So legst du vermögenswirksame Leistungen (VL) in ETFs an

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Antonie Klotz

9. Februar 2023

ETFs werden immer populärer, aber vermögenswirksame Leistungen mit ETFs sind ein Geheimtipp. Wir zeigen Schritt für Schritt, wie’s geht.

Inhalt:

 

Vermögenswirksame Leistungen & ETFs: Das Wichtigste in Kürze

Bei Unternehmen, die vermögenswirksame Leistungen anbieten, bekommst du bis zu 40 Euro pro Monat geschenkt.

Wenn dein zu versteuerndes Einkommen unter 20.000 Euro pro Jahr liegt, bekommst du 80 Euro pro Jahr vom Staat obendrauf. (Bei Verheirateten ist es doppelt so viel.)

Das gilt aber nur, wenn du deine vermögenswirksamen Leistungen in Aktien-ETFs anlegst. Gleichzeitig erzielen ETFs meist eine bessere Rendite als Bausparverträge. VL-ETFs lohnen sich also gleich doppelt!

Die günstigsten Anbieter mit der größten Auswahl an VL-ETFs sind ebase, Oskar und Finvesto. Für Anfänger ist ein breit streuender ETF sinnvoll, zum Beispiel auf den MSCI World Index.

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Was sind vermögenswirksame Leistungen?

Ist dein Arbeitgeber großzügig und bietet vermögenswirksame Leistungen (VL, auch VWL) an? Bis zu 40 Euro pro Monat sind zusätzlich zum Gehalt drin. Das Extrageld von Chef oder Chefin solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen. Dafür musst du aktiv werden, sonst verfällt der Anspruch. Der Aufwand ist nicht groß.

Bei der maximalen VL-Leistung von 40 Euro pro Monat sind das 480 Euro pro Jahr, bei sechs Jahren Laufzeit macht das 2.880 Euro. Legst du das Geld in kostengünstige ETFs an, hast du die besten Chancen, dass daraus noch deutlich mehr wird. Es lohnt also!

Wer hat Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen?

Vermögenswirksame Leistungen (VL) können Arbeitnehmer, Auszubildende, aber auch Beamte erhalten. Ob und wie viel der Arbeitgeber zahlt, variiert und ist von der Branche sowie vom Unternehmen abhängig. Manche Arbeitgeber bezahlen den Höchstsatz von 40 Euro, für Beamte hingegen gibt es „nur“ 6,65 Euro pro Monat.

Wie funktioniert VL-Sparen mit ETFs?

ETF-VL-Sparen ist einfach. In Kürze: Du schließt einen VWL-ETF-Sparplan ab und reichst die Bescheinigung beim Arbeitgeber ein. Sechs Jahre lang zahlt er in den VL-Vertrag ein, danach ruht das Geld für ein Jahr. Im Anschluss kannst du frei über das gesamte Kapital verfügen.

Unter bestimmten Voraussetzungen legt sogar der Staat noch etwas oben drauf. Dieser Extrabonus heißt „Arbeitnehmersparzulage“ und ist beim VL-Sparen mit ETFs besonders hoch.

Wie hoch ist die Arbeitnehmersparzulage bei VL-Sparplänen mit ETFs?

VL-Sparen mit ETFs bringt die höchstmögliche staatliche Förderung, genauso wie ein VL-Aktiensparplan oder das VL-Sparen mit aktiven Aktienfonds. Alleinstehende können so bis zu 80 Euro jährlich vom Staat erhalten, für Verheiratete gilt der doppelte Betrag. Gefördert werden 20 Prozent des Sparbetrags von maximal 400 Euro beziehungsweise 800 Euro für Verheiratete pro Jahr. Voraussetzung: Dein zu versteuerndes Einkommen beträgt maximal 20.000 Euro. Daher ist das VL-Wertpapiersparen für Auszubildende und Geringverdiener besonders lukrativ.

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Die hohe staatliche Förderung gibt es zudem nur, wenn im ETF mindestens 60 Prozent Aktien liegen. Daher wählst du am einfachsten einen reinen Aktien-ETF wie zum Beispiel auf einen MSCI World Index (siehe Tabelle unten) oder den FTSE All World Index, die das Risiko breit streuen.

Wann lohnt sich VL-Sparen mit ETFs?

