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Welt-ETF als Basisanlage: Ist der FTSE All World eine Alternative zum MSCI World?

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Anke Dembowski

Autorin

14. Februar 2023

Du bist auf der Suche nach einem global ausgerichteten Aktien-ETF? Wir zeigen, welche Möglichkeiten du hast und worauf zu achten ist.

Inhalt

All World ETF: Das Wichtigste in Kürze

Wenn du weltweit investieren willst, kommen verschiedene Indizes infrage. ETFs auf diese Indizes sind sich in Performance und Risiko recht ähnlich.

Der MSCI World deckt nur die Industrieländer ab und enthält 1.508 Aktien. Der entsprechende ETF wird häufig als Basisanlage empfohlen. Es gibt aber durchaus solide Alternativen.

Der FTSE All World enthält sowohl Industrie- als auch Schwellenländer. Insgesamt kommt er auf 4.150 Aktien. Der einzige in diesen Index investierende ETF ist der A1JX52.

Der MSCI All Country World enthält ebenfalls Industrie- und Schwellenländer und kommt auf 2.882 Aktien. Eine Variante dieses Index ist der MSCI All Country World Investable Market Index. Er enthält zusätzlich Aktien kleiner Firmen.

Überlege, inwiefern du Schwellenländer berücksichtigen möchtest. Du könntest sie ganz ausschließen (MSCI World), sie mit einem Welt-ETF abdecken (FTSE All World oder MSCI All Country World) oder du kaufst zwei ETFs (MSCI World und MSCI Emerging Markets) und bestimmst die Gewichtung selbst.

Bei Aktien-Anlagen willst du weltweit und in alle Branchen investieren, weil du dich mit einer breiten Streuung am sichersten fühlst? Dann folgst du dem Rat vieler ExpertInnen, die in einem solchen ETF eine solide Basisanlage sehen. Jetzt sind im Prinzip nur noch zwei Fragen offen: An welchem international ausgerichteten Aktienindex willst du dich orientieren und welcher ETF soll es am Ende sein?

MSCI World vs. MSCI All Country World Index (ACWI): Wer wirklich die ganze Welt abbildet

Ein All-Country-ETF (ACWI-ETF) beziehungsweise ein All-World-ETF orientiert sich an einem Aktienindex, der in alle Länder investiert. Egal ob Industrie- oder Schwellenland.

Der Klassiker unter den weltweit ausgerichteten Aktienindizes ist der MSCI Word Index, der allerdings nur in Industrieländer investiert. Er wird börsentäglich vom Index-Betreiber MSCI berechnet (MSCI ist übrigens selbst auch börsengelistet). Der MSCI Word Index setzt sich aus knapp 1.500 Einzelaktien aus 23 Ländern zusammen, allesamt Industrieländer.

Die jeweilige Gewichtung der 1.500 Aktien hängt ab vom Gewicht des Unternehmens an der Börse (der sogenannten „Marktkapitalisierung“), dem Volumen der tatsächlich an den Börsen gehandelten Aktien (der sogenannten „Markt-Liquidität“) und verschiedenen anderen Faktoren. Das Bestreben ist, mit diesem Index möglichst gut die Aktien der Industrieländer weltweit abzubilden.

Neben dem MSCI-World-Index berechnet und veröffentlicht MSCI eine Vielzahl weiterer Indizes – das ist das Geschäftsmodell von MSCI. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass MSCI eine Index-Familie an global ausgerichteten Aktien-Indizes anbietet: Neben dem Klassiker MSCI-Word-Index, der ausschließlich Industrieländer berücksichtigt, gibt es noch den MSCI Emerging Markets, der Aktien aus 25 Schwellenländern beinhaltet, und den MSCI ACWI (All Country World Index). Dieser Index enthält Aktien aus den 47 Ländern des MSCI-World- und des MSCI-Emerging-Markets-Index und ist somit der umfassendste Aktienindex aus der MSCI-Familie. Er deckt rund 85 % der weltweit investierbaren Aktien ab und ist damit ein guter Indikator für das Börsengeschehen der Welt.

