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Sind Value-ETFs sinnvoll? Die besten im Vergleich

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Simin Heuser

6. Februar 2023

Value-ETFs bieten dir die Möglichkeit, in unterbewertete Aktien zu investieren. Für wen lohnt sich diese Strategie?

Inhalt

Value-ETFs: Das Wichtigste in Kürze

Value-ETFs legen in Aktien unterbewerteter Unternehmen an, die aktuell günstig erscheinen und zukünftig an Wert gewinnen könnten.

Der laut Morningstar beste Value-ETF (IE00B78JSG98) hat in den letzten 5 Jahren eine Rendite von 8,94 Prozent eingebracht.

Mehr Rendite erwirtschafteten Growth-ETFs, die auf wachstumsstarke Unternehmen setzen. Aktuell investieren manche AnlegerInnen aber mehr in Value-Titel, da sie im momentan schwierigen Börsenumfeld tendenziell weniger Verluste einfahren.

In diesem Artikel erklären wir dir, was Value-Aktien-ETFs eigentlich sind und wie die Value-Strategie mit ETFs funktioniert. Wir vergleichen die besten Value-ETFs und erklären, für welche Anlegerin ein Value-ETF sinnvoll ist.

Was sind Value-ETFs? Die Value-Strategie einfach erklärt

Das Ziel von Value-ETFs ist es, in Aktien zu investieren, die als unterbewertet gelten – also zu einem Preis zu kaufen sind, der unter ihrem eigentlichen Wert liegt.

Der berühmte Value-Investor Warren Buffett hat dazu einmal gesagt: „Price is what you pay, Value is what you get” – also „Der Preis ist das, was du bezahlst, und der Wert das, was du bekommst“. Dieser Spruch soll deutlich machen: Der Preis eines Produkts – oder aber einer Aktie – entspricht nicht immer seinem Wert.

Die Idee hinter der Value-Investmentstrategie ist also, dass solche unterbewerteten Aktien im Vergleich zu anderen ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Und dass sie im Laufe der Zeit an Wert gewinnen werden, wenn sich die Marktbedingungen verbessern.

Viele Value-InvestorInnen feilen an ihrer Strategie, analysieren aufwendig einzelne Aktien und suchen nach den besten unterbewerteten Unternehmen. Aber wer hat im Alltag dafür schon Zeit? Value-ETFs nehmen dir einen Teil dieser Arbeit ab. Denn mit Value-ETFs kannst du relativ einfach in eine breite Palette von unterbewerteten Aktien investieren, ohne jede Aktie zu analysieren. So erreichst du eine breite Streuung und minimierst dein Risiko.

Value-Factor-ETFs – Was hinter dem Faktor steckt

Wenn du in Value-Aktien über einen ETF investieren möchtest, greifst du in der Regel auf sogenannte Faktor-ETFs zurück. Der große Unterschied zu klassischen ETFs: Normalerweise werden die Aktien in einem Index über ihre Marktkapitalisierung ausgewählt. Faktor-ETFs basieren dagegen auf Indizes, bei denen die Aktien nach bestimmten Bewertungskriterien selektiert und gewichtet werden.

Die meisten dieser Value-Produkte bilden Indizes des Anbieters MSCI ab und nutzen verschiedene Kenngrößen, um die Zusammensetzung festzulegen.

Das können zum Beispiel sein:

  1. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): Es wird berechnet, indem der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie geteilt wird. Das KGV gibt Auskunft darüber, wie viel Geld AnlegerInnen bereit sind, für eine Aktie zu zahlen. Und zwar im Verhältnis zum Gewinn, den das Unternehmen erzielt.
  2. Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): Das KBV setzt den Börsenkurs einer Aktie ins Verhältnis zu ihrem Substanzwert, also den Sachwerten eines Unternehmens beziehungsweise seinem Eigentum.

Mit diesen und weiteren Kriterien kannst du sogenannte Value-Fallen vermeiden. Damit sind Aktien gemeint, die auf den ersten Blick günstig bewertet sind, aber tatsächlich in Schwierigkeiten stecken und deshalb zu einem niedrigen Preis zu haben sind.

Value vs. Growth: ETF-Strategien im Vergleich

Der Gegenspieler des Value-Investings ist das Growth-Investing. Während sich Value-AnlegerInnen auf unterbewertete Unternehmen konzentrieren, geht es beim Growth-Investing darum, wachstumsträchtige Aktien zu finden. Growth-Unternehmen sind häufig in Branchen wie Technologie, Gesundheitswesen oder Biotechnologie zu finden.

