Einkommen unter 64.350 Euro (brutto) im Jahr (Stand 2021) liegt, brauchst du dir über die private Krankenversicherung (PKV) erst einmal keine Gedanken machen. Denn dann bist du automatisch Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Aber innerhalb der GKV kannst du zwischen mehr als 100 Krankenkassen wählen.
Zwar ist der „allgemeine Beitragssatz“ bei allen Kassen mit 14,6 Prozent des Bruttolohnes gleich hoch. Aber die Kassen erheben sogenannte Zusatzbeiträge, die in der Höhe variieren. Zudem unterscheiden sie sich im Leistungsangebot. Ob professionelle Zahnreinigung, Homöopathie oder Osteopathen: Prüfe neben den Kosten auch, welche Leistungen dir wichtig sind.
Du hast die Wahl?
Du verdienst mehr als 64.350 Euro im Jahr, bist verbeamtet oder selbständig? Dann hast du die Wahl – zwischen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung. Beide haben Vor- und Nachteile. herMoney hat die wichtigsten Besonderheiten der beiden Lager zusammengestellt.
Was gesetzlichen Kassen auszeichnet
Bei AOK & Co. hängen die Beiträge vom Einkommen ab. Wer gut verdient, zahlt mehr, wer wenig verdient, hat einen geringeren Beitrag zu leisten. Die Kosten, die ein Mitglied verursacht, spielen für den Beitrag keine Rolle. Alte und Junge, Kranke und Gesunde sind bei gleichem Einkommen zu den gleichen Konditionen versichert. Zudem dürfen die Kassen keinen Interessenten ablehnen. Ausnahme: Ein Privatversicherter will in die GKV zurück. Aber dazu unten mehr.
Alle Kassenmitglieder haben Anspruch auf dieselben Leistungen – egal was sie zahlen. Übermäßigen Luxus sollte aber niemand erwarten. Das Gesetz schreibt vor, dass die Kassen nur Behandlungen bezahlen dürfen, die ausreichend, notwendig und wirtschaftlich sind und „das Maß des medizinisch Notwendigen nicht überschreiten.“
In der gesetzlichen Versicherung sind die Familienangehörigen eines Mitglieds kostenlos mitversichert, wenn sie kein eigenes Einkommen haben.
Ein Wechsel zwischen verschiedenen gesetzlichen Kassen ist ohne Probleme möglich. Wer die Voraussetzungen erfüllt, darf jederzeit auch ins private Lager wechseln.
Was die privaten Versicherungen leisten
Allianz & Co. bieten eine Vielzahl unterschiedlicher Tarife zu unterschiedlichen Preisen. Erlaubt ist, was gefällt – und was der Kunde bezahlen kann. Verbindliche Leistungslimits wie in der gesetzlichen Kasse gibt es nicht. In (teuren) Top-Tarifen profitieren Kunden daher oft von deutlich besseren Leistungen, als die Kassen sie bieten.
Anders als gesetzliche Kassen müssen private Versicherungen nicht jeden Kunden akzeptieren. Vor Vertragsschluss führen sie einen sogenannten Risikocheck durch. Wer alt oder krank ist (und deshalb voraussichtlich höhere Kosten verursacht) kommt oft nicht unter – oder zahlt hohe Risikoaufschläge.
Private Krankenversicherer kennen keine kostenlose Familienversicherung. Jeder Kunde zahlt daher seinen eigenen Beitrag. Das kann für Familien sehr teuer werden.
Wenn du einmal privat versichert bist, kommst du nur schwer zurück in die GKV – es sei denn, über ein Angestelltenverhältnis mit weniger als 64.350 Euro Gehalt. Dann bist du automatisch (wieder) „pflichtversichert“. Auch ein Wechsel zu einem anderen privaten Anbieter ist vielfach teuer. Die Entscheidung für eine Private ist daher oft eine Entscheidung fürs Leben – und sollte reiflich überlegt sein.
herMoney-Tipp für junge Frauen und Berufseinsteigerinnen:
Du bist jung, topfit, nicht „pflichtversichert“ und legst Wert auf umfangreiche medizinische Leistungen? Dann solltest du dich jetzt mit der privaten Krankenversicherung beschäftigen. Denn auch für Berufseinsteigerinnen gilt: je früher, desto besser. Mit zunehmendem Alter kommen Krankheiten dazu und ergo wird der Versicherungsschutz teurer. Mitunter werden einzelne Vorerkrankungen dann auch aus dem Paket ausgeschlossen.
Überlege, welche Leistungen für dich wichtig sind und vergleiche das Angebot – am besten mit Hilfe eines unabhängigen Beraters. Und bedenke: Heute mag dir ein Tarif günstig erscheinen, aber die Versicherungsprämien steigen im Alter. Frage deshalb nach, wie sich die Altverträge des Anbieters deiner Wahl entwickelt haben. Sonst droht dir später – wenn du wahrscheinlich mehr Leistungen benötigst als heute – die Rückstufung in einen Basistarif.
Mit einer Auslandskrankenversicherung Versorgungslücken schließen
Du fährst Ski in den Alpen, liebst Abenteuer und reist gerne in ferne Länder? Dann solltest du entweder reich oder gut versichert sein. Denn wer im Ausland auf ärztliche Hilfe angewiesen ist, darf nicht ohne weiteres auf die Unterstützung seiner Krankenversicherung hoffen.
