Killen Kinder Träume und Karrieren?
22. Mai 2018
Unsere Kolumne handelt von Geldgeschichten, die wir Frauen erleben. Ein Gespräch über Kinder, Träume und Karrieren.
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24. Mai 2022
Überwiegend Frauen liebäugeln mit Teilzeit. Aber wie viele Stunden sind pro Woche zu leisten? Bedeutet Vollzeit immer 40 Stunden?
Teilzeit: Stunden, Urlaub & Gehalt
Vollzeit vs. Teilzeit: Überstunden, Pausen & Krankheitstage
Wer eine Vollzeitstelle hat, arbeitet häufig 40 Stunden pro Woche (Regelarbeitszeit in Deutschland). In der Metallindustrie beispielsweise sind es aber nur 35 Stunden.
Teilzeit bedeutet, weniger Stunden als die Kollegen zu arbeiten. Das können 15 bis hin zu 38 Stunden sein.
Der Urlaubsanspruch bemisst sich nach den Arbeitstagen, nicht nach den Stunden. Wer an fünf Tagen pro Woche arbeitet, hat auch in Teilzeit genauso viel Urlaub wie Vollzeitbeschäftigte.
In deutschen Familien geht es nicht gerecht zu. 69 Prozent der Frauen gaben in einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung an, dass sie die generelle Hausarbeit erledigen, während das unter den Männern gerade einmal elf Prozent von sich sagen.
Der Mehraufwand ist oft nur mit einem Wechsel von einer Voll- in eine Teilzeitstelle zu bewältigen. Damit steigt jedoch die Gefahr, dass du aufgrund des niedrigeren Einkommens im Alter schlecht versorgt bist. Darum solltest du genau überlegen, ob du die Option ziehst. Wir klären auf.
Was sind normale Arbeitszeiten? Gilt eine 30- oder 35-Stunden-Woche als Vollzeit oder Teilzeit? Die Antwort ist wie so oft: Das kommt darauf an. Wenn du die in der Branche oder dem Betrieb festgelegte durchschnittliche Wochenarbeitszeit absolvierst, ist das Vollzeit. Das kann zwischen 35 und 40 Stunden variieren.
Die Regelarbeitszeit in Deutschland beträgt 40 Arbeitsstunden pro Woche. Entscheidend ist hier aber die Tarifvereinbarung der Branche oder des Gewerks. Bei dem einen zählt eine 35-Stunden-Woche als Vollzeit, bei dem anderen ist das nur Teilzeit.
Pharma-, Metall- und Elektroindustrie
Eine Angestellte einer Pharmafirma, die 35 Wochenarbeitsstunden arbeitet, übt einen Teilzeitjob aus. Wäre sie in der Metallindustrie tätig, wäre sie eine Vollzeitkraft. Denn hier wurde eine wöchentliche Arbeitszeit von 35 Wochenstunden vereinbart.
Das trifft auch für die Elektroindustrie und die Holz- und Sägeindustrie zu. Aber nur im Westen. Im Osten der Bundesrepublik kann das anders geregelt sein. Doch das wird nach Auskunft der IG Metall angepasst.
Einzelhandel
Im Einzelhandel müsstest du in den neuen Bundesländern 38 Stunden arbeiten. Wohnst du aber im Westen der Republik, wären es eine halbe Stunde pro Woche weniger.
Wie viele Stunden arbeiten Vollzeit-LehrerInnen?
Wie viele Pflichtstunden (oder auch Deputatstunden) LehrerInnen zu leisten haben, variiert zwar in den einzelnen Bundesländern. Aber laut Kulturministerkonferenz sind es zwischen 23 und 28 Wochenstunden je nach Schulformat. Proben korrigieren, Zeugnisse schreiben, an Fortbildungen teilnehmen und Ähnliches ist in dieser Stundenzahl bereits eingerechnet.
Der Rahmen ist sehr eng gesteckt und geht an der Realität häufig vorbei. “Wie lange sie hierfür brauchen ist in Deutschland – anders als in vielen europäischen Nachbarländern – gewissermaßen ,ihr Problem'”, heißt es seitens der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).” Häufig kommen LehrerInnen nämlich auf eine höhere Stundenzahl.
Wie viele Stunden sind Vollzeit in der Pflege?
Viele Frauen arbeiten in der Pflege. Hier ist die 40-Stunden-Woche die Regel für VollzeitmitarbeiterInnen.
Vor allem Familienmitgliedern mit Kindern fällt es schwer, ihre Arbeitszeitwünsche zu realisieren. Das liegt aber nicht daran, dass sich die ArbeitgeberInnen sperren, weiß die Bertelsmann Stiftung. Die Familien finden schlicht keine passenden Betreuungsmöglichkeiten. Und wenn, sind sie zu teuer. Also liegt die Überlegung nahe, dass der, der weniger verdient, in eine Teilzeitbeschäftigung wechselt.