Es bleibt ein ewiges Duell zwischen den beiden Strategien. Vergleicht man die Performance zum Beispiel anhand zweier ETFs auf den MSCI World und den MSCI World Value Factor, ergibt sich folgendes Bild: Auf längere Sicht (fünf Jahre etwa) siegt eindeutig der „normale“ MSCI World ohne Value Fokus. Er erzielt ein Plus von insgesamt 52,44 Prozent. Die Value-Variante kommt im selben Zeitraum auf 19,02 Prozent.

Seitdem es an den Börsen aber wieder bergab geht, scheint das Value-Produkt weniger Verlust zu machen: Auf ein Jahr betrachtet liegt der MSCI World ETF bei -3,07 Prozent, die Value-Variante dagegen nur bei -0,8 Prozent.

Welche Variante die bessere ist – Value- oder Growth-Investing – ist nicht einfach zu beantworten. Zu einem gewissen Teil ist es auch eine Glaubensfrage. Denn wie immer in der Finanzwelt gilt auch hier: Wir haben alle keine Glaskugel, mit der wir zukünftige Entwicklungen vorhersagen können.

Zusätzlich hängt die Wahl der passenden Investmentstrategie auch von deinen individuellen Anlagezielen und deiner Risikotoleranz ab. Tatsächlich haben beide Investmentstrategien ihre Vor- und Nachteile und können je nach Marktbedingungen unterschiedliche Ergebnisse erzielen. So gelten Value-Aktien allgemein als Gewinner in Krisenzeiten, während Growth-Aktien eher beliebt in Aufschwungphasen sind.

Sind Value-ETFs eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio?

Nicht jede Investorin muss oder sollte auf Value-ETFs setzen. Ob diese Form des Investierens etwas für dich ist, hängt stark von deinen individuellen Anlagebedürfnissen ab. Besonders Anfängerinnen sollten sich nicht mit zu vielen verschiedenen Strategien und Produkten überfordern.

Wenn du aber schon etwas fortgeschritten bist und einen langen Anlagehorizont mitbringst, könnten Value-ETFs eine spannende Ergänzung in deinem Portfolio sein. Besonders dann, wenn du ohne viel Aufwand in unterbewertete Aktien investieren möchtest.

Natürlich ist es schwierig zu sagen, was die Zukunft bringt. Im Moment sieht es für Wachstumsaktien aber nicht besonders gut aus. Entsprechend sollten Value-Aktien weiterhin interessant für Anlegerinnen bleiben.

Pro und Contra: Investieren in Value-ETFs

Vorteile und Chancen von Value-ETFs

  • Value-ETFs bieten die Möglichkeit, in unterbewertete Aktien zu investieren, die möglicherweise das Potenzial haben, im Laufe der Zeit an Wert zu gewinnen.
  • Du kannst mit ihnen breit diversifiziert in viele Titel investieren, ohne dich um die Titelauswahl zu kümmern. Damit kannst du dein Risiko minimieren und die Volatilität reduzieren.
  • Value-ETFs sind besonders im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds kostengünstig und ermöglichen dir damit eine vergleichsweise günstige Geldanlage.

Nachteile und Risiken von Value-ETFs

  • Unterbewertete Aktien haben im Vergleich zu Wachstumsaktien ein geringeres Wachstumspotenzial. „Growth-InvestorInnen“ bemängeln das und sind der Überzeugung, dass Wachstumstitel die bessere Wahl sind. Einen eindeutigen Sieger bei „Value vs. Growth“ gibt es nicht, denn die Entwicklung hängt stark von den Marktphasen und anderen Rahmenbedingungen ab.
  • Value-ETFs verlieren im längerfristigen Vergleich (über die letzten fünf Jahre) tendenziell gegen die Growth-Strategie.
  • Es kann sein, dass Value-ETFs mitunter etwas länger brauchen, um an Wert zu gewinnen, da sie auf längerfristige Veränderungen in den Finanzkennzahlen von Unternehmen ausgerichtet sind.