Besonders hart trifft es gesetzlich Versicherte. Müssen sie im europäischen Ausland zum Arzt, werden sie dort meist nur gegen Vorkasse behandelt. Wieder daheim, erstattet die Kasse dann nur jenen Teil der Rechnung, der den deutschen Sätzen entspricht – eventuell sogar abzüglich entstandener Verwaltungskosten. Auf dem (oft stattlichen Rest) bleibst du dann sitzen.
Gar nichts beteiligen sich die Kassen an Behandlungskosten, die außerhalb Europas beziehungsweise in Ländern entstanden sind, mit denen Deutschland kein sogenanntes Sozialversicherungsabkommen hat – dazu gehören auch beliebte Reiseziele wie die USA oder Thailand. Hier zahlen sie alle Rechnungen für Arzt, Klinik und Medikamente aus eigener Tasche.
Teuer wird es auch, wenn du per Sondertransport zurück nach Deutschland gebracht werden musst. Da kommen schnell fünfstellige Summen zusammen – von denen die gesetzlichen Krankenkassen keinen Cent übernehmen.
Teuer wird es auch, wenn du per Sondertransport zurück nach Deutschland gebracht werden musst. Da kommen schnell fünfstellige Summen zusammen – von denen die gesetzlichen Krankenkassen keinen Cent übernehmen.
Selbst als Privatpatient solltest du nicht blind darauf vertrauen, dass dein Versicherer die Behandlungskosten im Ausland sowie den Heimtransport übernimmt. Prüfe deshalb genau, ob dein gewählter Tarif Leistungen im Ausland beinhaltet.
Mit dem Abschluss einer Auslandsreisekrankenversicherung bist du auf der sicheren Seite. Die Police gibt es bereits für wenige Euro im Jahr, eine Familienpolice ist für weniger als 20 Euro im Jahr zu haben. Die Stiftung Warentest hat 92 Produkte getestet: Die besten findest du hier.
herMoney-Tipp für junge Frauen und Berufseinsteigerinnen:
Für alle, die das Fernweh packt, ist der Abschluss einer Auslandsreisekrankenversicherung Pflicht. Achte beim Abschluss darauf, dass die gewählte Police auch für dein Reiseland gilt und dass die Kosten für einen möglichen Rücktransport bereits übernommen werden, wenn es „sinnvoll und vertretbar“ ist – und nicht erst dann, wenn „medizinische Notwendigkeit“ besteht.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Teuer - aber wichtig
Du bist jung und fit, an mögliche Unfälle oder aber Krankheiten magst du nicht denken? Das ist verständlich. Dennoch macht es Sinn, sich frühzeitig mit diesen Themen zu beschäftigen. Dein wertvollstes Gut ist schließlich deine Arbeitskraft. Fällt sie weg, musst du ohne private Vorsorge einen finanziellen Abstieg befürchten.
Das Risiko, nicht bis zum Rentenalter arbeiten zu können, solltest du nicht unterschätzen. Jeder vierte Deutsche muss seinen Beruf vor dem Rentenalter an den Nagel hängen, weil die Gesundheit schlappmacht – allen voran der Rücken und die Psyche. Die Sozialsysteme sichern in solchen Fällen kaum mehr als das Überleben: Mit der vollen Erwerbsminderungsrente etwa kommst du Pi mal Daumen gerade einmal auf die Hälfte deines Nettogehaltes.
Wer mehr will, muss privat vorsorgen. Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) schließt diese Lücke und zahlt zusätzlich zu den staatlichen Leistungen eine monatliche Rente. Leider ist eine gute BU aber ziemlich teuer. Schiebe die Absicherung dennoch nicht auf die lange Bank. Denn je länger du wartest, desto höher sind die Kosten des Versicherungsschutzes und desto größer wird das Risiko, dass du keine Police mehr bekommst. Denn die Versicherer verlangen einen Gesundheitscheck. Wer nicht fit genug ist, wird entweder gnadenlos aussortiert – oder muss erheblich höhere Beiträge zahlen. Grund für diese rigide Auslese sind die horrenden Summen, die die Gesellschaften im Ernstfall aufbringen müssen: Eine Kundin, die mit 40 ihren Job aufgeben muss und 25 Jahre lang 2000 Euro pro Monat bekommt, kostet die Versicherung stolze 600 000 Euro – ohne Zinsen und Zusatzleistungen.
herMoney-Tipp für junge Frauen und Berufseinsteigerinnen:
Je früher du eine BU abschließt, desto günstiger sind in der Regel die Beiträge. Lass dich aber nie zu einem Abschluss drängen. Nicht jedes Produkt ist sein Geld wert! Lass dich beraten und vergleiche Preise und Leistungen akribisch. Das gilt übrigens auch für Hausfrauen: Nur weil du deine Arbeit unentgeltlich verrichtest, heißt das nicht, dass deine Leistungen nichts wert sind: Auch Hausarbeit ist ein Beruf, den du per BU versichern solltest. Worauf du vor dem Abschluss einer BU achten solltest, haben wir in einer Checkliste für dich zusammengestellt.
Private Haftpflichtversicherung: Nie mehr ohne
Eine unbedachte Drehung, und die wertvolle Vase der Schwiegermutter in Spe landet in tausend Teilen auf dem Boden. Die Rechnung über ein paar hundert Euro ist ärgerlich, aber du könntest sie eventuell noch aus der eigenen Tasche bezahlen. Was aber, wenn du jemandem durch eine Unachtsamkeit einen gravierenden gesundheitlichen Schaden zufügst? Zum Beispiel, weil du bei Rotlicht über die Ampel rennst – den Bus im Blick, den du unbedingt erwischen möchtest – und ein Autofahrer nach Vollbremsung ins Schleudern gerät? Oder weil du die Autotür ohne Blick in den Rückspiegel öffnest, und ein Radfahrer so unglücklich auf den Kopf stürzt, dass er zum Pflegefall wird? Die Kosten der Behandlung, die Schmerzensgeldforderungen und unter Umständen lebenslange Rentenzahlungen können sich auf mehrere Millionen Euro belaufen.
