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Trennungsjahr vor der Scheidung: Was du über Steuerklasse, Unterhalt & Co. wissen solltest

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Saskia Weck

8. September 2022

Einer Scheidung geht fast immer ein Trennungsjahr voraus. herMoney erklärt, was du in dieser Zeit darfst und was nicht.

Inhalt

Definition

Scheidung ohne Trennungsjahr?

Weiter zusammenleben?

Unterhalt

Neuer Partner & Anschaffungen

Steuer

Das Trennungsjahr: Das Wichtigste in Kürze

Bevor du dich scheiden lassen kannst, musst du in der Regel ein Jahr getrennt von deinem Partner sein. Im Härtefall geht es auch schneller.

Das bedeutet, dass ihr weder Tisch noch Bett teilt. Wohnt ihr noch in derselben Wohnung, solltet ihr das Trennungsjahr dokumentieren.

Kannst du dich nicht alleine finanzieren, muss dein Ex in der Regel Unterhalt zahlen. Das gilt allerdings nicht, wenn du während des Trennungsjahres einen neuen Partner hast.

Bei größeren Käufen während des Trennungsjahres ist der Zugewinn in der Regel mit dem Ex zu teilen.

Die Ehe ist dem deutschen Recht mehr oder weniger heilig. Aus einer Scheidung wird deshalb ein langwieriger Prozess, an dessen Anfang das Trennungsjahr steht.

Es gilt als Nachweis für die gescheiterte Ehe.

Was ist das Trennungsjahr?

Deine Ehe ist gescheitert, du, dein Partner oder ihr beide möchtet die Scheidung. Doch ganz so leicht lässt sich der „Bund fürs Leben” hierzulande nicht aufheben. In Paragraph 1566 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) wurde festgelegt, dass ihr ein ganzes Jahr lang getrennt voneinander leben müsst, um die Scheidung beantragen zu können.

Manchmal wird diese Frist auch auf drei Jahre hochgesetzt. Und zwar dann, wenn einer der Eheleute der Scheidung nicht zustimmt. Dann verlangt das Gericht einen Nachweis darüber, dass das ehemalige Paar bereits seit drei Jahren getrennt voneinander lebt. Erst dann leitet es das Scheidungsverfahren in die Wege.

Ab wann beginnt das Trennungsjahr? Wie läuft es ab?

Das Trennungsjahr beginnt mit dem Tag, an dem einer der beiden Ehegatten dem anderen erklärt, die Trennung beziehungsweise Scheidung zu wollen. Sie dürfen dann keinen gemeinsamen Haushalt mehr führen, schlafen getrennt, kaufen getrennt voneinander ein, kochen und essen für sich allein. Wenn sie eine eigene Immobilie haben, muss jeder ein eigenes Zimmer bewohnen.

Was darf man im Trennungsjahr nicht? Zum Beispiel:

  • Tisch und Bett miteinander teilen
  • ein gemeinsames Konto haben
  • gemeinsam Urlaub machen
  • gemeinsam ausgehen usw.

Das Gericht wird niemanden bestellen, der zu euch nach Hause kommt und nachprüft, ob ihr euch an diese Regeln haltet. Einen Nachweis über das Trennungsdatum braucht ihr nur, wenn einer von euch bestreitet, dass es eine Trennung gegeben hat.

Muss man das Trennungsjahr anmelden oder beantragen?

Ihr könnt das Trennungsjahr einleiten, ohne es irgendwo anzumelden. Es ist nur wichtig, es bei Gericht nachweisen zu können, wenn das Scheidungsverfahren beginnt. Dann müsst ihr übereinstimmend das Datum eurer Trennung benennen können.

Wie wird das Trennungsjahr nachgewiesen?

Einer von euch bestreitet die Trennung? Oder aber ihr gebt unterschiedliche Zeitpunkte für das Ende eurer Beziehung an? Dann ist es wichtig, dem Gericht einen Nachweis vorlegen zu können. Das kann zum Beispiel der neue Mietvertrag oder eine Meldebescheinigung sein. Alternativ kannst du auch Zeugen darum bitten, den Trennungszeitpunkt zu bestätigen.

Ihr lebt noch unter einem Dach? Dann solltet ihr das Trennungsjahr dokumentieren. Unterschreibt beide ein Formular, das das Datum eurer Trennung festhält. Einen „Trennungsvertrag” sozusagen. Vordrucke findest du auf dieser Webseite. In der Trennungsvereinbarung könnt ihr auch die Aufteilung von Hausrat und Mobiliar und vieles mehr festlegen. Mehr dazu erfährst du im Artikel „Ihr wollt euch scheiden lassen? Nicht ohne Trennungsvereinbarung!