Nischen-Segmente im Check: Verschiedene Formen von Value-ETFs

  1. Small-Cap-Value-ETFs: Diese ETFs investieren in kleine Unternehmen mit einer günstigen Bewertung. Small Caps sind kleine Unternehmen mit einer geringeren Marktkapitalisierung als große Unternehmen. Es gibt auch Small-Cap-ETFs, die nicht auf Value-Aktien beschränkt sind.
  2. Value-Dividend-ETFs: Diese ETFs investieren in unterbewertete Aktien, die eine hohe Dividendenrendite aufweisen. Die Idee hinter diesen Dividenden-ETFs ist, dass du als Anlegerin von den regelmäßigen Dividendenzahlungen der Unternehmen profitierst. Sie kommen zur Kurssteigerung dazu.
  3. Technologie-Value-ETFs: Diese Variante der Tech-ETFs bieten die Möglichkeit, in unterbewertete Technologie-Aktien zu investieren und von den wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen der Branche zu profitieren.
  4. Globale Value-ETFs: Mit weltweit anlegenden Value-ETFs kannst du breit diversifiziert in unterbewertete Aktien aus verschiedenen Regionen der Welt investieren.
  5. Value-ETFs mit regionalem Schwerpunkt: Neben global anlegenden Value-ETFs gibt es auch solche mit regionalem Fokus. Emerging-Market-Value-ETFs investieren zum Beispiel in Schwellenländer. Das sind Länder, die sich im Prozess der Industrialisierung und Modernisierung befinden und möglicherweise ein starkes Wachstumspotential aufweisen. USA-Value-ETFs legen dagegen einen Schwerpunkt auf die USA und Europa-Value-ETFs investieren ausschließlich in unterbewertete Aktien in Europa.

Value-ETFs im Vergleich: Welcher Value-ETF ist der beste?

Du fragst dich, welchen Value-ETF du auswählen sollst? Vielleicht hilft dir unsere Tabelle bei der Auswahl, die wir gemeinsam mit der Rating-Agentur Morningstar erstellt haben.

Generated by wpDataTables


Quelle: Morningstar (23.01.2023)
Legende: Morningstar Rating Gesamt: 5 = top, 1 = schlecht, Replication Method: Nachbildung des Index

Wie wähle ich den passenden ETF aus?

Die folgende Liste kann dir dabei helfen, den passenden Value-ETF herauszusuchen:

1. Welcher ETF passt in dein Gesamtportfolio?

Wichtig: Du solltest dir in jedem Fall zuerst Gedanken über den regionalen oder thematischen Schwerpunkt machen, bevor du einen ETF auswählst. Globale Streuung ist das A und O der langfristigen Geldanlage.

Schau dir also genau an, wie dein Portfolio aussieht, und überlege zunächst, welcher Schwerpunkt sinnvoll ist: Eher ein global anlegender ETF oder zum Beispiel eher einer mit regionalem Fokus? Wenn du zum Beispiel noch gar nicht mit dem Investieren angefangen hast, aber überzeugt von der Value-Strategie bist, wäre ein globaler Value-ETF vielleicht etwas für dich.

2. Wie hoch ist das ETF-Volumen?

VerbraucherschützerInnen raten, eher zu ETFs mit höherem Volumen zu greifen. Eine Orientierungsgröße sind etwa 100 Millionen Euro.

3. Ertragsverwendung und Replikationsmethode

Bei der Ertragsverwendung wird zwischen „thesaurierend“ und „ausschüttend“ unterschieden. Thesaurierende ETFs legen die Erträge wieder an. Sie eignen sich besonders in der Ansparphase. Möchtest du dagegen regelmäßige Auszahlungen erhalten, kannst du auf einen ausschüttenden ETF setzen. Hier geht’s zu unserem Überblick: Ausschüttende vs. thesaurierende ETFs: Was ist besser?

Die Replikationsmethode gibt Aufschluss darüber, wie der ETF die im Index enthaltenen Aktien abbildet: Kauft der ETF tatsächlich alle Einzelaktien (physisch) oder garantiert er die Wertentwicklung über Tauschgeschäfte (synthetisch)? Mehr zu synthetischen ETFs erfährst du hier.

4. Wie hoch sind die Kosten?

Je teurer der ETF, desto mehr Rendite musst du abgeben. Achte daher darauf, nicht zu teure ETFs zu wählen. Jährliche Kosten bis 0,5 Prozent sind üblich.

5. Wirf einen Blick in das Portfolio des ETFs

Bevor du dich entscheidest, schau dir verschiedene ETFs genauer an. Am Beispiel des Xtrackers MSCI World Value-ETF 1C: USA sind mit knapp 42 Prozent am stärksten vertreten, allerdings ist der ETF sehr breit aufgestellt. Japan macht 22 Prozent aus, Großbritannien liegt auf Platz drei mit 11 Prozent.

Unter den Branchen belegen Technologie, Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen die ersten drei Plätze. Entsprechende Unternehmen finden sich in dem ETF: Intel, Cisco und Pfizer sind unter den zehn größten Unternehmen im Portfolio vertreten.

herMoney Tipp

Beschäftige dich zunächst mit anderen Strategien wie dem Growth-Investing oder der Dividenden-Strategie. Dann kannst du besser einschätzen, ob Value-Investing etwas für dich ist.

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
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Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Simin Heuser

Simin Heuser hat Volkswirtschaftslehre studiert und war bereits für verschiedene Fondsgesellschaften und Fintechs tätig. Sie schreibt unter anderem als freie Autorin über Finanz- und Versicherungsthemen.