"Ein Mann ist keine Altersvorsorge!"
4. August 2017
In einer Partnerschaft geben viele Frauen die Eigenverantwortung ab. Warum das riskant ist, erklÀrt Finanzexpertin und Autorin Helma Sick.
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Geht es dir vielleicht auch so: Du weiĂt, dass du irgendwann mal eine Altersrente bekommen wirst, hast aber auch die Vermutung, dass sie niedriger sein wird als du es dir wĂŒnscht. Du möchtest es genauer wissen? Nach diesem Beitrag bist du schlauer!
Die drei SĂ€ulen der Altersvorsorge
Bist du eine Spareck-Rentnerin?
In der Praxis ist es leider weniger
WĂ€hrend deines Arbeitslebens zahlst du BeitrĂ€ge in die 1. SĂ€ule der Altersvorsorge ein â das ist die Pflicht-Altersvorsorge, die jeder machen muss. Die 2. SĂ€ule ist die betriebliche Altersvorsorge, und die 3. SĂ€ule die private Altersvorsorge â so viel zum berĂŒhmten 3-SĂ€ulen-Prinzip. FĂŒr die meisten BerufstĂ€tigen stellt die Deutsche Rentenversicherung die 1. SĂ€ule dar. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes âUmlagesystemâ. Das bedeutet, das Geld, das heute von den Beitragszahlern eingezahlt wird, wird unmittelbar fĂŒr die Auszahlung der anstehenden Renten verwendet. Es gibt also keinen nennenswerten Kapitalstock. Ganz reichen die BeitrĂ€ge nicht aus fĂŒr die Renten, die zu zahlen sind. Daher gibt der Staat einen Zuschuss. Im Jahr 2022 belief sich dieser auf eine Summe von rund 81 Milliarden Euro; der wird aus den allgemeinen Steuergeldern bezahlt.
Neben der Deutschen Rentenversicherung gibt es auch andere Pflicht-Rentensysteme in Deutschland. FĂŒr Freiberufler wie ĂrztInnen, ApothekerInnen, IngenieurInnen, RechtsanwĂ€ltInnen, etc. gibt es sogenannte berufsstĂ€ndische Versorgungswerke. Diese laufen anders als die Deutsche Rentenversicherung, und sie werden von den jeweiligen Landesbehörden ĂŒberwacht. Sie sind in sich geschlossene Systeme und sind kapitalgedeckt, funktionieren also nicht nach dem Umlagesystem.
Auch Beamte werden anders behandelt als Angestellte: Sie erhalten im Alter keine Rente, sondern eine Pension, und die wird vom jeweiligen Dienstherrn (z. B. Bund oder Land) bezahlt. Auch hier gibt es keinen (nennenswerten) Kapitalstock, sondern die kĂŒnftigen Pensionen mĂŒssen aus den kĂŒnftigen Steuern aufgebracht werden â also eine finanzielle BĂŒrde fĂŒr unsere Jugend.
FĂŒr die groĂe Masse ist die Deutsche Rentenversicherung die Stelle, die fĂŒr die Altersrente zustĂ€ndig ist. Immerhin gibt es dort ca. 58 Millionen Versicherte, die noch keine Rente beziehen (also BeitragszahlerInnen), und ca. 21 Millionen RentenempfĂ€ngerInnen.
Aber wie berechnet sich nun deine kĂŒnftige Rente? Die Rente zu berechnen ist relativ einfach, wenn du die dafĂŒr notwendigen Zahlen kennst.
Hier ist die Rentenformel zur Berechnung der Bruttorente:
Anzahl Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x Rentenwert x Rentenfaktor = Rentenhöhe
Hier ein Zahlenbeispiel:
40 x 1,00 (Regelaltersgrenze) x 37,60 Euro x 1,0 (Rente wegen Alters) = 1.504 Euro
Wenn du jetzt weiĂt, was sich hinter den einzelnen Begriffen verbirgt, kannst du ganz einfach deine Rente berechnen.
Entgeltpunkt: FĂŒr jedes Jahr, in dem du arbeitest und Rentenversicherungs-BeitrĂ€ge zahlst, erhĂ€ltst du Rentenpunkte. Wenn du genau durchschnittlich verdienst, erhĂ€ltst du pro Jahr 1 Entgeltpunkt. Verdienst du weniger, erhĂ€ltst du weniger als 1 Punkt, verdienst du ĂŒberdurchschnittlich, kannst du mehr als 1 Entgeltpunkt erhalten.
Zugangsfaktor: Wenn du genau zu deinem vorgesehenen Renteneintrittsalter (ab Jahrgang 1964 ist das mit 67 Jahren) in Rente gehst, ist der Faktor 1. Gehst du frĂŒher, musst du einen Abschlag bei deiner Rente in Kauf nehmen. Wenn du erst nach Erreichen der Regelaltersgrenze in Rente gehst, erhĂ€ltst du einen Zuschlag auf deine monatliche Rente.
Aktueller Rentenwert: Soviel Rente bekommst du monatlich fĂŒr einen Entgeltpunkt. Der aktuelle Rentenwert wird regelmĂ€Ăig angepasst. Aktuell (2024) betrĂ€gt er 37,60 Euro und ist erstmals gleich fĂŒr West- und fĂŒr Ostdeutschland.
Rentenfaktor: Hier kommt es auf die Art der Rente an. Altersrenten und auch Renten wegen voller Erwerbsminderung haben den Wert 1. Renten wegen teilweiser Erwerbsminderung haben den Wert 0,5; und bei Witwenrenten ist der Faktor 0,55 oder 0,6.