Dein Mann beziehungsweise deine Frau möchte ein solches Schriftstück nicht unterschreiben? Dann schicke ihm oder ihr ein Schreiben, in dem du die Trennung samt Datum aussprichst. Sende es am besten per Einschreiben.

Ist eine Scheidung auch ohne Trennungsjahr möglich?

Niemand kann dich zwingen, ein ganzes Jahr auf die Scheidung zu warten, wenn ein Trennungsjahr unzumutbar wäre. Es gibt Ausnahmefälle, die eine Scheidung bereits nach weniger als einem Jahr erlauben oder das Trennungsjahr verkürzen.

Die Pflicht des Trennungsjahres ist etwa in folgenden Fällen aufgehoben:

  • Misshandlungen und Gewalt in der Ehe
  • ein Partner erwartet ein Kind von einem neuen Partner
  • Sucht
  • jahrelange Demütigungen
  • fortgesetzter Ehebruch

Wenn dein Partner dich oder eure Kinder also zum Beispiel schlägt oder er eine Straftat begeht, die deine Angehörigen betrifft, dann reiche die Scheidung ohne Trennungsjahr ein.

Du kannst die Scheidung nicht verlangen, wenn du einen der obengenannten Härtefälle selbst verursacht hast. Der Grund muss immer in deinem Gegenüber liegen, wenn du die Scheidung ohne Trennungsjahr beantragen möchtest.

Trifft keiner der oben genannten Gründe auf das Scheitern deiner Ehe zu, musst du das Trennungsjahr einhalten. Das gilt sogar dann, wenn einer von euch eine Affäre hatte oder die Ehe nur ganz kurz gehalten hat.

Auch lesenswert: Was kostet eine Scheidung und wer zahlt?

Trennungsjahr im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung

Wenn ihr nach der Trennung aus Kostengründen oder wegen gemeinsamer Kinder vorerst beide in eurer Wohnung oder eurem Haus bleibt, könnt ihr nach einem Jahr trotzdem geschieden werden.

Küche und Bad können natürlich trotzdem weiterhin von beiden genutzt werden, solltet ihr vorübergehend noch unter einem Dach leben. Dann empfiehlt sich jedoch ein Zeitplan, wer wann welchen Raum nutzen kann. So wird es vor Gericht leichter, das Trennungsjahr nachzuweisen. Ihr habt gemeinsame Kinder? Dann könnt ihr natürlich auch gemeinsam mit ihnen essen oder etwas unternehmen.

Wenn ihr beide im Grundbuch steht, gehört euch das Haus oder die Wohnung auch gemeinsam. Derjenige, der auszieht, kann dann mittels einer Zahlungsaufforderung Miete von demjenigen verlangen, der drinbleibt. Jedoch nicht rückwirkend. Wenn du im selbstgenutzten Eigentum bleibst, jedoch kein eigenes Einkommen hast, musst du keine Miete zahlen.

Achtung! Seid ihr gemeinsam EigentümerIn oder MieterIn eurer Wohnung, kann der eine den anderen nach der Trennung nicht einfach vor die Tür setzen oder dessen Hab und Gut in den Vorgarten stellen. Denn in solch einem Fall hätte der vor die Tür gesetzte Partner einen rechtlichen Anspruch auf Wiedereinräumung des Besitzes (Paragraphen 858, 859, 861 BGB).

Trennungsjahr trotz gemeinsamer Mietwohnung

Ihr lebt zur Miete und habt den Mietvertrag beide unterschrieben? Dann könnt ihr auch nur gemeinsam den Mietvertrag kündigen. Falls einer von euch in der Wohnung bleibt, haftet der, der auszieht, weiterhin in voller Höhe für etwaige Mietausfälle oder selbstverursachte Schäden an der Wohnung.

Ihr möchtet das nicht? Dann könntet ihr einen Vertrag aufsetzen, der besagt, dass derjenige, der in der Wohnung bleibt, den anderen von seinen Ansprüchen aus dem Mietverhältnis entlässt.

Ein solches Schriftstück ändert aber nichts an euren Pflichten dem Vermieter oder der Vermieterin gegenüber. Er kann die eventuell ausbleibende Miete auch von demjenigen verlangen, der bereits ausgezogen ist. Zumindest dann, wenn er oder sie noch im Mietvertrag steht. Seinen Anteil an der Mietkaution bekommt der Ausziehende übrigens ebenfalls nicht automatisch vom Vermieter zurück. Dafür sollten die EhepartnerInnen selbst eine geeignete Regelung finden.