Ohne Versicherungsschutz musst du lebenslang für die Folgen der Unachtsamkeit bezahlen. Denn wer einer anderen Person vorsätzlich oder fahrlässig einen Schaden zufügt, haftet mit allem, was er hat. Bis die Schuld beglichen ist.
Eine leistungsstarke Haftpflichtversicherung gehört deshalb zum Pflichtprogramm, sie ist die wohl wichtigste Police überhaupt. Ob alt oder jung, Single oder Mehrfachmutter: Jeder sollte eine Haftpflichtversicherung haben. Die Police ist nicht teuer, Singles zahlen gerade einmal ein paar Euro im Monat. Selbst ein Rundumschutz für Familien ist schon für knapp 60 Euro im Jahr zu haben.
herMoney-Tipp für junge Frauen und Berufseinsteigerinnen:
Spare nicht am falschen Ende und schließe eine Haftpflichtversicherung ab. Wichtig beim Abschluss: Achte auf eine möglichst hohe Deckungssumme. Die Verbraucherschützer vom „Bund der Versicherten“ raten, mindestens fünf Millionen Euro zu versichern; wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, wählt eine Deckungssumme von zehn Millionen Euro.
Risikolebensversicherung: Entscheidung aus Liebe - und Vernunft
Mit einer Risikolebensversicherung sicherst du andere finanziell ab für den Fall, dass du stirbst. Als Single ohne Kinder benötigst du eine solche Police in der Regel nicht. Anders sieht es aus, wenn du Nachwuchs hast – oder gemeinsam mit einem Partner finanzielle Verpflichtungen eingegangen bist. Dann macht es Sinn, die Familie für den Fall der Fälle abzusichern.
Risikolebensversicherungen sind recht simple Produkte: Der Versicherer kalkuliert anhand der statistischen Lebenserwartung (und der Infos aus einem Gesundheitscheck) mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Kundin das Ende des Vertrages erlebt – und setzt dementsprechend die Beiträge fest. Junge Versicherte zahlen deshalb meist niedrigere Sätze als betagte, gesunde weniger als kranke und Nichtraucherinnen kommen günstiger davon als Raucherinnen.
Recht simpel ist es auch, einen guten Anbieter zu finden. Meist klappt das in drei Schritten:
Schritt eins: Versicherungssumme festlegen. Experten raten, mindestens das Drei- bis Fünffache des eigenen Jahresbruttoverdienstes abzusichern. Wer Schulden hat, etwa, weil das Haus noch nicht abbezahlt ist, muss die Summe höher ansetzen. Lass dich im Zweifel beraten!
Schritt zwei: Laufzeit definieren. Wie lange eine Risikolebensversicherung laufen sollte, ist von Fall zu Fall verschieden. Wer Kinder hat, sollte wenigstens bis zu deren 20. Geburtstag versichert sein, wer verschuldet ist, sollte die Versicherung so lange laufen lassen, bis die Verbindlichkeiten (voraussichtlich) abbezahlt sind.
Schritt drei: Preise vergleichen. Bei den Risikolebensversicherungen ist der Preis das ausschlaggebende Kriterium. Die Leistung (Geld wegen Tod) ist ja immer gleich. Umso erstaunlicher ist es, dass teure Verträge viermal so viel kosten können wie günstige. Vergleichen lohnt hier also ganz besonders!
herMoney-Tipp für junge Frauen und Berufseinsteigerinnen:
Kinderlose Singles können meist auf sie verzichten, junge Familien und Alleinerziehende dagegen nicht. Auch für kinderlose Paare lohnt sich ein Abschluss – vor allem, wenn es gemeinsame Schulden gibt.
Patientenverfügung: Nur gut um Kombipack
Über Leben und Tod eines anderen zu entscheiden: Das will man niemandem zumuten. 15 Jahre lang lag die Amerikanerin Terri Schiavo im Wachkoma, bevor ihr Ehemann vor Gericht das Recht erkämpfte, die künstliche Ernährung einstellen zu lassen. 13 Tage später war Terri Schiavo tot. Der Fall führte auch in Deutschland zu einer hitzigen Diskussion über die Rechte eines Menschen am Ende des Lebens. Wer nicht will, dass, wie im Falle Schiavo, andere entscheiden, sollte vorsorgen – und das eigene Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht erstellen
Wenn du über 18 bist, kannst du vorsorgen und deinen Angehörigen schmerzhafte Entscheidungen (und juristische Auseinandersetzungen) ersparen, indem du eine schriftliche Patientenverfügung erstellst. Darin kannst du regeln, welche medizinischen Maßnahmen du dir – etwa nach einem schweren Unfall, bei einer unheilbaren Krebserkrankung oder in anderen Extremsituationen – wünschst. Und welche eben nicht.