Die folgende Tabelle zeigt die Indexfamilie im Vergleich.

Weltweit ausgerichtete Aktien-Indizes von MSCI

  MSCI Word Index MSCI Emerging Markets Index MSCI ACWI (All Country World Index)
Aktien-Universum 23 Industrieländer 24 Schwellenländer 47 Industrie- und Schwellenländer
Anzahl der im Index enthaltenen Aktien 1.508 1.374 2.882
Basis-Währung des Original-Index US-Dollar US-Dollar US-Dollar
Index-Gewicht der USA 67,68% 0% 60,02%

Quelle: msci.com, Abruf am 09.02.2023

Ein relativ starkes Gewicht liegt bei den meisten weltweit orientierten Aktienindizes auf Unternehmen, die in den USA beheimatet sind. Der Grund: In den USA sind mehr Unternehmen an der Börse gelistet als in jeder anderen Region der Welt. So beinhaltet der MSCI-Word-Index zu fast 68 % US-amerikanische Titel, beim MSCI ACWI sind es fast 61 %. Das ist weder gut noch schlecht, aber du solltest es wissen.

Da MSCI ein amerikanisches Unternehmen ist, berechnet es die weltweiten Indizes in US-Dollar. Aber jeder Index kann natürlich auch in andere Währungen, beispielsweise den Euro, umgerechnet werden.

Besser einen ETF auf den MSCI World oder den MSCI All World kaufen?

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob du besser den MSCI World oder den MSCI All Country kaufen solltest. Das ist Geschmackssache. Eine Möglichkeit ist, dass du einen ETF auf den MSCI Word Index und einen auf den MSCI Emerging Markets-Index kaufst. Der Vorteil: So kannst du die Gewichtung zwischen Industrie- und Schwellenländern selbst steuern.

Alternativ kannst du auf einen MSCI ACWI ETF setzen. In dem Fall wird die Gewichtung zwischen Industrie- und Schwellenländern von MSCI vorgegeben. Aktuell liegt der Schwellenländer-Anteil am MSCI ACWI bei ungefähr 10 %. Das ist natürlich wenig. Wenn du der Meinung bist, dass die Schwellenländer künftig eine besondere wirtschaftliche Dynamik aufweisen werden, kannst du einfach noch eine Extra-Portion eines Schwellenländer-ETF (Emerging Market ETF) dazu kaufen.

Welcher der weltweiten Aktien-Indizes am Ende in deiner Anlageperiode am besten abschneiden wird, lässt sich im Vorhinein leider nicht sicher vorhersagen. Der Chart unten zeigt, dass die Entwicklung des MSCI World und des MSCI ACWI über die vergangenen 15 Jahre relativ nah beieinander liegen. Aber der MSCI Emerging Markets performt in diesem Zeitraum schlechter. Wie das in Zukunft aussehen wird, weiß leider niemand mit Gewissheit.

Vergleich dreier weltweit orientierten Aktienindizes von MSCI

Quelle: MSCI , Abruf am 09.02.2023

Nun ist MSCI aber bei weitem nicht der einzige Index-Anbieter. Neben vielen weiteren gibt es noch die beiden amerikanischen Anbieter Dow Jones und Standard & Poor’s und die beiden europäischen Anbieter FTSE und STOXX. Vielleicht hast du diese Namen schon einmal gehört, weil das die bekanntesten Anbieter sind, aber es gibt hunderte mehr.

Genauso wie MSCI stellt auch der Anbieter FTSE weltweit ausgerichtete Aktienindizes zur Verfügung. Zum Glück gibt es auch an den Börsen Wettbewerb, und so kommt es, dass einzelne ETF-Anbieter auf den All-World-Index von MSCI setzen (z.B. Lycor, Xtrackers, iShares, SPDR), und andere setzen auf den All-World-Index des britischen Index-Anbieters FTSE (z.B. Vanguard). Der FTSE All World enthält weltweit 4.150 Aktien, während es beim MSCI All Country World „nur“ 2.882 Titel sind. Insofern ist der FTSE-Index noch breiter gestreut als der von MSCI.