Ihr könnt euch aber natürlich – gemeinsam mit dem Vermieter – auf eine Änderung oder Kündigung des Mietvertrages einigen.

Achtung! Sobald das Trennungsjahr abgelaufen ist, muss derjenige, der in der gemeinsamen Wohnung geblieben ist, auf Wunsch des Ausgezogenen einer Kündigung des gemeinsamen Mietvertrages zustimmen. Du kannst dir die Wohnung auch alleine leisten? Dann stelle bei Gericht einen Antrag auf Wohnungszuweisung, sollte dein Ex den Mietvertrag kündigen wollen. Dann muss euer Vermieter oder eure Vermieterin einer Änderung des Mietvertrages zustimmen.

Unterhalt im Trennungsjahr

Kann sich einer der Ehegatten nach der Trennung nicht selbst finanzieren, steht ihm oder ihr während des Trennungsjahres Unterhalt zu. Einfordern kannst du ihn jedoch nur dann, wenn deinE Ex genug Geld verdient. Dann muss er oder sie schriftlich dazu aufgefordert werden, bis zur rechtskräftigen Scheidung Trennungsunterhalt zu zahlen.

Bei der Berechnung des Trennungsunterhaltes wird das Einkommen desjenigen abgezogen, der schlechter verdient. Außerdem hat der unterhaltspflichtige Ehegatte ein Anrecht auf Selbstbehalt.

Habt ihr Kinder und leben sie bei dir, hast du auch Anspruch auf Kindesunterhalt während des Trennungsjahres.

Auch nach der Scheidung ist es möglich, Unterhalt einzufordern. Wie viel dem finanziell schlechter gestellten Ex-Partner unter welchen Voraussetzungen zusteht, erfährst du in diesem Artikel zum Thema Trennungsunterhalt. Außerdem kannst du diesen Online-Rechner nutzen, um zu erfahren, wie hoch der Trennungsunterhalt voraussichtlich ausfallen wird:

Darf man im Trennungsjahr einen neuen Partner haben?

Vor allem dann, wenn man sich als Paar schon seit langem auseinandergelebt hat, fragt sich so manche Ehefrau und so mancher Ehemann: „Darf man im Trennungsjahr einen neuen Partner haben?” Die Antwort auf diese Frage ist bestimmt des einen Freud‘ und des anderen Leid: aber sicher doch! Auch wenn es sich während dieser – vermutlich zumindest für einen Ehegatten – emotional schwierigen Zeit natürlich nicht empfiehlt, sich wie die „Axt im Walde” zu verhalten.

Wenn einer von euch oder gar ihr beide bereits einen neuen Partner beziehungsweise eine neue Partnerin habt, verkürzt dieser Umstand die gesetzlich vorgesehene Trennungszeit aber nicht.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Erwartest du ein Kind mit deinem neuen Partner, handelt es sich um einen Härtefall. Somit müsste das Trennungsjahr nicht eingehalten werden, um eine Scheidung durchzusetzen.

Achtung! Hast du noch während des Trennungsjahres eine neue Beziehung und wohnst schon mit deiner neuen Flamme zusammen, kann das nach sich ziehen, dass du deinen Unterhaltsanspruch deinem oder deiner Ex gegenüber verlierst. Andersherum ist es so, dass du nicht mehr für deinen Ehemann oder deine Ehefrau zahlen musst, wenn er oder sie sich offiziell in einer neuen Lebensgemeinschaft befindet. Zu den Unterhaltsansprüchen kommen wir weiter unten im Artikel noch einmal.

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Achtung bei größeren Käufen und Anschaffungen im Trennungsjahr

Ihr habt euch bei der Eheschließung für eine Zugewinngemeinschaft entschieden? Dann darf derjenige, der finanziell schlechter gestellt ist, bis zur rechtskräftigen Scheidung auch auf seinen Anspruch bestehen. Wer während des Trennungsjahres also Neuanschaffungen wie den Kauf von Wohneigentum tätigt, muss den Zugewinn beim Scheidungsverfahren mit seiner oder seinem Ex teilen.

Du solltest aber nicht versuchen, während des Trennungsjahres vorsätzlich besonders viel Geld auszugeben, um bei der Scheidung möglichst wenig an den oder die Ex abdrücken zu müssen. Der oder die Ex könnte eine Ermittlung des Vermögenswertes zum Zeitpunkt der Trennung verlangen. Dann könnte nachgewiesen werden, dass der eigene Kontostand vorsätzlich zum Nachteil der oder des Verflossenen reduziert wurde.

Sonst gilt als Stichtag zur Berechnung des Zugewinnausgleichs der Tag, an dem dem Ehepartner der Scheidungsantrag förmlich durch das Familiengericht zugestellt wurde.