Damit die Ärzte sich im Ernstfall an die Vorgaben halten, solltest du zudem einer Person deines Vertrauens eine sogenannte Vorsorgevollmacht überreichen. Damit lassen sich die Anordnungen auch dann durchsetzen, wenn du selbst dich nicht mehr äußern kannst. Wichtig ist es zudem, die eigenen Anordnungen etwa alle fünf Jahre zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen – schließlich kann sich die eigene Einstellung zum Leben ebenso ändern wie das Vertrauensverhältnis zu dem einen oder anderen Mitmenschen.
herMoney-Tipp für junge Frauen und Berufseinsteigerinnen:
Eine Vorsorgevollmacht muss grundsätzlich schriftlich erteilt und dem Bevollmächtigten ausgehändigt werden. Nur so kann sich dieser im Ernstfall legitimieren. Ganz Akkurate lassen die Urkunde vom Notar beurkunden. Sinnvoll ist es zudem, Vorsorgedokumente und die Patientenverfügung im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registrieren zu lassen. So ist in jedem Fall sichergestellt, dass Behörden und Ärzte im Ernstfall darauf zugreifen können. Dieses Verfahren kostet einmalig 13 bis 15 Euro.
Oh je, wie wenig sexy das klingt: Altersversorgung! Schon in den 20ern an das Alter denken? Ist ja noch lange, lange hin! Kein Wunder also, dass junge Frauen ihr Geld lieber in Schuhe, Taschen oder Urlaube investieren. Dennoch: Auch in jungen Jahren solltest du das Thema nicht verdrängen, wenn du auch im Alter noch Schuhe kaufen und auf Reisen gehen möchten.
Vielleicht kennst du den viel zitierten Satz des früheren Bundesarbeitsministers Norbert Blüm: „Die Rente ist sicher!“ Das mag stimmen, aber du solltest keine falschen Schlüsse daraus ziehen. Sicher – wahrscheinlich. Aber reicht sie auch aus?
Die gesetzliche Rente wird nicht reichen!
„Es ist ein Mythos, zu glauben, dass sich der Lebensstandard allein durch die gesetzliche Rente halten lässt“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Bert Rürup. Und der sollte es wissen, gilt der emeritierte Ökonomieprofessor doch als einer der führenden Rentenexperten im Lande.
Besonders Frauen, die für die Familie im Job kürzer treten, droht im Alter Armut, wenn sie sich auf die gesetzliche Rente verlassen. Denn wer weniger arbeitet und weniger verdient, zahlt weniger in die Rentenkassen ein – und bekommt am Ende auch weniger Rente ausbezahlt.
Zwar bekommt in Deutschland jeder ältere Mensch Geld vom Staat – egal, ob und wie viel er in seinem Leben gearbeitet hat. Diese sogenannte „Grundsicherung“ gewährleistet aber nicht mehr als das Existenzminimum. Und das bedeutet auch: Wenn du deinen Lebensabend in Würde und Wohlstand verbringen möchtest, musst du vorsorgen. So früh wie möglich. Am besten schon ab 20!
Riester: Angebot genau prüfen!
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Der Staat unterstützt dich mit Zulagen und/oder Steuervorteilen bei der Vorsorge – zum Beispiel über die Riester-Rente. Mit einem Riester-Vertrag erhältst du eine jährliche Zulage von 175 Euro. Falls du Nachwuchs hast oder bekommst, gibt es noch einmal bis zu 300 Euro pro Jahr dazu. Zudem kannst du Steuern sparen. Wie viel, hängt von deinem Steuersatz ab.
Voraussetzung für die Förderung: Du zahlst vier Prozent deines rentenversicherungspflichtigen Einkommens, maximal aber 2.100 Euro, in einen Riester-Vertrag ein. Das ist auch der Betrag, den du maximal von der Steuer absetzen kannst. Vom Steuervorteil werden die Zulagen abgezogen. Die Faustregel: Wenn du viele Kinder hast und ergo hohe Zulagen kassierst, profitierst du von den Zulagen. Als Single ohne Kinder überwiegt der Steuervorteil.
Die Riester-Rente gibt es nur für Angestellte und Beamte und sie ist nicht unumstritten. Zu teuer, zu viele Einschränkungen, zu hoher Verwaltungsaufwand – sagen die Kritiker. Zwar sicherst du dir mit der Police eine lebenslange Rente, aber das lohne sich nur dann, wenn du ein hohes Alter erreichst. Welche Möglichkeiten du mit Riester hast, erfährst du hier.
herMoney Tipp zur Altersvorsorge mit 20:
Lass dich gut beraten – am besten von unabhängigen Experten, zum Beispiel der Verbraucherzentralen. Prüfe, ob sich ein Riester-Vertrag für dich lohnt und ob er aufgrund der Einschränkungen auch zu deiner Lebensplanung passt. Wenn du dich für einen Abschluss entscheidest, achte auf die Kosten!
Betriebliche Altersversorgung: Frage deinen Chef oder deine Chefin!
Seit 2002 hat jeder Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf betriebliche Altersvorsorge durch so genannte Entgeltumwandlung. Das heißt, du kannst einen Teil deines Gehaltes oder auch Sonderzahlungen wie das Weihnachtsgeld einzahlen und eine Zusatzrente aufbauen. Der Vorteil: Du entnimmst das Geld deinem Brutto.
Anders als bei privaten Sparplänen zahlst du also auf deine Sparraten weder Steuern noch Sozialabgaben. Um 100 Euro ansparen zu können, musst du – je nach Steuersatz – nur rund 60 Euro deines Nettos aufwenden. Das ermöglicht es dir, mehr Geld für das Alter anzusparen – und durch die höheren Sparraten wächst das Kapital schneller. Der Nachteil: Bei der Auszahlung musst du nicht nur Steuern, sondern auch den kompletten Krankenversicherungsbeitrag auf die Rente zahlen.