Vanguard FTSE All World ETF vs. MSCI World ETFs

Uns erreichen in letzter Zeit viele Anfragen zum Vanguard FTSE All World ETF. Ein triftiger Grund dafür fällt uns nicht ein, außer dass der US-ETF-Anbieter Vanguard seine Fonds seit Herbst 2018 auch in Deutschland anbietet. Offenbar macht Vanguard etwas Tamtam darum, dass sie mit ihren All-World-ETFs auf den FTSE All-World-Index und nicht – wie die meisten anderen Anbieter –auf den MSCI All-World-Index setzen. Scheinbar hat sich Vanguard die Lizenz am FTSE All World Index exklusiv gesichert.

Außerdem bietet Vanguard seinen weltweiten ETF in zwei Varianten an: Eine ausschüttende („distributing“) mit der WKN A1JX52, und eine thesaurierende („accumulating“) mit der WKN A2PKXG. Bei der ausschüttenden Variante bekommst du jährlich die Dividenden gutgeschrieben und kannst sie verjuxen. Bei der thesaurierenden Variante werden die Dividenden regelmäßig dem Fondsvermögen gutgeschrieben, so dass es rascher anwächst. Die laufenden Kosten sind bei beiden Varianten mit 0,22 % pro Jahr relativ niedrig.

Welche Aktien sind im A1JX52?

Die größten Anteile entfallen auf folgende Firmen:

  • Apple
  • Microsoft
  • Amazon
  • Alphabet A
  • UnitedHealth
  • Alphabet C
  • Johnson & Johnson
  • Exxon Mobil
  • Berkshire Hathaway
  • JPMorgan

Nun steht immer noch die Frage im Raum: Auf welchen weltweiten Aktien-ETF solltest du setzen? Es mag sich wenig wissenschaftlich anhören, aber wenn wir die beiden Charts eines ETF auf den MSCI All Country und eines ETF auf den FTSE All-World übereinander legen, können wir keine nennenswerten Unterschiede erkennen (siehe Chart unten). Es ist fast unmöglich, die beiden Linien überhaupt voneinander zu unterscheiden.

Vielleicht ist es so wie beim Einkauf von Granny-Smith-Äpfeln: Man könnte viel darüber schreiben, welcher Bauer wie anbaut und welche Vorzüge die jeweilige Anbaumethode hat. Aber letzten Endes spielt es für uns in der Praxis keine allzu große Rolle, ob die Äpfel von diesem oder jenem Bauern stammen. Lass dich also nicht verrückt machen, auf welchen All-Countries-ETFs du setzen sollst. Du wirst dich schon richtig entscheiden!

Chart: Lyxor MSCI All Country World UCITS ETF – Accumulating USD (WKN LYX00B, grüne Linie) vs. Vanguard FTSE All-World UCITS ETF – USD ACC ETF (WKN A2PKXG, graue Linie), seit Auflage des Vanguard-ETFs im August 2019

Quelle: Comdirect Informer, Abruf am 09.02.2023

All World ETFs im Vergleich: MSCI vs. FTSE

Generated by wpDataTables


Quelle: Morningstar (27.01.2023)
Legende: Bewertung: 5 = top, 1 = schlecht, Replikation: Nachbildung des Index

Die Tabelle zeigt: In den vergangenen drei Jahren haben die Fonds, die auf einen All-World-Aktienindex setzen, eine Wertentwicklung zwischen 5,64 und 5,77 % gehabt. Das vergangene Jahr 2022 war ein besonders schlechtes Börsenjahr. Über fünf Jahre glättet sich die Lage schon etwas, hier liegt das durchschnittliche Jahresergebnis bei rund sieben Prozent.

Noch etwas fällt an der Tabelle auf: Der Vanguard FTSE All World ETF ist mit einem Volumen von mehr als 14 Milliarden Euro mit Abstand der größte Fonds.

Zum Vergleich: MSCI World ETFs

Generated by wpDataTables


Quelle: Morningstar (24.01.2023)
Legende: Bewertung: 5 = top, 1 = schlecht, Replikation: Nachbildung des Index

ACWI IMI: Möchtest du auch kleine Unternehmen berücksichtigen?