Übrigens: Ein Erbe oder eine Schenkung fallen nicht in den Zugewinnausgleich.

Welche Steuerklasse hat man im Trennungsjahr?

Während des Trennungsjahres könnt ihr euch noch aussuchen, ob ihr zusammen oder getrennt veranlagt werden möchtet. Vor allem dann, wenn einer von euch durch eine ungünstige Steuerklasse benachteiligt ist, sollte dieser Ehepartner über einen Steuerklassenwechsel sowie eine getrennte steuerliche Veranlagung nachdenken. Er oder sie könnte nach dem Einreichen einer aktuellen Steuererklärung dann von einer hohen Rückzahlung durch das Finanzamt profitieren.

Der Nachteil: Der andere muss dann kräftig nachzahlen. Das bedeutet eventuell auch, dass sein geringeres Einkommen dazu führt, dass der oder die Partnerin weniger Unterhalt bekommt.

Die Steuererklärung könnt ihr im Rahmen des Trennungsjahres letztmalig gemeinsam abgeben. Verpflichtet dazu seid ihr nicht, ihr könnt die Unterlagen also auch separat beim Finanzamt einreichen.

Sobald ihr nicht mehr gemeinsam veranlagt seid, habt ihr wieder die Steuerklasse I beziehungsweise II.

Was passiert nach dem Trennungsjahr?

Verlief die Trennung einvernehmlich, könnt ihr die Scheidung bereits vier Wochen vor Ablauf des Trennungsjahres einreichen. Anders sieht es aus, wenn sich einer von euch partout nicht scheiden lassen möchte. Dann verlängert sich die Trennungszeit theoretisch auf drei Jahre, bevor die Scheidung vollzogen werden kann.

Diese Regelung kann umgangen werden, wenn nach dem Trennungsjahr bereits eine neue feste Partnerschaft nachgewiesen werden kann oder andere Gründe dafürsprechen, dass die Scheidung bereits ein Jahr nach der Trennung durchgeführt werden muss.

Die meisten Gerichte scheiden ein Ehepaar in der Praxis aber auch dann bereits nach dem Trennungsjahr, wenn ein Ehepartner nicht mit der Scheidung einverstanden ist.

Trennungsjahr: Checkliste für Scheidungswillige

Ihr seid euch nach wie vor sicher, dass ihr die Scheidung wollt? Dann achtet während des Trennungsjahres darauf, folgende Punkte abhaken zu können:

  • häusliche Gemeinschaft auflösen
  • Trennungsdatum schriftlich festhalten und von beiden unterschreiben lassen
  • Gemeinschaftskonten auflösen
  • gemeinsame Aktivitäten einstellen
  • nicht mehr gemeinsam schlafen, kochen, essen oder fernsehen
  • Vollmachten für den Ehepartner auflösen, Gleiches gilt für Patientenverfügungen
  • gemeinsame Verträge auflösen oder umschreiben lassen

herMoney Tipp

Viele Ehepaare mögen der Ansicht sein, das Trennungsjahr gehöre abgeschafft. Andere raufen sich während der zwölf Monate bis zur Scheidung vielleicht wieder zusammen und sind dankbar für die umstrittene Regelung. So oder so lässt sich während des Trennungsjahres schon einiges vorbereiten, was im Rahmen einer Scheidung sowieso erledigt werden muss. Nutzt diese Zeit also weise.

Um Streitigkeiten rund um Besitz und Unterhalt nach der Trennung zu entgehen, empfiehlt sich schon bei der Eheschließung ein Ehevertrag. Der kann sogar noch nachträglich geschlossen werden (am besten jedoch vor dem Trennungsjahr). Auch eine Scheidungsfolgenvereinbarung könnte ein guter Kompromiss für beide Seiten sein. Wendet euch an eine Notarin, solltet ihr dazu Fragen haben.

Zum Weiterlesen: Hast du dich schon mal gefragt, welche Auswirkungen die Scheidung auf deine Rente haben wird? Hier erklären wir, wie der Versorgungsausgleich für Beamte und Angestellte funktioniert.

Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann herMoney keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Der Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar.

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Saskia Weck

Saskia Weck hat Germanistik und Geschichte studiert, bevor sie zum Finanzjournalismus fand. Sie ist seit vielen Jahren als Redakteurin tätig und hat von 2021 bis 2023 für herMoney geschrieben. Saskia ist begeisterte Investorin und stürzt sich liebend gern auf alle Themen rund um „Geld und Familie“, "Karriere", "Steuern" und "Altersvorsorge".