Das Teilzeitgesetz definiert den Teilzeitjob folgendermaßen: Wenn Angestellte regelmäßig weniger Wochenarbeitszeiten als ihre Kolleginnen und Kollegen ableisten, gelten sie als TeilzeitmitarbeiterInnen. Die Stundenzahl des Halbtagsjobs variiert – es können also 20 oder 15 Stunden pro Wochen sein. Oder auch 38 Stunden, wenn deine Vollzeitkollegen 40 Stunden wöchentlich ableisten.
Beispiel: Wie viele Stunden arbeiten bei 80 Prozent Teilzeit?
Wenn du in einem Betrieb pro Woche 32 Stunden arbeitest, der eine 40-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit festgelegt hat, sind das 80 Prozent der Vollzeit.
Natürlich richtet sich dein Gehalt nach den im Arbeitsvertrag definierten Stunden pro Woche. Also errechne mit dem Teilzeitgehaltsrechner, wie viel Stunden (ob 20 Stunden, 30 Stunden Teilzeit oder vielleicht nur 10 Stunden Wochenarbeitszeit) du leisten musst, um das Entgelt zu bekommen, das du zum Leben brauchst.
Beispiel: Du halbierst bei einem Bruttogehalt von 2.500 Euro deine Stundenanzahl von 40 auf 20 Stunden. Wie sehr schrumpft dein Verdienst in Teilzeit?
Hier die Vorher-Nachher-Rechnung:
Brutto: | 2.400,00 € | 1.200,00 € |
Kirchensteuer | 0,00 € | 0,00 € |
Lohnsteuer | 30,83 € | 0,00 € |
Summe der Steuern | 30,83 € | 0,00 € |
Rentenversicherung | 223,20 € | 111,60 € |
Arbeitslosenversicherung | 28,80 € | 14,40 € |
Krankenversicherung | 190,80 € | 95,40 € |
Pflegeversicherung | 45,00 € | 22,50 € |
Summe der Sozialabgaben | 487,80 € | 243,90 € |
Netto | 1.881,37 € | 956,10 € |
Bei einer 30-Stunden-Woche verdienen Teilzeitkräfte etwas mehr, bei einer 15-Stunden-Woche natürlich noch weniger. Dennoch mag es sein, dass das Gehalt auf den ersten Blick okay aussieht. Bedenke aber, dass die Altersvorsorge leidet. Der geringere Bruttoverdienst bedeutet, dass dir auch die geringeren Sozialabgaben später bei der Rente fehlen werden. Denn du zahlst ja weniger ein. Denk also langfristig.
Extra-Tipp: Wenn du lieber Vollzeit arbeiten möchtest, aber Kinder versorgen musst, ist vielleicht auch Gleitzeit eine Option für dich?
Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaft ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten zwar stark gestiegen, doch zu viele arbeiten in Teilzeit: Im Jahr 2017 waren es 36 Prozent, über zehn Prozentpunkte mehr als Mitte der 1990er Jahre. „Einerseits ist es eine gute Nachricht, dass immer mehr Frauen erwerbstätig sind, wenn auch viele nur in Teilzeit – sie haben ein eigenes Erwerbseinkommen und somit auch eigene Ansprüche an die sozialen Sicherungssysteme“, kommentiert Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin.
„Andererseits haben Teilzeitjobs Nachteile: Der Stundenlohn ist oft geringer, auch weil die Tätigkeiten öfter einfache und manuelle sind – diese Unterschiede sind zuletzt noch deutlich größer geworden.“
Noch bedenklicher wird die Situation, wenn aufgrund der Steuersplittingregelung ein Mini-Job finanziell attraktiver ist als ein Teilzeitjob. Nicht nur, dass du deine Karriere aufgibst, sondern deine Altersvorsorge findet so gut wie nicht mehr statt.
Willst du, wenn die Kinder in der Schule sind, in die Vollzeittätigkeit zurückkehren, ist das zwar seit drei Jahren etwas einfacher. Aber nur dann, wenn du in einem Betrieb gearbeitet hast, der mehr als 15 Mitarbeiter hat und du über ein halbes Jahr dort in Vollzeit beschäftigt warst.
Das nennt der Gesetzgeber Brückenteilzeit. Die räumt dir das Recht ein, für eine bestimmte Zeit die Arbeitszeit zu reduzieren. Zudem kannst du beim Wechsel von Vollzeit auf Teilzeit schon festlegen, wann du wieder vollbeschäftigt sein möchtest.
Etwa ein Viertel der Personen, die ihre Arbeitszeit reduzieren wollten, präferierte eine vorübergehende Verkürzung, während die Mehrheit eine dauerhafte Verringerung anstrebt, stellt jedoch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit fest. „Der Wunsch nach einer temporären Arbeitszeitreduzierung wird von Frauen mit circa 31 Prozent signifikant häufiger geäußert als von Männern mit 22 Prozent“, teilt das Forschungsinstitut mit.
Wie bei einer Vollzeitbeschäftigung hast du auch als Teilzeit-JobberIn Anspruch auf Urlaub. Der bemisst sich nach den geleisteten Wochenarbeitstagen und nicht nach den Stunden.