Die Altersvorsorge über den Betrieb soll attraktiver werden - auch für Teilzeitkräfte und Geringverdiener. Dafür hat die Bundesregierung das sogenannte Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) verabschiedet. Seit 2019 haben Arbeitnehmer sogar einen Anspruch auf Arbeitgeberzuschuss. Bei Neuverträgen (ab 01. Januar 2019), müssen Arbeitgeber den umgewandelten Beitrag der Arbeitnehmer um 15 Prozent aufstocken. Ab 2022 gilt das auch für bereits bestehende Verträge.
herMoney Tipp zur Altersvorsorge mit 20:
Wenn du Entgelt umwandelst, spart auch dein Arbeitgeber die Sozialbeiträge ein. Viele Unternehmen schießen diese Ersparnis oder einen festen Betrag zu der Altersvorsorge der Mitarbeiter dazu, um sie langfristig an sich zu binden. Beteiligt sich dein Arbeitgeber bisher nicht, sprich ihn an und erkundige dich nach den Möglichkeiten! Ab 2022 ist dein Arbeitgeber ohnehin gesetzlich verpflichtet, den Beitrag aufzustocken.
Vermögenswirksame Leistungen
Ebenfalls über den Arbeitgeber kannst du vermögenswirksame Leistungen (VL) ansparen. Als Berufsanfängerin mit relativ geringem Einkommen profitierest du besonders stark. Vermögenswirksame Leistungen sollen Arbeitnehmern dabei helfen, Geld anzusparen. Dafür zahlt der Arbeitgeber monatlich bis zu 40 Euro – also bis zu 480 Euro im Jahr – in einen Sparvertrag für dich ein. Dabei kannst du zwischen unterschiedlichen Anlageformen wählen. Möglich ist ein Banksparplan, ein Bausparvertrag, die Tilgung eines Baudarlehens oder ein Fondssparplan.
Übersteigt dein Einkommen eine bestimmte Grenze nicht, gibt es noch einen Zuschuss vom Staat, die sogenannte Arbeitnehmersparzulage. Die Einkommensgrenzen und auch die Höhe des Zuschusses unterscheiden sich je nach Art des Sparvertrages. Gar keine Zuschüsse gibt es für einen Banksparplan.
Wenn du einen Bausparvertrag oder die Tilgung eines Baukredites wählst, erhältst du maximal 43 Euro im Jahr, wenn du weniger als 17.900 Euro im Jahr verdienst. Wählst du dagegen einen Fondssparplan, liegt die Einkommensgrenze bei 20.000 Euro und der Zuschuss liegt bei maximal 80 Euro im Jahr. Bei Ehepartnern verdoppelt sich jeweils der Betrag.
Auch wenn dein Bruttoeinkommen über den Einkommensgrenzen liegt, lohnt es sich zu prüfen, ob du Anspruch auf Förderung hast! Denn nicht das Brutto, sondern das zu versteuerndes Einkommen zählt. Du kannst also vom Brutto Werbungskosten und Kinderfreibeträge abziehen. Wie hoch dein zu versteuerndes Einkommen ist, steht auf deinem Steuerbescheid.
Unternehmen sind nicht generell dazu verpflichtet, ihren Mitarbeitern vermögenswirksame Leistungen zu zahlen. In vielen Betrieben oder Branchen sind die Zuschüsse vom Chef allerdings Bestandteil von Betriebsvereinbarungen oder des Tarifvertrages. Falls nicht, hast du keinen Anspruch auf die Leistungen deines Chefs.
Die vom Staat gezahlte Arbeitnehmersparzulage steht dir dagegen grundsätzlich zu, wenn du die Einkommensgrenzen (siehe oben) nicht überschreitest – vorausgesetzt, du sparst aus der eigenen Tasche die erforderlichen 40 Euro im Monat an.
Welche Altersvorsorge ist für wen am besten?
Banksparplan: Das Kapital ist zwar sicher, wird aber kaum verzinst. Auch gibt es keinen Anspruch auf Arbeitnehmersparzulagen
Tilgung Baukredit: Die Kreditzinsen liegen in der Regel über den Guthabenzinsen. Wenn du eine Hypothek abbezahlst, macht die schnelle Tilgung Sinn.
Bausparvertrag: Wenn du den Kauf einer Immobilie planst, könnte sich das rechnen – vor allem dann, wenn dein Einkommen über 17.900 und unter 25.600 Euro liegt. Denn dann erhältst du keine Arbeitnehmersparzulage, hast aber Anspruch auf die vom Staat gezahlte Wohnungsbauprämie.
Fondssparplan: Hier sind die Zuschüsse am höchsten und du hast die Aussicht auf die höchste Rendite. Zwar schwanken die Kurse im Laufe der Zeit, aber in jungen Jahren kannst du mögliche Kursdellen eventuell aussitzen. Um einen Fondssparplan abzuschließen, benötigst du ein Wertpapierdepot. Diese Depots haben im großen herMoney Vergleich gut abgeschlossen!
Die Verträge haben eine Laufzeit von sieben Jahren. In den ersten sechs Jahren wird eingezahlt, nach einem Jahr Ruhezeit kannst du in der Regel frei über das gesparte Geld verfügen. Ausnahme: In manchen Branchen – etwa der Metall-, Chemie- und Elektroindustrie – werden vermögenswirksamen Leistungen als sogenannte altersvorsorgewirksame Leistungen gezahlt. Die Zuschüsse können dann in einen Riester-Vertrag (siehe oben) oder in Formen der betrieblichen Altersversorgung (siehe oben) fließen.