Zum Weiterlesen: Wie wird meine Rente berechnet
Gesetzt den Fall, du möchtest ganz regulÀr mit 67 Jahren in deine wohlverdiente Altersrente gehen, dann sind Zugangsfaktor und Rentenfaktor jeweils 1. Den aktuellen Rentenwert kannst du nicht beeinflussen, denn er wird jeweils vorgegeben.
In dem Fall wird die Höhe deiner Rente nur noch davon beeinflusst, wie viele Entgeltpunkte (manche sagen dazu auch âRentenpunkteâ) du hast. So wie ein Eichhörnchen NĂŒsse sammelt, um ĂŒber den Winter zu kommen, sollten wir also Entgeltpunkte sammeln, um im Alter eine einigermaĂen auskömmliche Rente zu erhalten (wobei die Rente aus der 1. SĂ€ule ehrlich gesagt fĂŒr Brot & Butter reichen wird. Wer dazu noch Sekt & Kaviar will, muss auch noch privat vorsorgen).
Wie viele Rentenpunkte du erhÀltst, hÀngt davon ab, wie hoch dein Jahreseinkommen im VerhÀltnis zum durchschnittlichen jÀhrlichen Einkommen aller Versicherten in dem Jahr ist. Im Jahr 2024 lag der Durchschnitts-Verdienst bei 43.142 Euro (brutto), und auch dieser Wert wird jedes Jahr neu ermittelt.
Wenn du zwar einen durchschnittlichen Stundenlohn verdienst, aber nur halbtags arbeitest, erhĂ€ltst du fĂŒr dieses Jahr nur 0,5 Entgeltpunkte. Wenn du gar nicht versicherungspflichtig arbeitest, bekommst du fĂŒr solche Jahre gar keine Entgeltpunkte (mal abgehen von Kindererziehungs-Zeiten oder Arbeitslosigkeit). Und wenn du einen toll bezahlten Job hast, kannst du in einem dieser toll bezahlten Jahre maximal 2 Rentenpunkte erhalten. Warum nicht mehr? Weil du nur bis zur sogenannten âBeitragsbemessungsgrenzeâ RentenversicherungsbeitrĂ€ge zahlst, und auch nur bis zu dieser Höhe Entgeltpunkte erwirbst. Das System ist also gedeckelt, sowohl was die Beitragszahlungen betrifft als auch die damit erworbenen Entgeltpunkte.
Es ist tatsĂ€chlich erstaunlich, wie viele Frauen bei Renteneintritt ĂŒberrascht sind, wie niedrig ihre Rente ist. Leider ist es so: Nicht viel rein, nicht viel raus. Wer also nicht viel in die Rentenkasse eingezahlt hat, der bekommt auch nicht viel raus. Eigentlich ist das ja logisch, oder?
Die bittere Wahrheit ist: Wenn du beruflich kĂŒrzertrittst â aus welchen GrĂŒnden auch immer â dann verdienst du nicht nur akut weniger Geld, sondern deine RentenansprĂŒche werden dann auch geringer sein, weil du weniger Rentenpunkte erwirbst. Das haben offenbar einige Frauen nicht auf dem Schirm und sind dann ĂŒberrascht.
Wenn ĂŒber die Rente gesprochen wird, kommt sehr hĂ€ufig das Wort âSpareck-Rentnerâ oder âStandardrentnerâ vor. Was ist das fĂŒr ein Typ (unabhĂ€ngig vom Geschlecht)?
Es handelt sich dabei um jemanden, der 45 Arbeitsjahre lang das durchschnittliche Einkommen verdient und dafĂŒr RentenversicherungsbeitrĂ€ge bezahlt hat. Entsprechend hat diese Person 45 Rentenpunkte angesammelt. Sie erhĂ€lt dadurch heute 1.691 Euro monatliche Rente (brutto), was etwa 48 % ihres letzten Bruttoeinkommens entspricht â das ist das berĂŒhmte Rentenniveau von 48 %.
Aber die Spareck-Rentnerin ist ein ziemlich optimistisches Szenario.
Auch wenn es sicherlich Menschen gibt, die 45 Jahre lang lĂŒckenlos Vollzeit arbeiten, ist es in der Praxis schwierig, jedes Jahr genau den Durchschnittsverdienst zu erzielen. Insbesondere BerufsanfĂ€ngerInnen verdienen selten so viel.
AuĂerdem haben vorwiegend Frauen oft LĂŒcken in ihrem Berufsleben. In der Praxis sieht es so aus, dass Frauen in den alten BundeslĂ€ndern im Schnitt 29,26 Beitragsjahre erreichen und in den neuen BundeslĂ€ndern 41,83 Jahre. Das wirkt sich natĂŒrlich auf die Rente aus.
Daher liegt die Mehrheit der Menschen unter dem, was Frau Spareck-Rentnerin und Herr Spareck-Rentner erhalten. Der durchschnittliche Zahlbetrag der Altersrente fĂŒr Frauen lag 2023 bei 789 Euro (alte BundeslĂ€nder) bzw. 1.155 Euro (neue BundeslĂ€nder).
Aber Achtung: Von diesem âZahlbetragâ sind zwar schon die BeitrĂ€ge fĂŒr die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen (zusammen ca. 11 Prozent der Rente), aber gegebenenfalls ist die Rente zu versteuern; denn leider ist auch bei der Rente ein Unterschied zwischen Brutto und Netto! Wer allerdings als Alleinstehende im Jahr 2023 weniger als 10.908 Euro (monatlich 909 Euro) Bruttorente hatte, muss keine Steuern zahlen, da dies der Grundfreibetrag ist. Erst fĂŒr höhere RentenbetrĂ€ge fallen Steuern an.
Du willst deine Altersvorsorge in den Griff kriegen?
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