Wie viel das ist, kannst du dir selbst ausrechnen: Urlaubstage pro Jahr geteilt durch Wochenarbeitstage (in der Regel 5) multipliziert mit den tatsächlich gearbeiteten Tagen in der Woche.
Beispiel: Urlaubsanspruch bei Teilzeit
Arbeitest du an 5 Tagen pro Woche, hast du mindestens 20 Tage Urlaub im Jahr (gesetzlicher Jahresurlaubsanspruch).
Arbeitest du an 4 Tagen pro Woche mit 30 Stunden, rechnest du wie folgt:
20 Urlaubstage im Jahr / 5 Arbeitstage x 4 Arbeitstage = 16 Tage Anspruch auf Urlaub.
Die Höhe des Urlaubsanspruchs bemisst sich also an den Arbeitstagen pro Woche und an den vertraglich festgelegten Urlaubstagen. Häufig sind es nicht 20, sondern 25 oder 30. Dann passt du die Rechnung entsprechend an.
Die Stundenanzahl spielt keine Rolle. Nur wenn du an weniger als an fünf Tagen gearbeitet hast, verringert sich der Urlaubsanspruch bei einer Teilzeitbeschäftigung. Das bedeutet umgekehrt: Arbeitest du an fünf Tagen, büßt du in Sachen Urlaub nichts ein. Wer an 5 Tagen je 4 Stunden arbeitet, hat also genau denselben Urlaubsanspruch wie Vollzeit-KollegInnen. Auch dann, wenn für sie 30 Urlaubstage pro Jahr vorgesehen sind.
Oft kommen mehr Stunden zusammen, wenn es viel Arbeit gibt. 20 Überstunden pro Woche werden bei einer Vollbeschäftigung als zumutbar betrachtet. Davon dürfen nicht mehr als zwölf Arbeitsstunden an einem Tag abgeleistet und die Grenze von 60 Arbeitsstunden pro Woche nicht überschritten werden.
Überstunden kannst du abbauen, wenn nichts zu tun ist. Willst du dadurch dein Einkommen erhöhen, solltest du bedenken: Grundsätzlich müssen Überstunden versteuert werden. Es sei denn, sie fallen an Sonn- und Feiertagen an. An einem Sonntag beispielsweise ist die Hälfte der Grundlohnzahlung steuerbefreit.
Eine Pflicht zur Leistung von Überstunden bei Teilzeit gibt es nur dann, wenn das im Tarifvertrag oder im Arbeitsvertrag formuliert wurde. Doch wenn der Betrieb Engpässe anmeldet, ist das eine Ausnahme. Denn das Unternehmen muss in die Lage versetzt werden, weiter produzieren oder Geschäfte machen zu können. Überstunden werden im Fall der tariflichen oder vertraglichen Regelung vergütet. Ist das nicht vereinbart, können regelmäßige Überstunden zum Anspruch auf Vollzeit führen.
Die Pausen während der Arbeitszeit sind gesetzlich geregelt. Ab sechs Stunden ist der Arbeitgeber verpflichtet, 30 Minuten Pause zu gewähren. Arbeitet man weniger als sechs Stunden, muss keine sein.
Hier macht der Gesetzgeber keinen Unterschied zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten. Also sechs Wochen Lohnfortzahlung durch den oder die ArbeitgeberIn, ab dann sitzt die Krankenkasse im Boot. Das bedeutet: Es spielt bei Krankheit keine Rolle, wie viel Stunden du arbeitest, wenn du krank bist.
Bei finanziellen Engpässen denkst du möglicherweise über einen Nebenjob nach. Dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge gehen rund 2,2 Millionen Beschäftigte in Deutschland nach Feierabend oder am Wochenende einer Nebentätigkeit nach.
Dabei solltest du Kriterien einhalten, um deine Vollzeitstelle nicht zu riskieren. Ist beispielsweise im Arbeitsvertrag festgehalten, dass Vorgesetzte informiert und den Nebenjob genehmigen müssen, ist die Information der ChefInnen ein Muss. Ansonsten drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen wie Abmahnung oder vielleicht sogar Kündigung.
Zwar dürfen ArbeitgeberInnen Zweitjobs neben der Arbeit in Vollzeit nicht pauschal untersagen, schreibt der Gesetzgeber, aber sie können es unter bestimmen Umständen verbieten. Zum Beispiel dann, wenn du einen Job beim Wettbewerber annimmst oder die Hauptarbeit unter der Nebentätigkeit leidet.
Bevor du dich für einen Teilzeitjob entscheidest, weil du dadurch die Familienarbeit besser managen kannst, überlege dir genau, was das für deine soziale Absicherung im Alter bedeutet. Denn Lebensumstände können sich jederzeit ändern. Am Ende des Arbeitslebens arm zu sein, ist bitter.
Zum Weiterlesen: Wie du herausfindest, wie viel Rente du bekommst und wie du deine Altersvorsorge optimieren kannst, erfährst du in unserem Renten-Guide für Frauen.