Vermögenswirksame Leistungen können auf verschiedene Arten genutzt werden, so zum Beispiel auch für Bausparverträge, für einen VL-Aktiensparplan oder einen klassischen VL-Fondsparplan.

Einen VL-ETF-Sparplan solltest du wählen, wenn du bereit bist, das Zusatzgeld vom Chef am Aktienmarkt anzulegen. Hast du noch wenig Erfahrung mit Aktien, sind vermögenswirksame Leistungen ein guter Weg, um zu starten. Der deutsche Fondsverband BVI rechnet zum Beispiel vor, dass Anleger seit 1962 mit einem sieben Jahre laufenden VL-Fondssparplan ohne staatliche Förderung im Schnitt 7,3 Prozent Wertzuwachs pro Jahr erzielt haben. Mit Zulagen waren es sogar 10,3 Prozent jährlich. Für die Berechnung wurden aktiv gemanagte Fonds zugrunde gelegt.

Mit den deutlich kostengünstigeren ETFs dürfte das Ergebnis noch besser ausfallen. Leider liegen dafür keine Vergleichsdaten vor, da es ETFs in Deutschland erst seit 2000 gibt. Ergebnisse der Vergangenheit sind zwar keine Garantie für die zukünftige Entwicklung, aber mit Aktien-ETFs lassen sich langfristig höhere Renditen erzielen als mit einem Bausparvertrag.

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Sollte dein Arbeitgeber gar keine vermögenswirksamen Leistungen anbieten und dein zu versteuerndes Einkommen die Grenze von 20.000 Euro übersteigen, bringt ein VL-Vertrag mit ETF keine Vorteile. Dann zahlst du besser in einen ganz normalen ETF-Sparplan ein, da das Angebot breiter und die Kosten geringer sind.

VL in ETFs anlegen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

1.Schritt: Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen (VL) klären

Frage bei der Personalabteilung nach oder prüfe deinen Arbeits- oder Tarifvertrag, ob darin VL-Zahlungen geregelt sind. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern auch einen höheren Betrag, als im Tarifvertrag festgelegt ist, oder zahlen gar den Höchstsatz von 40 Euro pro Monat.

2.Schritt: Staatliche Förderung klären

Es ist gut vorab zu wissen, ob du ein Recht auf die staatliche Zulage hast. Dein Bruttoeinkommen kann auch höher als 20.000 Euro sein, entscheidend ist das zu versteuernde Einkommen. Du findest es auf der ersten Seite des Steuerbescheids.

Bekommst du die staatliche Zulage, lohnt sich der VL-Sparvertrag auch dann, wenn der Arbeitgeber nicht den vollen Satz von 40 Euro oder gar keine vermögenswirksamen Leistungen bezahlt. Du kannst die Differenz aus eigener Tasche zuzahlen und so die volle Arbeitnehmersparzulage kassieren.

3.Schritt: Anbieter mit VL-fähigen ETFs auswählen und Depot eröffnen

Eröffne ein VL-Depot bei einem Anbieter und schließe einen VL-Vertrag ab. Achte bei der Auswahl des Anbieters vor allem auch auf die Gebühren. Insbesondere die Orderkosten können nämlich überproportional zu Buche schlagen, wie das bei der Commerzbank der Fall ist.

Bei einer VL-Sparrate von 40 Euro fallen dort 2,60 Euro (0,25 Prozent Orderkosten plus 2,50 Euro je Ausführung) an, das sind 6,5 Prozent der Anlagesumme. Bei geringeren Sparraten ist die prozentuale Gebührenbelastung noch höher. Das günstigste Angebot macht Oskar *. Weitere günstige Anbieter sind Comdirect, ebase oder Finvesto.

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So findest du den besten VL ETF-Anbieter

Die Suche nach dem passenden VL-ETF-Anbieter ist weder schwer noch besonders aufwändig. Da es sich für die Banken nicht wirklich lohnt, VL-ETF-Sparpläne anzubieten, ist die Zahl der Anbieter klein. VL-Fondsparplan-Anbieter, die herkömmliche aktive Fonds offerieren, gibt es viele. Meist raten die Banken ihren Kunden zu deren klassischem Fondsparplan oder zu einem Bauspar-Angebot. Langfristig liefern Aktien jedoch die besten Renditen. Grund genug, sich für einen ETF-Sparplan zu entscheiden, um vermögenswirksame Leistungen anzulegen.