Der große herMoney Depot-Vergleich für ETF-Anfänger und Fonds-Fans
Du möchtest dein Geld in Fonds oder ETFs investieren? Dann brauchst du ein Wertpapierdepot. Mit unserem Vergleich kannst du dir einen Überblick über die wichtigsten Anbieter, deren Kosten und Bedienbarkeit verschaffen und so das passende Depot auswählen.
herMoney Tipp zur Altersvorsorge mit 20:
Verschenke kein Geld. Checke deinen Arbeitsvertrag oder scheue dich nicht, bei deinem Arbeitgeber nachzufragen! Falls er weniger als die erforderlichen 40 Euro im Monat zuschießt, stocke sie gegebenenfalls auf, um auch die Arbeitnehmersparzulage zu bekommen. Die wird nicht automatisch gewährt, du musst den Zuschuss jährlich mit deiner Steuererklärung (Anlage N) beantragen und eine Kopie deines VL-Vertrages beifügen.
Vermögen aufbauen in den Zwanzigern
Vermögen aufbauen – wer will das nicht. Und du kannst gar nicht früh genug damit beginnen. Wie sagte einst Benjamin Franklin: „Geld ist von fruchtbarer, erzeugender Natur. Geld kann Geld zeugen, und der Nachwuchs zeugt noch mehr.“
Mach dir Folgendes bewusst:
Aus 10.000 Euro, zu 5 % pro Jahr verzinst, werden nach 20 Jahren gut 26.500 Euro.
Nach 40 Jahren aber stehen am Ende gut 70.000 Euro zu Buche.
Du hast kein Kapital angespart, das du investieren könntest? Kein Problem. Du kannst auch monatlich einen kleinen Betrag zur Seite legen, die Zahlen sehen nicht weniger beeindruckend aus! Wenn du über 20 Jahre jeden Monat 100 Euro investierst, kommst du bei einer Verzinsung von fünf Prozent auf 40.754 Euro.
Nach 40 Jahren hätte sich dein Kapital zu 148.886 Euro vermehrt.
Überzeugt? Dann verliere keine Zeit und starte jetzt!
Darüber solltest du dir Gedanken machen
Du kannst nur dann ein passendes Kleid kaufen oder aus dem Schrank ziehen, wenn du weißt, für welchen Anlass du dich kleiden willst. Ähnlich verhält es sich bei der Geldanlage. Bevor du beginnst, solltest du dir ein paar Gedanken machen - über deine Möglichkeiten, deine Ziele und auch deine Risikotoleranz. Die Checkliste hilft bei der Orientierung:
Welchen Betrag willst/kannst du anlegen – einmalig oder regelmäßig?
Kein Geld übrig oder setzt du andere Präferenzen und gibst dein Geld lieber im Straßencafé aus? Mache einen Kassensturz, um einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu gewinnen.
herMoney Tipp:
Kleinvieh macht viel Mist - Du kannst bereits mit Beträgen ab 25 Euro im Monat starten.
Wie lange brauchst du auf dieses Geld vermutlich nicht zuzugreifen?
Die Zeit spielt bei der Geldanlage eine große Rolle. Je länger du dein Geld für sich arbeiten lässt, desto mehr kurzfristige Risiken kannst du eingehen und damit die langfristigen Renditeaussichten verbessern. Denn über lange Zeiträume können Schwankungen ausgesessen werden. Dazu kommt: Auf lange Sicht wirken Zins- und Zinseszins besonders gut. Du bist noch auf der Suche nach dem richtigen Depot für deine Geldanlage? Diese Depots haben im großen herMoney Vergleich gut abgeschnitten!
Der große herMoney Depot-Vergleich für ETF-Anfänger und Fonds-Fans
Du möchtest dein Geld in Fonds oder ETFs investieren? Dann brauchst du ein Wertpapierdepot. Mit unserem Vergleich kannst du dir einen Überblick über die wichtigsten Anbieter, deren Kosten und Bedienbarkeit verschaffen und so das passende Depot auswählen.
herMoney Tipp:
Überliste dich nicht selbst, indem du allzu optimistisch kalkulierst. Wer eine langfristige Geldanlage plant und sein Geld dann doch sehr schnell braucht, riskiert Verluste.
Für was möchtest du das Geld eigentlich zur Seite legen?
Als Berufsanfängerin kann man sich meistens noch nicht genau vorstellen, wo und wie man in 20 Jahren leben wird und wie dann die familiäre Situation aussehen wird. Ohne Ziel ist es aber schwierig, eine zielgerichtete Finanzplanung zu gestalten. Überlege deshalb, wofür du sparen möchtest: für den nächsten Urlaub, ein neues Auto, eine Immobilie oder für das Alter?
herMoney Tipp:
Unterscheide zwischen kurzfristigen und langfristigen Sparzielen – und teile dein Kapital bzw. deinen Sparbetrag entsprechend auf! Und keine Sorge, falls du noch keine konkreten Ziele hast – Du wirst mit der Zeit schon Ideen dazu entwickeln. Das Gute ist: Du kannst diese Ziele jederzeit überarbeiten und neu definieren – kein Mensch nagelt dich darauf fest!
Wie viel Risiko kannst du akzeptieren?
Die beste Geldanlage macht wenig Sinn, wenn du deswegen schlaflose Nächte verbringst. Kannst du dir Wertschwankungen deines Vermögens leisten? Und kannst du zwischenzeitliche Verluste auch aushalten?
herMoney Tipp:
Deine Anlagestrategien sollte zu deiner Risikoneigung passen. Überschätze dich nicht. Es macht wenig Sinn, zu hohe Risiken einzugehen und bei Kurskorrekturen in Panik mit Verlust zu verkaufen.