Das Index-Angebot von MSCI ist fast unerschöpflich. So bietet MSCI neben den klassischen All Country World Indizes auch jeweils den entsprechenden IMI-Index an. IMI steht dabei für „Investable Market“ und enthält große, mittelgroße und kleine Titel (Large, Mid und Small Caps). Die klassischen MSCI ACWI Indizes enthalten hingegen nur große und mittelgroße Titel (Large und Mid Caps), aber keine Small Caps. Für die Performance, also die Index-Wertentwicklung, scheint das aber nur eine minimale Nuance zu sein, wenn man sich die größten Titel des MSCI ACWI Index ansieht.

Die 10 größten Titel des MSCI ACWI Index (und entsprechender ETFs)

  • Apple
  • Microsoft
  • Amazon
  • Alphabet A
  • Alphabet C
  • Nvidia
  • Exxon Mobil
  • United Health
  • Tesla
  • Johnson & Johnson

Allein diese 10 größten Titel haben gemeinsam einen Anteil von etwa 14 % am MSCI ACWI Index. Der Index enthält 2.882 Aktien! Ob dann „unter ferner liefen“ noch ein paar Small Caps kommen, dürfte hinsichtlich der Index-Wertentwicklung nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Interessant ist vielleicht noch die Branchen-Zusammensetzung des MSCI ACWI Index: Derzeit sind zu 21 % IT-Firmen enthalten, 15 % kommen aus dem Finanzsektor, 13 % aus dem Gesundheits-Segment und 11 % aus dem Bereich zyklische Konsumgüter. Mit einem All World ETF bist du also auch branchenmäßig breit aufgestellt.

herMoney Tipp

Ein All Country World ETF stellt eine sinnvolle Basisanlage für jedes breit ausgerichtete Weltportfolio dar. Hier gibt es eine große Auswahl an breit aufgestellten, weltweiten Aktien-ETFs, die infrage kommen. Wirkliche Fehlgriffe kannst du dabei eigentlich nicht machen, solange es sich um zugelassene All Country ETFs handelt. Egal in welchen du investierst: Unternehmen aus den USA haben ein sehr starkes Gewicht, weil es dort einfach viele große Unternehmen mit einem Börsenlisting gibt.

Zum Weiterlesen: Du kannst über ETFs außerdem gezielt Schwerpunkte setzen, wenn du magst. Für manche Anlegerinnen sorgen sie erst richtig für Pepp! Infrage kommen zum Beispiel nachhaltige ETFs, E-Mobilitäts-ETFs, DAX-ETFs oder Health-ETFs.

Keine Ahnung von der Börse? So geht’s:

  1. Schritt: Depot eröffnen
    Um Fonds zu kaufen, brauchst du ein Depot. Das kannst du dir bei deiner Hausbank oder – meist günstiger – bei Online-Brokern einrichten. Im herMoney Depotvergleich erfährst du, welches das richtige sein könnte.
  2. Schritt: Strategie überlegen
    Kauf nicht irgendwelche Fonds. Mach dir erst Gedanken, wie dein Depot strukturiert sein soll. Welchen Anteil sollen Aktien, ETFs und Rentenfonds ausmachen? Mehr über die sogenannte Asset Allocation erfährst du hier.
  3. Schritt: Fonds auswählen
    Wie erkennt der Laie eigentlich einen guten Fonds? Lies es hier nach.
  4. Schritt: Jährlicher Check
    Der Markt ändert sich und damit dein Depot. Manche Aktien und Anleihen steigen, andere fallen. Deshalb solltest du einmal pro Jahr prüfen, ob dein Depot noch deinem Risikoprofil entspricht. Mehr dazu findest du hier.

Extra-Tipp: Was tun, wenn die Börse crasht?
Ein Börsencrash ist keine Katastrophe. Behalte einen kühlen Kopf und sitze die Kursschwankungen einfach aus. Ganz Mutige kaufen jetzt sogar nach. Warum das sinnvoll sein kann.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".