Anbieter wie die Commerzbank und die Commerzbank-Tochter Comdirect sind vielen ein Begriff. ebase und Finvesto sind ebenfalls deutsche Unternehmen mit einem starken Fokus auf das Fondsgeschäft. Sie gehören beide zur britischen FNZ Gruppe. Vergleichsweise jung ist Oskar. Kundenkonten und Depots der digitalen Vermögensverwaltung aus Karlsruhe führt die auf das Wertpapiergeschäft spezialisierte Baader Bank AG.

Wo kann ich vermögenswirksame Leistungen (VL) in ETFs anlegen?

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Quelle: Angaben der Anbieter; Stand: 31.01.2023

Das größte Angebot gibt es bei den Online-Fondspezialisten ebase und Finvesto, die für VL-ETF-Sparpläne mehrere hundert ETFs zur Verfügung stellen. Viel wichtiger als die angebotene Menge sind aber die Gebühren für die Depotführung sowie die Orderkosten. Denn jeder Anbieter von VL-Sparplänen hat einen passablen ETF auf einen marktbreiten Index im Angebot. Daher ist kein großer VL-ETF-Test oder ein aufwändiges Wühlen durch Tabellen erforderlich. Der ETF kann also genauso gut von einem anderen Anbieter sein. Du kannst einfach ein VL-Depot eröffnen und dann aus dem Angebot einen ETF auf die genannten Indizes wählen.

4.Schritt: VL-fähigen ETF auswählen

Die Angebote für ETF-VL-Sparpläne sind nicht gerade üppig, reichen aber aus. Du brauchst ja nur einen ETF. Je nach Gusto solltest du entscheiden, in welchen ETF die vermögenswirksamen Leistungen investiert werden. So kann der ETF-Sparplan eine Ergänzung zum bestehenden Depot sein.

Welche ETFs eignen sich für meine vermögenswirksamen Leistungen?

Wenn du Anfängerin bist und noch kein Depot hast, könntest du einfach einen global anlegenden ETF wählen. Beispielsweise ETFs auf den MSCI World, den FTSE All World oder MSCI All Country World sorgen für eine breite Risikostreuung.

Die besten MSCI-World-ETFs laut Morningstar:

Generated by wpDataTables


Quelle: Morningstar (24.01.2023)
Legende: Bewertung: 5 = top, 1 = schlecht, Replikation: Nachbildung des Index

5. Schritt: Antrag beim Arbeitgeber einreichen und Sparzulage beantragen

Der Arbeitgeber muss natürlich wissen, wohin er das Geld überweisen soll. Daher erhältst du bei Vertragsabschluss eine Bestätigung für den Vertrag mit allen relevanten Informationen für den Arbeitgeber. Leite sie an die Personalabteilung weiter, um dich dann entspannt zurückzulehnen. Jetzt kann das Geld deines Chefs oder deiner Chefin für dich arbeiten.

Um die staatliche Zulage für Geringverdiener zu erhalten, musst du die Arbeitnehmersparzulage beim Finanzamt beantragen. Das genügt einmal für die gesamte Laufzeit. Die Bescheinigung dafür gibt es ebenfalls bei Vertragsabschluss.

herMoney Tipp

Lass dir das Geldgeschenk deines Chefs oder deiner Chefin nicht entgehen! Am meisten bringt es dir, wenn du die vermögenswirksamen Leistungen in ETFs anlegst. Vielleicht ist ein VL-ETF sogar dein erster Schritt aufs Börsenparkett? Wenn du dein Depot außerhalb vermögenswirksamer Leistungen mit lukrativen ETFs anreichern möchtest, hätten wir noch ein paar Tipps für dich. Zum Beispiel amerikanische ETFs, ETFs rund um erneuerbare Energien und dividendenstarke Titel.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

* Hinweis: An manchen Stellen befinden sich Links, die zu Banken führen. Wenn du daraufklickst, erhält herMoney eine kleine Provision. Diese Provision hat die Auswertung aber nicht beeinflusst.

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Antonie Klotz

Antonie Klotz schreibt als freie Autorin Fachbeiträge für namhafte Medien. Gemeinsam mit ihren Kollegen von finanzjournalisten.de verfasst sie außerdem Bücher zum Thema Geldanlage für die Stiftung Warentest, beispielsweise „Anlegen mit ETF“, „Die Finanztest-Strategie“ und „Geldanlage für Mutige“.