Wie gut kennst du dich mit Finanzanlagen aus und wie intensiv möchtest du dich um deine Finanzanlagen kümmern?
Geldanlage ist kein Hexenwerk, aber ganz ohne Engagement kommst du nicht aus. Informiere dich über deine Möglichkeiten und nimm dir die Zeit, deine Investments in regelmäßigen Abständen zu adjustieren!
herMoney Tipp:
Du hast keine Zeit oder gar keine Lust, dich mit der Geldanlage zu beschäftigen? Deswegen gar nichts zu machen, wäre die schlechteste Lösung. Besser: Du suchst dir einen Berater, der sich um dein Geld kümmert. Oder aber du nutzt das digitale Angebot einiger Banken, die dir online je nach Anlagedauer und Risikoneigung konkrete Vorschläge machen.
Welche Möglichkeiten habe ich?
Per Sparbuch ein Vermögen aufbauen? Vergiss es. Sparen allein bringt aktuell keine Rendite. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins auf Null gesenkt, sodass die Banken für deine Spargroschen kaum Zinsen bieten können. Wenn du dein Geld unverzinst auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto oder auch auf einem Sparkonto schlummern lässt, musst du im Gegenteil sogar damit rechnen, dass es im Laufe der Zeit weniger wird. Oder anders ausgedrückt: Dass der Wert deines Geldes, die so genannte Kaufkraft, sinkt. Grund dafür ist die Inflation, also die Teuerung von Gütern und Dienstleistungen. Ziehen die Preise an, bekommst du weniger Ware für dein Geld.
Um Vermögen aufzubauen, musst du dein Geld investieren. Gute Unternehmen bieten gute Renditechancen. Du kannst dich an Unternehmen beteiligen per Aktie, oder aber du gewährst ihnen einen Kredit per Anleihe. Bei Aktien profitierst du von möglichen Kurssteigerungen an der Börse sowie von der Ausschüttung des Gewinns, der so genannten Dividende. Bei Anleihen erhältst du regelmäßig Zinsen, den sogenannten Kupon.
Anfängerinnen empfiehlt es sich, nicht gleich auf Einzelwerte zu setzen. Besser geeignet sind Fonds, die von Profis gemanagt werden. Der Vorteil: Dein Geld wird in viele Aktien oder Anleihen investiert, sodass die Risiken sinken. Fonds gibt es nicht nur für Aktien. Auch kannst du in Anleihenfonds (Rentenfonds) oder Mischfonds investieren.
Eine kostengünstige Alternative bilden ETFs. Das sind Fonds, die die Wertentwicklung einer Region, eines Marktes oder einer Branche abbilden – sie kommen also ohne einen Manager aus, der eine Auswahl trifft.
Wie sollte ich die Finanzplanung anfangen?
Falls du nicht schon ein kleines Finanzpolster aufgebaut hast, solltest du damit spätestens jetzt beginnen. Du brauchst dich dabei nicht „auf immer und ewig“ zu verpflichten, denn du stehst in den 20ern; da ist bei den meisten noch vieles im Fluss! Das ist aber keine Ausrede, nicht schon mit der Finanzplanung zu beginnen, und zumindest einen kleinen Investmentfonds-Sparplan abzuschließen. Das geht bereits mit so geringen Summen wie 25 Euro pro Monat. Wenn du mehr als 25 Euro pro Monat erübrigen kannst, umso besser! Dann schließe einfach mehrere Investmentfonds-Sparpläne für unterschiedliche Fonds ab! Das kostet nicht mehr, als wenn du deine monatliche Sparsumme auf einen einzigen Fonds setzt und verhilft dir zu einer gewissen Streuung deiner Anlagen!
Und flexibel bleibst du außerdem: Wenn du aufgrund von Familiennachwuchs beruflich eine Weile kürzer treten willst, kannst du jederzeit und ohne Nachteile deinen Sparplan verringern oder stoppen. Wobei sich durchaus die Frage stellen lässt: Warum eigentlich? Wenn du einen Partner hast und wegen der Kinder beruflich kürzer trittst, solltest du dich mit deinem Partner auf jeden Fall darüber unterhalten, wie ihr eure Finanzanlagen am besten bewerkstelligt. Es spricht einiges dafür, dass dir dein Partner hilft, deinen eigenen Investmentfonds-Sparplan weiterzuführen.
Bei Investmentfonds kannst du auch jederzeit und ohne Einhaltung von Fristen über dein angespartes Vermögen verfügen. Das gibt dir z.B. die Möglichkeit, beim Erwerb der eigenen vier Wände den Eigenkapital-Anteil zu stemmen. Eins solltest du dabei im Hinterkopf behalten: Wenn du in Fonds investierst, die mitunter stark schwanken können (z.B. Aktienfonds), dann ist nicht jeder Zeitpunkt ein guter Zeitpunkt für den Verkauf der Anteile. Wenn die Aktienbörsen stark fallen, werden Aktienfonds davon zwangsweise in Mitleidenschaft gezogen. Es ist unvorteilhaft, wenn du gerade dann verkaufen musst – aber möglich ist es.
Unbedingt beachten
Nicht alle Eier in einen Korb legen!
Du weißt nicht, welches Anlage-Produkt, welcher Fonds, welche Aktie sich künftig als besonders gut erweisen wird, und welche sich nur mittelprächtig oder gar schlecht entwickeln werden? Willkommen im Club! Mit Gewissheit weiß das leider niemand im Vorhinein! Aus diesem Grund ist es schlau, bei Finanzanlagen immer „auf mehreren Beinen zu stehen“, also breit zu streuen. Dadurch reduzierst du die Risiken.
Lass dir keinen Bären aufbinden!
Streuung verursacht Kosten? Das mag dir manch ein Berater sagen. Doch die Angst, dass die Kosten bei einer vernünftigen Streuung der Finanzanlagen in die Höhe schnellen könnten, ist in den meisten Fällen unbegründet. Ob du zwei, fünf oder zehn Wertpapiere in deinem Depot hast, macht bei den heutigen Gebührenstaffeln keinen großen Kosten-Unterschied. Oft ist es eher so, dass der Berater oder die Beraterin deutlich mehr Arbeit hat, wenn du mehrere verschiedene Wertpapiere kaufst, denn jedes einzelne besprochene Produkt muss erklärt und dokumentiert werden. Sei also achtsam, ob es wirklich ein Kostennachteil für dich ist, oder nur etwas mehr Arbeit für die Beratungs-Seite.
Lass deinen gesunden Menschenverstand walten!
Viele Frauen interessieren sich nur wenig für den Kapitalmarkt und Finanzanlagen. Daher sind viele der Meinung, dass hier völlig andere Mechanismen wirken als im sonstigen Leben oder gar geheime Bünde im Verborgenen arbeiten.
Glaube in Finanzdingen nicht an Geheimwissenschaften oder Hokuspokus, sondern wende deinen gesunden Menschenverstand an. Wenn dir jemand eine Anlagemöglichkeit anbietet, die angeblich eine sehr hohe Rendite und kein Risiko bergen soll, sei skeptisch! Warum sollte jemand, der problemlos einen Bankkredit zu 3 oder 4 Prozent bekäme, dir 8 Prozent Zinsen anbieten? Hat da jemand Geld zu verschenken und wählt dafür ausgerechnet dich aus? Wohl kaum! Wo eine hohe Rendite winkt, gibt es auch Risiken – das sagt der gesunde Menschenverstand, und so ist es auch im richtigen Finanz-Leben.
Meide unregulierte Produkte!
Weder die Börsenaufsicht noch die Aufsichtsbehörde für Finanzprodukte und Finanzinstitutionen (BaFin) sind eingerichtet worden, um dich als Verbraucherin zu ärgern oder unnötig einzuschränken. Es ist vielmehr eine Errungenschaft, dass es in Europa erfahrene und weitsichtige Finanzmarkt-Aufsichten gibt.
Investiere daher nur in regulierte Produkte! Dazu zählen z.B. Investmentfonds, Versicherungen, Sparbriefe, verzinste Bankkonten, börsengehandelte Aktien, börsengehandelte festverzinsliche Papiere, etc. Die Auswahl unter den regulierten Produkten ist so breit, dass für jede etwas dabei ist. Uns ist kein guter Grund bekannt, der dafür spricht, auf unregulierte Produkte auszuweichen.
Die Do's and Don'ts der Vermögensplanung
Auf jeden Fall machen
Jeder erwachsene Mensch sollte seine persönlichen Finanzanlagen haben – unabhängig davon, ob du einen Partner hast oder nicht. Falls du in einer Partnerschaft lebst, gibt es bestimmt viele gemeinsame Ziele – auch gemeinsame Finanz-Ziele. Diese solltest du gemeinsam mit deinem Partner diskutieren, angehen und verfolgen. Wenn du derzeit keinen Partner hast, erledigst du deine Finanzanlagen ohnehin selbst – eventuell mit Hilfe einer Expertin oder eines Experten.
Aber auch wenn du in einer Partnerschaft lebst, hast du individuelle Ziele: Vielleicht hast du und dein Partner unterschiedliche Vorstellungen über das Risiko, das Finanzanlagen haben dürfen, oder du willst unbedingt eine bestimmte Finanzanlage ausprobieren. Für das Auf und Ab dieser Anlage solltest du dann auch selbst verantwortlich sein. Es ist Zeichen einer erwachsenen Partnerschaft, wenn neben den gemeinsamen Finanzen jeder auch sein eigenes Konto hat. Und seien wir ehrlich: Irgendwie ist es auch blöd, wenn du deinem Partner ein Geburtstagsgeschenk machst, und er sieht genau den Abbuchungs-Betrag von Amazon von eurem gemeinsamen Konto.
Bloß nicht!
Es gibt Frauen, die überlassen alle Finanz-Entscheidungen ihrem Partner. Auch wenn Sie sich zu 100% auf Ihren Partner verlassen können, ist es schade, wenn Sie das Heft komplett aus der Hand geben. Es kann immer etwas passieren, und wenn du in so einem Fall gar nicht im Bilde über eure Familien-Finanzen und völlig uninformiert bist, führt das zu Nachteilen für dich bzw. für dich und deine Familie. Wenn du aktuell einen Partner hast, besprich eure gemeinsamen Finanzen mit ihm und trefft Finanz-Entscheidungen gemeinsam! Zu zweit hat man meistens auch mehr gute Ideen als alleine.
Autorinnen:
Dr. Catrin Gesellensetter, freie Wirtschaftsjournalistin, ehemalige Ressortleiterin des Bereichs „Finanzen/Immobilien“ bei Focus Online
Birgit Wetjen, Diplom-Volkswirtin, freie Wirtschafts- und Finanzjournalistin, Buchautorin
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